Zahngesundheit

Weisheitszähne: Wann eine OP notwendig ist

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Weisheitszähne verursachen bei vielen Menschen Beschwerden und müssen häufig in einer Operation entfernt werden. Der Eingriff verläuft meist ohne Komplikationen. Wann die OP sinnvoll und notwendig ist sowie Ablauf und Risiken.

weisheitszahn op
© iStock.com/Paladjai

Weisheitszähne sind die letzten Zähne des bleibenden Gebisses. Sie befinden sich am Ende jeder Zahnreihe ganz hinten im Ober- und Unterkiefer. In der Regel brechen sie zwischen dem 16. und 20. Lebensjahr durch. Manche Menschen haben nur zwei (sichtbare) Weisheitszähne, wiederum andere gar keine.

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Warum Weisheitszähne oft Probleme machen

Die Weisheitszähne sind ein Rudiment der menschlichen Entwicklung – für das Zerkleinern der Nahrung sind sie nicht mehr nötig. Unsere sehr frühen Vorfahren hatten noch 44 Zähne, heute sind in unseren Genen die Anlagen für 32 Zähne gespeichert. Durch den kleiner gewordenen Kiefer ist jedoch oft nicht mehr genügend Platz, damit die Weisheitszähne wachsen und ihren Platz im Kiefer korrekt einnehmen können.

Weisheitszähne können völlig im Knochen eingelagert sein, manche brechen nur teilweise durch und sind dann von einer Zahnfleischlasche überdeckt. Ist genügend Platz vorhanden, werden sie mitunter vollständig in der Mundhöhle sichtbar.

Letzteres heißt aber nicht, dass alles in Ordnung ist: Die Weisheitszähne sind oft anders geformt als normale Backenzähne – nicht selten haben sie mehrere Wurzeln, die krumm oder hakenförmig und miteinander verwachsen sind. Problematisch kann auch die Lage der Weisheitszähne im Kiefer sein: Durch den Platzmangel sind sie häufig gekippt oder liegen waagerecht und drücken auf die weiter vorn platzierten Backenzähne.

Schmerzen durch Weisheitszähne

Aufgrund dieser anatomischen Besonderheiten der Weisheitszähne kann es zu einer Reihe von Beschwerden und Erkrankungen im Zahnbereich kommen. Häufig entstehen Entzündungen, die sich bis zur Bildung von Abszessen ausweiten können. Durch die Enge im hinteren Kieferbereich ist das Zähneputzen erschwert, was Karies und Zahnfleischentzündung (Parodontitis) fördert. In anderen Fällen kommt es zur Bildung von Zysten (mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume) um die Krone des Zahns, die sich ebenfalls entzünden und sogar das Knochengewebe des Kiefers schädigen können.

Da die durchbrechenden Weisheitszähne sich Platz verschaffen wollen, kann es zu einer Schädigung des benachbarten Zahns sowie des Zahnbetts kommen. Möglich ist auch die Verschiebung ganzer Zahnreihen.

Die Wurzeln der Weisheitszähne drücken oft auf die Nerven im Kieferbereich und reizen diese. Schmerzen in den Ohren und im Gesicht oder sogar Lähmungserscheinungen sind eine mögliche Folge. Weisheitszähne stehen zudem im Verdacht, Herzkrankheiten wie Herzklappenfehler und rheumatische Erkrankungen verursachen beziehungsweise verschlimmern zu können.

Wann müssen die Weisheitszähne gezogen werden?

