NFP: Auch natürliche Verhütung ist sicher
Nicht jedes Paar will mit der Antibabypille oder Kondomen verhüten. Für sie kann natürliche Familienplanung (NFP) eine sinnvolle Alternative sein. Es gibt verschiedene Ansätze, um natürlich zu verhüten. Doch als sicherer Schutz vor Schwangerschaft gilt nur die symptothermale Methode.
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Unter natürliche Verhütung fallen verschiedene Methoden, mit denen die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage ermittelt werden. An den wahrscheinlich fruchtbaren Tagen darf entweder kein Geschlechtsverkehr stattfinden oder das Paar schützt sich mit anderen Verhütungsmethoden wie Kondom oder Diaphragma.
Natürliche Familienplanung, abgekürzt NFP, eignet sich aber nicht nur, um einer Schwangerschaft vorzubeugen. Im Gegenteil, auch bei Kinderwunsch ist sie von Vorteil: Das Paar kann den Geschlechtsverkehr genau auf die fruchtbare Phase legen und so die Chancen für eine Empfängnis maximieren.
Natürliche Verhütungsmethoden im Überblick
Die Zykluslänge von Frauen unterscheidet sich stark (als normal gelten 23 bis 35 Tage) und kann zudem von Monat zu Monat variieren. So ist eine allgemeingültige Aussage, wann die fruchtbare Eisprungphase stattfindet, nicht möglich. Vielmehr muss jede Frau ihre Körperzeichen selber einschätzen lernen, um das Zeitfenster einzugrenzen.
Es gibt mehrere Ansätze, die zyklische Fruchtbarkeit der Frau zu bestimmen:
Kalendermethode (Knaus-Ogino-Methode): Die Zykluslänge wird im Kalender festgehalten, der Eisprung dann vorausberechnet.
Temperaturmethode: Die Veränderungen der Aufwachtemperatur (Basaltemperatur) der Frau geben Aufschluss, wo sie sich in ihrem Zyklus befindet.
Zervixschleimmethode: Die Beschaffenheit des Gebärmutterschleims verändert sich im Laufe des Zyklus und lässt Rückschlüsse auf die Fruchtbarkeit zu.
symptothermale Methode: Sie verbindet Temperatur- und Zervixschleimmethode.
Von den genannten Methoden gilt allein die symptothermale Methode als zuverlässiger Schutz vor einer Schwangerschaft. Im Folgenden wird daher ausschließlich auf diese Art der NFP eingegangen.
Sicherheit hängt von der Durchführung ab: Vor- und Nachteile der NFP
Die Vorteile der NFP beziehungsweise der symptothermalen Methode liegen für viele Frauen oder Paare auf der Hand: Statt auf chemische oder mechanische Verhütungsmittel zurückgreifen zu müssen, wird eine Schwangerschaft rein natürlich verhindert.
Entscheidend für die Verhütungssicherheit der NFP ist die richtige und genaue Anwendung. Das erfordert hohes Pflichtbewusstsein. Im Allgemeinen benötigen die Anwenderinnen mehrere Monate, um sich mit der symptothermalen Methode vertraut zu machen und den eigenen Zyklusverlauf zu ermitteln. Beide Partner müssen sich darauf einstellen, an den wahrscheinlich fruchtbaren Tagen auf ungeschützten Geschlechtsverkehr zu verzichten oder zusätzlich zu verhüten.
Bei jungen Mädchen und bei Frauen mit unregelmäßigem Zyklus ist die NFP außerdem zu unsicher.
NFP anwenden: Das Wichtigste im Überblick
Bei der symptothermalen Methode kommt es auf zwei Messgrößen an: Die Basaltemperatur und die Beschaffenheit des Schleim im Gebärmutterhalskanal. Sie geben Hinweise auf die Fruchtbarkeit und können in Kombination dazu genutzt werden, fruchtbare Phasen genau einzugrenzen.
Da die Sicherheit der Methode nur durch genaue und richtige Anwendung gewährleistet ist, dienen die folgenden Abschnitte lediglich der Einführung ins Thema. Das genaue Vorgehen lässt sich am besten in NFP-Kursen oder mithilfe von Büchern zum Thema erlernen. |
Basaltemperatur richtig messen
Die Frau ermittelt täglich vor dem morgendlichen Aufstehen ihre Basaltemperatur. Man bezeichnet sie auch als Aufwachtemperatur, weil sie direkt nach dem Aufwachen am Morgen ermittelt wird bevor es zu größerer körperlicher Aktivität gekommen ist.
