Form des Heilfastens

Schrothkur: Mehr als eine Diät

Eine Schrothkur kann Krankheiten vorbeugen und lindern, aber auch der Beginn einer nachhaltigen Gewichtsreduktion sein. Erfahren Sie hier mehr über Durchführung und Gegenanzeigen!

Frau trinkt Tee
© iStock.com/Eva-Katalin

Die Zeiten sind hektisch und irgendwie steht jeder mehr oder weniger unter Stress. Darunter leidet auch die Ernährung: zu fett, zu viel, zu unausgewogen. Über einen kurzen Zeitraum kann ein gesunder Körper damit umgehen. Auf Dauer wird aus der Fehlernährung aber ein Problem. Die falschen Ess- und Trinkgewohnheiten führen meist zu einem übersäuerten Organismus. Stoffwechselbedingte Krankheiten wie Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte und Übergewicht können entstehen. Eine Schrothkur bringt den Stoffwechsel wieder in Gang und kann zugleich ein guter Anfang für ein gesünderes Leben sein.

Mit der Schrothkur "entschlacken"

Die Schrothkur, die auf Johann Schroth zurückgeht, ist eine besondere Form des Heilfastens. Es war im Jahr 1817, als Johann Schroth sich bei einem Unfall mit einem Kutschpferd das Knie verletzte. Mit kalten und warmen Umschlägen heilte sich Schroth selbst. Aus dieser Erfahrung heraus erwuchsen seine Gesundheitslehren. Mit abwechselnden Trink- und Trockentagen regte er seine Selbstheilungskräfte an und half seinem Körper mittels einer möglichst leichten Diät beim Entschlacken und Regenerieren.

Vier Elemente der Schrothkur

Auch heute noch sind Schroths Lehren hochaktuell. Viele Menschen nutzen das Naturheilverfahren der Schrothkur erfolgreich, um ihren Organismus wieder ins Gleichgewicht zu bringen und Zivilisationskrankheiten wie Gicht, Cholesterin- und Blutzuckerprobleme oder rheumatische und arthritische Beschwerden zu lindern. Die vier wesentlichen Elemente der Schrothkur bilden

  • die Schothsche Diät,
  • die Schrothschen Packungen,
  • der Wechsel von Trink- und Trockentagen und
  • das angemessene Verhältnis zwischen Ruhe und Bewegung.

Die Schrothkur ist keine klassische Diät. Anders als bei den üblichen Abnehmverfahren geht es dabei vor allem darum, den Körper zu entschlacken. Das Prinzip ist einfach erklärt: Während der Kur ernährt man sich von nur 500 bis 600 Kalorien am Tag. Säuren, Rohkost, Fett und Eiweiß sind verboten.

Mit einem Trinkplan, den berühmten Schrothschen Schwitzpackungen, die dem Körper beim Entschlacken helfen, und mit Ruhe und Entspannung bekommt der Organismus die Chance, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

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Was bringt eine Schrothkur?

Die Schrothkur beschleunigt den Stoffwechsel und stärkt das Immunsystem. Ein angenehmer Nebeneffekt ist dabei aber auch die Gewichtsreduktion, die bis zu zehn Prozent des Körpergewichts betragen kann. Wer während der Schrothkur zusätzlich Sport treibt, unterstützt diesen Prozess. Durch den schnellen Gewichtsverlust motiviert fällt es vielen Schrothkurteilnehmern leichter, sich auch nach der Heilanwendung weiter in Richtung gesundes Gewicht zu bewegen.

Elemente der Schrothkur:

Ernährung und Trinken

Bei der klassischen Schrothkur gibt es vor allem gekochtes Gemüse, bestimmtes Trockenobst, salzfreies Gebäck und – falls keine Gegenindikationen vorliegen und der Kurarzt es erlaubt – den klassischen Kurwein. Für Frauen bis zu einem Viertelliter am Tag, für Männer bis einen halben Liter (an maximal vier Tagen).

Alle Speisen müssen basisch, ungesalzen und leicht verdaulich sein; Kaffee und Zigaretten sind tabu. Mit wechselnden Trocken- und Trinktagen und den täglichen Schwitzkuren in der Schrothschen Packung wird der Körper dazu gebracht, überflüssiges Gewebewasser auszuschwemmen. Der Wein liefert wichtige Vitamine und Mineralstoffe und steigert den Umsatz von Körpersubstanz.

Gut für Entgiftung und Abwehr: die Wärmepackung nach Schroth

Täglich außer sonntags wird der Kurgast in den frühen Morgenstunden mit einem Glas Kräutertee geweckt und der noch schlafwarme Körper in die Wärmepackung nach Schroth gewickelt. Dabei steigt die Körpertemperatur nochmals an, die körpereigene Abwehrkraft wird geweckt, der Selbstheilungsprozess angekurbelt. Die Wärme wirkt schmerzlindernd und krampflösend. Während der Packung wird auch der Hautstoffwechsel angeregt und Giftstoffe sollen vermehrt über die Haut ausgeschieden werden.

