Ginseng: Wie gesund ist die Kraftwurzel?
Ginseng gehört in Teilen Asiens seit Jahrtausenden zu den wichtigsten und berühmtesten Heilpflanzen. Die Kraftwurzel soll vor allem die Selbstheilung des Körpers fördern. Wie wirken Kapseln und Tee mit Ginseng und was ist bei der Anwendung zu beachten?
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Kurzübersicht
Was ist Ginseng? Beim Asiatischen oder Koreanischen Ginseng handelt es sich um eine beliebte Heilpflanze, der viele verschiedene positive Eigenschaften nachgesagt werden.
Wirkung: Verbesserung der mentalen Leistungsfähigkeit, Verringerung von Stress, Verbesserung des Immunsystems
Anwendung: Ginseng kann in Form von Tee, Kapseln, Extrakten oder Pulver eingenommen werden
Nebenwirkung: Magenbeschwerden, Übelkeit, Durchfall, Schlaflosigkeit, Scheidenbluten
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Ginseng?
Bei Ginseng handelt es sich um eine Pflanze, die zur Familie der Araliengewächse (Araliaceae) gehört. In China wird Ginseng (Panax ginseng) schon seit mehr als 2.000 Jahren als Heilpflanze bei verschiedenen Erkrankungen verwendet.
Die Pflanze, die 30 bis 80 Zentimeter hoch werden kann, weist kleine weiß-grünliche Blätter auf und trägt erbsengroße scharlachrote Beeren. Von größerer Bedeutung sind jedoch die spindelförmigen Wurzeln. Diese werden in der Medizin vor allem getrocknet und in Form von Tees oder Kapseln verwendet.
Interessant:
Der echte Ginseng (Panax ginseng) ist in Korea und den bergigen nordöstlichen Provinzen Chinas heimisch, wird mittlerweile aber auch in Europa angebaut. Daneben gibt es auch noch weitere Arten wie den Amerikanischen Ginseng (Panax quinquefolius), der in den schattigen Wäldern Nordamerikas und in Teilen Kanadas wächst und eng mit dem Chinesischen Ginseng verwandt ist. Aber auch andere Pflanzen tragen den Namen Ginseng, obwohl sie eigentlich nicht zur gleichen Gattung gehören. Ein Beispiel ist die Borstige Taigawurzel, die auch sibirischer Ginseng (Eleutherococcus senticosus) genannt wird.
Roter und weißer Ginseng: Wo liegt der Unterschied?
Der Koreanische Ginseng ist in roter und weißer Farbe erhältlich.
Weißer Ginseng: Im ursprünglichen Zustand sind die Wurzeln weiß. Sie werden nach dem Ernten und Waschen sofort getrocknet.
Roter Ginseng: Dieser entsteht durch ein spezielles Dämpfungsverfahren. Der Ginseng wird nach dem Dämpfen so lange getrocknet, bis der Wassergehalt weniger als 14 Prozent beträgt und die Wurzeln durch das Karamellisieren des enthaltenen Zuckers eine braun-rötliche Farbe annehmen. Durch dieses Verfahren werden die Pflanzen für den Transport haltbarer gemacht. Allerdings gehen bei der Konservierung viele hitzeempfindliche Vitalstoffe verloren, weshalb Wurzeln, die später als roter Ginseng verkauft werden, mindestens sechs statt vier Jahre unter der Erde bleiben sollten. Daher ist der Preis für roten Ginseng auch höher.
Beide Sorten unterscheiden sich im Geschmack: Während weißer Ginseng so ähnlich wie bittere Lakritze schmeckt, hat roter Ginseng einen strengeren, seifigeren Geschmack.
Inhaltsstoffe: Was steckt in Ginsengwurzeln?
Zu den wertvolle Wirkstoffen, die in der Ginsengwurzel enthalten sind, gehören unter anderem:
- Ginsenoside
- Polyazetylene
- Polysaccharide
- Sesquiterpene
- Phenolische Substanzen
- Aminosäuren
- Ätherische Öle
Maßgeblich für die Wirksamkeit von Ginseng sind vor allem die Ginsenoside, spezifische Triterpensaponine. Insgesamt wurden bisher über 30 Einzelverbindungen entdeckt. Der Gehalt dieser Pflanzenstoffe nimmt mit dem Alter der Wurzel zu. Die Wirksamkeit von Ginseng-Präparaten hängt folglich stark von der Qualität ab.