Die Basaltemperatur sollte möglichst
- immer zum gleichen Zeitpunkt,
- mit demselben Thermometer und
- über dieselbe Art ermittelt werden (Mund, After oder Scheide).
Das Thermometer muss so beschaffen sein, dass zwei Stellen hinter dem Komma ermittelt werden (herkömmliche Fieberthermometer messen meist nur eine Stelle hinter dem Komma). Der Messzeitraum beträgt drei Minuten.
Die Ergebnisse werden in ein Zyklusblatt (siehe unten) eingetragen. Wird ein Ansteigen der Morgentemperatur festgestellt, weist das auf den Beginn der Eisprungphase hin.
Faktoren, die die Basaltemperatur beeinflussen können
Jede Frau reagiert anders und so kann man nicht vorhersagen, welche Faktoren genau die individuelle Basaltemperatur beeinflussen. Daher sollte man alle Besonderheiten im Zyklusblatt notieren und über längeren Zeitraum beobachten, ob und wie sie sich auswirken. Mögliche Störfaktoren sind unter anderem:
- übermäßiger Alkoholgenuss am Vorabend
- Fehler in der Messweise
- veränderte Messweise oder neues Thermometer
- unregelmäßige Messzeiten
- Erkrankungen
- Zeitverschiebung
- Stress, Streit
- gestörter Schlaf
Zervixschleim beurteilen
Zusätzlich zur Basaltemperatur wird täglich der Schleim im Gebärmutterhalskanal beobachtet. Die Frau nimmt ihn entweder direkt am Muttermund oder am Scheideneingang ab. Der gewöhnlich zähe, undurchsichtige Schleim wird zur Zeit des Eisprungs, der fruchtbaren Phase, durchsichtig und dünnflüssig. Um die Veränderungen sicher zu erkennen, braucht es etwas Routine. Anfangs kann es sinnvoll sein, den Schleim mehrfach über den Tag verteilt zu prüfen. Bei erfahrenen Anwenderinnen genügt einmal täglich.
Gebärmutterhals: Lage, Festigkeit und Öffnung prüfen
Als Alternative zur Schleimstrukturmethode lassen sich fruchtbare und unfruchtbare Tage durch eine Selbstuntersuchung des Muttermundes eingrenzen. Je näher der Zeitpunkt des Eisprungs kommt, umso höher liegt der Muttermund, seine Beschaffenheit wird weicher und seine Öffnung größer. Nach dem Eisprung sinkt er tiefer, wird hart und schließt sich.
Eintragung ins Zyklusblatt
Um die fruchtbaren Tage zu bestimmen, werden die ermittelten Werte für die Basaltemperatur und die Beschaffenheit des Zervixschleims (beziehungsweise des Gebärmutterhalses) täglich in einem Zyklusblatt notiert.
Ein neuer Zyklus beginnt immer mit der Regelblutung. Der erste Tag, an dem die Blutung in ihrer gewohnten Stärke auftritt, ist daher auch der Tag, an dem ein neues Zyklusblatt begonnen wird.
Störfaktoren berücksichtigen
Ebenfalls festhalten sollte man die Faktoren, die mitunter Einfluss auf die Messwerte nehmen (siehe Störfaktoren für die Basaltemperatur oben). So kann etwa eine leichte Erkältung die Aufwachtemperatur erhöhen. Damit der Wert nicht fälschlicherweise als Beginn des Eisprungs interpretiert wird, wird er eingeklammert und findet in der Auswertung keine Berücksichtigung.
Auswertung in der NFP: Fruchtbare von unfruchtbarer Phase unterscheiden
Die Frau kann sich an folgendem Erfahrungswert orientieren: Die unfruchtbare Phase nach dem Eisprung beginnt am Abend des dritten Tages nach dem Schleimhöhepunkt oder am Abend des dritten Tages mit höherer Temperatur, je nachdem, welches der beiden Anzeichen zuletzt kommt. Dass beide Anhaltspunkte berücksichtigt werden, dient der doppelten Kontrolle und erhöht die Sicherheit der symptothermalen Methode.
Weitere Körperzeichen, die eine individuelle Rolle spielen können
Manche Frauen bringen auch Brustziehen, Unterleibsschmerzen (Mittelschmerz), Stimmungsschwankungen oder Hautunreinheiten mit bestimmten Phasen ihres Zyklus in Verbindung. Dabei handelt es sich um individuelle Beobachtungen, die nicht bei allen Frauen auftreten. Daher finden sie in der NFP keine allgemeingültige Berücksichtigung, können aber im Zyklusblatt notiert werden.