Entzündung in der Pofalte

Steißbeinfistel: Ursachen, Symptome und Behandlung

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Eine Steißbeinfistel ist eine Entzündung im Unterhautfettgewebe am oberen Ende der Gesäßfalte. Auslöser ist in vielen Fällen ein abgebrochenes Haar, das durch Reibung in die Haut gelangt und dort einwächst. Welche Symptome sind typisch und wann ist eine Operation erforderlich?

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© Getty Images/dragana991

Kurzübersicht


Definition: Bei einer Steißbeinfistel handelt es sich um eine Entzündung des Gewebes in der Pofalte, die meist durch ein eingewachsenes Haar entsteht.

Symptome: Nicht immer verursacht eine Steißbeinfistel Beschwerden, sie kann aber zu Schmerzen, Schwellungen und Druckempfindlichkeit im Gesäßbereich führen. Zudem kann es zu einem ständigen oder zeitweiligen Austritt von blutig-eitriger Flüssigkeit kommen.

Behandlung: Bei einer akuten Eiteransammlung oder chronischen Beschwerden erfolgt in der Regel eine operative Therapie.

Prognose: Die Behandlung verläuft meist erfolgreich, es muss aber mit einer längeren Wundheilungsdauer gerechnet werden. Zudem sind Rückfälle möglich.

2012 waren 48 von 100.000 Menschen in Deutschland betroffen, die Tendenz ist aus bisher unbekannten Gründen steigend. Männer sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Eine Steißbeinfistel ist sehr schmerzhaft, in der Regel aber nicht gefährlich.

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Was ist eine Steißbeinfistel?

Bei einer Steißbeinfistel (auch Sinus pilonidalis, Pilonidalsinus oder Sakralzyste genannt) handelt es sich um eine Entzündung, die in den Haar- und Talgdrüsenfollikeln am oberen Ende der Gesäßfalte ihren Anfang nimmt. Ihr umgangssprachlicher Name leitet sich von der Lage oberhalb des Steißbeins ab, der Fachbegriff stammt von den lateinischen Begriffen für "Falte" (= sinus), "Haar" (= pilus) und "Nest" (= nidus) ab.

Formen einer Steißbeinfistel

Fachleute unterscheiden zwischen einer symptomlosen Form der Steißbeinfistel sowie einer akuten und chronischen Form:

  • Asymptomatische Steißbeinfistel: Die Fistel verursacht keine Symptome und wird zufällig entdeckt.

  • Akute Steißbeinfistel: Es entsteht eine Entzündung, die sich so weit ausbreitet, dass eine schmerzhafte Eiteransammlung (Abszess) entsteht.

  • Chronische Steißbeinfistel: Die chronische Form ist meist deutlich weniger schmerzhaft, geht aber mit regelmäßigen Absonderungen von blutig-eitriger Flüssigkeit einher.

Wie entsteht eine Steißbeinfistel?

Eine Steißbeinfistel ist eine erworbene Erkrankung, die meist nach der Pubertät auftritt, wenn Haarwachstum und Talgproduktion zunehmen. Aufgrund von Druck und Reibung beim Gehen und Sitzen werden abgebrochene Haare in der engen Gesäßfalte ins Unterhautfettgewebe eingetrieben und lösen eine Entzündung aus. Wenn diese sich abkapselt, entsteht ein eitriger Abszess. In einigen Fällen breitet sich die Entzündung über kleine Kanäle (Fisteln) weiter zu anderen Geweben oder an die Hautoberfläche aus.

Infografik Steißbeinfistel
© corbacserdar – stock.adobe.com

Symptome: Wie äußert sich eine Steißbeinfistel?

Im Anfangsstadium bereitet eine Steißbeinfistel oft keinerlei Beschwerden und wird höchstens zufällig entdeckt. Lediglich an der Stelle, an der das Haar in die Haut eingedrungen ist, sind eine oder mehrerer reizlose Vertiefungen (die sogenannten "Pori") erkennbar. Diese asymptomatische Form der Steißbeinfistel kann jahrelang vorliegen, ohne jemals Beschwerden zu verursachen.