Medizinische Wirksamkeit von Ginseng auf den Körper
Viele aussagekräftige Studien zu Ginseng (Panax ginseng) liegen nicht vor. Ihm werden jedoch folgende positiven Wirkungen zugeschrieben:
Stärkung des Immunsystems: In der chinesischen Medizin gilt die Heilpflanze als Tonikum (stärkendes Mittel), welche das Immunsystem verbessern und den Kreislauf anregen soll. Der Körper wird widerständiger gegen Stress und Krankheitserreger.
Bekämpfung von Müdigkeit: Auch bei Müdigkeit und Erschöpfung wird Ginseng häufig eingesetzt.
Reduktion von Stress: Ginseng besitzt adaptogene Eigenschaften, die dabei helfen sollen, Stresssituationen besser zu überstehen.
Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit: Einigen Studien zufolge soll Ginseng kognitive Funktionen wie spontanes Erinnerungsvermögen und Rechnen positiv beeinflussen sowie die Konzentration fördern. Davon könnten vor allem Menschen mit Demenz profitieren.
Verbesserung der erektilen Funktion: Auch als Aphrodisiakum ist Ginseng berühmt, er soll Libido und Potenz steigern. Im Vergleich zu einem Scheinmedikament könnte Ginseng tatsächlich die Erektionsfähigkeit verbessern, wie hoch der tatsächliche Effekt ist, ist allerdings umstritten.
Fachleute bewerten die Wirkungen von Ginseng unterschiedlich. Das liegt auch daran, dass viele Studien aus Asien stammen und hierzulande schwer überprüfbar sind.
Insbesondere aussagekräftige Studien, die die Effekte der Ginsengwurzel auf die nachlassende Leistungsfähigkeit im Alter nachweisen, fehlen bisher. Von der Stiftung Warentest werden Ginseng-Produkte für diese Indikation daher als "wenig geeignet" bewertet.
Kapseln, Tee oder Tinktur: Anwendung von Ginseng
Die Heilpflanze Ginseng wird zur medizinischen Anwendung unterschiedlich verarbeitet. Folgende Präparate sind in Drogerien oder Apotheken erhältlich:
Ginseng-Extrakt: Hierbei handelt es sich um einen meist dunkelbraunen Dickextrakt, der für die Zubereitung von Tees verwendet wird. Es ist aber auch ein dünnflüssiger Extrakt erhältlich, der in Tropfenform eingenommen wird.
Ginseng-Tee: Für die Zubereitung von Tee können neben dem Extrakt auch getrocknete und geschnittene Ginsengwurzeln genutzt werden. Dafür zwei Gramm mit etwa 150 Milliliter siedendem Wasser übergießen und nach fünf bis zehn Minuten abseihen.
Ginseng-Pulver: Pulverisierte Wurzeln werden meist als Nahrungsergänzungsmittel in Smoothies, Fruchtsäften und Salaten verwendet.
Ginseng-Kapseln: Ginseng ist ebenfalls in Form von Kapseln, Pastillen oder Dragees erhältlich.
Die Dosierung von Ginseng richtet sich danach, welche Wirkung erzielt werden soll. In der Regel wird empfohlen, die tägliche Menge von zwei Gramm rohem oder getrocknetem Ginseng nicht zu überschreiten. Weitere Angaben finden sich meist auf den Packungsbeilagen der Produkte.
Vorsicht mit Ginseng bei Bluthochdruck und Diabetes
In seltenen Fällen führt die Einnahme von Ginseng-Präparaten zu Nebenwirkungen wie
- Übelkeit,
- leichtem Durchfall oder
- Magenbeschwerden.
Auch weitere Beschwerden wie Hautveränderungen, Brustspannen, Schlaflosigkeit und Scheidenblutungen können in seltenen Fällen auftreten.
Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, zum Beispiel gegen Diabetes, hohen Blutdruck oder Arteriosklerose, sollte vor der Ginseng-Anwendung ärztlichen Rat einholen. Ginseng kann die Wirkung anderer Arzneimittel verstärken oder herabsetzen. Bei Einnahme gerinnungshemmender Medikamente wie Phenprocoumon oder Warfarin sollte auf Ginseng verzichtet werden.
Auch schwangere oder stillende Frauen sollten Ginseng besser nicht einnehmen, da bisher keine ausreichenden Studien zur Sicherheit vorliegen.
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