Nur in Kombination mit Hepatitis B

Hepatitis D: Seltene Virushepatitis, die nicht alleine auftritt

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Hepatitis D ist eine virale Leberentzündung, die durch das Hepatitis-D-Virus verursacht wird. Das Besondere ist, dass Hepatitis D nur dann auftreten kann, wenn der Betroffene auch eine Hepatitis-B-Virus-Infektion aufweist.

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© iStock.com/Ca-ssis

Im Überblick:

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Was ist Hepatitis D?

Die Hepatitis D zählt zu den durch Viren hervorgerufenen Leberentzündungen, die auch als Virushepatitiden bezeichnet werden. Dabei lassen sich verschiedene durch Viren hervorgerufene Leberentzündungen unterscheiden. Eine Form ist die Hepatitis D, die durch das Hepatitis-D-Virus (HDV) ausgelöst wird. Eine Hepatitis D kann allerdings nur entstehen, wenn zugleich eine Infektion mit dem Hepatitis B-Virus vorliegt.

Hepatitis D ist ein Virus, das überall auf der Welt vorkommen kann. Besonders verbreitet ist es jedoch in Gebieten wie Nordafrika, dem Mittleren Osten, Südamerika oder dem Mittelmeerraum. Insgesamt sollen auf der ganzen Welt ungefähr 15 Millionen Menschen eine chronische HDV-Infektion haben, das heißt, bei ihnen lässt sich das Virus dauerhaft nachweisen. Hierzulande ist die Hepatitis D jedoch sehr selten (2016: 38 gemeldete Fälle in Deutschland). Wenn sie in unseren Breiten auftritt, betrifft sie vor allem Menschen, die zu bestimmten Risikogruppen gehören, wie Drogenabhängige, die sich Rauschmittel spritzen.

Übertragung von Hepatitis D

Für eine Übertragung von Hepatitis D gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen kann sich ein Mensch, der bereits den Hepatitis B-Virus aufweist, mit Hepatitis D infizieren. Das wird als Superinfektion bezeichnet. Zum anderen ist eine gleichzeitige Infektion mit beiden Viren möglich, dies nennt man Simultaninfektion.

Das Hepatitis D-Virus kann über infiziertes Blut in den menschlichen Körper gelangen. Daher sind vor allem Süchtige, die Drogen spritzen, für eine Übertragung von Hepatitis D gefährdet, da Spritzen oder andere für die Injektion notwendigen Materialien häufig gemeinsam verwendet werden. Auch eine Übertragung über Blutkonserven oder Blutprodukte ist theoretisch möglich, allerdings werden die Blutspenden heutzutage streng auf das Vorliegen diverser Keime untersucht.

Daneben kann das Hepatitis D-Virus bei sexuellen Kontakten von einem Menschen zum anderen übertragen werden. Selten ist eine Ansteckung des Kindes durch die Mutter in den letzten Schwangerschaftswochen und in den ersten Lebenstagen (perinatal) möglich.

Inkubationszeit von Hepatitis D

Zwischen der Ansteckung mit dem Hepatitis D-Virus und dem Auftreten erster Symptome können zwischen zwei Wochen und acht Monate vergehen (Inkubationszeit). In der Regel ist die Inkubationszeit bei einer Superinfektion kürzer als bei einer Simultaninfektion mit Hepatitis B und D.

Symptome & Verlauf: So zeigt sich Hepatitis D

Eine plötzlich einsetzende, akute Hepatitis D beginnt oft mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Übelkeit und/oder Appetitlosigkeit. Daneben kann ein Druckschmerz im rechten oberen Bauch bestehen, wo sich die Leber befindet. Später kommt eventuell eine Gelbsucht (Ikterus) mit Gelbfärbung der Haut, Schleimhaut und Augen sowie Juckreiz hinzu. Auch eine Lebervergrößerung ist möglich.

