TCM: Lebensenergie Qi im Mittelpunkt
Unter Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) versteht man eine ganzheitliche Heilkunde, die auf Verfahren aus dem alten China und anderen asiatischen Ländern beruht. Sie ist über 2.000 Jahre alt und wird auch heute noch im asiatischen Raum, vor allem in China, praktiziert.
In den westlichen Industrieländern erfreut sich die TCM als alternativmedizinischer Ansatz wachsender Beliebtheit. Sie wird häufig als komplementäres Verfahren zur Ergänzung der Schulmedizin eingesetzt, beispielsweise in der Schmerztherapie, bei vielen weiteren, oft chronischen Beschwerden und in der Raucherentwöhnung.
TCM und schulmedizinische Sicht
Die Traditionelle Chinesische Medizin ist das Ergebnis von Erfahrungen, die über Jahrhunderte hinweg gesammelt wurden, sowie von theoretisch durchgeführten Ableitungen. Das System der TCM ist nicht deckungsgleich mit dem der westlichen Medizin. Sowohl Diagnose- als auch Behandlungsmethoden unterscheiden sich zum Teil deutlich.
Es ist deshalb auch nicht unproblematisch, die Verfahren der TCM mit westlichen Standards wissenschaftlich zu überprüfen. Dennoch gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Studien, die sich mit der Wirkung einzelner Therapieformen der TCM beschäftigen.
Die Akupunktur ist inzwischen bei bestimmten Beschwerden anerkannt. Auch andere Behandlungsmethoden aus der TCM sind in den westlichen Ländern bekannt. Die Ernährung nach den fünf Elementen soll gegen Krankheiten und Übergewicht helfen. Die alte Massagetechnik Tuina sowie die Bewegungstherapie Qigong können selbst angewendet werden, um kurzfristig Beschwerden zu lindern.
Viele Ärzte und Heilpraktiker in Deutschland wenden mittlerweile Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin an. Am weitesten verbreitet ist die Akupunktur. Auch in spezialisierten Kliniken wird nach den ganzheitlichen TCM-Ansätzen behandelt.
Wer übernimmt die Kosten der Behandlung?
In bestimmten Fällen gehören einige Verfahren der TCM zu den Regelleistungen der gesetzlichen Krankenkasse, sodass die Kosten für die Behandlung erstattet werden. Dies gilt insbesondere für Akupunktur bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule und chronischen Schmerzen bei Kniegelenksarthrose.
Hier werden bis zu zehn Akupunktursitzungen pro Jahr, in Ausnahmefällen auch bis zu 15 Sitzungen bezahlt, wenn sie von einem Arzt mit entsprechender Zusatzausbildung durchgeführt werden. Die Kosten für Arzneimittel (etwa Heilpflanzen) werden von den gesetzlichen Krankenkassen grundsätzlich nicht erstattet. Private Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für Akupunktur, viele bezahlen auch die Behandlung mit Arzneimitteln der TCM.
Grundlagen der TCM: Das Qi zum Fließen bringen
Die Basis der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Annahme, dass die Lebensenergie (Qi) jedes Menschen auf bestimmten Bahnen im Körper verläuft und alle Organe miteinander verbindet. Kommt es zu Störungen, fließt das Qi nicht mehr richtig und es treten Beschwerden auf. Anwender der Traditionellen Chinesischen Medizin lokalisieren diese Bahnen und behandeln je nach Störung bestimmte Punkte, um das Qi wieder zum Fließen zu bringen.
Lebensenergie Qi und Yin und Yang
Der Energiefluss des Qi wird von den beiden Polen Yin und Yang beeinflusst. Yin wird mit Dunkelheit, Kälte, Bewegungslosigkeit und dem Stofflichen assoziiert, Yang mit Helligkeit, Wärme, Bewegung und dem Energetischen. Ein harmonisches Wechselwirken der beiden Gegensätze und eine Balance zwischen Yin und Yang bedeutet Gesundheit, Störungen in diesem Gleichgewicht führen zu Krankheit.