Bei Bedarf kann der Kurarzt das Ernährungsprogramm an die individuellen Bedürfnisse des Gastes anpassen, um den optimalen gesundheitlichen Erfolg zu erzielen. Anstelle des Weins können beispielsweise auch Obst- und Gemüsesäfte verabreicht werden. Diabetes Patienten bekommen kein Trockenobst und keine Fruchtsäfte, ältere Menschen beispielsweise nur kleine Mengen Magerquark. Wichtig zu wissen: Eine Schrothkur, egal welcher Art, ist nicht für die Daueranwendung gedacht! Am Ende der Kur wird der Körper wieder an normale Kost gewöhnt.

Ruhe und Bewegung bringen den Körper in Schwung

An Trockentagen kann man sich einfach entspannt zurücklehnen und den Körper für sich arbeiten lassen. Massagen, Meditation oder einfache Spaziergänge bieten die Möglichkeit, die Seele baumeln zu lassen. Trinktage sind ideal für fettreduzierende Bewegung: Dabei empfiehlt es sich, immer im optimalen Pulsbereich zu bleiben, um die Muskeln stets mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Wer sich auf Hochleistung trimmt, schadet sich nur. Geeignete Sportarten während dem Entschlacken einer Schrothkur sind zum Beispiel (Nordic) Walking, Fahrradfahren oder Wandern.

Worauf ist bei der Schrothkur zu achten?

Durch die geringe Nahrungsaufnahme bei der Schrothkur kann es zu Darmträgheit kommen. Aber gerade zu Beginn der Kur ist es relativ normal, dass der Stuhlgang für einige Tage aussetzt. Wer sich dabei unwohl fühlt, sollte mit seinem Kurarzt sprechen. Generell empfiehlt es sich, eine Schrothkur nicht in Eigenregie, sondern nur in einer anerkannten Kureinrichtung zu machen. Hier sind ein fachlich geschultes Personal und gut ausgebildete Kurärzte als Ansprechpartner vor Ort, die das Ernährungsprogramm und die Gesundheit der Teilnehmer überwachen und an die man sich mit allen Fragen zur Kur und zum persönlichen Befinden wenden kann.

Gekoppelt mit einer Ernährungsberatung

Nach der Schrothkur geht es wieder zurück ins tägliche Leben. Und damit hier nicht alles gleich wieder beim Alten ist, bieten Einrichtungen in der Regel eine begleitende Ernährungsberatung an. Gerade Menschen mit Gewichtsproblemen sollten dieses Angebot nutzen. Eine gesunde Ernährung auch nach der Schrothkur ermöglicht, dass weitere Pfunde purzeln oder man zumindest das erzielte Gewicht halten kann. Darüber hinaus beugt sie erneuten gesundheitlichen Problemen vor.

Bei welchen Beschwerden die Kur hilft

Besonders bei erhöhten Blutfett- und Harnsäurewerten, Übergewicht, Migräne, Erschöpfungszuständen und anderen, sogenannten Zivilisationskrankheiten ist die positive Wirkung einer Entschlackungskur belegt und wird sogar von den Krankenkassen bezuschusst. Bei akuten Entzündungsprozessen, Unfällen oder Operationen sollte mit der Kur aber gewartet werden, bis diese überstanden sind, da die unspezifischen Reize im Rahmen der Kur sonst eher negative Auswirkungen haben können.

Gut fürs Blut

Viele Menschen, die unter erhöhten Blutfettwerten leiden, können mit  der Kur diese Parameter wieder ins Lot bringen. Grund hierfür scheinen die fettfreie Ernährung und die positiven Wirkungen der Trinkkur zu sein. Auch andere Blutwerte, wie zu hohe Zucker- und Harnsäurespiegel, lassen sich im Rahmen des "Schrothens" oft senken. Darum ist diese Art der Fastenkur besonders für Patienten mit Diabetes Typ 2 und Neigung zu Gicht geeignet. Die fettfreie, salzarme Diät hat aber auch noch einen anderen positiven Nebeneffekt: "Schrother" verlieren auch Gewicht.

Drüsenfunktionen werden angeregt

Im Rahmen der Schwitz- und Trinkkur kommen auch die körpereigenen Drüsen wieder in Schwung. Wer zum Beispiel zu wenig Schilddrüsenhormon produziert, kann aufgrund der Kur auf eine vermehrte Ausschüttung des Schilddrüsenhormons Thyroxin hoffen. Allgemeine Schwäche, Darmträgheit und sogar durch Thyroxinmangel verursachte Herzschwäche werden so auf natürliche Weise gemildert. Auch bei erhöhtem Blutdruck wirkt sich die Schrothkur oftmals positiv aus. Gleichzeitig sinkt das Risiko für Folgeerscheinungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Arterienverkalkung.