Bei der Superinfektion, bei der die Ansteckung mit dem Hepatitis B-Virus und dem Hepatitis D-Virus nacheinander erfolgt, ist ein schwerwiegenderer Krankheitsverlauf der Leberentzündung möglich als bei einer alleinigen Hepatitis B. In bis zu zehn Prozent der Fälle entwickelt sich eine über mehr als sechs Monate anhaltende chronische Hepatitis D. Bei einer Superinfektion sind die schweren Krankheitsverläufe häufiger als bei einer gleichzeitigen Ansteckung mit beiden Viren. Die Krankheit kann blitzartig einsetzen, schnell und heftig verlaufen und zu einem lebensbedrohlichen Leberversagen führen. Bei etwa 70 bis 90 Prozent der Patienten mit Superinfektion entsteht im Verlauf eine chronische Hepatitis D. Die chronische Hepatitis D ist offenbar mit einem höheren Risiko für einen bindegewebigen Umbau der Leber (Leberzirrhose) verbunden als die chronische Hepatitis B.

Wie wird Hepatitis D festgestellt?

Blutuntersuchungen auf die Leberwerte zeigen mitunter bei Routineuntersuchungen einen Anstieg von Substanzen (Transaminasen) an, die bei Hepatitis D und anderen Lebererkrankungen erhöht sein können. Außerdem lassen sich eventuell nicht nur bei Lebererkrankungen vorkommende Auffälligkeiten („unspezifische Marker“, wie eine Abnahme der weißen Blutkörperchen) finden und geben erste Hinweise auf Hepatitis D .

In weiteren Blutproben des Patienten lassen sich bei Hepatitis D Antikörper (Immunglobuline) nachweisen, die vom Immunsystem gebildet werden und sich gegen das Hepatitis D-Virus richten. Auch das Virus beziehungsweise dessen Erbmaterial kann durch spezielle Untersuchungen festgestellt werden. Außerdem erfolgt eine Analyse auf das Vorliegen einer Hepatitis B-Virus-Infektion.

Weiterhin kann eine Untersuchung von Lebergewebeproben (Leberbiopsien) notwendig sein, um zu überprüfen, ob sich das B- und das D-Virus in den Leberzellen befinden.

Behandlung bei Hepatitis D

Wie bei anderen Hepatitis-Erkrankungen empfiehlt es sich, bei Hepatitis D zunächst Bettruhe einzuhalten. Außerdem sollten die Betroffenen auf Alkohol verzichten. Der Arzt wird überprüfen, ob Medikamente, die der Patient aufgrund anderer Erkrankungen einnimmt, unbedingt notwendig sind und sie gegebenenfalls absetzen. Das gilt besonders für Medikamente, die schädigend auf die Leber wirken können.

Zur Behandlung von Hepatitis D wird der Einsatz sogenannter Interferone empfohlen, die der Entzündung entgegenwirken sollen. Allerdings gelingt es mit dieser Behandlung nur in bis zu einem Viertel der Fälle, das Hepatitis D-Virus dauerhaft aus dem Körper zu entfernen. Ist die Leber durch die Entzündung so in Mitleidenschaft gezogen, dass sie ihre Funktion nicht mehr erfüllt, kann auch eine Lebertransplantation eine Behandlungsmöglichkeit sein. Die akute Hepatitis D heilt bei einer Simultaninfektion in 90 Prozent der Fälle aus. Bei einer Superinfektion kommt es in der Mehrzahl der Fälle jedoch vor, dass sie bis zu sechs Monate und länger anhält (chronischer Verlauf).

Hepatitis D: Vorbeugen & Impfung

Gegen Hepatitis D direkt gibt es keine Impfung. Die Hepatitis B-Impfung jedoch wird seit Jahren als Standardimpfung bei Säuglingen und nicht geimpften Kindern sowie Jugendlichen unter 18 Jahren empfohlen. Daneben erhalten bestimmte Berufsgruppen wie medizinisches Personal diese Impfung.

Das Benutzen von Kondomen beim Geschlechtsverkehr kann vor einer Ansteckung mit Hepatitis D schützen. Kommt es zu Kontakt mit infiziertem Blut, zum Beispiel über Nadelstichverletzungen, die sich medizinisches Personal beim Blutabnehmen von Infizierten zugezogen haben, können sogenannte postexpositionelle (also nach dem infektiösen Kontakt durchgeführte) Impfungen sinnvoll sein. Dabei erhalten die Betroffenen gleichzeitig eine aktive und eine passive Impfung gegen das Hepatitis B-Virus.

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