Trinkmythos: Wie viel Wasser ist zu viel?
Keine Frage, genug Trinken ist wichtig und gesund. Aber wie viel ist genügend? Jahrelang kursierte das gefährliche Gerücht, es sei niemals zu viel Wasser. Dieser Irrtum kann zu einer tödlichen Wasservergiftung führen.
Logisch, Wasser ist lebenswichtig. Schließlich besteht jede einzelne Körperzelle zum größten Teil aus dem klaren Nass, das die chemische Summenformel H2O trägt. Wasser kann neuen Studien zufolge sogar beim Abnehmen helfen und stärkt in der Erkältungssaison die Abwehrkraft der Schleimhäute. Nach wenigen Tagen ohne Wasserzufuhr würde der Körper austrocknen und der Tod durch Verdursten folgen. Trotzdem ist es ab einer gewissen Wassermenge zu viel des Guten.
Mehr Wasser bringt der Gesundheit keinen Zusatznutzen
Ärzte und Ernährungswissenschaftler mahnten zwar jahrelang, täglich mindestens zwei Liter Flüssigkeit aufzunehmen. Nun werden jedoch zunehmend Stimmen laut, die den Nutzen solcher Empfehlungen anzweifeln. Eine Studie amerikanischer Nierenexperten der Universität von Pennsylvania etwa zeigte schon 2008, dass die für einen erwachsenen Menschen empfohlene Tagesmenge von zwei Litern keine gesundheitlichen Vorteile mit sich bringt.
Nicht eine einzige Quelle für diese zweifelhafte und hartnäckig wiedergekäute Angabe konnten die Forscher finden. Gesunde Menschen müssten sich besagte Menge geradezu "hineinquälen". Eine wichtige Information und vielen unbekannt ist, dass ein guter Teil des Flüssigkeitsbedarfs schon über die feste Nahrung gedeckt wird. Fleisch beispielsweise besteht zu 75 Prozent aus Wasser, eine Gurke sogar zu annähernd hundert Prozent.
Zu viel Wasser lässt das Gehirn schwellen
Zu viel Wasser trinken ist auf jeden Fall ungesund, folgern die Forscher: Bei übertriebener Flüssigkeitszufuhr sinkt der Natriumgehalt im Blut durch die Verdünnung und der Betroffene wird paradoxerweise noch durstiger. Unter Umständen kann dies zu einer tödlichen Hirnschwellung führen. Eine solche Wasservergiftung tritt allerdings erst ab einer Wassermenge von sieben bis zehn Litern ein.
Tägliche Wassermenge: ab einem Liter aufwärts
Im Übrigen sind die Belehrungen von Wasserpredigern im Wortsinn "überflüssig", denn die Deutschen trinken laut Nationaler Verzehrsstudie gar nicht zu wenig Wasser. Eine neuere Empfehlung lautet demnach, je nach Temperatur und körperlicher Anstrengung mindestens einen Liter Wasser am Tag zu trinken – und seinem naturgegebenen Durstgefühl zu vertrauen.
Ein guter Indikator ist auch die Farbe des Urins: Ist er dunkelgelb, einfach ein kleines Glas Wasser zwischendurch trinken. Viel mehr kann der Darm ohnehin nicht auf einmal aufnehmen. Einzige Ausnahme: Krankheiten, bei denen dem Körper viel Flüssigkeit verloren geht. Das ist zum Beispiel durch das ständige Erbrechen und den Durchfall bei einer akuten Magen-Darm-Grippe der Fall.
Im Alter und bei Durchfall droht dem Körper Dehydratation
In Gefahr, dem Körper zu wenig Wasser zuzuführen, schweben außerdem Senioren. Denn naturgemäß schwindet mit dem Lebensalter das Durstgefühl, eine Austrocknung (Exsikkose) mit Symptomen wie Krämpfen und Bewusstlosigkeit kann die Folge sein. Um der Dehydratation vorzubeugen, helfen feste Rituale: etwa zwei kleine Gläser Wasser zu jeder Mahlzeit oder eine Kanne Tee, die tagsüber verbraucht wird.
- Ein gefährlicher Flüssigkeitsmangel ist durch bestimmte Symptome gekennzeichnet. Welche körperlichen Anzeichen die Dehydratation verraten, sehen Sie in der Bilderstrecke: