Chemtrails – machen Kondensstreifen krank?
Beim Thema Chemtrails scheiden sich die Geister. Die Kondensstreifen sollen als Geo-Engineering den Treibhauseffekt stoppen oder aber Gesundheit, Geburten und Gedanken negativ beeinflussen. Die Ängste mancher Bürger sind groß. Lifeline fasst die aktuellen Fakten zusammen und stellt klar, ob von Chemtrails wirklich eine Gefahr ausgeht.
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Bei schönem Wetter verderben sie so manchem die Freude am blauen Himmel: Kondensstreifen, die sich nur sehr schwer auflösen. Eine Erklärung für dieses Phänomen ist rasch zur Hand: Sie lösen sich nicht auf, weil sie gefährliche Substanzen enthalten, etwa Aluminium und Bariumsalze oder sogar Bakterien und gefährliche Giftstoffe. Diese "Chemtrails" – zusammengesetzt aus dem englischen Wort für Kondensstreifen "Contrails" und dem Wort Chemikalien – sollen mit Absicht versprüht werden und keine normalen Abgase und Wasserdampf aus Flugzeugturbinen sein.
Angebliche Wirkung der Chemtrails: von positiv bis fürchterlich
Tatsächlich gab es Versuche, bei denen Chemikalien aus Flugzeugen versprüht wurden. Die USA wollten die Klimaerwärmung mithilfe von Geo-Engineering abbremsen. Dabei sollten winzige Metallteilchen in die Atmosphäre eingebracht werden, etwa Aluminium. Sie reflektieren das Sonnenlicht und funktionieren wie ein künstlicher Schutzschild für die Erde.
Allerdings wurde die Idee schnell wieder verworfen, weil sie viel zu teuer war und sich die Folgen nicht abschätzen lassen. So müssten besonders große Mengen von Substanzen nach oben gebracht werden, die Teilchen würden in alle Richtungen reflektieren und irgendwann als Fallout wieder zur Erde fallen.
Woher die Chemtrail-Idee stammt
Begonnen hat alles bereits in den 40er Jahren. Damals versuchten die USA, mit dem sogenannten "Wolkenimpfen" das Wetter zu beeinflussen. Dabei versprühten Flugzeuge über kleinen Wolken Silberionen. Die Wolken sollten sich dann verdichten und ausgiebigen Regen spenden. Der Erfolg war jedoch mäßig, der Aufwand groß.
Heute wird die Methode nur noch selten eingesetzt, etwa zur Abwehr von Hagel. Wenn besonders starker Hagel droht, wie das in bestimmten Gegenden immer wieder vorkommt, werden vorher die Wolken mit Silberionen geimpft. Sie regnen ab, bevor sich große Hagelkörner bilden können. Die Silberrückstände dabei sind minimal und harmlos, weil es sich im Gegensatz zum Geo-Engineering um winzige Mengen handelt.
Chemtrails-Fallout als Ursache für Krankheiten?
Die Anhänger der Chemtrail-Theorie gehen jedoch davon aus, dass Metalle in Nanopartikelgröße, Polymere und sogar Bakterien planmäßig in der Atmosphäre versprüht werden. Demnach soll der Fallout der Chemtrails eine ganze Palette von negativen Folgen haben, die von Erdbeben und Tsunami bis zu Geburtenrückgang reichen.
Aber auch Volkskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Alzheimer sollen von dieser schleichenden Vergiftung aus der Luft herrühren. Nicht zuletzt wird vermutet, dass Chemtrails die Psyche beeinflussen, zu Depressionen führen und die Gedanken steuern. Zweifelsfrei ein Horrorszenario.
Verschwörung statt Beweise: Wer hinter Chemtrails stecken soll
Verantwortlich für die Chemtrails sollen Regierungen sein, allen voran die der USA. Die Nato, Freimaurer, die Vereinten Nationen oder Illuminaten stehen für die Chemtrails-Anhänger ebenfalls als Verursacher unter Verdacht. Letztendlich gehe es den Verantwortlichen darum, eine neue Weltordnung zu schaffen, die Überbevölkerung zu bremsen und nur eine Elite überleben zu lassen. Spätestens dadurch enttarnt sich das Chemtrail-Szenario als Verschwörungstheorie.
