Ramadan und halal: Ernährungsregeln der Muslime
Gläubige Muslime und Musliminnen halten nicht nur den Fastenmonat Ramadan ein, sondern leben auch das ganze Jahr über "halal". Dazu gehört weit mehr als der Verzicht auf Schweinefleisch und Alkohol.
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Mehr als eine Milliarde Muslime und Musliminnen auf der ganzen Welt fasten im Ramadan. Der Begriff ist arabisch und bedeutet "der heiße Monat". Damit ist der neunte Monat im islamischen Mondkalender gemeint, der im Jahr 2022 im gregorianischen Kalender auf den Zeitraum von 02. April bis einschließlich 02. Mai fällt. Dabei bezieht sich das Fasten auf Anweisungen im Koran, dem heiligen Buch der Muslime und Musliminnen.
Im Überblick:
Was ist Ramadan?
Der Ramadan ist im muslimischen Glauben der Fastenmonat, der 29 oder 30 Tage lang geht. Der Ramadan ist jedes Jahr zu einem anderen Datum, da sich der Islam nach dem Mondkalender richtet. Nach einem Monat endet der Ramadam für gläubige Muslime und Musliminnen mit dem offiziellen Fastenbrechen, dem Zuckerfest.
Die wichtigsten Regeln beim Ramadan sind einfach: Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang dürfen die Gläubigen weder essen noch trinken sowie nicht rauchen und keinen Sex haben. Die Sonne soll also nicht am Himmel stehen, wenn sie Hunger oder Durst nachgeben.
Das kann je nach Region extrem schwierig sein. Muslime und Musliminnen in Norwegen dürften im Ramadan streng genommen gar nichts essen und trinken. Denn im entsprechenden Monat geht die Sonne dort niemals richtig unter. Gläubige Muslime und Musliminnen in den Ländern der Mitternachtssonne haben sich deshalb unterschiedlich geeinigt. Manche unterbrechen das intermittierende Hungerfasten zwischen 23 Uhr und drei Uhr in der Nacht, andere richten sich nach dem Sonnenaufgang und -untergang in Mekka.
Wenn die Sonne im Ramadan untergegangen ist, bedeutet das jedoch nicht, dass alles an Essen und Trinken hemmungslos nachgeholt wird. Gläubige Muslime und Musliminnen halten sich beim Nachtessen wiederum streng an die Vorgaben des Koran. In diesem wird geraten, den Magen nur mit einem Drittel Essen und einem Drittel Flüssigkeit zu füllen. Das letzte Drittel soll leer bleiben.
Kein Ramadan für Schwangere und Kinder
Ausgenommen von den Regeln des Ramadan sind:
- Kinder bis zur Pubertät,
- alte und schwache Menschen,
- Kranke,
- Schwangere,
- stillende Mütter und
- Frauen, die gerade ihre Menstruation haben.
Zudem müssen auch Reisende nicht den Ramadan einhalten, sie können die Fastentage nachholen. Denn vor allem das Verbot, den ganzen Tag nichts zu trinken, könnte bei diesen Personen gesundheitliche Folgen haben, etwa Dehydrierung und Kreislaufschwäche, bei Kindern auch Wachstumsstörungen.
Vor allem für Schwangere könnte das Hungerfasten problematisch sein. Während der Schwangerschaft ist der Energie- und Flüssigkeitsbedarf der Frau erhöht. Nur so wird die optimale Versorgung des Kindes garantiert. Hungerfasten während dieser Zeit beeinflusst also nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die des ungeborenen Kindes. Mögliche Folgen von Fasten in der Schwangerschaft umfassen:
Folsäuremangel mit dem Risiko von Neuralrohrdefekten wie Anenzephalie (Teile des Gehirns und des Schädels bilden sich nicht aus) und Spina bifida, bekannt als offener Rücken
Jodmangel mit Entwicklungsverzögerung des Kindes.
Deshalb sieht der Koran vor, dass Schwangere den Ramadan nicht einhalten müssen.
Zuckerfest: Fastenbrechen mit Wasser und Datteln
Beendet wird der Fastenmonat mit dem Fest des Fastenbrechens, das auch Zuckerfest genannt wird. Nach einem gemeinsamen Gebet wird zuerst ein Schluck Wasser genommen oder eine Dattel gegessen. Danach gibt es alles, worauf so lange verzichtet werden musste. Meist dauert das Fest drei Tage lang. Im Mittelpunkt steht dabei die Familie. Gegenseitige Verwandtschaftsbesuche mit Festessen und Geschenken sind Brauch.
Halal (erlaubt) oder haram (verboten)?
Für gläubige Muslime und Musliminnen kommt jedoch auch zu diesen Mahlzeiten nichts auf den Tisch, was nicht halal ist. Halal ist arabisch und steht für erlaubt oder zulässig, das Gegenteil ist haram, was verboten bedeutet. Folgende Lebensmittel sind für Menschen muslimischen Glaubens haram:
- Schweinefleisch
- Alkohol
- Getränke, denen Alkohol entzogen wurde (etwa alkoholfreie Biere, Sekte und Weine)
- Blut
- Kadaver – das bedeutet Fleisch von einem Tier, das nicht islamisch geschlachtet ist. Halal schlachten heißt schächten, also ausbluten lassen.
- Käse, der mit Lab (Enzyme aus dem Kälbermagen) von nicht halal-geschlachteten Tieren hergestellt wurde. Rund ein Drittel des Käses weltweit wird mit Lab hergestellt, der übrigens nicht auf der Liste mit Inhaltsstoffen des Produkts aufgeführt werden muss.
- Landtiere ohne Ohren (Schlangen)
- Tiere, die andere Tiere fressen
Auch die Herstellung sollte halal erfolgen
Daneben müssen zahlreiche weitere Vorgaben erfüllt sein, damit ein Lebensmittel halal ist: Jeder Rohstoff und Inhaltsstoff muss rein sein. So ist Gelatine verboten, wenn sie – wie es gewöhnlich der Fall ist – von Schweinen stammt. Auch bestimmte Zusatzstoffe werden gemieden, etwa Emulgatoren aus Speisefett. Je stärker ein Lebensmittel verarbeitet wurde, desto schwieriger ist es zu erkennen, ob es halal ist oder nicht.
Halal bezieht sich jedoch auch auf die Verarbeitungsschritte. So dürfen etwa die Maschinen, die Lebensmittel herstellen, nicht mit Chemikalien geputzt und gewartet werden, die Alkohol enthalten. Auch Verpackung, Lagerung und Transport sollten halal erfolgen, also ohne den Kontakt mit Alkohol und Schweinefleischbestandteilen geschehen.
Halal bedeutet auch natürlich und gesund
Neben diesen eindeutigen Regeln ist es für Muslime und Musliminnen wichtig, möglichst frische und unbehandelte Lebensmittel und Getränke zu konsumieren. Auch das bedeutet halal im weiteren Sinne, es ähnelt somit dem Clean-Eating-Prinzip. So gibt es etwa Halal-Cola ohne Zucker, die stattdessen mit Dattelsirup gesüßt wird.
Damit die Unterscheidung von Halal-Produkten leichter fällt, gibt es ein Halal-Siegel, welches Zertifizierungsstellen vergeben. So können Muslime sicher sein, sich tatsächlich ihrem Glauben entsprechend zu ernähren.