Sexsucht: Therapie
Sexsucht zu heilen ist schwierig und in den meisten Fällen langwierig. Oft haben Betroffene schon versucht, ihre Sucht ohne fremde Unterstützung zu überwinden und sind daran gescheitert.
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Oft suchen von Sexsucht (Hypersexualität) betroffene Menschen Hilfe, weil ihr Suchtverhalten Privat- oder Berufsleben negativ beeinflusst. Zunächst ist es wichtig, dass sich der Sexsüchtige sein Problem eingesteht und sich bewusst entscheidet, etwas dagegen zu tun.
Im Überblick:
Wie Psychotherapie bei Sexsucht hilft
Am besten helfen gegen Sexsucht psychotherapeuthische Behandlungesformen, etwa eine kognitive Verhaltenstherapie, eine Psychoanalyse, eine tiefenpsychologische Therapie oder ein stationärer Aufenthalt. In den USA gibt es bereits spezialisierte Einrichtungen, um Sexsucht zu behandeln.
In Deutschland finden Betroffene in Suchtkliniken Hilfe, die auf Verhaltenssüchte (stoffunabhängige Süchte) ausgerichtet sind. Eine spezialisierte Behandlung ermöglichen auch sexualmedizinische Universitätsinstitute, Spezialeinrichtungen wie das Sexualmedizinische Kompetenzzentrum Hannover sowie Ärzte und psychologische Psychotherapeuten, die über sexualmedizinische und sexualtherapeutische Kompetenzen verfügen.
Während der Psychotherapie gehen Patient und Therapeut im Idealfall der Suchtfunktion auf den Grund: Welche Ursachen liegen für die Sexsucht vor? Was soll der Sex kompensieren? Mithilfe des Psychotherapeuten arbeitet der Betroffene auslösende Traumen auf. Auch erlernt er neue Strategien, um mit negativen Gefühlen umzugehen.
Ein Hauptziel der Therapie ist es, echte Nähe zuzulassen, statt negative Empfindungen mit zerstörerischem Sexualverhalten zu betäuben. So soll der Patient den Weg zu einer gesunden und beziehungsorientierten Sexualität finden. Auch der Partner kann in den therapeutischen Prozess eingebunden werden: Einige Betroffene führen eine begleitende Paartherapie durch.
Medikamente bei Sexsucht
Oft verschreiben Fachärzte Sexsüchtigen zusätzlich Antidepressiva. Die Psychopharmaka helfen gegen begleitende Depressionen und mindern zugleich den Sexualtrieb der Betroffenen. Antiandrogene kommen zum Einsatz, wenn Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt (zum Beispiel bei Sexualstraftätern).
Selbsthilfegruppe bei Sexsucht besonders wirksam
Eine wichtige Rolle bei der Therapie von Sexsucht spielen Selbsthilfegruppen, in denen sich Nymphomaninnen und sexsüchtige Männer austauschen und Hilfestellungen anbieten. Sie sind gerade deshalb erfolgreich, weil viele Sexsüchtige trotz zahlreicher Sexualkontakte vereinsamen. Der halt- und strukturgebende Gruppenrahmen ist für viele Betroffene sehr hilfreich.
Viele Selbsthilfeorganisationen haben die ursprünglich von den Anonymen Alkoholikern entwickelten 12-Schritte-Programme für Frauen und Männer mit Sexsucht adaptiert. Am Anfang der Aktivität in einer Selbsthilfegruppe steht oft ein Zölibat, das sich die Teilnehmer selbst auferlegen. Der Rückhalt einer Selbsthilfegruppe kann die Abstinenzphase für betroffene Männer und Frauen erträglicher machen.
Hier finden Sie eine Liste mit Links zu verschiedenen Selbsthilfegruppen.
Sexuelle Abstinenz als Teil der Therapie
Im Gegensatz zu anderen Süchten ist bei Sexsucht keine dauerhafte Abstinenz notwendig – Ziel ist ein kontrollierter Umgang mit der eigenen Sexualität. Eine sexuelle Abstinenzphase im Rahmen der Therapie hat sich allerdings bewährt. Diese umfasst in der Regel alle suchtauslösenden Praktiken: Patienten löschen zum Beispiel Pornomaterial, melden sich von Foren im Internet ab und trennen sich von Sexspielzeug.
Während der Abstinenzphase ist es wichtig, potenzielle Auslösesituationen zu vermeiden. Betroffene sollten zum Beispiel Aktivitäten mit anderen planen, anstatt alleine am PC zu sitzen. Hilfreich ist außerdem eine geregelte Tagesstruktur.
Durch den Entzug manifestiert sich das Ausmaß der Sexsucht. Negative Gefühle, die zuvor mit Sex kompensiert wurden, treten nun zutage. Um sexuelle Gedanken in dieser Phase zu beeinflussen, helfen Techniken aus der Psychotherapie, etwa die Externalisierung von Gedanken.
Wichtig: Zeit und Geduld
Die Therapie der Sexsucht ist bei den meisten Betroffenen langwierig: Das Aufarbeiten der zugrunde liegenden Ursachen erfordert viel Zeit und Geduld. Das Einüben eines neuen Lebensstils ist ein längerer Prozess. Im Allgemeinen wird die Behandlung einer Sexsucht umso schwieriger, je länger das Suchtproblem bereits besteht. Meist dauert eine Therapie inklusive Nachsorge mehrere Jahre.