TENS bei chronischen Schmerzen
Die TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation) kann bei unterschiedlichen Schmerzformen ergänzend eingesetzt werden. Sie ist sehr gut verträglich und in vielen Fällen wirksam. Das Prinzip basiert auf der Gegenirritation.
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Die Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) ist eine milde Form der Elektrotherapie und gehört wie die Akupunktur zu den Gegenirritationsverfahren, die im Rahmen von komplementären Therapiekonzepten bei vielen chronischen Schmerzerkrankungen zum Einsatz kommen. Das Verfahren basieren auf dem Prinzip, den eigentlichen Schmerzreiz mit Hilfe eines lokalen Berührungs- oder Vibrationsreizes zu mindern.
Wie funktioniert TENS?
Die elektrische Reizung ist in der Schmerzbehandlung zwar schon seit der Antike bekannt, doch sie gewann erst in den 60er Jahren vermehrt an Aufmerksamkeit, als Schmerz-Experten die so genannte Gate-Control-Theorie entwickelten.
Demnach werden die Signale von Schmerzen und beispielsweise Berührungen/Vibrationen über unterschiedliche Nerven ins Gehirn transportiert. Dabei können - vereinfacht gesagt - die Nerven, die auf die Berührungs-/Vibrationsreize reagieren, gleichzeitig die Weiterleitung von Schmerzreizen aus derselben Region unterdrücken. Heute wird darüber hinaus angenommen, dass die Berührungs-/Vibrationsreize außerdem auf verschiedenen Ebenen die körpereigene Schmerzkontrolle aktivieren und zur Endorphin-Ausschüttung führen. Dadurch werden auch Schmerzreize aus derselben Region gemindert.
Bei welchen Schmerzen kann TENS eingesetzt werden?
Grundsätzlich kann die TENS bei allen Schmerzerkrankungen – nach Rücksprache mit dem Arzt - eingesetzt werden. Dazu gehören:
- Nervenschmerzen
- Tumorschmerzen
- Muskelschmerzen und Verspannungen
- Rückenschmerzen
- Phantomschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Spannungskopfschmerzen
In unterschiedlichen Untersuchungen haben betroffene Patienten in 30 bis 75 Prozent der Fälle angegeben, die Methode hätte ihre Schmerzen gelindert. Bei vielen chronischen Schmerzen wird die Behandlung erfolgreich eingesetzt. Allerdings fehlen dafür ausreichende Studien. So wird TENS in der Nationalen Versorgungsleitline Kreuzschmerz nicht für die Behandlung von akuten und chronischen Kreuzschmerzen empfohlen, da keine Untersuchungen beziehungsweise nur widersprüchliche und nicht überzeugende Ergebnisse vorliegen.
Im Fitnessbereich werden auf TENS basierende Geräte eingesetzt, um die Muskeln zu Wachstum zu stimulieren. Dieses Verfahren nennt sich Elektrische Muskelstimulation (EMS)
So wird TENS durchgeführt
In der praktischen Anwendung werden bei der TENS-Behandlung normalerweise über dem schmerzhaften Areal oder den entsprechenden Nerven spezielle Elektroden aufgeklebt und elektrisch stimuliert. Die Stimulation löst den Vibrationsreiz aus, der wiederum den eigentlichen Schmerzreiz mindern soll.
Stimulationsverfahren unterscheiden sich in Frequenz und Intensität
Bei der Stimulation sind hauptsächlich zwei Verfahren zu unterscheiden. Die Standardtherapie erfolgt mit hoher Frequenz und niedriger Intensität - mit anderen Worten: in der Regel verspürt der Patient ein Kribbeln, ohne dass es zu Schmerzen und Zuckungen der Muskulatur kommt. In diesem Fall verschwindet die Schmerzlinderung häufig kurz nach dem Ende der Stimulation wieder.
Die akupunkturähnliche TENS arbeitet demgegenüber mit niedriger Frequenz und gerade noch tolerabler, hoher Intensität, so dass sie bei jedem Impuls motorische Zuckungen auslöst. Sie ist beispielsweise notwendig, wenn der Patient Sensibilitätsstörungen hat, weil die Standardtherapie dann nicht wirkt. Außerdem treten die schmerzlindernden Effekte bei diesem Verfahren zwar verzögert ein, bleiben jedoch nach Ende der Stimulation oft noch länger erhalten.
Unabhängig von diesen Grundprinzipien variieren bei modernen Geräten die Reizmuster regelmäßig, damit sich bei längerfristiger Anwendung keine Gewöhnungseffekte einstellen, die die Wirksamkeit mindern.
TENS-Therapie auch zu Hause möglich
Inzwischen steht eine Vielzahl von Geräten zur Verfügung, die sehr unterschiedliche Stimulationsarten ermöglichen und nach einer entsprechenden Einweisung vom Patienten selbst bedient werden können. Viele von ihnen sind klein, handlich, batteriebetrieben und programmierbar, so dass sie ohne größere Umstände mitgenommen und beispielsweise auch bei der Arbeit eingesetzt werden können.
Nebenwirkungen und Risiken von TENS
Die elektrische Stimulation gilt als gut verträglich und nahezu nebenwirkungsfrei. Nach der Behandlung können die mit den Elektroden beklebten Hautstellen gerötet sein. Als unerwünschte Wirkung kann ein Überstimulationssyndom, das heißt eine Verstärkung der Schmerzen auftreten.
Nicht angewendet werden darf das TENS-Verfahren bei Schwangeren, Patienten mit Herzschrittmachern oder größeren Metallimplantaten. Hautirritationen, Epilepsien, Aversionen gegen Elektrizität und psychisch bedingte Schmerzsyndrome sind weitere Gründe, die gegen den Einsatz der TENS sprechen.
Behandlung individuell abstimmen
Normalerweise sollte der Arzt zunächst individuell die optimale Wirkung der TENS mit Hilfe eines Leihgerätes anpassen. Dabei hat es sich als hilfreich erwiesen, den Schmerz beziehungsweise den Effekt der Therapie standardisiert, beispielsweise mit einem Schmerztagebuch, zu erfassen, um den Erfolg einschätzen zu können.
Spricht die Behandlung an und kommt der Patient mit der Methode und dem Gerät zurecht, kann ein Antrag auf Übernahme der Kosten für das Gerät durch die jeweilige Krankenkasse gestellt werden. Die Dauer der Behandlung und die Zeit zwischen zwei Sitzungen hängt von der Art der Stimulation ab. Bei der Standardtherapie erfolgt sie in der Regel mehrmals am Tag für jeweils etwa 30 Minuten.
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