Denn stichhaltige Beweise für die Existenz von Chemtrails gibt es nicht. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) kann derartige Phänomene nicht bestätigen. Das Institut für Physik in der Atmosphäre am DLR misst seit vielen Jahren die Emissionen von Flugzeugen und konnte in ihren Untersuchungen keine der angeblich versprühten Substanzen entdecken.
Chemtrails existieren demnach nicht. Unterstützt wird diese Einschätzung durch Ergebnisse der folgenden Institutionen:
Deutscher Wetterdienst
Bundesministerium der Verteidigung
Hauptquartier der US-Luftwaffe Europa
WHO
Die Psychologie der Verschwörungstheorie
Doch woher stammen Verschwörungstheorien wie die von den Chemtrails, warum wollen die Menschen Angst haben vor etwas, das gar nicht existiert? Experten erklären dieses Phänomen auf verschiedene Weise:
Misstrauen gegenüber Institutionen, Bürokratie und Politikern: Hier spielen die Politikverdrossenheit durch falsche Versprechungen sowie Datenskandale eine große Rolle. Deshalb sind die Aussagen von Ministerien und staatlichen Organisationen für Menschen, die an eine Verschwörungstheorie glauben, grundsätzlich Lügen.
Mangelnde Information: Es ist ein Grundbedürfnis des Menschen, die Struktur seiner Umwelt zu kennen. Ist ihm das nicht möglich, denkt er sie sich aus.
Fehlende Sicherheit im Leben, Existenzangst: Diese individuelle Angst wird transferiert in eine Bedrohung, die viele Menschen betrifft und dadurch leichter erträglich.
Wie gefährlich sind Kondensstreifen?
Es gibt also erwiesenermaßen keine Chemtrails. Es handelt sich bei den Erscheinungen am Himmel lediglich um Kondensstreifen. Doch sind sie wirklich harmlos? Ängstliche Menschen sind oft verunsichert, wenn sie die weißen, länglichen Spuren am Himmel sehen, die sich je nach Wind und Luftfeuchtigkeit nur langsam auflösen.
Manchmal vergrößern sie sich auch und sehen dann wie Zirruswolken aus. Wenn Kondensstreifen sich auflösen, können sie darüber hinaus verschiedenste Formen annehmen. Ursache sind Turbulenzen in der Atmosphäre. Doch egal, in welcher Form sie erscheinen und wie lange sie bestehen: Sie enthalten kein Aluminium und keine Bakterien, sind in diesem Zusammenhang also kein Gesundheitsrisiko.
Mehr Flugverkehr, mehr Kondensstreifen – aber keine Chemtrails
Eines steht jedoch fest, wenn es um Weltklima und Gesundheit durch Flugverkehr geht: Niemals zuvor gab es so viel Luftverkehr und damit auch weiße Streifen am Himmel. Und Kondensstreifen bestehen nicht nur aus harmlosem Wasserdampf, sondern vor allem aus dem Treibhausgas Kohlendioxid und Stickoxiden im Abgas der Maschinen.
Damit Flugzeuge möglichst wenig teuren Treibstoff verbrauchen, fliegen sie in großer Höhe, weil dort die Luft dünn ist. Gut für die Fluggesellschaft, weil sie damit Sprit spart, doch schlecht für das Klima auf der Erde: Nach Schätzung des Weltklimarates IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) wirken die Klimakiller Kohlendioxid und Co. in großer Höhe bis zu viermal stärker, als wenn sie am Boden ausgestoßen würden. Die Erderwärmung nimmt dadurch an Tempo zu. In diesem Zusammenhang sind Kondensstreifen also ein sichtbares Zeichen, dass der zunehmende Flugverkehr die Klimaerwärmung vorantreibt, was wiederum mit verschiedenen Gesundheitsrisiken einhergeht.
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Expertenrat Infektions- und ReisemedizinUnbekannte Hauterkrankung - mutierter Strongyloides?18.07.2014 | 11:59 Uhr
Sehr geehrter Herr Dr. Leidel, von Frau Martini von lifeline Redaktion bekam ich... mehr...
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