Meridiane und die fünf Elemente in der TCM
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Die funktionellen Einheiten des Organismus sind durch energetische Leitbahnsysteme, die Meridiane vernetzt. Sie durchziehen den gesamten Körper und ermöglichen die Zirkulation des Qi und des Blut-Xue - darunter verstehen die Chinesen eine Blut-ähnliche Flüssigkeit.
Die wichtigsten dieser Meridiane stellen eine Verbindung zwischen dem Organismus und dem Kosmos her, auf ihnen liegen die Therapiepunkte. Diese werden (unter anderem in der Akupunktur und Moxibustion) gezielt gereizt, die Zirkulation des Qi zu fördern.
Die Leitbahnen verbinden zudem sechs Funktionskreise, die Yin und Yang zugeordnet sind und als "Zang-Fu-Organsysteme" bezeichnet werden. Diese Funktionskreise sind wiederum den fünf Elementen und Wandlungsphasen des Qi verbunden:
- Element Holz: Yin-Organ Leber – Yang-Organ Gallenblase
- Element Feuer: Yin-Organ Herz – Yang-Organ Dünndarm
- Element Erde: Yin-Organ Milz/Bauchspeicheldrüse – Yang-Organ Magen
- Element Metall: Yin-Organ Lunge – Yang-Organ Dickdarm
- Element Wasser: Yin-Organ Niere – Yang-Organ Harnblase
Krankheitsentstehung im Verständnis der TCM
Krankheiten entstehen laut TCM durch eine Blockade der Qi-Zirkulation. Sie äußern sich meist in Form von Schmerzen oder Unbehagen und können die Funktion der Organe negativ beeinflussen. Für jede Krankheit gibt es laut TCM immer mehrere Ursachen, wobei folgende Einflüsse in Frage kommen:
- äußere klimatische Faktoren: Wind, Kälte, Nässe, Trockenheit, Sommerhitze, Feuer
- innere Faktoren: Ärger, Freude, Sorge, Nachdenklichkeit, Traurigkeit, Furcht/Angst, Schock
- andere Einflüsse: zum Beispiel Unfall, Infektion mit Parasiten, falsche Ernährung
Die störenden Einflüsse verschieben das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang. In der Folge stockt der Energiefluss Qi, in den Geweben reichern sich Giftstoffe an ("Schleim") wie Lungensekret, Schleim im Stuhl, Verhärtungen und Knoten in der Muskulatur oder bösartige Tumoren.
Bei welchen Erkrankungen TCM helfen kann
Die Traditionelle Chinesische Medizin lässt sich nach eigenem Verständnis bei sämtlichen Erkrankungen und Beschwerden einsetzen. Der Schwerpunkt der TCM liegt darin, die Gesundheit zu stärken und damit vorbeugend zu wirken. Therapeuten der TCM raten zu einer ausgeglichenen Lebensweise – die Traditionelle Chinesische Medizin gilt als ganzheitlicher Ansatz.
Vor allem bei chronischen Krankheitsbildern, die mit klassischen schulmedizinischen Methoden "austherapiert" sind, werden Akupunktur, traditionelle chinesische Arzneipflanzen und weitere Behandlungsarten eingesetzt, um die Beschwerden zu lindern. Auch bei verschiedenen körperlichen und psychischen Symptomen, die nicht auf ein Organ beschränkt sind (funktionell bedingtes Syndrom, FSS) und deren Ursache sich nicht eindeutig ausmachen lässt, kann die TCM eine Option sein.
