Propofol: Wirkung und Nebenwirkungen des Narkosemittels
Als schnell wirksames Narkose- und Beruhigungsmittel wird Propofol häufig bei Operationen oder diagnostischen Eingriffen eingesetzt. Wann der Wirkstoff eingesetzt wird, welche Nebenwirkungen möglich sind und worauf man in der Schwangerschaft achten sollte.
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Das Narkosemittel Propofol hat eine amnestische und hypnotische Wirkung, es kann also das Gedächtnis und das Bewusstsein ausschalten. Da es innerhalb weniger Minuten wirkt, wird Propofol sehr häufig zur Narkose bei Operationen eingesetzt. Auch zur Sedierung (Beruhigung) kann der gut verträgliche Wirkstoff eingesetzt werden, zumal seine Wirkung nur kurz anhält.
Artikelinhalte im Überblick:
Wirkung von Propofol
Bisher konnte der genaue Wirkmechanismus von Propofol nicht vollständig nachgewiesen werden, die Forschung dazu läuft noch. Bekannt ist jedoch, dass der Wirkstoff an GABA-Rezeptoren aktiv ist. Diese Rezeptoren sitzen an Nervenzellen und binden den Botenstoff γ-Aminobuttersäure (GABA), der deshalb auch als Neurotransmitter bezeichnet wird. GABA hat eine hemmende Wirkung auf Nervenzellen.
Die Wirkung von Propofol tritt bereits wenige Sekunden nach der Gabe ein, hält jedoch nur acht bis neun Minuten an. Deshalb wird das Narkosemittel meistens nicht einmalig, sondern durch eine wiederholte oder kontinuierliche Injektion verabreicht. Die kurze Sedierungswirkung liegt daran, dass Propofol rasch in der Leber abgebaut und größtenteils über die Nieren ausgeschieden wird.
Kann Propofol die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigt?
Durch die Sedierung mit Propofol kann die Verkehrstüchtigkeit für etwa 12 Stunden eingeschränkt sein, das gilt auch für die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Deshalb sollten behandelte Personen nach der Aufwachphase beobachtet werden und idealerweise nicht alleine nach Hause gehen. Wer keine Begleitperson oder jemanden zum Abholen hat, sollte sich ein Taxi für die Fahrt nach Hause rufen.
Propofol: Mögliche Nebenwirkungen bei der Narkose
Anders als Inhalationsnarkosemittel wird Propofol lokal in die Vene gespritzt und kann dort brennende Schmerzen verursachen. Verglichen mit anderen Narkotika treten bei Propofol in der Aufwachphase nur selten Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf. In schweren Fällen sind eine Abflachung und damit Verlangsamung der Atmung (Atemdepression) bis hin zum Atemstillstand (Apnoe) möglich, ebenso ein Abfall des Blutdrucks, Muskelbewegungen und Unverträglichkeitsreaktionen durch die verstärkte Freisetzung von Histamin. Um solche Nebenwirkungen zu verhindern, müssen während der Narkose die Herz-Kreislauf- und Atemfunktion überwacht werden.
Wird das Narkosemittel über einen längeren Zeitraum gegeben, kann es zum schwerwiegenden Propofol-Infusionssyndrom (PRIS) kommen, das potenziell lebensbedrohlich ist. Durch die Dauergabe können gravierende Störungen des Herz-Kreislaufsystems auftreten, die tödlich verlaufen können. Gefährdet sind Kinder, die Propofol länger als zwei Tage bekommen, auch Erwachsene können von PRIS betroffen sein – deshalb darf das Narkosemittel nicht länger als sieben Tage verabreicht werden. Die behandelten Personen müssen dabei ärztlich überwacht werden.
Indikationen: Wann wird Propofol eingesetzt?
Propofol wird als Öl-in-Wasser-Emulsion injiziert und gelangt schnell ins zentrale Nervensystem (ZNS), weshalb es als rasch wirksames Narkosemittel eingesetzt wird. Während inhalative Narkosemittel in Gasform neben dem Bewusstsein auch das Schmerzempfinden unterdrücken, gilt dies für Propofol nicht.
Mögliche Einsatzgebiete von Propofol sind:
Narkose einleiten und aufrechterhalten
Sedierung von beatmeten Intesivpatient*innen, auch Langzeit- oder Dauersedierung sind möglich
Sedierung bei laparoskopischen minimalinvasiven Eingriffe zur Diagnose oder Behandlung
Total-intravenöse Anästhesie (TIVA), bei der keine zusätzlichen Narkosegase eingesetzt werden
Je nach Indikation kann das Narkosemittel bereits bei Babys ab einem Monat eingesetzt werden. Zur Dauersedierung auf der Intensivstation müssen behandelte Personen über 16 Jahre sein.
Kontraindikation von Propofol in Schwangerschaft und Stillzeit
Bisherige Untersuchungen konnten die Sicherheit zur Anwendung des Wirkstoffs in der Schwangerschaft nicht nachweisen. Da Propofol die Plazentaschranke passieren und auf das Kind übergehen kann, kann es auch auf das ungeborene Baby einwirken. Deshalb sollte das Narkosemittel nur in dringenden Fällen und nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden. Dabei sollte auch die Dosis reduziert werden beziehungsweise hohe Dosen vermieden werden.
Da Propofol in die Muttermilch übergeht, wenn auch in geringen Mengen, sollten Stillende nach einer Behandlung mit Propofol sicherheitshalber eine Stillpause von mindestens 24 Stunden einlegen.
Ist eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff bekannt, darf Propofol nicht eingesetzt werden.
Welche Wechselwirkungen sind möglich?
Wie bei jedem Arzneimittel kann es durch Propofol bei der gleichzeitigen Anwendung anderer Medikamente zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen.
Opiate verstärken oder verlängern die Wirkung von Propofol, außerdem steigt das Risiko für eine Apnoe (Aussetzung der Atmung).
Benzodiazepine, Parasympatholytika und Inhalationsnarkosemittel verlängern die Narkose und können die Atemfrequenz reduzieren.
Bei Einnahme von Medikamenten zur Reduzierung (Suxamethonium) oder Erhöhung des Muskeltonus (Neostigmin) sind ein verlangsamter Herzschlag bis hin zum Herzstillstand möglich.
Das Antibiotikum Rifampicin kann zum starken Blutdruckabfall führen.
Alkoholgenuss kann die Wirkung von Propofol verstärken. Bei der Einnahme des Antiepileptikum Valproat muss die Dosis des Narkosemittels womöglich reduziert werden, um Wechselwirkungen zwischen beiden Medikamenten zu vermeiden.
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