Schmerzen bei Krebs bekämpfen
Im fortgeschrittenen Krebs-Stadien sind es vor allem die Schmerzen, die viele Patienten belasten. Doch es gibt gute Therapien mit modernen Schmerzmitteln wie Opioiden.
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Schmerzen bei Krebs treten bei ungefähr 50 bis 70 Prozent aller von einem Tumor betroffenen Menschen auf. Die Stärke und Häufigkeit der Schmerzen wird dabei ganz unterschiedlich empfunden und ist von Faktoren wie persönlichem Schmerzempfinden, der Tumorart sowie dem Stadium der Erkrankung abhängig.
Schmerzen bei Krebs sind vielfältig
Schmerzen bei Krebs können sich sehr unterschiedlich äußern, abhängig von der Krebsart und dem jeweiligen Auslöser.
Knochenschmerzen: Knochenschmerzen werden beispielsweise durch Leukämie oder Tochtergeschwülste (Metastasen) in Knochen ausgelöst. Durch Reizungen an der den Knochen umgebenden Knochenhaut kann es zu Entzündungen und Schwellungen kommen. Die Knochenmasse kann abgebaut werden. Die Schmerzen treten anfangs nur bei Bewegung und später auch im Ruhezustand auf.
Organschmerzen: Sie entstehen, wenn Tumoren sich ausdehnen und auf umliegende Organe drücken, in sie hineinwachsen oder Hohlorgane, wie beispielsweise Harnleiter, verschließen. Die Schmerzen äußern sich krampfartig oder als Druck- und Spannungsschmerz.
Nervenschmerzen: Wachsende Tumoren und Schwellungen können auf Nerven drücken. Tumoren können sogar in Nervengewebe hineinwachsen. Auch Strahlen- und Chemotherapien oder operative Eingriffe können zu Nervenschädigungen und damit verbundenen Schmerzen führen.
Schmerzen durch schlechte Durchblutung: Es kann sein, dass durch den Tumor bestimmte Körperteile nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt werden, weil Blutgefäße blockiert sind. Dies führt am betroffenen Körperteil zu Schmerzen durch mangelhafte Durchblutung.
Muskel- und Hautschmerzen: Drückende und einwachsende Tumoren können die Haut oder Nerven reizen, zerstören und dort Schmerzen verursachen. Weitere Ursachen sind entzündete Wunden nach einer Operation oder Reizungen nach Strahlen- oder Chemotherapie.
Schmerzen nach Operationen: Schmerzen nach operativen Eingriffen wie Gewebeentnahmen (Biopsien) vergehen normalerweise, sobald die Heilung eintritt. Oft kommt es zum Teil erst Monate nach einer Operation an besonders empfindlichen Körperstellen zu brennenden Schmerzen. Nach Amputationen berichten Betroffene gelegentlich von brennenden Schmerzen, die in Schüben auftreten. Von Phantomschmerzen ist dann die Rede, wenn es im Bereich des entfernten Körperteils zu Schmerzen kommt. Bei Stumpfschmerzen hingegen handelt es sich um Schmerzen, die von neu gebildeten Nervenfasern ausgehen.
Schmerzen durch Chemotherapie: Schmerzen und Reizungen, die während einer Chemotherapie auftreten, werden durch die verabreichten Medikamente verursacht. Folge der Chemotherapie können schmerzhafte Schleimhautentzündungen und kribbelnde sowie brennende Hände und Füße sein. Oft treten die Beschwerden erst einige Zeit nach der Behandlung auf.
Schmerzen durch Strahlentherapie: Auf der bestrahlten Hautstelle kann es nach der Behandlung zu Schmerzen kommen, die denen eines Sonnenbrandes ähneln. Die Haut ist gerötet und brennt. Krampfartige Bauchschmerzen sind die Folge einer Darmbestrahlung, während Halsschmerzen zu den möglichen Beschwerden nach einer Bestrahlung der Luft- oder Speiseröhre zählen. Eine Strahlentherapie nahe der Achseln oder der Wirbelsäule kann Nerven beschädigen und ebenso Schmerzen verursachen.
Auslöser der Schmerzen bei Krebs
Schmerzen bei Krebs können unterschiedliche Ursachen haben. Sie werden in den meisten Fällen durch den Tumor selbst und oft auch durch die entsprechenden Therapien ausgelöst. Faktoren wie Schlafmangel oder psychische Belastungen können die Schmerzen verstärken.
Daneben kann es bei Menschen mit Krebs natürlich auch zu Schmerzen kommen, die nicht in Zusammenhang mit der Krebserkrankung stehen und eine andere Ursache haben, beispielsweise Schmerzen bei Migräne oder Schmerzen, die durch Nervenschädigungen bei Diabetes mellitus verursacht werden.
