Unerfüllter Kinderwunsch

Unfruchtbarkeit: Ursachen und Behandlung

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Von Unfruchtbarkeit sprechen Fachleute, wenn jemand seit mehr als einem Jahr ungewollt kinderlos ist trotz regelmäßigem, ungeschützen Geschlechtsverkehr. Die Sterilität kann viele Ursachen haben, von Nährstoffmangel bis hin zu Störungen des Hormonsystems. Welche Gründe es gibt und was man dagegen tun kann.

Paar mit Unfruchtbarkeit
© Getty Images/d3sign

Als Unfruchtbarkeit (Sterilität) wird die Unfähigkeit der Frau zur Empfängnis oder dem Austragen einer Schwangerschaft bezeichnet. Beim Mann ist es die Zeugungsunfähigkeit trotz Erektion. Die Ursachen von Unfruchtbarkeit verteilen sich mit jeweils 30 bis 40 Prozent gleichmäßig auf Mann und Frau. Viele der Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch lassen sich oftmals behandeln.

Artikelinhalte im Überblick:

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Ab wann spricht man von Unfruchtbarkeit?

Unfruchtbarkeit wird laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) als ein Zustand verminderter Fruchtbarkeit und ungewollter Kinderlosigkeit über ein Jahr trotz regelmäßigem und ungeschütztem Geschlechtsverkehr definiert. Oft stellt sich nach über einem Jahr doch spontan eine Schwangerschaft ein, also ohne Behandlung. Berücksichtigt werden sollte außerdem, dass die Fruchtbarkeit der Frau vom 35. Lebensjahr an langsam und dann deutlich rascher abnimmt. Die biologisch beste Zeit, um schwanger zu werden (Konzeptionsoptimum), liegt zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr. Zwischen 25 und 35 bleibt dieses Konzeptionsoptimum relativ konstant.

Es gibt verschiedene Formen der Unfruchtbarkeit:

  • Primäre Sterilität: Bei der Frau ist es noch nie zu einer Befruchtung gekommen. Ärzt*innen gehen dann davon aus, dass die Eizellen der Frau bisher noch nicht von Samenzellen befruchtet worden sind.

  • Sekundäre Sterilität: Eine Unfruchtbarkeit kann sich zum Beispiel auch nach Entzündungen, Operationen, Unfällen oder Stoffwechselerkrankungen einstellen, wenn die Frau schon einmal schwanger gewesen ist oder bereits Kinder geboren hat. Dies wird als sekundäre Sterilität bezeichnet.

  • Infertilität: Damit wird die Unfähigkeit, eine Schwangerschaft bis zu einem lebensfähigen Kind auszutragen bezeichnet, obwohl eine Empfängnis (Konzeption) möglich ist.

Ein Absterben des befruchteten Eis vor der Einnistung in der Schleimhaut der Gebärmutter ist klinisch von der Sterilität der Frau nicht zu unterscheiden, da häufig in beiden Fällen normale Regelblutungen auftreten.

Ursachen der Unfruchtbarkeit bei Frauen

Erkrankungen und Funktionsstörungen der weiblichen Fortpflanzungsorgane sowie Hormonstörungen können Ursache für eine Unfruchtbarkeit der Frau sein:

  • Verschlossene oder unbewegliche Eileiter

  • Myome (gutartige Geschwulste der Gebärmutter, ausgehend von der Muskelschicht)

  • Endometriose (im Bauchraum versprengt angesiedelte Gebärmutterschleimhaut)

  • PCO-Syndrom (beim polyzystischen Ovarialsyndrom verkümmern unreife Eibläschen vorzeitig)

  • Angeborene Fehlbildungen von Gebärmutter (Uterus septus oder subseptus) und Scheide

  • Hormonell bedingte Störungen des Zyklus

  • Gestörte Schilddrüsenfunktion (Hyper- und Hypothyreose beeinträchtigen die Reifung der Eizellen)

  • Infektionen und Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien

Produziert die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) das follikelstimulierende Hormon (FSH) und luteinisierende Hormon (LH) nicht in ausreichender Menge, kann der Eifollikel nicht reif werden. Es schüttet dann weniger Östrogen aus, sodass sich die Gebärmutterschleimhaut nur ungenügend aufbaut. Das befruchtete Ei kann sich dann nur schwer einnisten. Auch ein erhöhter Prolaktin-Spiegel (Hyperprolaktinämie) oder Gelbkörpermangel können die Fruchtbarkeit senken. Nach dem Eisprung wird aus dem Follikel der sogenannte Gelbkörper. Er gibt das Gelbkörperhormon Progesteron (Gestagen) ab, unter dessen Einfluss die Gebärmutterschleimhaut wächst.

