Urologische Erkrankung

Phimose: Salbe oder OP bei Vorhautverengung?

Qualitätssiegel Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüft

Bei einer Phimose lässt sich die Vorhaut nicht oder nur schwierig und unter Schmerzen über die Eichel ziehen. Bei Kindern verursacht die Verengung manchmal Probleme beim Wasserlassen, bei Männern zusätzlich Schmerzen durch Erektionen und beim Sex. Wie eine Phimose behandelt wird, lesen Sie hier.

Mann hält seine Hände vor seinen Intimbereich
© Getty Images/Vladdeep

Kurzübersicht: Phimose

Was ist eine Phimose?: Bei einer Phimose handelt es sich um eine Vorhautverengung am Penis, wodurch sich die Vorhaut nicht zurückstreifen lässt. Wird die Vorhaut trotzdem gewaltsam zurückgezogen, kann es zur Bildung von Narben und einer Paraphimose kommen: Dabei wird die Eichel vom zu engen Vorhautring eingeschnürt.

Wann muss eine Phimose behandelt werden? Eine Phimose bildet sich oftmals im Kindesalter bis zum Ende der Pubertät von selbst zurück. Die Vorhautverengung muss nur dann behandelt werden, wenn sie auch nach der Pubertät noch besteht und/oder es zu Beschwerden kommt.

Wie wird eine Phimose behandelt? Oftmals reicht die Therapie mit einer kortisonhaltigen Creme aus. In manchen Fällen wird ein chirurgischer Eingriff notwendig.

Artikelinhalte im Überblick:

Hautkrankheiten bei Kindern erkennen

Was ist eine Phimose?

Unter einer Phimose oder Vorhautverengung ist eine Verengung des vordersten Anteils der Penisvorhaut (Praeputium) zu verstehen, die Vorhaut lässt sich nicht zurückstreifen. Die Vorhaut bedeckt die Eichel (Glans) des Penis. Bis etwa zum dritten Lebensjahr sind Vorhaut und Eichel natürlicherweise miteinander verklebt. Nach und nach lösen sich diese Vorhautverklebungen durch Reifungsvorgänge am Geschlechtsorgan. Spätestens aber mit dem Ende der Pubertät sollte sich die Phimose gelöst haben.

Bleibt die Phimose über die Pubertät hinaus bestehen und verursacht sie Beschwerden, ist sie als krankhaft oder pathologisch einzustufen. Durch Probleme beim Wasserlassen kommt es durch die Vorhautverengung überdurchschnittlich häufig zu Harnwegsinfekten bei Jungen. Auch Entzündungen der Eichel (Balanitis) und der Vorhaut (Posthitis) werden durch die Verengung begünstigt. Unbehandelt ist die Vorhautverengung darüber hinaus ein Risikofaktor für Peniskrebs.

Phimose niemals gewaltsam lösen!

Bei einer Paraphimose hat sich die Vorhaut über die Eichel zurückgeschoben und schnürt sie dadurch ab. Eltern beziehungsweise Jungen und junge Männer sollten deshalb nie versuchen, eine Phimose durch gewaltsames Zurückschieben der Vorhaut zu lösen. Andernfalls kann eine Paraphimose die Folge sein. Diese Komplikation findet sich typischerweise auch nach vollzogenem Geschlechtsverkehr.

Dabei handelt es sich um einen akuten urologischen Notfall, der in manchen Fällen nur durch eine Beschneidung (Zirkumzision, Entfernung der Vorhaut) behandelbar ist. Oftmals reicht aber auch die Reposition der Vorhaut über die Eichel mithilfe einer Lokalanästhesie. Dabei wird die Schwellung der Eichel mit den Fingern durch den verengten Vorhautring zurückgedrängt. Wird nicht rechtzeitig eine Therapie eingeleitet, kann die Paraphimose durch die mangelnde Durchblutung zum Absterben (Nekrose) von Gewebe am Penis führen.

Häufigkeit: Wie viele Jungen und Männer sind von einer Phimose betroffen?

Die Häufigkeit einer Phimose wird bei Jungen zum Zeitpunkt der Geburt in der Fachliteratur mit etwa 96 Prozent angegeben. Ein männliches Baby ohne diese sogenannte physiologische Phimose bildet also die Ausnahme. Im siebten Lebensjahr liegt noch bei etwa 50 Prozent der Jungen eine Vorhautverengung vor. In der Altersgruppe der 16- bis 17-Jährigen kann nur noch einer von hundert Jugendlichen seine Vorhaut nicht zurückziehen.

