Wenn Kinder Gegenstände verschlucken
Babys erkunden ihre Welt über den Mund. Alles wird genüsslich abgelutscht und auf seine Beschaffenheit hin untersucht. Häufig kommt es dabei vor, dass Kinder versehentlich Kleinteile verschlucken – Münzen, Murmeln, Stiftkappen oder Perlen. In den meisten Fällen besteht kein Grund zur Panik. Doch sollten Risiken gerade bei größeren Fremdkörpern ausgeschlossen werden.
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Kinder bis zu drei Jahren verschlucken am häufigsten Fremdkörper wie Spielzeugteile, Münzen, Murmeln, Perlen, Knöpfe und allerlei anderen Kleinkram aus dem Haushalt und dem Kinderzimmer. Schulkindern benutzen den Mund gern als "dritte Hand", indem sie beim Spielen oder Basteln zum Beispiel Reißzwecken oder Nadeln zwischen die Lippen stecken.
Das Verschlucken von Kleinteilen ist bei Kindern vermutlich weit häufiger als angenommen, doch bleiben viele der Fälle unbemerkt, da nicht immer Beschwerden auftreten.
Wie man erkennt, dass ein Kind etwas verschluckt hat
Wenn Kinder Gegenstände verschlucken, können diese entweder in die Atemwege oder in den Verdauungstrakt gelangen. Manchmal merkt man gar nichts davon, wenn etwas verschluckt wurde. Alles, was kleiner als ein 20-Cent-Stück ist, kann nämlich die Speiseröhre eines Zweijährigen ohne Probleme passieren.
Verfängt sich der Fremdkörper jedoch in der Speiseröhre, kann es zu heftigem Würgereiz, zu Erbrechen und Schmerzen kommen. Bleibt das verschluckte Teil auf dem Weg zum Magen gar stecken, führt dies schon innerhalb von fünf bis sechs Stunden zu lebensgefährlichen Verletzungen.
Meistens durchwandern kleine Fremdkörper nach dem Verschlucken den Magen und Darm der Kinder, ohne Beschwerden zu zu verursachen und kommen innerhalb einer Woche auf natürlichem Wege wieder ans Licht.
Fremdkörper, die gefährliche Inhaltsstoffe enthalten, können die Verdauungsorgane jedoch schädigen oder zu Vergiftungen führen. In seltenen Fällen verursachen sie im Darm sogar Bauchschmerzen und lösen einen Darmverschluss aus.
Besonders gefährliche Gegenstände sind zum Beispiel spitze und scharfe Dinge wie Heftklammern, Reißzwecken, Nägel, Nadeln, Rasierklingen. Batterien und Knopfzellen enthalten zum Teil Substanzen, die giftig sind und zur Verätzung des Magens führen können.
Gelangt der Fremdkörper in die Luftröhre oder Lunge, kann es zu heftigem Husten oder lebensbedrohlichem Ersticken kommen. Manchmal sind auch ein anhaltender leichterer Husten oder kleinere Atemprobleme die Folge. Dann wurden möglicherweise kleine Gegenstände tief in die Lunge oder die Bronchien eingeatmet.
Was tun, wenn das Kind etwas verschluckt hat?
Wenn Sie bemerken oder vermuten, dass Ihr Kind einen Gegenstand geschluckt hat, sollten Eltern vor allem Ruhe bewahren.
- Wenn Lippen und Gesicht blau anlaufen, droht Erstickung. Das Kind darf jedoch auf keinen Fall beatmet werden, so lange der Gegenstand sich noch in den Atemwegen befindet.
- Legen Sie Ihr Kind bäuchlings auf Ihre Hand (bei Säuglingen) oder Ihre Oberschenkel. Mit der flachen Hand schlagen sie mehrfach kurz hintereinander kräftig zwischen die Schulterblätter. So wird ein Hustenreiz ausgelöst. Ganz kleine Kinder kann man auch an den Fußgelenken fassen und mit dem Kopf nach unten hängen lassen.
- Rufen Sie den Notarzt, wenn das Kind den Gegenstand nicht von allein aushustet. Versuchen Sie weiter, den Gegenstand durch Klopfen zwischen die Schulterblätter zu entfernen.
- Auch bei leichteren Fällen sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden, der über weitere Schritte entscheidet. Beschreiben Sie möglichst genau, um welche Art von Gegenstand es sich handelt und welche Beschwerden ihr Kind hat.
- Manchmal werden Kleinteile wie Steine, Murmeln oder Hülsenfrüchte auch in Nase oder Ohr gesteckt. Diese müssen mit Spezialinstrumenten beim Arzt entfernt werden. Beim Versuch in Eigenregie werden die Teile oft nur noch weiter in die Körperöffnungen geschoben.
- Verschlucken Kinder größere Gegenstände, sollten Sie das Kind in der Klinik röntgen lassen. So wird festgestellt, ob der Gegenstand an einer gefährlichen Stelle, etwa in der Speiseröhre, feststeckt und sofort entfernt werden muss. Ist dies nicht der Fall, wird abgewartet, ob der Fremdkörper auf natürlichem Wege wieder auftaucht oder doch entfernt werden muss.
Nur in seltenen Fällen muss ein verschluckter Gegenstand aus den Atemwegen oder dem Verdauungstrakt operativ entfernt werden. Dies geschieht in der Regel endoskopisch.
Wie Sie verschluckten Kleinteilen vorbeugen können
Vermeiden können Sie solche Notsituationen von vornherein, wenn die Wohnung in punkto verschluckbare Gegenstände sicher gemacht wird.
- Verstauen Sie Näh- und Bastelmaterial, Kleinteile wie Geld, Schmuck, spitze und andere gefährliche Gegenstände so, dass sie von kleinen Kindern nicht erreichbar sind. Schubladen und Schränke sollten abschließbar sein!
- Kontrollieren Sie regelmäßig beim Aufräumen und Saubermachen, dass nichts Gefährliches für das Kind erreichbar ist.
- Achten Sie beim Kauf von Kinderkleidung darauf, dass sich keine Knöpfe, Perlen oder andere Kleinteile lösen können. Verzichten Sie bei Spielzeug auf Murmeln und Sachen, die sich leicht auseinandernehmen lassen.
- Kleine Kinder unter zwei Jahren sollten zudem nicht mit Apfel-, Karotten- oder Kohlrabi-Stückchen sowie Weintrauben gefüttert werden. Auch diese Lebensmittel können beim Verschlucken oder Einatmen gefährlich werden.
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