Lecithin: Gesunder Vitalstoff fürs Gehirn
Lecithin stärkt nicht nur die Nerven. Der beispielsweise in Nüssen enthaltene fettähnliche Stoff kann noch mehr: Er stabilisiert die körpereigenen Zellen und beugt Krankheiten vor. Nahrungsergänzungsmittel sind in wenigen Fällen sinnvoll.
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Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Lecithin und wofür ist es gut?
Lecithine (Phosphatidylcholine) sind fettähnliche Substanzen (sogenannte Phospholipide), aus denen der Körper ungesättigte Fettsäuren und Cholin freisetzen kann.
Die positiven Effekte von Lecithin auf den Körper sprechen Ernährungsexpert*innen vor allem seinem Bestandteil Cholin zu. Die Substanz unterstützt in erster Linie die Fettverbrennung und soll positive Effekte auf die kognitive Funktion, speziell auf die Merkfähigkeit haben, indem es die Signalübertragung zwischen den Gehirnzellen verbessert.
Lecithine übernehmen wichtige Funktionen im Körper:
Lecithine sind am Fettstoffwechsel beteiligt: Ihre Aufgabe ist es, aufgenommene Fette aus der Nahrung zu verteilen sowie um- und abzubauen.
Lecithine stabilisieren als Bestandteil der Zellmembran die Körperzellen.
Der Wirkstoff stärkt Gehirn- und Nervenzellen: Er soll in Stresssituationen, bei Leistungsdruck, nervlicher Beanspruchung und Konzentrationsstörungen helfen und zur Leistungssteigerung dienen.
Er ist außerdem Bestandteil der Schleimschicht des Darms und der Lunge.
Lecithin ermöglicht den Transport von Cholesterin durch die Blutgefäße. Dadurch entfernt es überschüssiges Cholesterin aus dem Blutkreislauf und senkt somit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Wissenschaftlich belegt ist außerdem, dass Lecithin positive Effekte auf Patient*innen mit Lebererkrankungen wie der alkoholischen Fettleber und Hepatitis hat.
Auch die unterstützende Wirkung bei der Behandlung von Colitis ulcerosa, einer chronischen Dickdarmentzündung, gilt als gesichert.
Gesunde Wirkung: Wichtig für Gehirn und Nerven
Als Baustein der Nervenzellmembranen im Gehirn nimmt Lecithin unmittelbar Einfluss auf die Funktionstüchtigkeit der grauen Zellen. Der Wirkstoff isoliert die Nervenfortsätze und sorgt so für die fehlerfreie Weitergabe von Nervenimpulsen. Lecithin wird zudem zu Acetylcholin umgewandelt, dem bedeutendsten Neurotransmitter des Nervensystems. Steht der Nervenzelle zu wenig Lecithin zur Verfügung, kann es zum Nachlassen der kognitiven Leistungsfähigkeit, der Reaktionsgeschwindigkeit und des Erinnerungsvermögens kommen. Eine ausreichende Lecithin-Versorgung zahlt sich laut zahlreicher Studien jedoch nicht nur für die grauen Zellen aus.
In welchen Lebensmitteln steckt Lecithin?
Besonders das in Lecithin enthaltene Cholin spielt aus ernährungswissenschaftlicher Sicht eine wichtige Rolle. Die nationale Akademie der Wissenschaften der Vereinigten Staaten (National Academy of Science, NAS) empfiehlt daher:
- für Männer eine tägliche Zufuhr von 550 Milligramm Cholin
- für Frauen 425 Milligramm
Zum Vergleich: Ein Ei enthält rund 250 bis 300 Milligramm Cholin, 100 Gramm Weizenkeime liefern rund 150 Milligramm und 100 Gramm Rinderleber 420 Milligramm.
Lecithin und sein Bestandteil Cholin stecken in:
- Eiern
- Käse
- Milch
- Buttermilch
- Fisch
- Rinderleber
- Hefe
- Sojabohnen
- Ölsamen
- Weizenkeimen
- Lupinen
- Hülsenfrüchten
- Nüssen (Walnüsse, Erdnüsse)
- Mais
Lecithin als Nahrungsergänzungsmittel?
Lecithin-Präparate werden als Gesundheitsprodukte bei starker körperlicher oder geistiger Belastung, in stressigen Phasen, für eine bessere Gedächtnisleistung oder in der Schwangerschaft vermarktet. Das in Pillen, Pulvern, Ampullen und Granulat eingesetzte Lecithin ist dabei pflanzlichen Ursprungs und wird aus der Sojabohne gewonnen.
Der ernährungsphysiologische Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln mit Lecithin bei stoffwechselgesunden Menschen ist allerdings nicht belegt. Im Normalfall wird der tägliche Bedarf durch eine ausgewogene Ernährung und die körpereigene Produktion sichergestellt.
Es gibt aber Hinweise, dass Nahrungsergänzung im Alter sinnvoll sein haben kann: Eine deutsche Studie an Proband*innen ab 55 Jahren mit beeinträchtigter kognitiver Funktion zeigte im Vergleich mit der Gruppe, die Placebo-Präparate eingenommen hatte, in einigen Hirnleistungstests Verbesserungen durch Zugabe von Lecithin.
Emulgator E322: Lecithin als Zusatzstoff in Lebensmitteln
Lecithine sind in der Europäischen Union als Lebensmittelzusatzstoff E322 zugelassen, ausgewiesen wird es in Zutatenlisten als Lecithin, Sojalecithin oder E322. In vielen Lebensmitteln wie beispielsweise Margarine, Kuchen, Keksen oder Schokolade wird es wegen seiner Wirkung als Antioxidationsmittel und Stabilisator zugesetzt.
Doch vor allem seine emulgatorische Wirkung ist in der Lebensmittelproduktion interessant: Lecithine ermöglichen das Mischen von Flüssigkeiten, die eigentlich keine gleichmäßige Verbindung miteinander eingehen können, zum Beispiel Wasser und Fett. Deshalb werden sie auch als natürliche Emulgatoren oder Tenside bezeichnet. Bei der Herstellung von Mayonnaise beispielsweise muss sich Wasser mit Öl verbinden. Auch für die Kosmetikindustrie sind Emulgatoren nützlich, zum Beispiel bei der Herstellung von Shampoo.
Dass Lecithin immer mehr Lebensmitteln zugesetzt wird, sieht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) skeptisch. Einem Ernährungsbericht der Gesellschaft zufolge würde der zunehmend beliebige Einsatz von Nährstoffen als Zusatzstoff die Unterschiede zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln immer kleiner machen. Vermutet wird, dass nicht der ernährungsphysiologische Nutzen, sondern immer häufiger ein Marketing-Image oder preisgünstig verfügbare Nährstoff-Mischungen die Anreicherungspraxis bestimmen. Höchstmengenbeschränkungen für E322 gibt es bislang nur für Säuglingsnahrung.
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