Aufmerksamkeitsstörung

ADHS-Diagnostik bei Erwachsenen und Kindern

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Verschiedene Tests, eine körperliche Untersuchung sowie die Abarbeitung eines ausführlichen Fragenkatalogs zählen zu den Möglichkeiten der Diagnose bei ADHS. Hier sind die Erfahrungen der untersuchenden Fachleute sowie bei Kindern die Mitarbeit der Eltern gefragt.

Ärztin versucht Diagnose ADHS zu stellen
© Dragana Gordic – stock.adobe.com (Symbolbild)

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Wie kann ADHS diagnostiziert werden? Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung wird durch klinische Interviews und Verhaltensbeobachtungen diagnostiziert, es gibt keinen einzelnen Test dafür. Fachleute vergleichen die Symptome einer Person mit denen Gleichaltriger, um eine Diagnose zu stellen.

Wo kann man ADHS diagnostizieren lassen? Die Diagnose kann in Praxen der Kinder- und Jugendmedizin, Psychologie oder in Spezialambulanzen gestellt werden.

Wann darf die Diagnose gestellt werden? ADHS kann erst festgestellt werden, nachdem eine umfassende Bewertung, inklusive Anamnese und Ausschluss anderer Ursachen, erfolgt ist. Die Symptome müssen in mehreren Lebensbereichen sowie Alltagssituationen auftreten und seit mindestens sechs Monaten bestehen.

Wie erkennt man, dass man ADHS hat? Häufige Anzeichen sind Unaufmerksamkeit, übermäßige Unruhe, Impulsivität und das Vergessen oder Verlieren von Dingen. Die Ausprägung der Verhaltensweisen durch die Störung ist sehr individuell.

Artikelinhalte im Überblick:

ADHS bei Erwachsenen und Kindern: 20 wichtige Symptome

Diagnose von ADHS nicht immer einfach

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) wird meist im Vorschulalter oder während der Schulzeit festgestellt. Seltener erfolgt die Diagnose im Jugendalter oder bei Erwachsenen. Der eindeutigen Diagnose ADHS gehen dabei häufig vage Vermutungen voraus. Eltern bemerken in Alltagssituationen an ihren Kindern, dass sie

  • besonders unruhig sind,

  • in der Schule auffallen oder schlechte Noten haben,

  • sich häufig nicht konzentrieren können, unaufmerksam sind oder

  • zu Wutausbrüchen neigen.

Basis der Diagnosestellung ist ein umfassendes und intensives Gespräch, das für ADHS typische Verhaltensauffälligkeiten ergründen soll. Handelt es sich um ein Kind, ist dabei die aktive Mitarbeit der Familie gefragt. Fremd- und Selbsteinschätzung spielen hier eine wichtige Rolle. Auch Beobachtungen seitens Lehrer*innen oder Erzieher*innen können hilfreich sein.

Kriterien, um ADHS zu diagnostizieren

Am Anfang der Diagnostik stehen meist Gespräche zwischen Kinder- und Jugendarzt*Jugendärztin, Bezugspersonen und möglicherweise betroffenem Kind oder Jugendlichem. Für die Diagnosestellung müssen bestimmte Symptome laut internationaler Richtlinien mindestens über einen Zeitraum von einem halben Jahr in Erscheinung getreten sein. Außerdem müssen sie bereits im Vorschulalter begonnen haben.

Wichtig sind die Ausprägungen der drei folgenden Verhaltensweisen. Die gestellten Fragen können je nach Praxis unterschiedlich ausfallen.

1. Aufmerksamkeit

Mögliche Fragen:

  • Macht Ihr Kind häufig Flüchtigkeitsfehler bei Hausaufgaben oder Prüfungen?
  • Erscheint Ihr Kind oft abwesend, auch wenn gerade ein Gespräch geführt wird?
  • Vergisst Ihr Kind häufig alltägliche Aufgaben wie das Zähneputzen oder Haare kämmen?
  • Reichen bereits geringe äußere Reize aus, um die Aufmerksamkeit Ihres Kindes von einer eigentlich beabsichtigten Aufgabe abzulenken?
  • Kommen Sie häufig zu spät oder haben ein schlechtes Zeitgefühl?
  • Fällt es Ihnen schwer, bei einer einmal angefangenen Sache am Ball zu bleiben?

2. Hyperaktivität

Mögliche Fragen:

  • Hat Ihr Kind ständigen Bewegungsdrang, auch dann, wenn alle anderen ruhig am Tisch sitzen?
  • Läuft Ihr Kind häufig umher oder macht Lärm, während alle anderen stillsitzen?
  • Will Ihr Kind am liebsten den ganzen Tag umhertoben – auch, wenn es sich gerade erst Austoben konnte und zum Beispiel von einem Fußballspiel kommt?
  • Müssen Sie im Meeting ständig die Hände oder Beine beschäftigen, um still sitzen zu bleiben?

