Nach Operationen und Verletzungen

Narbenbehandlung: Von Salbe bis Laser

Narben hat wohl jeder Mensch. Manchmal entstehen allerdings Narben, die den Betroffenen kosmetisch stören oder auch Beschwerden verursachen. Doch gibt es Mittel und Möglichkeiten, diese Entwicklung zu bremsen.

Mann mit Narbe auf dem Bauch
©iStock.com/MARHARYTA MARKO

Narben sind das Endstadium der Wundheilung und bleiben dauerhaft bestehen. Sie bilden sich heraus nach Hautverletzungen, beispielsweise durch chirurgische Eingriffe, Verbrennungen sowie Unfälle oder Entzündungen, unter anderem bei Akne.

Narben können jucken und spannen, aber auch ästhetisch stören, wenn sie wulstartig, eingesunken oder als Wucherung erscheinen. Die optimale Narbe ist blass, kaum zu erkennen, liegt weder höher noch tiefer als die sie umgebende Haut und macht keine Beschwerden.

Unterschiedliche Narbenformen

Man unterscheidet verschiedene Formen der Narbenbildung:

  • wulstartige, so genannte hypertrophe Narben
  • eingesunkene, so genannte atrophe Narben
  • über die ursprüngliche Wunde hinausreichende Narben, so genannte Keloide

Wie hoch die Chancen stehen, dass nach einer tieferen Verletzung eine sichtbare Narbe zurückbleibt, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Lebensalter: In jungen Jahren heilen Narben oft schlechter als in fortgeschrittenem Alter
  • genetische Veranlagung zu übermäßiger Narbenbildung
  • Ort der Verletzung: Wo die Haut stärkerer Spannung ausgesetzt ist, besteht auch ein höheres Risiko, dass eine tiefere Verletzung eine störende Narbe hinterlässt.

Viele Menschen mit missgestalteten Narben, vor allem im Gesicht oder anderen sichtbaren Hautbereichen, empfinden diese als kosmetisch sehr störend. Bei manchen Betroffenen können Selbstbewusstsein und Lebensqualität dadurch erheblich leiden.

Ursache der Narbenbildung

Narben bilden sich nach Hautverletzungen, die bis in die tieferen Hautschichten reichen. Durch unangemessene Bindegewebsproduktion können mitunter wulstartige, eingesunkene oder wuchernde Narben entstehen. Narben entstehen, wenn Verletzungen über die oberste Hautschicht hinaus in die unteren Schichten hineinreichen. Die Haut kann den Substanzverlust nicht mehr vollständig ausgleichen, sie bildet sozusagen ein Ersatzgewebe aus Bindegewebe mit eingeschränkter Funktion. So ist Narbenhaut weniger belastbar und empfindlich als normale Haut, zum Beispiel können Schmerz- und Temperaturempfinden gestört sein.

Auffällige Narben können durch eine unangemessene Bindegewebsproduktion entstehen. So liegt einer wulstartigen oder hypertrophen Narbe eine überschießende Bindegewebsbildung zugrunde. Eingesunkene, sogenannte atrophe Narben können entstehen, wenn zu wenig Bindegewebe hergestellt wird. Keloide sind gutartige Bindegewebswucherungen, die über die Fläche der eigentlichen Narbe hinausreichen können. Dem liegen unterschiedliche Ursachen zugrunde.

So können bei großflächigen Verletzungen oder Wundinfektionen Wundheilungsstörungen resultieren, die letztlich zur Bildung auffälliger Narben führen. Auch Zugkräfte oder andauernde Spannung im Bereich der Wunde sowie mechanische Einflüssen (scheuernde Kleidung) können die Entstehung unschöner Narben begünstigen. Eine weitere Ursache kann erbliche Veranlagung zu übermäßiger Narbenbildung sein.

So werden Narben behandelt

Für Behandlung und auch Vorbeugung unschöner Narben steht eine breite Palette von Möglichkeiten zur Verfügung. Diese reichen von Salben und Gelen über Laser bis hin zu Operationen.

Kompressionstherapie zur vorbeugenden Narbenbehandlung

Damit die Betroffenen später nicht unter übermäßigen Narben leiden, können bei bestimmten Eingriffen vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden. Eine Kompressions- beziehungsweise Drucktherapie kann angewendet werden, wenn die Gefahr der Bildung von wulstigen, hypertrophen, Narben sowie großflächigeren Wucherungen (Keloide) besteht. Hiervon betroffen sind beispielsweise Patienten, die sich großflächige Verletzungen wie Hautverbrennungen zugezogen haben. Individuell angepasste elastische Kompressionshemden oder -strümpfe üben Druck auf die betroffenen Hautstellen aus. Der dadurch entstehende Sauerstoffmangel unterbindet eine übermäßige Kollagenbildung, die zu wulstigen Narben und Wucherungen führen kann.

