Gutartige Hautzyste

Atherom (Grützbeutel): Entfernen oder Behandlung mit Salbe?

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Ein Atherom ist eine gutartige Zyste der Haut. Solange sich ein Atherom nicht entzündet, stellt es nur ein kosmetisches Problem dar. Wer ein Atherom entfernen möchte, sollte eine ärztliche Praxis aufsuchen. Selbst ausdrücken ist nie zu empfehlen. Dasselbe gilt für die Atherom-Entfernung durch Hausmittel.

Atherom auf Haut
© iStock.com/anayas

Kurzübersicht


Was ist ein Atherom? Ein Oberbegriff für gutartige Zysten der Haut. Atherome entstehen im Bereich der Haarfollikel und können an jeder Körperstelle auftreten. Häufig kommen sie am Kopf und im Nackenbereich vor.

Atherom entfernen: Selbst ausdrücken ist nicht empfehlenswert, da es leicht zu Entzündungen kommen kann. Hausmittel helfen nicht zuverlässig. Bei einem Atherom hilft nur die operative Entfernung.

Artikelinhalte im Überblick:

Hautkrankheiten erkennen und behandeln

Was ist ein Atherom?

Bei einem Atherom handelt es sich um einen Überbegriff für verschiedene Zysten der Haut. Zysten sind Hohlräume im Körper, die von einer geschlossenen Kapsel umgeben und mit dünn- oder dickflüssigem Inhalt gefüllt sind. Umgangssprachlich wird ein Atherom auch als Grützbeutel, Grieszyste oder Grießknoten bezeichnet.

Atherome entstehen im Bereich der Haarfollikel, weswegen auch von follikulären Zysten gesprochen wird. Der Haarfollikel (auch Haarbalg genannt) ist die Struktur, welche die menschliche Haarwurzel umgibt. Haarfollikel finden sich am ganzen Körper– auch dort, wo die Haare nur ganz klein und fein sind.

Entsprechend können Atherome an jeder Körperstelle auftreten. Am häufigsten kommen sie im Bereich von Kopf (auf der Kopfhaut) und Nacken vor. Sie treten aber auch im Gesicht und Intimbereich auf. Oft finden sich mehrere Atherome nahe beieinander.

Sind Atherome gefährlich?

Atherome sind gutartig und wandeln sich auch bei längerem Bestehen nicht in bösartige Tumoren um. Die Knoten können allerdings sehr groß werden und in ausgeprägten Fällen auf die Größe eines Tennisballs anschwellen.

Versuchen Betroffene selber ein Atherom zu entfernen oder auszudrücken, kann es allerdings gefährlich werden. Durch unsachgemäße Öffnung des Knotens besteht die Gefahr einer Entzündung, wenn Bakterien in die Wunde gelangen. Dies kann zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen.

Arten des Atheroms: Talg- und Epidermalzysten

Je nachdem, von welchem Bereich des Haarfollikels die zystische Veränderung ausgeht, unterscheiden Ärzt*innen zwei Arten von Atheromen:

  • Echte Atherome: werden auch als Talgzysten oder Trichilemmalzysten bezeichnet und entstehen in den tieferen Hautschichten – im sogenannten Trichilemm, einem tieferliegenden Bereich des Haarfollikels.

  • Epidermalzysten: oder Epidermoidzysten wachsen sehr oberflächlich. Sie entstehen direkt an der oben gelegenen, trichterförmigen Erweiterung des Haarfollikels (Haartrichter oder Infundibulum). An dieser Stelle tritt das Haar aus der Haut hervor.

Atherom: Symptome und Aussehen

Ein Atherom zeigt sich als prall gefüllte, elastische Erhebung. Die Größe kann von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern variieren. Diese halbkugelförmige Erhebung wächst weiter, bis der Grützbeutel seine individuelle Größe erreicht hat. Danach findet kein Wachstum mehr statt.

Solange keine entzündlichen Reaktionen vorliegen, ist die Haut im Bereich des Atheroms farblich unverändert. Bei sehr großen Atheromen kann die Haut haarlos oder mit weit auseinanderstehenden Haaren bedeckt sein.

Ist im Zentrum des Atheroms ein verfärbter Punkt zu erkennen, in dessen Bereich es zu einer Absonderung von Zysteninhalt kommt, handelt es sich wahrscheinlich um eine Epidermalzyste.

Typischerweise sind Grützbeutel fest mit der Haut verbunden, lassen sich auf der Unterlage aber leicht verschieben. Dies kann sich allerdings nach Entzündungsprozessen ändern – das Atherom ist dann komplett unbeweglich.

Schmerzt ein Atherom?

Solange ein Atherom nicht entzündet ist, schmerzt es nicht. Infizierte Atherome sind allerdings sehr berührungs- und druckempfindlich. Es kommt dann leicht zu Schmerzen.

Atherom-Arten: Talgzyste oder Epidermalzyste?

