Stabile Seitenlage: So wird sie gemacht
Mit der stabilen Seitenlage lagert man in der Ersten Hilfe bewusstlose oder bewusstseinsgetrübte Personen, die noch selbst atmen. Wie man ein Verletzen richtig in die Lagerung bringt und was Ersthelfer beachten sollten.
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Die stabile Seitenlage gehört zum Basiswissen im Erste-Hilfe-Kurs. Ein Unfall auf der Straße, beim Baden oder zu Hause, jemand wird im dichten Gedränge ohnmächtig, ein Betrunkener kippt im Alkoholrausch um – das sind beispielhafte Situationen, in denen Helfer Bewusstlose in die stabile Seitenlage bringen sollten.
Was kennzeichnet die stabile Seitenlage und warum ist sie notwendig?
Es gibt verschiedene Varianten der stabilen Seitenlage, die sich jedoch nur durch kleine Details unterscheiden. Jede Variante der stabilen Lagerung von Bewusstlosen ist durch folgende Punkte gekennzeichnet:
- Der Bewusstlose liegt stabil auf der Seite und kann durch das eigene Körpergewicht weder auf den Bauch noch auf den Rücken rollen.
- Der Kopf und der Mund sind möglichst die tiefsten Punkte, auf alle Fälle tiefer als der Magen.
- Der Kopf ist in Richtung Nacken überstreckt.
- Der Mund ist geöffnet.
Die Lagerung sorgt dafür, dass die Atemwege frei bleiben und Blut, Speichel und Erbrochenes abfließen können.
Denn bei bewusstlosen Menschen erschlafft die Muskulatur – auch die Schließmuskeln am Mageneingang, die Muskeln der Speiseröhre, die erschlaffte Zunge fällt in den Rachenraum. Zusätzlich sind Husten- und Würgereflexe, die sonst dafür sorgen, dass die Atemwege frei bleiben, bei Bewusstlosigkeit unterdrückt. Würde ein bewusstloser Mensch zum Beispiel auf dem Rücken liegen, kann der Mageninhalt in Richtung Speiseröhre und Kehlkopf fließen, in die Luftröhre gelangen und zum Ersticken führen.
In der Notfallmedizin wird die Luftröhre mit Apparate-Unterstützung, zum Beispiel durch Intubieren, offengehalten. Bis ein Notarzt eintrifft, muss der Ersthelfer jedoch dafür sorgen, dass der Verletzte atmen kann. Eine Lagerung im Sitzen oder auf dem Rücken ist dafür nicht geeignet.
Wer sollte in stabile Seitenlage gebracht werden?
Verletzte ohne Bewusstsein, aber mit spontaner, eigenständiger Atmung: Die Person ist nicht ansprechbar, lässt sich auch nicht durch Rütteln an den Schultern oder einen Klaps auf die Wange aufwecken.
Verletzte, die bewusstseinsgetrübt sind: Die Person ist zwar ansprechbar, wirkt aber schläfrig und desorientiert. Sie muss immer wieder durch Rütteln oder lautes Sprechen aufgeweckt werden. Sie könnte jederzeit das Bewusstsein verlieren.
Verletzte, die bei Bewusstsein sind und wünschen, so hingelegt zu werden.
Stabile Seitenlage bei Kindern und Schwangeren
Auch Kindern etwa ab dem Schulalter können ohne Bedenken und durch das geringere Körpergewicht viel einfacher in die stabile Seitenlage gebracht werden. Bei kleineren Kindern und Babys reichen jedoch die anatomischen Verhältnisse von Oberkörper, Beinen und Armen meist nicht aus, um den Körper stabil auf der Seite zu halten. Deshalb werden sie bei Bewusstlosigkeit besser auf dem Bauch gelagert. Der Kopf wird dabei zur Seite gedreht, der Mund geöffnet.
Auch bei schwangere Frauen ist die stabile Seitenlage anwendbar. Bei fortgeschrittener Schwangerschaft sollte die bewusstlose Frau jedoch möglichst auf der linken Seite liegen, damit es nicht zu Kreislaufstörungen bei der werdenden Mutter und ihrem Kind kommt. Liegt die Schwangere nämlich auf der rechten Seite (oder auf dem Rücken), besteht die Gefahr, dass die Hohlvene (Vena cava), welche im Bauchraum hinter der Gebärmutter verläuft, abgedrückt wird. Der Rückfluss von venösem Blut zum Herzen kann so zum Stocken kommen.
Liegen Verletzungen am Brustkorb vor, so wird der Bewusstlose auf der verletzten Seite gelagert, um eine ungehinderte Atmung über den unversehrten, nun oben liegenden Lungenflügel zu gewährleisten.