Narbencremes, Kortisonpräparate und Silikongels für die Narbenbehandlung

Zur Pflege von frischen Narben nach Operationen und Verletzungen bieten sich Narben- und Silikongele, Silikongelfolien oder Wundsalben an, die zum Beispiel Dexpanthenol enthalten oder Gel-Kombination aus Heparin, Zwiebelextrakt und Alantoin. Sie sorgen dafür, dass die Narbenhaut nicht austrocknet und elastisch bleibt und beugen damit einer Narbenmissbildung vor. Vorbeugend wirken auch andere Maßnahmen wie das Meiden starker Temperaturreize, wie durch Sauna, Solarium oder starke Kälte, auch das Meiden scheuernder Kleidung zählt dazu.

Das Auftragen von Silikongel hilft Patienten mit bekannter Veranlagung zur Ausbildung von wuchernden Narben. Es wird nach einer bereits erfolgten Operation eingesetzt, um die erneute Ausbildung von Narben zu vermeiden. Einen optimalen Schutz vor erneuten Narben bietet die kombinierte Anwendung von Silikongel mit operativen oder laserchirurgischen Verfahren. Auch das Eintragen von kortisonhaltigen Präparaten in die Wunde kann wulstigen oder wuchernden Missbildungen an der Narbe vorbeugen.

Narbenbehandlung durch Kälte, Peeling und Lasern

Selbst wenn Narben schon langjährig bestehen, ist Hilfe möglich. Eine Reihe von Verfahren stehen zur Verfügung, um die Narbenstruktur zu verbessern.

Eine Methode ist die Kryotherapie, die prinzipiell für alle Narbenformen geeignet ist. Dabei werden die Narben durch Besprühen mit flüssigem Stickstoff oder durch eine spezielle Sonde im Kontaktverfahren, oberflächlich vereist und so das Gewebe verödet.

Daneben lassen sich vernarbte Hautbereiche mittels Lasern oder chemischem Peeling glätten. Unterschiedliche Lasertechniken ermöglichen ein individuell an die entsprechende Narbenbeschaffenheit angepasstes Arbeiten. Bei dünnen, eingesunkenen (atrophen) Narben werden vornehmlich der Er:YAG-Laser oder der gepulste CO2-Laser eingesetzt.

Zur Narbenbehandlung eingesunkener Aknenarben bietet sich unter anderen ein mitteltiefes chemisches Peeling mit Trichloressigsäure (TCA) an. Häufig werden diese sogenannten minimalinvasiven Verfahren mit einer medikamentösen Lokaltherapie kombiniert.

Eine noch relativ neue Methode der Narbenbehandlung ist das Needling. Dabei werden mit einer nadelbesetzten Rolle winzige Wunden in die Haut gestochen. Dadurch wird die Kollagenbildung angeregt. Eingesetzt wird das Needling im medizinischen Bereich bei der Behandlung von Brand- und Aknenarben und sowie in der ästhetischen Medizin zur Faltenreduktion.

Schnitt- und Frästechniken: operative Verfahren der Narbenbehandlung

Großflächige und tiefe, eingesunkene Narben lassen sich gut chirurgisch beseitigen. Der Bereich wird herausgeschnitten und die Wunde anschließend vernäht. Um Spannungen, etwa an Gelenken vorzubeugen, können spezielle Vernähtechniken angewendet werden. Bei kleinen tiefen Narben eignet sich die Stanztechnik, bei der der betroffene Narbenbereich herausgestanzt wird. Der Vorteil: Die Wunde muss nicht vernäht werden, sondern ist mit einem Klebestreifen verschließbar.

Operative Korrekturen sind ferner möglich bei ungünstigen Narbenverläufen, die zu Spannungen führen. Diese sollten im besten Fall zu einem möglichst späten Zeitpunkt nach Entstehung der Narbe durchgeführt werden. Bei mehreren weit verstreuten, wulstigen Narbenherden empfiehlt sich die sogenannte Dermabrasion – das Abfräsen der Haut bis in den Bereich zwischen Ober- und Lederhaut.

Narbenbehandlung durch Unterspritzen

Schließlich hat sich in den letzten Jahren der Einsatz von Biomaterialien auch zur Narbenbehandlung bewährt. Substanzen wie Kollagen, Hyaluronsäure oder Eigenfett sind hier in aller Munde. Diese werden in den Narbenbereich eingespritzt und bieten den Vorteil einer meist sehr guten Verträglichkeit. Um ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis der aufrecht zu erhalten, müssen die Anwendungen jedoch von Zeit zu Zeit wiederholt werden.

Rezeptfreie Medikamente gegen Narben

Narben-, Silikongele oder Narbensalben sind in Apotheken erhältlich. Sie können helfen, die Ausbildung auffälliger Narben zu verhindern. Narben, die nach Operationen oder Verletzungen entstehen, können in vielen Fällen von den Betroffenen selbst behandelt werden. Dazu eignen sich sogenannte Narbengele, die in Apotheken erhältlich sind. Diese können Zwiebelextrakt (Extractum cepae), Campher, Heparin und/oder Allantoin enthalten. Zu den in Deutschland am häufigsten verwendeten Kombinationen zählt die Verbindung von Extractum cepae, Heparin und Allantoin.

