Hypersexualität erfolgreich behandeln

Sexsucht: Welche Therapie helfen kann

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In den meisten Fällen dauert es lange, eine Sexsucht zu heilen. Oft haben Betroffene schon versucht, ihre Sucht ohne Therapie zu überwinden und sind daran gescheitert. Wie sich eine Sexsucht behandeln lässt, erfahren Sie hier!

Sexsucht Therapie: Selbsthilfegruppe
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Artikelinhalte:

Sexsucht: Anzeichen und Folgen

Sexsucht: Therapie besser früh beginnen

Eine Sexsucht (Hypersexualität) geht in der Regel mit einem großen Leidensdruck einher. Der Alltag von Betroffenen dreht sich zwanghaft nur noch um das Thema Sex. Sie sind immer auf der Suche nach dem nächsten "Kick" und vernachlässigen dafür oft andere Interessen und Verpflichtungen. Das Familien- und Berufsleben, soziale Kontakte oder Hobbys werden der Sexsucht untergeordnet.

Obwohl Hypersexualität weit verbreitet und als Krankheit inzwischen anerkannt ist, scheuen sich viele Betroffene, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zu groß ist die Scham, sich einem anderen Menschen zu öffnen. Ohne (fachliche) Unterstützung kann der Weg aus der Sucht jedoch noch beschwerlicher sein. Betroffene sollten daher nicht zögern, professionellen Rat einzuholen.

Sexsucht-Therapie: Erste Schritte

Der erste Schritt, um eine Sexsucht zu behandeln, besteht darin, sie sich selbst einzugestehen. Das kann schwer fallen. Betroffene neigen mitunter dazu, die Verantwortung für ihre Sucht bei anderen zu suchen. Etwa an bestimmten Personen oder Umständen, die einem den Alltag vermeintlich schwer machen.

Doch um eine Veränderung herbeizuführen, ist es nicht zielführend, nach Schuldigen zu suchen. Wichtig ist in erster Linie zu erkennen, dass man ein Problem hat. Wer sich ehrlich eingestehen kann, die Kontrolle über die eigene Sexualität verloren zu haben, hat den ersten Schritt Richtung Therapie getan.

Sexsüchtige sollten Entscheidung treffen

Wichtig ist im nächsten Schritt, ganz bewusst die Entscheidung zu treffen, etwas zu ändern. Auch das kann schwer fallen, denn die Sucht verursacht nicht nur Leiden, sie erfüllt auch eine Funktion im Leben der Betroffenen. Viele nutzen Sex etwa, um sich nicht mit negativen Gefühlen auseinandersetzen zu müssen, beziehungsweise um Stress und Ängste abzubauen.

Dann kann es helfen, die jeweiligen Ursachen zu ergründen – und sich vor Augen zu halten, was für ein Leben ohne Sexsucht spricht.

Wie Psychotherapie bei Sexsucht hilft

Am besten helfen gegen Sexsucht psychotherapeutische Behandlungesformen, etwa eine

  • kognitive Verhaltenstherapie,
  • Psychoanalyse,
  • tiefenpsychologische Therapie
  • oder ein stationärer Aufenthalt.

In Deutschland finden Betroffene in Suchtkliniken Hilfe, die auf Verhaltenssüchte (stoffunabhängige Süchte) ausgerichtet sind. Eine spezialisierte Behandlung ermöglichen auch sexualmedizinische Universitätsinstitute, Spezialeinrichtungen wie das Sexualmedizinische Kompetenzzentrum Hannover sowie Ärzt*innen und psychologische Psychotherapeut*innen, die über sexualmedizinische und sexualtherapeutische Kompetenzen verfügen.

Während der Psychotherapie wird zunächst der Suchtfunktion auf den Grund gegangen. Wichtige Fragen sind unter anderem:

Mithilfe des*der Psychotherapeut*in arbeiten Betroffene mögliche auslösende Traumata auf. Auch erlernen sie neue Strategien, um mit negativen Gefühlen umzugehen.

Ein Hauptziel der Therapie ist es, echte Nähe zuzulassen, statt negative Empfindungen ausschließlich durch sexuelle Handlungen zu betäuben. So sollen Betroffene den Weg zu einer gesunden und beziehungsorientierten Sexualität finden.

Auch Angehörige können in den therapeutischen Prozess eingebunden werden: Einige Betroffene führen zum Beispiel eine begleitende Paartherapie durch.