Nach den Maßstäben westlicher wissenschaftlicher Kriterien haben sich einzelne Methoden der TCM als Maßnahme bei folgenden Krankheiten bewährt:
- chronische Schmerzen des Bewegungsapparates: an der Lendenwirbelsäule, bei Kniegelenksarthrose, Nackenschmerzen, Gelenkschmerzen, chronischen Verspannungen
- Kopfschmerzen und Migräne
- Zahnschmerzen
- Schmerzen nach Operation, Amputation (Phantomschmerz)
- Beschwerden während der Krebstherapie
- Übelkeit, Erbrechen
- Allergien und Heuschnupfen
- chronische Infekte der Atemwege
- funktionelle Störungen des Verdauungstraktes: Reizdarm, Reizmagen
- psychosomatische und psychische Beschwerden: Schlafstörungen, Unruhe, Gereiztheit, Burnout,
- allgemeine körperliche Schwäche
Bei der Geburtsvorbereitung wird Akupunktur zur körperlichen und psychischen Entspannung angewendet.
Bei der Raucherentwöhnung und beim Drogenentzug sollen vor allem mithilfe der Akupunktur Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen, Nervosität, Schlaflosigkeit oder leichte Reizbarkeit gemildert werden, sodass die Entwöhnung leichter fällt.
Darüber dienen Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin wie die Bewegungslehre Qigong oder die Ernährung nach TCM-Regeln auch zur Vorbeugung von Erkrankungen und Steigerung des körperlichen Wohlbefindens.
Diagnostik in der TCM
Die Basis der Traditionellen Chinesischen Medizin bildet eine ganzheitliche Diagnostik. Ergänzend zur schulmedizinischen Betrachtung werden alternative Verfahren wie Puls- und Zungendiagnostik zur Therapiebestimmung einbezogen. Technische Hilfsmittel spielen bei der Diagnose kaum eine Rolle.
Zum System der Traditionellen Chinesischen Medizin gehört eine umfassende Untersuchung zur Diagnosestellung. Am Anfang steht wie in der konventionellen westlichen Medizin die Anamnese, ein ausführliches Patientengespräch und eine körperliche Untersuchung. Der Ablauf der Diagnose gestaltet sich jedoch in Teilen etwas anders, als man das vom Schulmediziner gewohnt ist.
In der Anamnese interessiert den TCM-Arzt, wie die Beschwerden beschaffen sind, ob der Schmerz zum Beispiel tief oder oberflächlich, stumpf oder stechend, den Ort wechselnd oder manifest ist, des Weiteren wie er sich im Tagesverlauf wandelt, bei Kälte oder Hitze verhält und wie sich die Symptomatik etwa mit den Jahreszeiten ändert. Auch kaum noch erinnerte, in der Kindheit erfahrene Infektverläufe sind von Bedeutung.
Zur körperlichen Untersuchung gehören:
Begutachtung des gesamten Körpers, zum Beispiel Überprüfen der Körperhaltung, des Gesichtsausdrucks, der Hautqualität, der Hautfarbe, des Zustands der Zähne, der Haare und der Fingernägel
Feststellen von Unregelmäßigkeiten wie Schwellungen, Geschwüre, Lähmungen und Hautausschlag
Darüber hinaus werden in der TCM folgende diagnostische Verfahren angewandt:
Zungendiagnose: Die Zungenoberfläche ist in Zonen unterteilt, die jeweils mit wichtigen Organen verbunden sind. Begutachtet werden Farbe, Form und Belag der Zunge.
Auskultation: Untersuchung der Atemgeräusche
Palpation: Feststellen von Gewebeverhärtungen, Schwellungen und Tumoren
Pulsdiagnose: Im Bereich des inneren Unterarmes liegen sechs Taststellen für den Puls. Sie sind jeweils mit wichtigen Organen assoziiert. Die Qualität des Pulses lässt nach dem Verständnis der TCM Rückschlüsse auf mögliche Erkrankungen zu.
