Die Knaus-Ogino-Methode: Eisprung per Kalender berechnen
Die Knaus-Ogino-Methode gehört zu den natürlichen Verhütungsmethoden. Anders als bei der Temperaturmethode wird hierbei die Zykluslänge im Kalender festgehalten und der Zeitpunkt des Eisprungs errechnet. Die Kalendermethode nach Knaus-Ogino erfreute sich lange großer Beliebtheit, gilt aber heute als nicht zuverlässig.
-
- © iStock.com/Ravi_Goel
Die Knaus-Ogino-Methode gibt es bereits seit fast hundert Jahren. Benannt wurde sie nach ihren beiden "Erfindern", dem österreichischen Frauenarzt Hermann Knaus und seinem japanischen Kollegen Kynsaku Ogino. Sie gilt als erste Methode zur Berechnung des Eisprungs mithilfe des Kalenders.
Kalendermethode allein unzuverlässig
Ausgehend von der Annahme, dass eine weibliche Eizelle nur etwa zehn Stunden befruchtungsfähig ist und männliche Samenzellen nur wenige Tage leben, teilten Knaus und Ogino den Zyklus einer Frau in eine fruchtbare und eine unfruchtbare Phase ein. Die durchschnittliche Zykluslänge der Frau wird dabei ein Jahr lang im Kalender notiert und daraus die mögliche Zeit einer Empfängnis berechnet. In der wahrscheinlich fruchtbaren Zeit muss das Paar auf Geschlechtsverkehr verzichten, um eine Schwangerschaft zu verhüten. Die Knaus-Ogino-Methode gilt heute als sehr unzuverlässig, da sie von verschiedenen optimalen Voraussetzungen ausgeht, die so in der Realität nicht erfüllt sind, wie zum Beispiel von der Annahme, dass die meisten Frauen einen regelmäßigen Zyklus hätten.
Enthaltsamkeit an den fruchtbaren Tagen: selbst von der Kirche toleriert
Der japanische Arzt Ogino entwickelte die Kalendermethode bereits 1927, und zwar um den optimalen Zeitpunkt für den Eintritt einer Schwangerschaft zu errechnen. Schon damals warnte er davor, dass sie zur Verhütung viel zu ungenau und unzuverlässig sei. Hermann Knaus kam relativ zeitgleich zu den gleichen Ergebnissen und stellte seine Erkenntnisse 1928 auf dem Gynäkologenkongress in Leipzig der Öffentlichkeit vor. Schnell erfreute sich die Verhütungsmethode, die als solche gar nicht gedacht war, europaweit großer Beliebtheit – auch mangels Alternativen.
1951 wurde die Kalendermethode von Papst Pius XII. als erste und einzige für die katholische Kirche tolerierbare Methode der Empfängnisverhütung anerkannt. Der Papst erklärte, der Zweck der Ehe bestehe zwar grundsätzlich in der Zeugung von Nachkommen, Enthaltsamkeit in der fruchtbaren Zeit sei aber keine Sünde. Mit Einführung der Antibabypille in den 1960ern büßte die Methode von Knaus und Ogino an Beliebtheit ein. Doch dank Pillenmüdigkeit und dem Bestreben vieler Frauen, natürlich und hormonfrei zu verhüten, ist sie in den vergangenen Jahren wieder beliebter geworden. Dennoch muss man ganz klar sagen: Natürlich verhüten ist grundsätzlich gut, aber nicht nach Knaus-Ogino, das ist viel zu unsicher.
Wie funktioniert die Knaus-Ogino-Methode?
Die Knaus-Ogino-Methode basiert auf der Annahme, dass die Dauer der Befruchtungsfähigkeit einer Eizelle nur zehn Stunden beträgt. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass Spermien eine maximale Lebensdauer von drei Tagen haben und die Gelbkörperphase nach dem Eisprung genau 14 Tage (+/– 2 Tage) dauert. Dabei wird grundsätzlich vorausgesetzt, dass die Frau einen relativ regelmäßigen Zyklus hat.
Bevor die Knaus-Ogino-Methode angewendet werden kann, muss die Frau zunächst ein Jahr lang die Tage zählen von einer Menstruationsblutung bis zur nächsten und aufschreiben (Zyklusdauer). Der erste Tag der Blutung gilt als erster Zyklustag. Somit erhält sie die Dauer von etwa zwölf Zyklen und kann auf dieser Grundlage einen Durchschnittswert für die wahrscheinlich fruchtbaren Tage ermitteln.
Um zu erfahren, ab welchem Zyklustag die fruchtbaren Tage beginnen, werden vom kürzesten Zyklus 18 Tage abgezogen. Beispiel: Der kürzeste Zyklus war 25 Tage lang, also 25 – 18 = 7.
Um zu errechnen, ab welchem Zyklustag die fruchtbaren Tage enden, werden vom längsten Zyklus elf Tage abgezogen. Beispiel: Der längste Zyklus war 30 Tage lang, also 30 – 11 = 19.
Somit dauern in diesem Beispiel die wahrscheinlich fruchtbaren Tage vom siebten bis zum 19. Zyklustag. Die übrigen Tage gelten als wahrscheinlich unfruchtbar.
Die Rechnung von Knaus-Ogino zusammengefasst:
Erster fruchtbarer Tag = kürzester Zyklus minus 18 Tage
Letzter fruchtbarer Tag = längster Zyklus minus elf Tage
Heute weiß man allerdings, dass die Herren Knaus und Ogino nicht von korrekten Voraussetzungen ausgegangen sind:
- Die Eizelle ist nicht zehn, sondern 12 bis 24 Stunden befruchtungsfähig.
- Spermien sind bis zu fünf Tage lebensfähig und nicht drei, in seltenen Fällen sogar bis zu sieben Tage.