Die Haut als "dritte Niere"

Die morgendlichen Schwitzkuren bringen nicht nur die Immunabwehr auf Trab. Durch die Haut werden auch Schadstoffe ausgeschwemmt – der Körper wird förmlich von innen gereinigt. Raucher zum Beispiel, die sich gerade von ihrer schlechten Angewohnheit befreien konnten, scheiden dank der Schwitzkuren viel vom angesammelten Gift aus dem Körper aus. Die Allergieneigung kann verringert werden, bei chronischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder Bronchien wird die Heilung unterstützt. Die intensive Wärme während der Schrothpackung fördert zudem die Hautdurchblutung und wirkt sich positiv bei Hautkrankheiten wie Schuppenflechte oder Akne aus.

Bei Burnout und psychosomatischen Beschwerden

Burnout ist schon lange nicht mehr nur ein Problem gestresster Manager. Die Belastung durch Beruf und Familie kann bei jedem zu Erschöpfungszuständen, Migräne, Depressionen und psychosomatischen Erkrankungen führen. Auch chronische Magen-Darm- oder Blasenprobleme haben oft eine große psychische Komponente, die durch die intensive Entspannung wieder ins Lot gebracht werden kann.

Wer sollte auf die Schrothkur verzichten?

Während der Kur wird der Körper einer ganzen Reihe von Reizen ausgesetzt. Darum sollten Menschen, deren Organismus sich aufgrund einer akuten entzündlichen oder fiebrigen Erkrankung bereits im "Kampfzustand" befindet, so lange auf eine Kur verzichten, bis sie das Okay von ihrem Arzt bekommen haben. Schrothen darf man erst wieder, wenn Fieber und akute Entzündungen abgeklungen sind oder eine chronische Erkrankung unter Kontrolle ist. In jedem Fall sollte man vor Beginn einer Schrothkur Rücksprache mit seinem behandelnden Arzt halten, um die gesundheitlichen Voraussetzungen abzuklären, aber auch individuelle Wünsche und Gegebenheiten, die die Kur betreffen, abzustimmen.

Wo kann man eine Schrothkur machen?

Schrothkuren werden in verschiedenen Kurorten angeboten. Niedergelassene Ärzte und die Krankenkassen beraten darin, welche Kurorte Schrothanwendungen anbieten und welches Klima man bei der jeweiligen Indikation vorziehen sollte. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen ambulanten Vorsorgekuren und stationären Rehabilitations- und Vorsorgekuren. Bei der ambulanten Kur kommen die Teilnehmer nur jeweils für die nötigen Anwendungen und Behandlungen in die Kur-Einrichtung.

Eine ambulante Kur kann beispielsweise im Rahmen eines Gesundheitsurlaubs erfolgen, für den man sich selbst eine passende Urlaubsunterkunft nach eigener Wahl in der Nähe bucht. Bei einer stationären Entschlackungskur wird der Kurgast Tag und Nacht in der Kureinrichtung betreut.

Was wird von den Kassen übernommen?

In der Regel übernehmen die Krankenkassen bei ambulanten Vorsorgeleistungen in Kurorten die Kurarzt-Kosten komplett und die Kurmittel, also sämtliche angewandten Verfahren und Heilmittel, zu 90 Prozent. Übrig bleiben zehn Prozent der Kurmittelkosten und eine Verordnungsblattgebühr von zehn Euro. Je nach Fall und Indikation übernehmen manche Kassen einen Zuschuss für die Unterkunft, die Verpflegung und die Kurtaxe von bis zu 13 Euro pro Tag. Wie viel der Kurkosten am Ende selbst getragen werden müssen, sollte man sich im Voraus ausrechnen lassen. Wurde eine stationären Vorsorge- oder Rehabilitationskur genehmigt, muss der Kurpatient pro Kurtag lediglich zehn Euro aus der eigenen Tasche bezahlen. In manchen Fällen sind Ausnahmen möglich.

Wie oft kann man eine Schrothkur beantragen?

Zwischen zwei ambulanten Kuren müssen in der Regel mindestens drei Jahre liegen, bis die Leistung von den Krankenkassen erneut übernommen wird. Stationäre Wiederholungskuren werden meist nach Ablauf von vier Jahren bewilligt. Bestimmte gesundheitliche Probleme lassen aber Ausnahmen von dieser Regel zu. Fragen Sie im Zweifelsfall Ihren behandelnden Arzt, ob in Ihrem Fall diese Intervalle verkürzt werden können. Mit einer sorgfältigen Begründung kann man auch schon früher wieder in den Genuss einer Kur mit Kassenunterstützung kommen.

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