mitunter weitere alternativmedizinischen Methoden wie Irisanalyse und Antlitzdiagnose
Aus den Befunden dieser Untersuchungsverfahren ergibt sich die Diagnose. Sie ist nach folgenden Kriterien charakterisiert:
- Leitbahnerkrankung oder Störung eines Zang-Fu-Organs
- Zuordnung der Störung zu den Gegensatzpaaren Innen – Außen, Hitze – Kälte, Fülle – Leere
- Qi- oder Blut-Xue-Stagnation
- Störung auf der Yin- oder der Yang-Seite
Behandlungsmethoden: Die fünf Säulen der TCM
Die Behandlung von Beschwerden in der Traditionellen Chinesichen Medizin stützt sich im Wesentlichen auf fünf Säulen: der bekannten Akupunktur, der Arzneimitteltherapie mit einer Vielzahl von Kräutern, Mineralien und anderen Präparaten, den Körper- und Atemübungen des Qigong, der traditionellen Massage und der speziellen Ernährungsform der TCM. Alle Therapieformen zielen darauf ab, den Fluss des Qi zu harmonisieren.
1. Säule: Akupunktur
Die erste der fünf Säulen der TCM ist die Akupunktur. Der Akupunktur kommt hierzulande die größte Aufmerksamkeit zu, obwohl sie tatsächlich nur zehn bis 15 Prozent der gesamten TCM ausmacht. Dabei werden definierte Punkte der Körperoberfläche durch das Einstechen von feinen Nadeln behandelt. Welche Punkte ausgewählt werden, hängt von der Erkrankung und dem jeweils aktuellen Befinden des Patienten ab – die Punkte können deshalb auch von Sitzung zu Sitzung variieren. Die Wirkung der Akupunktur ist für einige Krankheitsbilder und Beschwerden inzwischen auch in Studien erwiesen. Eine Variante der Akupunktur ist die Moxibustion. Dabei werden typische Akupunkturpunkte mit Moxakraut erwärmt. Die Akupressur zielt auf die gleichen Therapiepunkte ab.
Ausführliche Informationen zur Akupunktur: So wirken und helfen die Nadeln.
Säule 2: Arzneitherapie
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Die zweite der fünf Säulen der TCM ist die Arzneitherapie. In China macht diese Säule etwa 80 Prozent aller Behandlungen aus. Bekannt sind
rund 2.000 Substanzen, darunter Kräuter, Mineralien und Tierextrakte. Die Auswahl der Kräuter wird stets an die individuellen Erkrankungsmuster angepasst. Die pflanzlichen Präparate werden je nach Beschwerden zusammengestellt und meist als Dekokt (Arzneimittelsud) verabreicht und werden oft über den ganzen Tag in kleinen Schlucken getrunken. Dekokte sind potente Arzneimittel, entsprechend können sie Nebenwirkungen haben. Leber-, Nieren- und Blutwerte sollten daher überwacht werden. Wichtig: Mittel nur aus Apotheken beziehen. Kräuter aus zweifelhaften Quellen können Verunreinigungen wie Pestizide oder Schwermetalle enthalten.
Säule 3: Qigong
Die dritte der fünf Säulen der TCM ist Qigong. In China sind die Körper- und Atemübungen in öffentlichen Parks eine weit verbreitete Morgengymnastik. Auch sie sollen die Lebensenergie Qi im Fluss halten. Im Westen erfreuen sie sich seit einiger Zeit wachsender Beliebtheit. Qigong ist als Entspannungstherapie anerkannt und eignet sich zur Selbsthilfe.
Die besten Effekte lassen sich erzielen, wenn man täglich mindestens dreißig Minuten lang übt. Bewährt haben sich Übungen unter anderem bei Asthma, Bluthochdruck und chronischen Schmerzen. Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten. Eine Variante ist das Einzel-Qigong, bei dem der Therapeut zum Beispiel durch Handauflegen für eine Energetisierung des Patienten sorgt.
