Macht Kohlensäure den Körper sauer?
Ernährungsmythos: Übersäuerung durch Sprudelwasser
Aus Angst vor einer Übersäuerung des Körpers verzichten manche nicht nur auf Alkohol, Nikotin und Kaffee, sondern auch auf kohlensäurehaltige Getränke. Lifeline erklärt, wieso Sie Sprudelwasser selbst mit Sodbrennen nicht vom Speiseplan streichen müssen.
Kohlensäure ist sauer, das sagt doch schon der Name? Das stimmt nur teilweise. Tatsächlich ist reine Kohlensäure mit einem pH-Wert von vier eine schwache Säure. Neutral wäre ein pH von sieben. Allerdings liegt in "mit Kohlensäure versetztem" Trinkwasser kaum echte Kohlensäure vor - der pH-Wert von Sprudelwasser liegt deshalb etwa bei sechs und ist beinahe neutral.
Wie entsteht Kohlensäure?
Kommt das Gas Kohlen(stoff)dioxid (CO2) mit Wasser (H2O) in Berührung, binden sich die Moleküle locker aneinander. Diese Bindungen lassen sich sehr leicht wieder lösen, etwa beim Schütteln einer Flasche Sprudelwasser oder Limonade. Das in Wasser gelöste Kohlendioxid entweicht dann wieder in die Luft, wo es natürlicherweise vorkommt - deshalb hat auch Regenwasser einen leicht sauren pH.
Sprudelwasser wirkt neutral auf den Säure-Basen-Haushalt
Nur ein vernachlässigbar kleiner Anteil (weniger als ein Prozent) dieser Verbindung aus Gas und Wasser bildet tatsächlich Kohlensäure (H2CO3), die außerdem nur Sekundenbruchteile stabil bleibt. Damit trägt Sprudelwasser nicht zu einer Übersäuerung des Körpers bei.
Selbst Menschen mit Sodbrennen, Refluxkrankheit oder einem übersäuerten Magen müssen nicht unbedingt auf perlendes Wasser verzichten. Das gilt für gekauftes übrigens ebenso wie für selbstgesprudeltes Wasser.
Außerdem kann Kohlensäure auf zweifache Weise beim Abnehmen helfen, wie verschiedene Studien zeigten: Einerseits dehnt das im Wasser gelöste Gas den Magen leicht - das aktiviert Sättigungsrezeptoren, Probanden fühlten sich durch das Blubberwasser schneller satt. Zweitens regt Wasser mit Kohlensäure die Produktion von Speichel und weiteren Verdauungssäften an.
Magenprobleme kaum durch Kohlensäure bedingt
Allerdings reagiert jeder anders auf Kohlensäure. Wer davon drückende Magenschmerzen oder Blähungen bekommt oder nach dem Trinken häufig aufstoßen muss, sollte kohlensäurehaltiges Wasser entweder nur in kleinen Schlückchen trinken oder doch lieber auf stilles Wasser ausweichen.
Was übersäuert den Körper wirklich?
Im Gegensatz zu Mineralwasser mit Kohlensäure lauern im Ernährungsalltag einige echte Säurefallen (siehe Galerie). Dazu zählen etwa Weißmehl, Zucker, Alkohol, Fleisch und Wurst sowie süße Limonaden. Sie alle werden vom Körper unter Bildung von Säuren verstoffwechselt. Als basische Lebensmittel gelten dagegen etwa die meisten Gemüse- und Obstsorten.