Psyche kann Kinderlosigkeit mitverursachen

Für viele von Unfruchtbarkeit betroffene Frauen ist der Leidensdruck enorm groß. Insbesondere dann, wenn der Wunsch nach einem Kind seit Jahren besteht oder sie sich stark auf den Kinderwunsch fokussiert haben. Der vorhandene gesellschaftliche Druck und die Erwartungshaltung aus dem sozialen Umfeld können die Situation zusätzlich erschweren. Das wiederum kann sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken, da seelische Belastungen zum Beispiel Hormonstörungen auslösen oder verstärken können. Das gilt auch bei chronischer Überlastung im Beruf und Privatleben oder bei Schwierigkeiten in der Partnerschaft.

Nährstoffmangel und Übergewicht können Ursache sein

Die individuelle Ernährungssituation kann ebenfalls Ursache für eine Unfruchtbarkeit der Frau sein. Denn eine ausreichende Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen wie Folsäure und Eisen ist wichtig für die Fruchtbarkeit. Körperliche Mangelzustände durch

  • Leistungssport,
  • Darmträgheit,
  • Diät und chronisches Hungern sowie
  • eine einseitige Ernährung

wirken sich negativ auf den Mineralstoffhaushalt aus. Das wiederum kann das Hormonsystem und den Monatszyklus beeinflussen. Ein verlängerter Zyklus oder eine ausbleibende Menstruation sind mögliche Hinweise auf einen solchen Nährstoffmangel.

Auch Umweltfaktoren und Übergewicht können ein Hormonungleichgewicht verursachen. Teilweise werden männliche Androgene auch bei Frauen im Fettgewebe produziert. Durch Übergewicht stellt der Körper jedoch zu viele Hormone her (Hyperandrogenämie), was wiederum die Reifung von Eizellen beeinträchtigen kann. Neben dem Körpergewicht können auch bestimmte Medikamente eine Unfruchtbarkeit begünstigen. Dazu zählen zum Beispiel Psychopharmaka, Antiepileptika oder Medikamente gegen Bluthochdruck (Antihypotensiva).

Unfruchtbarkeit bei Männern

Die männliche Zeugungseinschränkung oder Zeugungsunfähigkeit ist deutlich von der männlichen Potenz abzugrenzen. Also von der Fähigkeit, eine Erektion und einen Samenerguss zu haben. Unfruchtbarkeit beim Mann ist demnach nicht gleichbedeutend mit Impotenz: Ein Mann, der einen Samenerguss hat, muss nicht automatisch zeugungsfähig sein, während ein impotenter Mann durchaus zur Zeugung in der Lage sein kann.

Ursachen für Unfruchtbarkeit bei Männern:

  • Störungen der Hodenfunktion
  • Hodenhochstand
  • Störungen im Hormonhaushalt
  • Varikozele (Krampfadern im Hodensack)
  • Verklebung der Samenleiter
  • Verminderte Spermienqualität, auch durch das Klinefelter-Syndrom verursacht
  • Reduzierte Spermienproduktion
  • Transportstörungen in den ableitenden Samenwegen
  • Infektionen und Geschlechtskrankheiten
  • Umwelteinflüsse wie Giftstoffe
  • Übergewicht
  • Rauchen

Ärztliche Untersuchungen bei unerfülltem Kinderwunsch

Ein unerfüllter Kinderwunsch betrifft Paare immer gemeinsam. Nach der Entscheidung, eine ärztliche Praxis aufzusuchen, steht das gemeinsame Gespräch im Mittelpunkt. Dabei wird die gesundheitliche Vorgeschichte erfragt sowie die momentane partnerschaftliche Situation und die Motivation zum Kinderwunsch. Danach erfolgt eine körperliche und bei Frauen eine gynäkologische Untersuchung. Der Mann wird auf seine Zeugungsfähigkeit untersucht.

Diagnostische Untersuchungen:

  • Blutuntersuchung zur Messung der Hormone
  • Eisprungkontrolle und Zyklusmonitoring
  • Ultraschall
  • Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie)
  • Hysterosalpingographie (Röntgendarstellung der Eileiter)
  • Untersuchung der Spermien (Spermiogramm)
  • Hodenbiopsie

Welche Möglichkeiten zur Therapie gibt es bei Unfruchtbarkeit?

Manchmal stellt sich schon während der Anamnese heraus: Der Geschlechtsverkehr war zu selten oder fand immer während der unfruchtbaren Tage statt. Zykluskontrolle und Sex zum richtigen Zeitpunkt können dann manchmal schon zu einer Schwangerschaft führen. Liegen körperliche Ursachen für die Unfruchtbarkeit vor, wird die individuell passende Therapie ausgewählt.

Hormonelle Behandlung

Ein Mangel an Gelbkörperhormon (Gelbkörperschwäche) kann Unfruchtbarkeit begünstigen. In leichten Fällen kann nach ärztlicher Rücksprache eine Behandlung mit Mönchspfeffer helfen, dass in der Apotheke erhältlich ist. Die Heilpflanze regt den Gelbkörper zu einer höheren Ausschüttung von Progesteron an, in der Folge baut sich die Gebärmutterschleimhaut besser auf. Medikamentös kann eine Gelbkörperschwäche mit dem Wirkstoff Duphaston behandelt werden. Das Medikament kann jedoch erhebliche Nebenwirkungen haben, so kann es die Leberwerte beeinflussen und zu Leberschädigungen führen.