Säule 4: Massage
Die vierte der fünf Säulen der TCM ist die Massage, Tuina oder in Japan speziell Shiatsu. Diese traditionellen Massageformen werden seit Jahrtausenden in Fernost angewendet. Durch verschiedene Techniken wie Kneten, Streichen, Greifen oder Klopfen sollen Energieblockaden gelöst werden. Alle Griffe orientieren sich an den bekannten Therapiepunkten und dem Verlauf der Energieleitbahnen. Entsprechend werden Tuina oder Shiatsu gelegentlich anstelle von Akupunktur oder Akupressur eingesetzt, zum Beispiel bei Muskelverspannungen, Gelenkerkrankungen, Schlaflosigkeit oder Hexenschuss.
Säule 5: Ernährung und Diätetik in der TCM
Die letzte der fünf Säulen der TCM ist die Ernährung, die sowohl zur Vorbeugung als auch zur Heilung von Erkrankungen angewendet wird. Oft beginnt die Behandlung mit einer speziellen Diät. Die TCM-Diätetik kennt eine Ernährung nach den Jahreszeiten und spezielle Zubereitungsarten von Nahrungsmitteln, bei denen das Temperaturverhalten eine besondere Rolle spielt.
Die Idee hinter der Ernährung in der TCM: Jeder Mensch und jedes Nahrungsmittel hat ein bestimmtes Temperament – kalt, kühl, neutral, warm oder heiß. Beide müssen zusammenpassen, sonst kann selbst ein vermeintlich gesundes Nahrungsmittel unverträglich sein. Entscheidend ist, welches Gefühl eine Speise oder ein Getränk im Körper auslöst. Zudem können Lebensmittel die Körperenergie heben oder senken, in der Tiefe oder an der Oberfläche wirken.
Der Arzt entscheidet im Einzelfall, welche diätetischen Maßnahmen zu empfehlen sind, und geht dabei nach bestimmten Grundsätzen vor. So werden die Nahrungsmittel nach folgenden Kriterien klassifiziert:
- energetisches Temperaturverhalten: kalt, kühl, neutral, warm, heiß
- Geschmack: süß, salzig, scharf, sauer, bitter, neutral
- Funktionskreisbezug: Milz, Magen, Lunge, Dickdarm, Niere, Harnblase, Leber, Gallenblase, Herz, Dünndarm
- Wirkrichtung: steigend, schwebend, sinkend, fallend
Energetisch warme und heiße Lebensmittel (wie Fenchel, Huhn, Ingwer, Lamm, Knoblauch) werden beispielsweise zur Behandlung von Kältesymptomen eingesetzt, energetisch kühle und kalte Nahrungsmittel (zum Beispiel Spargel, Wassermelone, Pfefferminztee) entsprechend zur Behandlung von Hitzesymptomen.
Energetisch süße Nahrungsmittel (beispielsweise Honig, Banane) wirken harmonisierend, stärkend und entfalten ihre Wirkung vor allem auf Milz und Magen. Scharfe Nahrungsmittel (Ingwer, Pfeffer, Alkohol) wirken auf Lunge und Dickdarm, salzige (Gerste, Hirse, Käse) auf Niere und Harnblase.
Der Arzt bespricht mit dem Patienten darüber hinaus auch typische Fehler in der Ernährungsweise. So schwächen unregelmäßiges wie auch übermäßiges Essen Magen und Milz, häufiges oder zu langes Fasten kann das Magen-Qi negativ beeinflussen oder auch zu einem Blut-Xue-Mangel führen. Zu viel Flüssigkeit während der Mahlzeiten schwächt das Milz-Qi, eisgekühlte Getränke vor, während oder nach den Mahlzeiten zusätzlich auch das Magen-Qi.
Welche Therapie oder welche Kombinationen ausgewählt werden, hängt entscheidend von Art und Schwere der Erkrankung und der körperlichen Verfassung des Patienten ab. So müssen beispielsweise bei Patienten mit schlechter Grundverfassung die körpereigenen Abwehrkräfte gestärkt werden, bei jenen mit guter Verfassung hingegen reicht es oft schon, die schädigende Energie aus dem Körper zu entfernen.