Hilfsmittel für Diagnose: Schmerztagebuch
Um Schmerzen bei Krebs bestmöglich zu behandeln, wird der Arzt dem Betroffenen zur Diagnose viele Fragen, beispielsweise zur Art, Häufigkeit und zum Ort der Schmerzen stellen.
Ziel ist es, die Schmerzen möglichst genau darzustellen. Das gelingt möglicherweise auch mittels Schmerztagebuch, das der Betroffene über mehrere Wochen hinweg führen muss. Neben der allgemeinen Untersuchung fließen auch eine onkologische und neurologische Untersuchung in die Diagnose mit ein.
Behandlung mit Schmerzmedikamenten
Betroffene müssen Schmerzen bei Krebs nicht ertragen. Wenn Schmerzen bei Krebs auftreten, sollte man umgehend ihren Arzt darüber informieren. Nur so kann der Schmerz behandelt werden und eine Chronifizierung, das heißt ein dauerhaftes Auftreten des Schmerzes und eine Verselbstständigung der Schmerzen, verhindert werden.
Die Basistherapie mit Medikamenten erfolgt anhand des Stufenschemas der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das als Richtlinie bei der Behandlung von Schmerzen bei Krebs gilt und den Einsatz von Opiaten regelt. Hierbei erfolgt bei leichten Schmerzen die Therapie mit leichten Schmerzmitteln, wohin gegen starke Schmerzen auch stark wirksame Medikamente gegeben werden. Schmerzmedikamente sind die wichtigste Säule bei der Behandlung von Schmerzen bei Krebs. Die Therapie kann weiter ergänzt werden.
Stufe 1 (bei leichten Schmerzen):
Bei leichten Schmerzen werden noch keine Opioide eingesetzt. Betroffene werden beispielsweise mit Paracetamol, Metamizol oder Acetylsalicylsäure oder nichtsteroidalen, entzündungshemmenden Antirheumatika (NSAR) behandelt.
Stufe 2 (bei mäßigen bis starken Schmerzen):
Die Behandlung erfolgt mit schwachen und mittelstarken Opioiden. Das sind beispielsweise Tramadol, Tilidin und Dihydrocodein. Sie werden im individuellen Fall auch mit Medikamenten der Stufe 1 kombiniert.
Stufe 3 (bei starken bis unerträglichen Schmerzen):
Bei Menschen mit starken bis sehr starken Schmerzen werden stark wirksame Schmerzmittel benötigt. Das sind Opioide wie Morphin, Buprenorphin, Fentanyl, Hydromorphon, Levomethadon oder Oxycodon.
Neben den Opioiden können weitere Medikamente (Koanalgetika) begleitend in der Therapie eingesetzt werden. Diese Koanalgetika können die Leitung und Verarbeitung von Schmerzen beeinflussen, weshalb sie die Schmerzbehandlung unterstützen.
Verabreichung der Schmerzmedikamente
Die Gabe der Medikamente erfolgt auf die individuelle Situation abgestimmt mittels Tabletten, Lutschtabletten, Tropfen, Zäpfchen, Pflastern, Pumpen oder Injektionen. So ist es möglich, die Schmerzstärke des Betroffenen und die gewünschte Dauer der Wirkung zu berücksichtigen. Befindet sich ein Betroffener beispielsweise gerade in einer Chemotherapie und hat er für die Medikamentengabe bereits einen dauerhaften Venenzugang erhalten, kann dieser auch für die Gabe eines Schmerzmedikaments mittels Pumpe genutzt werden.
Weitere Schmerzbehandlung bei Krebs
Damit Betroffene ihre Schmerzen als weniger belastend empfinden, können auch verschiedene Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Muskelentspannungsübungen nach Jacobsen eingesetzt werden. Daneben ist auch Akupunktur zur Schmerzbehandlung geeignet. Mittels einer schmerzpsychologischen Therapie lassen sich oftmals Ängste besser verarbeiten. Sie kann Betroffenen dabei helfen zu lernen, über eigene Gefühle zu sprechen oder Spannungen innerhalb der Familie abzubauen.
Schmerzen bei Krebs lassen sich meist gut behandeln
Menschen, die von Schmerzen bei Krebs betroffen sind, haben gute Aussichten auf Linderung. Bei ungefähr 85 Prozent tritt mit Behandlung der Schmerzen eine Verbesserung der Beschwerden ein.
Unbehandelt können Schmerzen bei Krebs chronisch werden und sich verselbstständigen. Das bedeutet, dass Schmerzen dauerhaft auftreten und ihren ursprünglichen Sinn verlieren. Der Betroffene wird durch Schmerz dann nicht mehr auf eine Gefahr für den Körper aufmerksam gemacht. Stattdessen belasten chronische Schmerzen, indem sie den Betroffenen zunehmend psychisch und physisch schwächen.
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