3. Impulsivität

Mögliche Fragen:

  • Redet Ihr Kind auch dann, wenn gerade andere Gespräche stattfinden und diese nicht gestört werden sollten?
  • Neigt Ihr Kind generell dazu, andere zu stören?
  • Hat Ihr Kind Probleme, etwas abzuwarten, zum Beispiel beim Spielen?

In der Regel werden zudem mögliche begleitende Erkrankungen (Komorbiditäten) wie eine Lese- und Rechtschreibschwäche (Legasthenie) sowie Angststörungen und Depressionen oder Koordinationsstörungen überprüft. Auch eine gewisse Abweichung von der altersüblichen Entwicklung eines Kindes oder Jugendlichen spielt eine wichtige Rolle.

Gestresster Mann am Schreibtisch
Selbsttest
ADHS bei Erwachsenen: Selbsttest – habe ich ADHS?

Während Kinder oft schulische Probleme haben und herumzappeln, äußert sich ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung) bei Erwachsen oftmals weniger typisch und wird deshalb nicht erkannt. Haben Sie ADHS oder zeigen Sie Anzeichen? Machen Sie den Test!

Bitte beachten Sie: Dieser Test ersetzt keine ärztliche Diagnose. Nur geschulte Fachkräfte können eine fundierte Diagnose stellen und geeignete Behandlung einleiten.

Weitere Tests und Untersuchungen bei ADHS

Die Einschätzung des Verhaltens der Betroffenen bildet die Grundlage für die Diagnostik bei ADHS. Hinzu kommen weitere Tests und Untersuchungen, durch die sich Fachleute ein möglichst umfassendes Bild der Patient*innen verschaffen können.

Zum Beispiel:

  • körperliche Untersuchung (Körpergröße, Gewicht)
  • Blutdruckmessung
  • Untersuchung des Hör- und Sehvermögens
  • Laboruntersuchungen (Ermittlung der Schilddrüsenwerte)
  • verschiedene neuropsychologische Testverfahren wie Aufmerksamkeitstest, Konzentrationstest und Intelligenztest
  • Test auf Teilleistungsschwächen wie Legasthenie

ADHS: Diagnose im Erwachsenenalter

Zwar fehlt bei Erwachsenen meist das auffällige ADHS-Anzeichen – die Hyperaktivität. Dennoch läuft die Diagnose im Erwachsenenalter ähnlich ab. Währenddessen sollten auch psychische Erkrankungen ausgeschlossen werden, die sich oft in ähnlichen Symptomen zeigen.

Nach der ADHS-Diagnose

Für viele Eltern und erwachsene Betroffene geht mit der Diagnose ADHS häufig eine lange Odyssee zu Ende. Oft ist es eine Erleichterung, endlich eine Erklärung für das auffällige Verhalten des Kindes oder der eigenen Person zu haben.

Mit der gesicherten und frühzeitigen Diagnose von ADHS ist ein erster und wichtiger Schritt getan. Jetzt kann die individuelle Behandlung mit Medikamenten oder Psychotherapie eingeleitet werden. Liegen Komorbiditäten vor, werden diese ebenfalls entsprechend behandelt.

Auswertung: Wie hoch ist Ihr ADHS-Risiko?

Der nachfolgende Fragebogen kann als erster Anhaltspunkt genutzt werden, um herauszufinden, ob möglicherweise eine ADHS bei Ihnen vorliegt. Er ersetzt jedoch keine fachkundige Diagnose, weshalb bei Anzeichen einer Aufmerksamkeitsstörung immer ärztlicher Rat gesucht werden sollte.

Die Skala des Fragebogens stammt vom WHO Composite International Diagnostic Interview (Internationale Diagnostische Befragung der Weltgesundheitsorganisation).

Hier geht es zum Download des ADHS-Kurztests (PDF)

Schnell-Check: Wie viele Kreuzchen befinden sich im grün unterlegten Bereich?

  • unter vier: Ihr ADHS-Risiko ist gering bis sehr gering. Falls die angesprochenen Punkte bei Ihnen dennoch zu Einschränkungen im Alltag führen und Sie Leidensdruck verspüren, sprechen Sie Ihre*n Ärztin*Arzt darauf an.

  • vier oder mehr: Dieses Ergebnis deutet auf ein gewisses ADHS-Risiko hin. Sprechen Sie am besten mit einer medizinischen Fachkraft über diesen Verdacht. Mithilfe eines umfangreicheren Diagnosebogens kann er entkräftet oder bestätigt werden.

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