- Die meisten Frauen haben keinen regelmäßigen Zyklus.
Damit ist klar, dass die Methode große Schwächen aufweist.
Der Mythos vom regelmäßigen Zyklus
Studien haben erwiesen, dass nur etwa drei Prozent aller Frauen einen sehr regelmäßigen Zyklus haben, der auf ein Jahr gesehen nur um maximal drei Tage schwankt. Bei 58 Prozent variiert die Zykluslänge hingegen um acht Tage oder mehr. Außerdem muss man mit einem weiteren Zyklusmärchen aufräumen: Nur etwa 13 Prozent aller Frauen haben einen Zyklus von 28 Tagen. Das ist also nicht die Regel, sondern die Ausnahme!
Häufig sind Zyklusschwankungen vor allem bei jungen Mädchen, nach einer Geburt, während der Stillzeit und vor und während der Wechseljahre. Der Zyklus kann sich außerdem aufgrund von Stress, Aufregung, Zeitunterschied im Urlaub, Krankheit oder Diät verschieben. Das Problem bei allen Methoden, die den Eisprung im Voraus berechnen: Man weiß erst im Nachhinein, wann der Eisprung wirklich stattgefunden hat, wenn 14 Tage später die Monatsblutung beginnt.
Pro & Contra Kalendermethode
Vorteile der Methode:
- keinerlei Eingriff in den weiblichen Zyklus
- keine hormonelle Belastung, absolut natürlich
- kein lästiges Hantieren mit Kondomen oder anderen Hilfsmitteln
- kostengünstig (man benötigt nur einen einfachen Kalender)
- auch für strenggläubige Menschen geeignet
Nachteile der Methode:
- sehr unzuverlässig und unsicher
- komplizierte Berechnung
- Enthaltsamkeit während der fruchtbaren Zeit nötig
Fast die Hälfte der Zeit gilt nach Knaus-Ogino als potentiell fruchtbar. Selbst bei einem sehr regelmäßigen Zyklus bleibt dann nur ein Zeitfenster von etwa 14 bis 16 vermeintlich "sicheren" Tagen, in denen auch noch die Menstruation stattfindet. Die Methode ist außerdem umständlich, da man ein Jahr Kalender führen muss, bis man die fruchtbaren Tage bestimmen kann, und nicht ganz einfach zu verstehen.
Für wen eignet sich Knaus-Ogino?
Man muss die Methode von Knaus und Ogino trotzdem nicht gleich verteufeln, denn sie kann für manche Frauen durchaus hilfreich sein. Zum einen ist sie auch heute noch eine gute Methode zur Eisprungberechung und hilft, bei der Planung einer Schwangerschaft das fruchtbare Zeitfenster und damit den optimalen Zeitpunkt für Geschlechtsverkehr festzustellen. Die meisten Eisprungkalender, die man im Internet findet, basieren auf diesem Prinzip.
Außerdem ist die Kalendermethode eine sinnvolle Verhütungsmethode für Frauen, die in einer festen Beziehung leben und sich grundsätzlich Nachwuchs wünschen, aber gerne noch ein wenig warten möchten. Wer das Risiko einer Schwangerschaft also grundsätzlich bereit ist einzugehen, kommt mit dieser Methode unter Umständen gut zurecht.
Knaus-Ogino im Vergleich zu anderen natürlichen Verhütungsmethoden
Die Sicherheit von Verhütungsmitteln wird entsprechend ihres Pearl Index angegeben. Der sagt aus, wie viele von 100 Frauen trotzdem schwanger werden, wenn sie diese Verhütungsmethode ein Jahr lang (12 Monate) anwenden. Je kleiner der Pearl Index, desto sicherer ist also die Methode. Zum Vergleich: Ohne jede Verhütung werden 85 von 100 Frauen innerhalb der 12 Monate schwanger.
Sicherheit der natürlichen Methoden im Vergleich:
Methode | Pearl Index |
NFP (symptothermale Methode) | 0,3 |
Temperaturmessen | 0,8 – 3 |
Billingsmethode (Zervixschleimbeobachtung) | 5 - 32 |
Kondom | 2 – 12 |
Knaus-Ogino-Methode | 9 |
Coitus interruptus ("Aufpassen") | 10 - 38 |
Ohne Verhütung | 85 |
Beste Alternative zu Knaus-Ogino: NFP
Wer sich eine sichere natürliche Verhütung wünscht, sollte sich näher mit der symptothermalen Methode, auch NFP (Natürliche Familienplanung) genannt, auseinandersetzen. Bei NFP wird die Temperaturmethode (Messung der Basaltemperatur) mit körperlichen Anzeichen für den Eisprung wie Untersuchung von Zervixschleim und Muttermund kombiniert. Korrekt angewendet hat sie einen sehr guten Pearl Index von 0,3 – vergleichbar mit hormonellen Verhütungsmethoden wie der Pille (0,2). Generell sollte man sich aber auf die Methoden der Natürlichen Familienplanung erst nach längerer Anwendung und bei einem gut entwickelten Körperbewusstsein verlassen.
Vor der Entscheidung für eine Verhütungsmethode ist immer eine ausführliche Beratung zur Verhütungssicherheit und Durchführung der teils umständlichen Berechnungen notwendig. Die Knaus-Ogino-Methode erfordert ein hohes Maß an Disziplin von beiden Partnern, da an den fruchtbaren Tagen kein Geschlechtsverkehr stattfinden darf. Andererseits ist es von großem Vorteil, dass die Methode keinerlei Nebenwirkungen hat, keine Beeinträchtigung des Hormonhaushalts stattfindet und keine Vorbereitungen vor dem Geschlechtsverkehr getroffen werden müssen. Dennoch gilt sie als zu unsicher, wenn eine Schwangerschaft verhindert werden soll.