Medikamente bei Sexsucht

In ärztlicher Absprache können begleitend zur Therapie Antidepressiva. verordnet werden. Psychopharmaka sollen gegen begleitende Depressionen helfen. Einige Mittel mindern zugleich den Sexualtrieb der Betroffenen. Antiandrogene kommen zum Einsatz, wenn Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt (zum Beispiel bei Sexualstraftäter*innen).

Viele Betroffene leiden an Depressionen und Angststörungen. Die gezielte therapeutische Behandlung von vorliegenden psychischen Krankheiten ist wichtig, um die Sucht nach Sex zu überwinden.
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Selbsttest
Bindungsangst: Bin ich beziehungsunfähig?

Wer an Bindungsangst leidet, hat große Schwierigkeiten damit, eine feste Partnerschaft mit einem anderen Menschen einzugehen oder diese für längere Zeit aufrechtzuerhalten.

Die Beziehung ist oft geprägt von einem ständigen Wechsel zwischen Nähe und Distanz, Betroffene verhalten sich innerhalb der Partnerschaft sehr ambivalent. Die Gründe für Bindungsangst sind häufig in der Kindheit verankert.

Oft sind sich Betroffene ihrer Probleme nicht bewusst und leiden darunter, dass ihnen eine erfüllte Beziehung nicht gelingt. Glauben Sie auch von Bindungsangst betroffen zu sein? Machen Sie den Test!

Sexsucht-Therapie: Selbsthilfegruppen besonders wirksam

Eine wichtige Rolle bei der Therapie von Sexsucht spielen Selbsthilfegruppen, in denen sich Betroffene austauschen und Hilfestellungen anbieten. Sie sind gerade deshalb erfolgreich, weil viele Sexsüchtige trotz zahlreicher Sexualkontakte vereinsamen.

Der halt- und strukturgebende Gruppenrahmen ist für viele sehr hilfreich. Gerade bei einem Rückfall kann es Halt geben, sich mit Menschen auszutauschen, die ähnliches erlebt haben.

Viele Selbsthilfeorganisationen haben die ursprünglich von den Anonymen Alkoholikern entwickelten 12-Schritte-Programme für Frauen und Männer mit Sexsucht adaptiert. Am Anfang der Aktivität in einer Selbsthilfegruppe steht oft ein Zölibat, das sich die Teilnehmenden selbst auferlegen. Der Rückhalt einer Selbsthilfegruppe kann die Abstinenzphase für betroffene Männer und Frauen erträglicher machen.

Hier finden Sie eine Liste mit Links zu verschiedenen Selbsthilfegruppen.

Sexuelle Abstinenz bei Sexsucht-Therapie

Im Gegensatz zu anderen Süchten ist bei Sexsucht keine dauerhafte Abstinenz notwendig – Ziel ist ein kontrollierter Umgang mit der eigenen Sexualität. Eine sexuelle Abstinenzphase im Rahmen der Therapie hat sich allerdings bewährt. Diese umfasst in der Regel alle suchtauslösenden Praktiken:

  • Löschen von Pornomaterial
  • Abmelden von Sexforen im Internet
  • Entsorgen von Sexspielzeug
  • Sperren von Internetseiten mit pornografischen Inhalten

Während der Abstinenzphase ist es wichtig, potenzielle Auslösesituationen zu vermeiden. Betroffene sollten zum Beispiel Unternehmungen mit anderen Personen planen, anstatt alleine am PC zu sitzen. Hilfreich ist außerdem eine geregelte Tagesstruktur und das Setzen von Tageszielen.

Durch den Entzug manifestiert sich das Ausmaß der Sexsucht. Negative Gefühle, die zuvor mit Sex kompensiert wurden, treten nun zutage. Um sexuelle Gedanken in dieser Phase zu beeinflussen, helfen Techniken aus der Psychotherapie, etwa die Externalisierung von Gedanken.

Durch diese Therapiemethode schafft man einen inneren Abstand zu negativen Emotionen. Ein Beispiel ist das Aufschreiben von Notizen während des Denkprozesses.

Sexsucht-Therapie dauert oft lang

Die Therapie der Sexsucht ist bei den meisten Betroffenen langwierig: Das Aufarbeiten der zugrunde liegenden Ursachen erfordert viel Zeit und Geduld. Das Einüben eines neuen Lebensstils ist ein längerer Prozess. Im Allgemeinen wird die Behandlung einer Sexsucht umso schwieriger, je länger das Suchtproblem bereits besteht. Meist dauert eine Therapie inklusive Nachsorge mehrere Jahre.

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