Lange war es üblich, die Weisheitszähne so früh wie möglich per Operation zu ziehen – noch bevor irgendwelche Probleme auftraten. Ganz so rigoros gehen Zahnärzte heute nicht mehr vor, denn auch eine OP der Weisheitszähne ist mit Risiken verbunden. Nur wenn einer oder mehrere Weisheitszähne akute Beschwerden bereiten, werden sie heute entfernt. Das ist der Fall:

  • bei Karies oder Wurzelentzündung des Weisheitszahns

  • bei Infektionen zwischen Zahnkrone und Knochen (sogenannte Schlupfwinkelinfektion)

  • bei Entzündungen und Zysten im Bereich des Weisheitszahns und der Nachbarzähne

  • wenn der Weisheitszahn die Nachbarzähne beschädigt

  • bei Verschiebungen der anderen Zähne aufgrund der Weisheitszähne

Zudem raten Zahnärzte zu einem prophylaktischen Ziehen der Weisheitszähne im Vorfeld von kieferorthopädische Behandlungen, wenn durch den Weisheitszahn die Behandlung gestört oder erschwert werden könnte. Auf eine Weisheitszahn-OP kann verzichtet werden, wenn die Weisheitszähne gut stehen und keine Behinderung der anderen Zähne zu erwarten sind oder wenn gesunde Zähne so tief im Knochen liegen, dass durch den Eingriff zu hohe Risiken entstünden.

Grundsätzlich rät der Zahnarzt dazu, die Weisheitszähne bei Symptomen so früh wie möglich zu entfernen, da ein Abwarten zu Komplikationen und Schäden an den anderen Zähnen führen kann.

Untersuchungen vor dem Eingriff

In den meisten Fällen genügt neben der gründlichen Zahnuntersuchung die Anfertigung eines Panoramabildes (Darstellung des gesamten Unter- oder Oberkiefers). Mit solch einer Röntgenaufnahme kann die Lage der Weisheitszähne im Kiefer bestimmt werden. Darüber hinaus erhält der Zahnarzt oder Kieferchirurg detaillierte Informationen über die benachbarten anatomischen Strukturen (Nerven, Kieferhöhle, Nachbarzähne), die bei der Entfernung der Weisheitszähne geschont werden sollen. Nur in Einzelfällen sind weitere Untersuchungen wie eine Computertomographie oder Blutuntersuchungen notwendig.  

Ablauf der Weisheitszahn-OP

Eine Weisheitszahn-OP wird meist ambulant in einer dafür ausgerüsteten Praxis oder einer kieferchirurgischen Abteilung einer Klinik durchgeführt. Die gesamte OP dauert zwischen 20 Minuten und einer Stunde – je nachdem, wie viele Zähne entfernt werden und wie kompliziert deren Lage und Form ist.

Meist ist dabei nur eine örtliche Betäubung (Lokalanästhesie) nötig. Häufig wird heutzutage ein Beruhigungsmittel gegeben, welches die Patienten in einen Dämmerschlaf versetzt. In bestimmten Fällen – zum Beispiel bei der Entfernung mehrerer Weisheitszähne, bei stark verlagerten Weisheitszähnen oder bei Angstpatienten – kann auch eine Vollnarkose sinnvoll sein. Ist diese medizinisch notwendig, wird sie von der Krankenkasse bezahlt.

So wird der Zahn entfernt

Zunächst wird das Zahnfleisch im Bereich des Weisheitszahns vom Knochen gelöst. Dann wird der Weisheitszahn mit Fräsen und Bohrern durch das Abtragen von Knochen freigelegt, sodass er mit einer Zange oder einem Hebel gefasst und entfernt werden kann. In manchen Fällen muss der Zahn schichtweise abgetragen oder in einzelne Teile zerlegt werden.

Im Anschluss wird das Zahnbett gesäubert, eventuell entzündetes Weichgewebe entfernt und die Wunde mit Fäden verschlossen. Eine Wunddrainage führt Flüssigkeiten ab und verhindert so Schwellungen und Entzündungen. Eine erste Nachkontrolle macht der Kieferchirurg oder Zahnarzt nach etwa zwei Tagen, nach sieben bis zehn Tagen werden die Fäden gezogen.

Weitere Operationsmethoden

In der Regel wird der Zahnarzt immer versuchen, den Zahn komplett zu entfernen. Manchmal liegt der Weisheitszahn jedoch so dicht und ungünstig, dass beim Entfernen wichtige Nerven im Kiefer oder zu viel Knochenmaterial beschädigt werden könnten. Dann ist auch eine teilweise Weisheitszahnentfernung möglich (Koronektomie).