Folgende Unterschiede geben einen Hinweis auf den Ursprung des Atheroms:

  • Die wesentlich häufigeren Talgzysten befinden sich zu 90 Prozent im Bereich von Kopf und Nacken. Oft bestehen gleichzeitig mehrere Zysten nebeneinander. Epidermalzysten hingegen treten im Gesicht, auf der Brust, am Rücken, an Oberarmen und -schenkeln sowie im Intimbereich auf.

  • Bei der Epidermalzyste besteht die Füllung aus zwiebelschalenartig angeordnetem, abgeschilfertem Hornmaterial. Die Talgzyste ist mit Hornmaterial und Talg gefüllt.

  • Bei Talgzysten besteht nur selten eine Verbindung nach außen. An einer Epidermalzyste erkennt man häufiger einen kleinen Ausführungsgang, durch den Zysteninhalt an die Hautoberfläche austreten kann.

  • Insbesondere für Talgzysten besteht eine vererbliche Komponente: Oft kommt es zu einem gehäuften Auftreten innerhalb einer Familie.

Wie entsteht ein Atherom?

Zur Bildung eines Atheroms kann es kommen, wenn ausführende Gänge im Bereich des Haarfollikels verstopft sind.

Entstehung einer Talgzyste

Bei der Talgzyste ist der Ausführungsgang einer Talgdrüse verstopft. Talgdrüsen befinden sich neben dem Haarbalg und geben über einen Ausführungsgang Talg an den Haarfollikel ab. Dieser Talg gelangt im Normalfall nach außen, schützt das Haar und hält es geschmeidig.

Zum Beispiel können kleine Hautzellen den Ausführungsgang verstopfen. Die Talgproduktion läuft weiter und der Talg staut sich immer mehr an. Der Haarfollikel wird dadurch ballonartig aufgedehnt. Die Wand des Haarfollikels verwandelt sich in die Zystenwand und umschließt die so entstandene Talgzyste.

Entstehung einer Epidermalzyste

Bei der Epidermalzyste ist die äußerste Mündung des Haarfollikels nach außen hin verschlossen. Dies kann durch eine Hautschuppe passieren, die nicht richtig abgestoßen wird. Der Verschluss kann auch Folge einer Hautentzündung oder Verletzung sein.

Da sich in der oberen Schicht der Haut stetig Hautzellen (epidermale Zellen) und in tieferen Schichten hornhautbildende Zellen (Keratinozyten) vermehren, können diese nicht mehr nach außen abgegeben werden und stauen sich an. Eine Epidermalzyste entsteht.

Atherom entfernen: Hausmittel helfen nicht

Viele Betroffenen versuchen vergeblich, einen Grützbeutel mit Hausmitteln zu behandeln. Es gibt jedoch keine zuverlässige Atherom-Entfernung ohne Operation. Eine eigenständige Behandlung mit Hausmitteln wie Salben, Zahncreme oder Teebaumöl hilft nicht sicher.

Die einzige sichere Therapie ist die chirurgische Entfernung der gesamten Zyste. Die Zyste nur von ihrem Inhalt zu befreien, reicht nicht aus. Verbleibt die Zystenwand ganz oder teilweise im Körper, bildet sich das Atherom in der Regel erneut.

Wichtig: Atherome nicht ausdrücken!

Auf keinen Fall sollten Betroffene ein Atherom ausdrücken. Egal, ob es sich um eine Trichilemmalzyste oder eine Epidermalzyste handelt.

Insbesondere bei Epidermalzysten mit sichtbarem Ausführungsgang beziehungsweise sichtbarer Öffnung und Absonderung von Zysteninhalt ist der Reiz dazu groß. Selbst wenn der Versuch gelingt, das Zystenmaterial auszudrücken und zu öffnen, verbleibt die Zystenwand im Körper und das Atherom wird wieder wachsen.

Außerdem besteht die Gefahr, dass durch die Manipulation am Grützbeutel Bakterien in die Zyste gelangen und es zu schweren Infektionen beziehungsweise einer Entzündung kommt.

Ist der Grützbeutel durch Bakterien entzündet, sind Rötungen und Schwellungen eine mögliche Folge. Der Knoten ist außerdem sehr druckempfindlich und verursacht bei leichter Berührung Schmerzen. Es kann ein Abszess entstehen, bei dem die Zyste mit Eiter gefüllt ist. Eine chirurgische Operation ist dann unumgänglich. Auch kann sich eine Entzündung im umgebenden Gewebe, die durch das Ausdrücken entstanden ist, zu einer Sepsis (Blutvergiftung) ausweiten.

Atherom: Diagnose und Entfernung

Wer glaubt, ein Atherom zu haben, kann zuerst die hausärztliche Praxis aufsuchen. Gegebenenfalls werden Betroffene zur weiteren Behandlung des Atheroms zu einer Hautärztin oder einem Hautarzt überwiesen. Die Diagnose kann allein durch gezielte Fragen sowie die Betrachtung und das Betasten der Hauterhebung gestellt werden.

