Herz-Kreislaufrisiko bei Frauen unterschätzt
Herz-Kreislauferkrankungen sind bei Männern wie Frauen in Deutschland die Todesursache Nummer eins. Frauen unterschätzen jedoch häufig ihr diesbezügliches Risiko und sind zu wenig körperlich aktiv.
Für Frauen sind Herz-Kreislauferkrankungen wie die Koronare Herzkrankheit, Hypertonie und Schlaganfall eine noch größere Gefahr als für Männer. Das belegen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zu Todesursachen: Von den insgesamt rund 445.000 Frauen, die 2011 verstarben, erlagen etwa 44 Prozent den Folgen einer Herz-Kreislauferkrankung gegenüber rund 36 Prozent bei den Männern. Laut den Angaben der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in Gütersloh treffen in Deutschland von den jährlich 270.000 Schlaganfällen 55 Prozent Frauen.
Der weibliche Körper reagiert offenbar stärker auf die Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen wie etwa den Schlaganfall. Laut einer amerikanischen Studie erhöhen rauchende Frauen ihr Schlaganfall-Risiko um das Dreifache. In Kombination mit der Einnahme der Pille steigt dieses Risiko weiter an, da diese Empfängnisverhütung Thrombosen begünstigt. Rauchende Männer steigern demgegenüber ihr Schlaganfall-Risiko nur um das 1,7-fache.
Frauen unterschätzen ihr Risiko für Herz-Kreislaufprobleme
Gleichzeitig unterschätzen Frauen die Gefahr von Herz-Kreislauferkrankungen, wie Professor Vera Regitz-Zagrosek, Direktorin des Instituts für Geschlechterforschung an der Berliner Charité auf dem wissenschaftlichen Forum "Die Hausarztpraxis im Fokus" in Berlin berichtete. Entsprechende Umfragen hätten ergeben, dass die meisten Frauen Krebs als Haupttodesursache einstufen.
Lifeline/Wochit
Das erklärt womöglich auch, warum Frauen Sport zu wenig Beachtung schenken. Neben einer gesunden Ernährung ist Bewegung die beste Prävention nicht nur gegen Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. Laut den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) benötigen Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren wöchentlich 150 Minuten moderate Bewegung wie zum Beispiel Gartenarbeit, Tanzen oder flottes Gehen. Alternativ rät die WHO zu 75 Minuten schweißtreibenden Aktivitäten wie Laufen, intensives Radfahren oder Aerobic pro Woche. Deutsche Frauen liegen hinter diesen Empfehlungen zurück, wie eine multinationale Studie im Auftrag der "World Heart Federation" ergeben hat.
Jede fünfte Frau hat nicht genug Bewegung
Im Frühjahr 2013 hatte das internationale Marktforschungsinstitut YouGov über 6.000 Erwachsene aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Dänemark und Schweden stichprobenartig zu ihren Bewegungsgewohnheiten befragt. Elf Prozent der befragten deutschen Frauen gaben an, sich in der Woche der Befragung überhaupt nicht körperlich angestrengt zu haben und 19 Prozent nicht im empfohlenen Umfang. 44 Prozent gaben an, keine intensive sportliche Aktivität beziehungsweise Leistungssport in der Befragungswoche betrieben zu haben.
Dr. Heart / Expertenteam
Als noch größere Bewegungsmuffel gaben sich die Frauen anderer, in die Studie einbezogenen Frauen: Keinen intensiven Sport in der Befragungswoche hatten 54 Prozent der Britinnen, 52 Prozent der Französinnen und 47 Prozent der Schwedinnen. Am sportlichsten zeigten sich dänische Frauen, bei denen die Quote der Sportabstinenzler bei nur 34 Prozent liegt.
Die World Heart Federation sieht in mehr Sport ein großes Präventionspotenzial. Obwohl deutsche Frauen körperlich aktiver sind als die meisten ihrer europäischen Geschlechtsgenossinnen, zeige die Umfrage, dass etwa jede fünfte deutsche Frau nicht genügend körperlich aktiv ist. Diese Frauen könnten ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren, indem sie pro Woche nur eine Stunde mehr Sport treiben oder alltägliche Aktivitäten wie Garten- oder Hausarbeit um wöchentlich eine Stunde mehr auszudehnen.
Kampagne soll Frauen bewegen
Dazu hat die Organisation zusammen mit der UEFA Woman's Euro 2013 am internationalen Frauentag eine Kampagne für mehr körperliche Aktivität gestartet. "Setzen Sie sich ein gesundes Herz zum Ziel" (Make a Healthy Heart your Goal) ist das Motto der Kampagne. Sie soll Frauen und Mädchen ermuntern, soll, sich im Alltag mehr zu bewegen und eine Sportart zu beginnen. Die Frauenfußball-Europameisterschaft dieses Jahr ist Anlass, auf diese Sportart als Option hinzuweisen. Denn Fußball bietet nicht nur Gelegenheit für köperliche Aktivität: "Fussball ist ein stärkendes und verbindendes Erlebnis für Frauen und Mädchen", betont Karen Espelund, Vorsitzende des UEFA-Frauenfussballausschusses.
Ein Plus an Bewegung lohnt sich hinsichtlich der Prävention von Herzkreislauf-Erkrankungen für Frauen ganz besonders, da ihr Körper darauf noch besser anspricht als der eines Mannes. Das gilt vor allem kombiniert mit einem Glas Rotwein ab und an. "Körperliche Bewegung entfaltet bei Frauen eine stärkere Protektion - und gleiches gilt für den Rotwein", erklärte Geschlechterforscherin Regnitz-Zagrosek in Berlin.
Sie möchten Informationen zu bestimmten Krankheitssymptomen oder wollen medizinischen Rat? Hier können Sie Ihre Fragen an unsere Experten oder andere Lifeline-Nutzer stellen!