Anleitung: So wird die stabile Seitenlage hergestellt
Liegt der Erste-Hilfe-Kurs bereits länger zurück, sind viele Menschen unsicher, wie die stabile Seitenlage gelingt. Das liegt auch daran, dass die früher gelehrte, alte Lagerung von Laien nicht so einfach durchzuführen war: Ein Arm musste dabei unter dem Körper nach hinten durchgeführt werden. Als Ersthelfer und medizinischer Laie muss man sich jedoch keine allzu großen Gedanken machen, ob man die Lagerung ganz korrekt nach Lehrbuch herstellen kann. Wichtig ist schnell zu helfen!
Seit 2006 gibt es eine neue Methode für die stabile Seitenlage, die jetzt nur noch "Seitenlage" heißt. Sie wird von der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe empfohlen und seitdem in Erste-Hilfe-Kursen gelehrt. Für Laien ist die neue Seitenlage einfacher durchzuführen als die alte Variante, vor allem bei schweren und großgewachsenen Verletzten.
Schritt für Schritt: So geht die stabile Seitenlage
Verletzten auf den Rücken (Beine ausgestreckt) drehen, um Bewusstsein, Atmung und Herzschlag zu überprüfen. Ist der Verletzte bewusstlos, atmet aber selbständig, wird die Seitenlage hergestellt.
Der Helfer kniet sich dazu neben dem Verletzten etwa auf Höhe der Körpermitte.
Der Arm des Verletzten, der sich näher am Helfer befindet wird neben dem Kopf abgewinkelt abgelegt. Die Handinnenfläche schaut dabei nach oben.
Die andere Hand des Verletzten wird über den Brustkorb zur gegenüberliegenden Wange geführt und dort gegebenenfalls gehalten.
Mit der freien Hand fasst der Helfer nun das Bein der weiter entfernt liegenden Körperseite und winkelt es im Knie an. Der Fuß sollte am Boden bleiben.
Nun dieses Knie fassen und mit sanften Schwung ziehen und dabei den Körper des Verletzten zu sich drehen, so dass er nun auf der Seite liegt. Schwere und/ oder große Personen können auch an der Hüfte gefasst werden oder man lässt sich von einer zweiten Person helfen.
Der Kopf ruht nun auf einer Hand. Der Mund wird geöffnet und der Kopf in den Nacken überstreckt.
Spätestens jetzt sollte – wenn nicht bereits geschehen – der Notruf abgesetzt werden.
So gelagert wird der Verletzte zugedeckt, um ihn vor Auskühlung zu schützen.
Bis professionelle Rettungskräfte eintreffen, sollte der Bewusstlose nicht allein gelassen werden.
Ein Helfer überprüft regelmäßig die Vitalfunktionen (Atmung, Herzschlag). Falls der Verletzte aus der Bewusstlosigkeit aufwacht, kann der Helfer ihn beruhigen und trösten. Kommt es zu Atem- oder Herzstillstand, so kann der Betroffene aus dieser Position schnell wieder in die Rückenlage gebracht und eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt werden.
Ist die stabile Seitenlage riskant bei Wirbelsäulenverletzungen?
Ersthelfer haben nicht selten Zweifel, ob die stabile Seitenlage bei dem Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen angewendet werden sollte. Denn durch die Bewegung und Drehung des Körpers könnte diese möglicherweise noch verschlimmert werden. Doch die Sicherung der Atmung und der Vitalfunktionen hat bei der Ersten Hilfe immer oberste Priorität. Das Risiko des Erstickens ist bei Bewusstlosigkeit höher als die Gefahr von weiteren Schäden.
Deshalb ist die stabile Seitenlage bei bewusstlosen oder im Bewusstsein getrübten Verletzten immer das erste Mittel der Wahl. Bei einem Verdacht auf eine Verletzung der Halswirbelsäule (zum Beispiel nach einem Sturz oder Motorrad-Unfall) kann ein zweiter Helfer den Kopf während der Lagerung stützen.
Es kann durchaus auch Fälle geben, bei denen sich die Atmung des Verletzten in stabiler Seitenlage verschlechtert. Dann sollte zunächst versucht werden, den Bewusstlosen auf die andere Seite zu lagern und so die Atmung zu verbessern. Gelingt dies auch nicht, dann muss der Ersthelfer eine andere Position finden, die das Atmen ermöglicht. Der Bewusstlose sollte dann jedoch pausenlos beobachtet werden um bei einer Verschlechterung des Zustandes schnell eingreifen zu können.
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