Risiken und Nebenwirkungen in der TCM
Die Traditionelle Chinesischen Medizin gilt als sanfte, ganzheitliche Heilmethode. Bestimmte Anwendungen können jedoch mit Nebenwirkungen verbunden sein.
Die TCM setzt auf die Selbstheilungskräfte des Körpers. Dadurch kann es, wie bei anderen alternativmedizinischen Verfahren zu einer Erstverschlimmerung der Beschwerden und Symptome zu Beginn der Behandlung kommen. Oft spüren die Betroffenen nach der Behandlung eine starke Ermüdung oder Entspannung. Dies sind keine Nebenwirkungen, sondern erwünschte Effekte. Allerdings sollten die Patienten vorab informiert werden.
Nebenwirkungen der Akupunktur
- leichte Blutungen und Bluterguss an der Einstichstelle
- Kopfschmerzen und Schwindel
- Infektion an der Einstichstelle
- Dauerschmerz nach dem Einstich
- Pneumothorax: Eintritt von Luft in den Pleuraspalt (tritt sehr selten auf)
- Verbrennungen der Haut (speziell bei Moxa)
Nebenwirkungen der Arzneitherapie
Die in der TCM eingesetzten Substanzen sind hochpotente Arzneimittel, die wie auch konventionelle Medikament Nebenwirkungen haben können. Zudem werden sie in wesentlich höheren Dosierungen verabreicht, als dies in der westlichen Phytotherapie üblich ist.
Deshalb eignet sich TCM-Arznei nicht zur Selbstmedikation, sonst drohen Schäden an Nieren und Leber und Vergiftungen. Auch Allergien und Unverträglichkeiten auf einzelne Bestandteile sowie Wechselwirkungen mit Medikamenten der Schulmedizin treten mitunter auf.
Entsprechende Präparate sollten daher nur nach sorgfältiger Diagnose durch einen erfahrenen Therapeuten oder TCM-Arzt ausgewählt und dosiert werden. Wichtige Blutwerte, vor allem der Leber und der Nieren sollten regelmäßig überprüft werden. Bei allergischen Reaktionen, Übelkeit, Erbrechen oder anderen, neuen Beschwerden muss die Kombination der TCM-Arznei geändert werden.
Zudem sollten Kräuter und andere Substanzen für die Arzneitherapie nur aus der Apotheke bezogen werden. Denn nur diese unterliegen einer strengen Kontrolle. Chinesische "Wundermedizin" aus zweifelhaften Quellen kann mit Verunreinigungen wie Pestiziden, Schwermetallen und anderen Giftstoffen belastet sein.
Wann ist TCM keine Behandlungsoption?
Die TCM heilt ganzheitlich und sanft – sie ist jedoch keine Wunderwaffe für alle Erkrankungen. Sowohl in der Diagnose und Therapie schwerer Erkrankungen, zum Beispiel von Tumoren, als auch bei der Therapie akuter, lebensbedrohlicher Zustände hat sie ihre Grenzen. Sie kann auch zerstörte und geschädigte Organstrukturen nicht mehr reparieren. Die TCM kann jedoch ergänzend in Krebstherapie, Palliativmedizin und Rekonvaleszenz nach schweren Erkrankungen und Operationen eingesetzt werden.
Grundsätzlich sollte nicht oder zumindest nicht allein auf alternative Verfahren der TCM gesetzt werden bei akuten Erkrankungen und Infektionen, bei schweren psychischen oder neurologischen Erkrankungen. Bei bestimmten Beschwerden sollten die Verfahren der TCM nicht oder nur vorsichtig angewendet werden. Für die Akupunktur trifft dies zum Beispiel zu auf Blutgerinnungsstörungen, Hautinfektionen, Kollapsneigung, Epilepsie und in der Schwangerschaft.
Arzneimittel und Kräuter der TCM sollten bei Schäden an Leber, Niere und Störungen der Blutbildung nur von einem erfahrenen Arzt und in Abwägung aller Möglichkeiten eingesetzt werden.
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