Medizinisches Cannabis: Einsatzgebiete

Medizinisches Cannabis gibt es in Form von Tabletten, Tropfen, Kapseln, Salben, Mundsprays und Inhalationslösungen in der Apotheke. Bei folgenden Beschwerden und Krankheiten können Patienten von der krampflösenden, schmerzlindernden und entzündungshemmenden Wirkung von Cannabis profitieren:

Menschen mit chronischen Schmerzen, die etwa bei Tumorerkrankungen häufig sind, scheinen besonders von einer Behandlung mit medizinischem Cannabis zu profitieren.

Cannabis als Medizin kann die Intensität von akuten Migränekopfschmerzen um mehr als 40 Prozent verringern – so das Ergebnis einer 2017 durchgeführten Studie aus Italien. Mögliche Nebenwirkungen des medizinischen Cannabis bei Migräne sind Konzentrationsschwäche und Müdigkeit.

In Deutschland ist bereits ein Medikament mit einer Kombination der Wirkstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) zur Behandlung einer mittelschweren bis schweren therapieresistenten Spastik bei Multipler Sklerose zugelassen. Ob das Medikament im Einzelfall infrage kommt, kann nur der behandelnde Arzt entscheiden.

Auch bei rheumatischen Erkrankungen, etwa rheumatoider Arthritis, geben Untersuchungen mit kleinen Patientengruppen und kurzen Untersuchungszeiträumen Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis zur Schmerzbehandlung wirksam sein könnte. Weitere Studien sind nötig, um die Wirksamkeit eindeutig zu belegen.

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) empfiehlt den Einsatz von medizinischem Cannabis außerdem bei Schlafstörungen: Ursachen für Insomnie und was hilft

Studien haben belegt, dass medizinisches Cannabis das Wachstum von Krebszellen eindämmen kann. Auch zur Behandlung der Tumorschmerzen kann es unterstützend zum Einsatz kommen. Ob eine Behandlung im individuellen Fall sinnvoll sein könnte, muss der behandelnde Arzt entscheiden.

Bei therapieresistenter Übelkeit und Brechreiz infolge einer Chemotherapie kann medizinisches Cannabis verabreicht werden. Die Wirkung gegen diese Symptome wird unter anderem damit erklärt, dass Cannabinoidrezeptoren an Nervenzellen andocken, die an der Informationsweiterleitung zur Auslösung von Übelkeit und Brechreiz beteiligt sind.

Cannabis regt den Appetit an und führt so häufig zu einer erhöhten Kalorienaufnahme. Diese Wirkung kann insbesondere für Menschen hifreich sein, die infolge schwerer Erkrankungen wie AIDS oder Krebsbehandlungen von Appetitlosigkeit und Untergewicht betroffen sind. Einigen kann medizinisches Cannabis helfen, um wieder zu Kräften zu kommen.

Ebenso bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn kann medizinisches Cannabis helfen, die Symptome zu lindern.

Auch beim Reizdarmsyndrom wird der Einsatz von medizinischem Cannabis diskutiert. Die bisherigen Studienergebnisse sind allerdings dürftig und zeigten lediglich einen geringen bis keinen Einfluss auf die Symptomatik.

Die entzündungshemmende Wirkung von medizinischem Cannabis kann auch die Beschwerden bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Psoriasis (Schuppenflechte) verbessern und ist damit als ergänzende Behandlung denkbar.

Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen häufigem Cannabiskonsum und der Entstehung von psychischen Erkrankungen hin. Dennoch kann medizinisches Cannabis zur Behandlung bei bestehenden Depressionen und Angststörungen vom Arzt verordnet werden. Die Studienlage hierzu ist allerdings bislang sehr dürtig.

Bei einer PTBS liegt ein Mangel an Anandamid (ein Derivat einer vierfach ungesättigten Fettsäure) vor und Cannabinoide im Cannabis triggern die gleichen Rezeptoren wie Anandamid. Wissenschaftler konnten auch eine Verbesserung der Symptome bei der Posttraumatischen Belastungsstörung durch den Einsatz von medizinischem Cannabis beobachten. Weitere Studien sind erforderlich.

Medizinisches Cannabis kann als Ersatz für andere Drogen eingesetzt werden, um Suchterkrankungen zu behandeln. Es kann ein weniger schädlicher Ersatz für beispielsweise Alkohol sein und dabei helfen, Entzugserscheinungen zu lindern. Der Einsatz bei Suchterkrankungen ist allerdings umstritten. Achtung: Der gleichzeitige Konsum von Alkohol und Cannabis kann zu gefährlichen Wechselwirkungen führen.

In den USA ist bereits das erste verschreibungspflichtige Medikament mit CBD zur Behandlung von Epilepsie zugelassen. Bei therapieresistenten Epilepsieformen konnte in drei Studien teilweise eine Verbesserung der Symptome festgestellt werden. Die Schweizer Epilepsie-Liga beispielsweise spricht sich allerdings derzeit nicht für den Einsatz von medizinischem Cannabis bei anderen Epilepsieformen aus, weil bisher weder Wirkung noch Nebenwirkungen bekannt sind.

Medizinisches Cannabis wird zur Behandlung des Glaukoms (Grüner Star) diskutiert, da in einer randomisierten kontrollierten Studie eine Verringerung des Augeninnendrucks durch THC beobachtet wurde. Allerdings liegen keine Untersuchungen mit einer Therapiedauer von über einer Woche vor. Für den ebenfalls in Cannabis enthaltenen Wirkstoff Cannabidiol (CBD) gibt es zudem gegenteilige Studienergebnisse: Dieser führt bei hohen Gaben zu einer Erhöhung des Augeninnendrucks, was ein Glaukom verschlimmert.

Wenn andere Therapieversuche versagt haben, kann medizinisches Cannabis bei Fibromyalgie zur individuellen Schmerzbehandlung infrage kommen. Bislang ist die Studienlage zum Einsatz von Cannabis als Medizin bei Fibromyalgie aber noch so dünn, dass die Wirksamkeit bisher nicht eindeutig bestätigt ist.