In jedem Monatszyklus reift in den Eierstöcken eine Eizelle zu einem reifen Follikel heran. Bei manchen Frauen bilden sich diese reifen Follikel aber nur unzureichend. Damit es überhaupt zum Eisprung kommt, wird meistens das als Tablette erhältliche Clomifen verschrieben. Die anti-östrogene Wirkung des synthetisch hergestellten Medikaments gaukelt dem Körper einen zu niedrigen Östrogenspiegel vor. Die Hirnanhangsdrüse reagiert darauf mit der vermehrten Ausschüttung der Hormone FSH und LH, das schließlich den Eisprung auslöst, sodass ein befruchtungsfähige Ei in den Eileiter wandern kann.

Operationen bei Unfruchtbarkeit

Das Ziel eines operativen Eingriffs bei unerfülltem Kinderwunsch ist es, normale Verhältnisse an den Eileitern wiederherzustellen, sodass die Schwangerschaft auf natürlichem Wege eintreten kann. Auch die Operation einer Varikozele am Hoden und die Wiederherstellung der Fruchtbarkeit nach einer operativen Sterilisation zählen zu den operativen Behandlungen bei Unfruchtbarkeit.

Behandlung beim Mann

Liegt beim Mann eine Hormonstörung oder eine Minderproduktion der Spermien vor, kann zunächst eine dreimonatige Hormonbehandlung erfolgen. So lange braucht eine neue Generation an Spermien, um sich vollständig zu entwickeln. Innerhalb dieser Zeit sollte sich die Anzahl der beweglichen und fortpflanzungsfähigen Spermien erhöhen. Neben einer hormonellen Behandlung können Spermien bei Unfruchtbarkeit auch direkt aus den Hoden (TESE) oder Nebenhoden (MESA) gewonnen werden.

Möglichkeiten zur künstlichen Befruchtung

Stellt sich eine Schwangerschaft nicht auf natürlichem Weg ein, kann eine künstliche Befruchtung infrage kommen. Dazu gibt es verschiedene Verfahren:

  • Samenübertragung (Insemination): Für die künstliche Samenübertragung werden die Spermien durch Masturbation gewonnen, aufbereitet und in die Gebärmutter (intrauterine Insemination, IUI), den Gebärmutterhals oder den Eileiter eingebracht. Es können Samen des Partners oder eines anonymen Spenders verwendet werden.

  • In-vitro-Fertilisation (IVF): Die Methode zur künstlichen Befruchtung wird seit den 1970er Jahren praktiziert. Dabei werden reife Eizellen aus den Eierstöcken entnommen, mit Samenzellen vermischt und nach der Befruchtung in einem Nährmedium in die Gebärmutter übertragen.

  • Mikro-Injektion (ICSI): Beim Einspritzen der Samenzelle in eine reife Eizelle wird ein Spermium mit einer ultrafeinen Nadel direkt in eine reife Eizelle eingespritzt. Die ICSI-Methode wird durchgeführt, wenn es bei mindestens zwei IVF-Versuchen nicht zu einer Befruchtung gekommen ist oder wenn beim Mann Unfruchtbarkeit oder eine schwere Zeugungseinschränkung durch schlechte Samenqualität vorliegen.

  • Intratubarer Gametentransfer (GIFT): Per Laparoskopie (Bauchspiegelung) werden der Frau Eizellen entnommen, zusammen mit Samenzellen werden sie in die Eileiter gespritzt. Die Befruchtung erfolgt dann auf natürlichem Weg. Da die Methode sehr anfällig für Komplikationen wie eine Eileiterschwangerschaft ist, wird sie heute nur noch selten angewendet.

Kryokonservierung von Eizellen der Frau

Die Haltbarmachung von imprägnierten Eizellen mithilfe sehr niedriger Temperaturen (Kältekonservierung, Kryokonservierung) hat sich mittlerweile als Standardverfahren in der Reproduktionsmedizin etabliert. Dies bedeutet, dass die Eizelle zwar mit dem Samen des Partners befruchtet, aber noch im Vorkernstadium belassen wird. Das Vorkernstadium ist etwa 24 Stunden nach dem Zusammenbringen von Ei- und Samenzellen beobachtbar.

Mit dieser Methode können der Frau Eizellen in jüngeren und damit fruchtbareren Jahren entnommen werden, eingesetzt werden sie dann zu einem beliebigen Zeitpunkt. Auf diese Weise soll eine Schwangerschaft auch später möglich sein, wenn persönliche oder gesundheitliche Gründe dafür sprechen. Mit der Kryokonservierung haben zum Beispiel auch Krebspatientinnen im gebärfähigen Alter die Möglichkeit einer Schwangerschaft nach Abschluss der Krebsbehandlung.

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Frau Dr. Barbara Grüne

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