Einteilung: Unterschiedliche Schweregrade der Phimose

Die Beschwerden, die eine Phimose hervorruft, sowie die Behandlung richten sich danach, wie ausgeprägt die Vorhautverengung ist. Fachleute unterteilen Phimosen deshalb nach ihrem Schweregrad. Die pathologische Phimose ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Zurückziehen der Vorhaut über die Eichel ohne Verletzung nach Abschluss der Pubertät nicht möglich ist oder Beschwerden verursacht.

  • Schweregrad 0: Zurückziehen ohne oder nur mit geringen Einschränkungen durch Verklebungen möglich.

  • Schweregrad 1: Zurückziehen möglich, Enge hinter der Eichel.

  • Schweregrad 2: Eichel ist nur teilweise sichtbar. Schwierigkeiten beim Zurückziehen sind nicht durch Verklebungen, sondern durch die verengte Vorhaut selbst verursacht.

  • Schweregrad 3: Zurückziehen durch die Vorhautverengung teilweise möglich, sichtbar bleibt aber nur die Harnröhre.

  • Schweregrad 4: Zurückziehen nur geringfügig möglich; Harnröhre sowie Eichel bleiben verborgen.

  • Schweregrad 5: Zurückziehen der Vorhaut unmöglich.

Ursachen: Verengung ist angeboren oder erworben, vollständig oder unvollständig

Fachleute unterscheiden außerdem zwischen der angeborenen (kongenitalen oder primären) Phimose und der erworbenen (sekundären) Vorhautverengung:

  • Eine angeborene Phimose bedeutet das Fortbestehen der physiologischen Verengung Neugeborener über die Pubertät hinaus. Wieso genau es bei manchen Jungen und Männern dazu kommt, ist noch unklar.

  • Die erworbene Phimose entsteht häufig, wenn gewaltsam versucht wird, die angeborene Phimose zu beseitigen, etwa wenn Eltern oder medizinisches Personal die Vorhaut zurückstreifen. Das Gewebe vernarbt und fixiert die Verengung zusätzlich. Aber auch Entzündungen der Vorhaut, die Hauterkrankung Lichen sclerosus oder ein bestehender Diabetes mellitus begünstigen das Auftreten einer erworbenen Phimose. Allerdings führt in jedem fünften Fall der Versuch einer rabiaten Behandlung zur sekundären Vorhautverengung. Jungen sollten ihre kindliche Vorhaut bis zum Abschluss der Pubertät stets nur selbst bewegen, insbesondere wenn keine Beschwerden vorliegen.

Eine Phimose kann vollständig oder unvollständig sein. Bei der vollständigen Phimose lässt sich die Vorhaut bei nicht erigiertem Penis nicht über die Eichel zurückziehen, bei der unvollständigen Phimose ist das Zurückziehen schwierig und bei Erektion unmöglich.

Phimose: Welche Symptome ruft eine Vorhautverengung hervor?

Bei der Phimose ist es nicht möglich, die Vorhaut so zurückzuschieben, dass die Eichel sichtbar wird. Ist die Vorhaut so eng, dass dadurch auch die Harnröhre eingeengt wird, kann es schwierig sein, die Blase vollständig zu entleeren. Häufige Blasenentzündungen sind möglich und stellen eine Indikation zur Behandlung dar.

Manchmal kommt es zum Aufblähen der Vorhaut beim Urinieren, Fachleute sprechen auch von Ballonieren. Dies allein hat keinen Krankheitswert, kann jedoch Schmerzen verursachen. In diesem Fall kann eine Behandlung angezeigt sein.

Wie wird eine Phimose medizinisch festgestellt?

Die entscheidenden Schritte zur Diagnose einer Vorhautverengung sind die gründliche körperliche Untersuchung und die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten. Dabei sind insbesondere Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus von Bedeutung, da sie das Risiko für die Entstehung erhöhen. Diagnostische Maßnahmen wie eine Blutentnahme können in einigen Fällen hilfreich sein, beispielsweise bei akuten Entzündungen.

Die Behandlung richtet sich anschließend danach, ob es sich bei der Phimose um eine angeborene oder erworbene Vorhautverengung handelt und wie stark diese ausgeprägt ist beziehungsweise welche Beschwerden auftreten.

Behandlung einer Phimose: Operation oder Salbe?

In einigen Fällen lässt sich die Phimose bei Kindern mit einer kortisonhaltigen Salbe lösen, die Glukokortikoide sollen die Vorhaut dehnbarer machen und weiten. Nur in seltenen Fällen ist eine Beschneidung notwendig.