Narbengele sollen besonders bei frischen Narben wirksam sein. Sie wirken antientzündlich und dämmen die Bildung von Bindegewebe ein. Außerdem lindern sie den Juckreiz und halten das Narbengewebe elastisch. Die Behandlung dauert drei bis sechs Monate, wobei der Narbenbereich zwei- bis dreimal täglich mit dem Gel vorsichtig eingerieben werden sollte

Auch Silikongele oder Silikongelfolien können in der Apotheke erworben werden. Sie führen dem Narbengewebe Wasser zu (Hydratation) und hemmen letztlich die Kollagenproduktion. Wundsalben, die Dexpanthenol enthalten, sind ebenfalls in Apotheken erhältlich, sie lindern unter anderem den Juckreiz.

Eine ausführliche Beratung durch den Apotheker oder auch den Arzt kann helfen, die im individuellen Fall geeignete Behandlung zu finden. Prinzipiell gehört die Therapie atropher und hypertropher Narben sowie von Keloiden in die Hände eines erfahrenen Arztes.

Narbenbehandlung bei Kindern

Auch bei Kindern hängt die Wahl der Narbenbehandlung von Faktoren wie Art, Ort und Ursachen der Narben ab. Das Therapiespektrum umfasst dabei verschiedene Möglichkeiten, die auch kombiniert werden können. Prinzipiell können Narbenmissbildungen bei Kindern mit ähnlichen Methoden wie bei Erwachsenen behandelt werden.

So lassen sich Verbrennungsnarben ebenfalls mit einer Druck- oder Kompressionsbehandlung therapieren. Bei Bindegewebswucherungen (Keloiden) bieten sich unter anderem Silikongelfolien oder -platten an. Auch bei Kindern sollten diese bis zu zwölf Stunden pro Tag auf der Narbe verbleiben, die Behandlung dauert insgesamt zwischen zwei bis sechs Monaten. Eine andere Option, Keloiden sowie auch kleineren wulstartigen (hypertrophen) Narben beizukommen, sind Kortisonspritzen. Letztlich besteht auch die Möglichkeit, Narbengewebe operativ zu entfernen.

Vorbeugen: Was man für wenig sichtbare Narben selbst tun kann

Auch nach einer tiefer gehenden Verletzung, zum Beispiel nach einer Operation, muss nicht zwangsläufig eine entstellende Narbe zurückbleiben. Das erfordert aber mindestens zwei Dinge: einen geschickten Chirurg, der die Wunde so vernäht, dass die Haut nicht unter Zug steht. Und einen Patienten, der Geduld hat, bis die Narbe ganz ausgeheilt ist.

Dazu gehört, der betreffenden Körperstelle Ruhe zu geben und die Narbe nicht unter Zug zu setzen. Drei Wochen lang sollte man keinen Sport machen, vor allem wenn die Narbe in einem Bereich liegt, der viel bewegt wird. Denn selbst wenn längst die Fäden gezogen sind und oberflächlich alles gut aussieht, ist die Narbe noch längst nicht verheilt.

Frische Narben vor Sonne schützen

Zudem sollte eine noch frische Narbe per Pflaster oder Sunblocker mindestens drei Monate vor der Sonne  geschützt werden. Denn durch die UV-Strahlung kann es zu einer Pigmentverschiebung im Wundbereich kommen. In der Folge könne die vernarbte Haut sich dauerhaft heller oder dunkler färben.

Durch ein Pflaster kann die Narbe auch vor scheuernden Kleidungsstücken geschützt werden. Fachleuten empfehlen außerdem Silikongele, -pflaster und ein Zwiebelextrakt enthaltendes Narbengel.

Nicht ganz einig sind sich Fachärzte hinsichtlich der Bewertung von Narbenmassage. Bei verhärteten Narben können kreisende, mit Druck ausgeführte Massagen helfen, die Studien dazu sind jedoch widersprüchlich. Der Vorteil des täglichen Eincremens oder Massierens in den ersten Wochen nach der OP ist aber, dass der Patient durch die tägliche Kontrolle unerwünschte Veränderungen bemerkt und frühzeitig den Arzt konsultieren kann.

Wann zum Arzt bei Narbenbildung?

Auffällige wie wulstartige oder eingesunkene Narben sollten von einem Arzt behandelt werden. Während die Pflege unauffälliger Narben durchaus von den Betroffenen selbst vorgenommen werden kann, empfiehlt es sich bei eingesunkenen (atrophen) oder wulstartigen (hypertrophen) Narben sowie Bindegewebswucherungen (Keloiden) sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern einen Arzt aufzusuchen. Diesem stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung, die in Abhängigkeit von Faktoren wie Art, Lokalisation oder Ursache der Narbe zur Anwendung kommen.

Zeigen sich Hinweise auf eine Entzündung der Narbe wie Rötung, Schwellung oder Wärme, sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden.

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