Ob es sich bei dem Atherom um eine Talgzyste oder eine Epidermalzyste handelt, lässt sich im Anschluss an den operativen Eingriff durch eine feingewebliche Untersuchung feststellen. Hier klärt sich auch die Frage, ob es sich um ein gutartiges Atherom handelt und nicht etwa um ein bösartiges zystisches Wachstum.

Die chirurgische Entfernung: Ablauf und wer übernimmt die Kosten?

Das Atherom kann in der Regel mit örtlicher Betäubung in einer Praxis entfernt werden. Betroffene müssen meist also nicht ins Krankenhaus. Ist das Atherom sehr groß oder sehr stark entzündet, kann eine Vollnarkose notwendig sein.

Der Eingriff dauert in der Regel nicht länger als 30 Minuten. Das Atherom wird meist vollständig mitsamt seiner Kapsel und dem Ausführungsgang entfernt. So ist sichergestellt, dass es nicht nachwächst.

In Abhängigkeit davon, wie groß die Wunde ist, an welchem Körperteil der Grützbeutel entfernt wurde und welche Arbeit der*die Patient*in verrichtet, folgt der Operation eine Krankschreibung über mehrere Tage. In manchen Fällen können Betroffene auch am Tag nach der Operation wieder zur Arbeit gehen.

Die Kosten für Operation und Nachbehandlung werden bei medizinischer Notwendigkeit von der Krankenkasse übernommen.

Wann wird ein Atherom entfernt?

Wird ein Atherom diagnostiziert, sollten sich Betroffene in ärztlicher Absprache überlegen, ob eine operative Entfernung notwendig ist. Ein Eingriff ist oft nur erforderlich, wenn der Grützbeutel sehr groß oder entzündet und schmerzhaft ist. Trifft all dies nicht zu, kann ein "ausgewachsenes" Atherom an Ort und Stelle verbleiben: Es richtet weder Schaden an noch hat es einen Krankheitswert.

Einige Betroffene entscheiden sich trotzdem für eine Operation, wenn der Grützbeutel an einer Stelle liegt, an der er kosmetisch stört oder bei praktischen Verrichtungen (wie beispielsweise dem Kämmen) im Weg ist.

Auch die Angst, dass es sich bei der Zyste um ein bösartiges Gewächs handeln könnte, ist für manche Betroffenen ein Grund für eine Operation. Sie lassen dann oft auch ein harmloses Atherom unter örtlicher Betäubung entfernen.

Atherom-Entfernung: Zugsalbe und Antibiotika

Bei einem durch Bakterien entzündeten Atherom kann sich ein eitriger Herd beziehungsweise ein Abszess bilden. Neben einem Antibiotikum verordnen manche Mediziner*innen daher eine Atherom-Salbe. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Zugsalbe, die dabei hilft, einen entstandenen Eiterherd zum Reifen zu bringen. So grenzt er sich gut von der Umgebung ab und der Grützbeutel lässt sich leichter öffnen. Die Eiterhöhle wird mit einem kleinen Hautschnitt geöffnet. Auf diese Weise lässt sich der Eiter entfernen und die Zyste danach mit antiseptischer Lösung spülen.

Wenn die Entzündung und die damit verbundene Schwellung abklingt, kann der*die Arzt*Ärztin das komplette Atherom entfernen und so verhindern, dass sich eine neue Zyste bildet.

Krankheitsverlauf und Prognose beim Atherom

Ein Atherom wächst langsam, oft über viele Jahre, zu seiner endgültigen Größe heran.

Kann ein Atherom von allein verschwinden?

Es besteht eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Atherom von allein zurückbildet: In seltenen Fällen kann der Körper nach einer Infektion das entzündete Gewebe vollständig resorbieren und somit selbst das Atherom loswerden. In weitaus häufigeren Fällen kommt es bei einer Entzündung jedoch innerhalb weniger Tage zu Eiterbildung und starken Schmerzen, sodass eine Operation nötig wird.

Gehäuftes Auftreten von Atheromen

Atherome treten oft in Gruppen auf, die aus Grützbeuteln unterschiedlicher Größe in verschiedenen Wachstumsphasen bestehen. Außerdem besteht eine gewisse genetische Anfälligkeit für das Auftreten von Grützbeuteln. Manche Menschen müssen sich deshalb darauf einstellen, dass bei ihnen immer wieder Atherome entstehen.

Nach der Atherom-Entfernung

Nach der vollständigen Entfernung eines Atheroms ist die Gefahr, dass an derselben Stelle erneut ein Grützbeutel entsteht, sehr gering. Wurde nur der Zysteninhalt operativ oder durch Herausdrücken entfernt, ist der Erfolg allerdings meist von kurzer Dauer. Neben der Gefahr einer schweren Infektion besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass die verbliebene Zystenwand ein neues Atherom hervorbringt.

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