Breitet sich die Entzündung weiter aus, entsteht ein eitriger Abszess. Dieser äußert sich durch:

  • Schwellung an oder in der Gesäßfalte
  • Schmerzen
  • Rötung
  • Druckgefühl

Manchmal tritt Sekret aus der Fistelöffnung aus. Dies ist auch im chronischen Stadium der Fall: Hier haben die Betroffenen deutlich weniger Schmerzen als in der akuten Phase, der Abszess sondert jedoch mehr oder weniger regelmäßig blutig-eitrige Flüssigkeit ab.

Diagnose: So wird eine Steißbeinfistel festgestellt

Für die Diagnose einer Steißbeinfistel genügt meist eine körperliche Untersuchung. Der*die Arzt*Ärztin erkennt die Fistel anhand der typischen schmerzhaften Schwellung sowie punktförmigen Vertiefung in oder neben der Gesäßfalte. Bei Druck auf eine chronische Steißbeinfistel sondert diese zudem oft eine klare oder blutige Flüssigkeit über die Fistelgänge ab.

Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) sind zum Nachweis meist nicht nötig. In einigen Fällen werden aber Verlauf und Tiefe der Fistelgänge mit einem speziellen stumpfen Instrument (Knopfsonde) untersucht. Bei der akuten Form wird gegebenenfalls eine Blutprobe entnommen, um die Entzündungswerte zu bestimmen.

Therapie: Bei Steißbeinfistel meist OP notwendig

Eine asymptomatische Steißbeinfistel muss nicht behandelt werden, sie kann lebenslang bestehen, ohne Beschwerden zu verursachen. Sobald sie jedoch in die akute oder chronische Form übergeht, ist eine Operation das Mittel der Wahl.

Bei einem akuten Pilonidalsinus erfolgt die Behandlung in zwei Schritten: In einer ersten Operation wird der Abszess aufgeschnitten, sodass der Eiter abfließen und die Wundhöhle gereinigt werden kann. Die entstandene Wunde muss circa drei Monate lang täglich ausgeduscht und neu verbunden werden, erst dann erfolgt die abschließende operative Versorgung der Steißbeinfistel.

Für den zweiten Schritt stehen verschiedene OP-Verfahren zur Verfügung, die auch bei der chronischen Steißbeinfistel zum Einsatz kommen.

  • "Pit picking": Bei dem minimal-invasiven Verfahren schneiden Chirurg*innen die Fistelgängsöffnungen heraus und säubern die Gänge. Es enstehen nur kleine Wunden,die die Fistel anschließend durch Narbenbildung wieder verschließen soll. Diese Methode kommt vor allem bei nicht voroperierten Patient*innen mit kleineren, lokal begrenzten Steißbeinfisteln zum Einsatz. Der Eingriff erfolgt unter örtlicher Betäubung.

  • Sinusektomie: Es werden nur einige Fistelgänge unter örtlicher Betäubung entfernt, die Wunde heilt offen aus. Zu dieser Methode liegen erst sehr wenige wissenschaftliche Veröffentlichungen vor.

  • Lay-open-Verfahren: Die einzelnen Fisteln werden sparsam gespalten. Es handelt sich dabei um einen Mittelweg zwischen der kompletten Exzision und dem Pit-picking-Verfahren.

Auch für laserbasierte und endoskopische Operationsverfahren fehlt es derzeit noch an randomisierten, kontrollierten Studien.

Verlauf und Prognose bei einer Steißbeinfistel

In den meisten Fällen verläuft die Behandlung einer Steißbeinfistel erfolgreich, allerdings sollten Betroffene sich – besonders nach einer vollständigen Exzision – auf eine wochen- oder monatelange Ausheilungszeit einstellen. In circa 20 Prozent der Fälle kommt es nach der Operation zu einem Rezidiv, also zu einem erneuten Auftreten der Steißbeinfistel. Das ist besonders dann der Fall, wenn nur der Abszess entleert wurde, ohne dass eine anschließende Exzision der Fistelgänge erfolgte.

Vorbeugung: So lässt sich eine Steißbeinfistel vermeiden

Anders als vielfach angenommen, hat die persönliche Hygiene keinen Einfluss auf die Entstehung einer Steißbeinfistel. Da abgebrochene oder eingewachsene Haare meist die Ursache für die Erkrankung sind, kann es bei starkem Haarwuchs sinnvoll sein, die Haare in der Steißbeinregion per Laserbehandlung entfernen zu lassen.

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