Zu viel Intimpflege schadet
Gepflegt vom Scheitel bis zum Schritt, das gilt heute mehr denn je – einschließlich Intimpflege. Fitnessbewegung und Wellnesswelle tragen dazu bei, dass sich Menschen nahe kommen. Im Studio, in der Sauna oder bei einer Massage ist mehr Haut zu sehen – und zu riechen. Das fürchten jedenfalls viele. In Folge waschen sie sich viel und intensiv, auch im Intimbereich. Die Folgen können Juckreiz, Brennen und Ekzeme sein.
Nicht sauber, sondern rein soll es für viele Menschen heute sein. Für die Anal- und Intimpflege greifen sie daher zu feuchtem Toilettenpapier, Intimsprays, speziellen Waschlotionen und parfümierten Slipeinlagen. Manche Menschen scheinen einen regelrechten Hygienewahn zu entfalten. Gerade zu Beginn der Pubertät litten viele Mädchen und Jungen unter dem Gefühl, unrein zu sein, berichtet Dr. Thomas Stavermann vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. Sie kämpften gegen alles, was zu unangenehmen Gerüchen führen könnte. Dabei beschränken sie sich nicht nur auf Feuchttücher, oft waschen sie den Intim- und Analbereich nach jedem Toilettengang mit Duschgel, die Mädchen verwenden gern auch duftende Slipeinlagen. Aber auch Frauen im mittleren Alter entwickelten häufig eine Art Waschzwang aus Sorge schlecht zu riechen, hat die Hautärztin Dr. Gertraud Kremer aus Berlin festgestellt. Da die Haut von Frauen im Alter hormonbedingt dünner wird, reagiert sie auf häufiges Reinigen besonders empfindlich.
Für die Intimpflege reicht lauwarmes Wasser völlig
Bei der Intimpflege sollte man es mit dem Waschen nicht übertreiben, warnt Kremer. "Grundsätzlich reicht es, den Intim- und Analbereich mit lauwarmem Wasser zu reinigen." Aggressive Seifen und Duschgels zerstören den natürlichen Säureschutzmantel und schädigen die Hautflora. Besonders wichtig sei es, dass keine Duftstoffe auf die Schleimhäute gelangen. Denn "sie sind besonders aufnahmebereit". Die Folgen von viel und falscher Reinigung bei der Intimpflege: Jucken, Brennen und Ekzeme; auch Pilzinfektionen können leichter Fuß zu fassen.
Babyprodukte sind besonders schonend
Wem Wasser partout nicht reicht, der sollte für die Intimpflege pH-neutrale Produkte verwenden, empfiehlt Kremer. Am besten seien Dusch-Öle, die keine Duftstoffe enthalten und auf Allergien getestet sind. Menschen mit sehr sensibler Haut rät die Dermatologin, Babyprodukte zu verwenden. Für sie gelten besonders strenge gesetzliche Vorschriften. Ist die Haut jedoch bereits erkrankt, sind auch sie tabu. Wasser muss dann reichen. Und auf keinen Fall kranker Haut eigenmächtig mit Kräutern zu Leibe rücken. Auch Kamille kann Allergien auslösen, weiß Kremer. Wenn es juckt und brennt, also immer einen Arzt zurate ziehen.
Haut im Intimbereich gründlich, aber behutsam abtrocknen
Zur richtigen Pflege gehört auch, dass Intim- und Analbereich nach dem Waschen gut abgetrocknet werden. Denn Nässe lässt die Haut aufquellen, das bereitet Entzündungen den Weg. "Die Haut am besten mit einem weichen Handtuch abtupfen – nicht scheuern", erklärt Hautexpertin Kremer.
Hände weg von Intimsprays und Feuchttüchern
Von Intimsprays rät die Dermatologin ab. Sie seien überflüssig bis schädlich. Auch feuchtes Toilettenpapier oder Feuchttücher sollten aus dem Bad verbannt und nicht für die Intimpflege benutzt werden. Sie enthalten meist Duft- und Konservierungsstoffe, die die Haut leicht reizen und sogar Allergien auslösen können. Bei Slipeinlagen und Monatsbinden lohnt es sich, auf Luftdurchlässigkeit zu achten. Enthalten sie eine dichte Schicht, müssen sie öfter gewechselt werden, sagt Kremer. So vermehren sich unerwünschte Bakterien und Keime nicht so stark.
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