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist in der Regel keine Behandlung notwendig. Ärzt*innen warten zunächst ab, ob sich die Vorhautverengung entwicklungsbedingt von selbst reguliert. Phimosen verschwinden in einem überwiegenden Teil der Fälle bis zum Ende der Pubertät von selbst. Kommt es im Rahmen einer Phimose zu Beschwerden oder ist es wahrscheinlich, dass es bald zu Problemen kommt, kann eine Therapie jedoch notwendig werden. Ziele der Phimosetherapie sind:

  • ungestörte Entleerung der Harnblase
  • problemlose Intimhygiene
  • ungestörte Sexualfunktion im späteren Leben

Darüber hinaus sollen Komplikationen verhindert werden. Die Salbe gegen Phimose wird über vier bis acht Wochen zweimal täglich auf die Penisspitze aufgetragen. In einem Großteil der Fälle ist diese konservative Therapie wirksam. Manchmal kann es sinnvoll und notwendig sein, die Therapie mit lokal aufgetragenen Salben zu wiederholen, um eine Beschwerdefreiheit zu erreichen.

Phimose: OP – Vollständige Entfernung der Vorhaut nicht immer nötig

Lassen sich die Beschwerden nicht mithilfe einer Kortisonsalbe beheben, kann ein operativer Eingriff notwendig werden. Eine Operation bei einer Phimose wird entweder radikal oder vorhauterhaltend ausgeführt:

  • Bei der radikalen (vollständigen) Beschneidung wird die Vorhaut gelöst und entfernt.

  • Es gibt aber auch vorhauterhaltende OP-Methoden, welche die Vorhautmanschette teilweise erhalten.

Welche Operation infrage kommt, liegt im chirurgischen Ermessen. In der Regel erfolgt die Vorhautbeschneidung bei Kindern unter Vollnarkose, bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen unter örtlicher Betäubung.

Im Falle einer Paraphimose muss die Eichel möglichst schnell unter die Vorhaut zurückgeschoben werden. Dies gelingt in einigen Fällen durch vorsichtige Massage unter Narkose. In einigen Fällen muss auch die Vorhaut eingeschnitten und später operativ entfernt werden.

Lässt sich einer Phimose vorbeugen?

Einige Fälle einer Vorhautverengung treten von Geburt an auf, eine gezielte Vorbeugung ist somit nicht möglich. Andere Fälle werden im Laufe des Lebens erworben. Dabei kann etwa die falsche Genitalhygiene eine Rolle spielen. Eltern sollten keinesfalls versuchen, die Vorhaut in den ersten Lebensjahren zurückzustreifen. Eine Reinigung mit Wasser und sanftem Waschgel ist ausreichend.

Ein zu frühes Zurückschieben der Vorhaut kann nicht nur Schmerzen verursachen. Es können auch Einrisse und Vernarbungen entstehen, die eine spätere pathologische Vorhautverengung begünstigen. Daneben können Entzündungen der Eichel, Lichen sclerosus und Diabetes mellitus Auslöser einer Phimose sein. Wer einer krankhaft verengten Vorhaut vorbeugen möchte, sollte solche Erkrankungen frühzeitig und konsequent behandeln lassen.

Auch wenn Phimosen nicht selten auftreten und Komplikationen verursachen können, raten westeuropäische Urolog*innen von einer prophylaktischen Beschneidung ab. Die Vorteile des Eingriffs überwiegen nicht den Nachteilen einer verkürzten Vorhaut, worunter etwa eine verminderte Sensitivität der Eichel fällt.

25 Mythen und Fakten zum Penis
Bestellen Sie den Newsletter

Haben Sie eine Frage?

Sie möchten Informationen zu bestimmten Krankheitssymptomen oder wollen medizinischen Rat? Hier können Sie Ihre Fragen an unsere Experten oder andere Lifeline-Nutzer stellen!

Artikel zum Thema
Adventskalender: Tolle Gewinne warten!

Wir versüßen das Warten auf Weihnachten: Öffnen Sie jeden Tag ein Türchen und gewinnen Sie tolle Preise

mehr lesen...
Corona: Welche Symptome sind möglich?

Die wichtigsten Fakten zum Coronavirus im Überblick und der aktuelle Impfstatus in Deutschland →

mehr...
Experten-Foren

Mit Medizinern und anderen Experten online diskutieren.

Forum wählen
Stichwortsuche in den Fragen und Antworten unserer Community

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.

Newsletter-Leser wissen mehr über Gesundheit

Aktuelle Themen rund um Ihre Gesundheit kostenlos per Mail.

Abonnieren

Zum Seitenanfang

afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2024/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FUNKE Digital GmbH und sein/ihr Internet-Angebot: https://www.lifeline.de/

Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.