In den letzten Jahren wird als OP-Verfahren bei der Weisheitszahnentfernung häufiger die Piezochirurgie eingesetzt. Die Methode gilt als knochen- und gewebeschonender, da der Zahnarzt dabei nicht mit rotierenden Fräsen und Bohrern arbeitet, sondern mit Ultraschall-Instrumenten. Dadurch ist eine präzisere Schnittführung möglich, ohne den Knochen zu großem Druck auszusetzen. Das umliegende Gewebe und die angrenzenden Blutgefäße werden geschont, der Wundschmerz verringert und die Wundheilung beschleunigt.

Risiken der Weisheitszahn-OP

Eine Osteotomie ist heute in der Regel ein Routine-Eingriff und verläuft meist ohne Komplikationen. Trotzdem ist sie mit Risiken verbunden. Jugendliche und junge Erwachsene verkraften die OP erfahrungsgemäß am besten: Im Alter von 14 bis 25 Jahren sind am wenigsten Komplikationen zu erwarten.

Zu den allgemeinen Risiken einer Operation der Weisheitszähne gehören:

  • Blutungen während des Eingriffs
  • Nachblutungen
  • Schmerzen und Schwellungen
  • Infektionen der Operationswunde
  • Unverträglichkeit von Narkosemitteln

Daneben gibt es bei der Weisheitszahnentfernung besondere Risiken, die bei der Entscheidung für den Eingriff bedacht werden sollten. So können während der Operation nahe an den Weisheitszähnen liegende Nerven beschädigt werden, die für Unterlippe, Unterkiefer und die Geschmacksnerven der Zunge zuständig sind. Bei der Verletzung der Nerven kann es zu Gefühlsstörungen kommen. Außerdem besteht die Gefahr eines Kieferbruchs sowohl während der Operation als auch bis zu vier Wochen danach. In seltenen Fällen kann sich eine Infektion der Kieferhöhle entwickeln.

Pflege-Tipps nach der OP

Etwa für die Dauer von zwei bis drei Tagen nach der Operation ist mit Beeinträchtigungen zu rechnen, eine Krankschreibung ist sinnvoll. In dieser Zeit können Schwellungen, Schmerzen oder Probleme beim Öffnen des Mundes auftreten. Halten die Beschwerden länger an, sollten Betroffene ihren Zahnarzt aufsuchen. Mögliche Folgen könnten neben einer Infektion der Wunde auch Schäden an Nerven oder am Kiefer sein.

  • Sobald die Betäubung nachlässt, kann die Wunde schmerzen. Dann sollten Sie die mitgegebenen oder verschriebenen Schmerzmittel einnehmen.

  • So lange die Betäubung anhält, ist essen tabu. Danach sind weiche, breiige Lebensmittel wie Suppen, Grießbrei, Pürees geeignet. Verzichten Sie auf stark erhitzte, gekühlte oder gewürzte Speisen und säurehaltige Getränke.

  • In den ersten Tagen nach der Operation können Schwierigkeiten bei der Mundöffnung, Schluckbeschwerden und vermehrter Speichelfluss auftreten. Der Speichel kann leicht rötlich verfärbt sein. Diese Beschwerden sind nicht bedrohlich und verschwinden recht bald von allein.

  • In den Tagen nach der Operation sollten die Wangen und das Gesicht regelmäßig mit feuchtkalten Umschlägen oder Kühlpacks gekühlt werden

  • Um die Wundheilung zu fördern, sollten Sie zunächst vollständig auf Nikotin verzichten.

  • Die Zähne können bereits ab dem ersten Tag vorsichtig geputzt werden, den Bereich der Operationsnarbe dabei aussparen.

  • Auf Sport und anstrengende körperliche Betätigung im Allgemeinen sollte für ein paar Tage verzichtet werden.

  • In den ersten Wochen sollte man vermeiden, auf Hartes zu beißen. Die Kieferknochen – vor allem nach einer Behandlung des Unterkiefers – können noch geschwächt sein.

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