Kinderwunsch

Psoriasis und Schwangerschaft – Fragen und Antworten

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Eine Erkrankung an Psoriasis ist kein Grund, auf eine Schwangerschaft zu verzichten. Einige Medikamente können das ungeborene Kind jedoch schädigen. Deshalb sollte bei Kinderwunsch eine Schwangerschaft gut vorbereitet werden, am besten zusammen mit dem Hautarzt.

Schuppenflechte ist kein Grund, auf eine Schwangerschaft zu verzichten
©iStock.com/Sergey Borisov

Da sich Psoriasis unter Umständen verschlechtern kann und einige der verwendeten Medikamente für das ungeborene Kind schädlich sind, ist bei Schuppenflechte eine sorgfältige Planung von Schwangerschaft und Stillzeit unumgänglich.

Im Überblick:

Wie sieht Schuppenflechte aus? Bilder der Psoriasis

Welchen Einfluss hat eine Psoriasis auf eine Schwangerschaft?

Die Schuppenflechte selbst wirkt sich nicht auf die Zeugungsfähigkeit aus. Sie beeinflusst auch nicht die Häufigkeit von Fehlgeburten, Geburtsschäden oder Frühgeburten. Da die Schuppenflechte zu einem gewissen Teil erblich bedingt ist, besteht ein – allerdings eher geringes – Risiko, sie an Nachkommen weiterzugeben.

Wird die Psoriasis von einer Schwangerschaft beeinflusst?

Die Symptome der Psoriasis bessern sich oftmals während einer Schwangerschaft, vor allem am Ende des ersten und innerhalb des zweiten Schwangerschaftsdrittels. Es wird vermutet, dass das Geschlechtshormon Progesteron für diesen Effekt verantwortlich ist.

Bei jeder fünften bis zehnten Frau kommt es allerdings zu einer Verschlechterung der Schuppenflechte, sodass eine intensivere Therapie notwendig wird.

Wie wird eine Schuppenflechte während der Schwangerschaft behandelt?

Um sich seinen Kinderwunsch trotz bestehender Schuppenflechte zu erfüllen und sich auf sein Kind zu freuen, sollte die Behandlung der Psoriasis vor, während und nach der Schwangerschaft unbedingt genau mit dem behandelnden Hautarzt abgestimmt werden.

Um generell möglichst wenig Medikamente zur Behandlung der Psoriasis während der Schwangerschaft einsetzen zu müssen, ist es sinnvoll, im Vorfeld durch eine intensivierte Therapie einen vorübergehenden Stillstand der Hautkrankheit zu bewirken. Das ist selbstverständlich nur dann möglich, wenn die Schwangerschaft geplant ist.

Keine Retinoide vor und während der Schwangerschaft

Einige Medikamente gegen die Schuppenflechte können den Fötus schädigen. Vor allem Retinoide (Vitamin A und seine Abkömmlinge) haben eine stark fruchtschädigende Wirkung. Deshalb müssen abhängig vom Präparat diese medikamentöse Therapie vier Wochen bis zwei Jahre vor einer Schwangerschaft beendet werden. Wird diese Frist nicht eingehalten oder wird bis in die Frühschwangerschaft hinein behandelt, ist mit einer Schädigung des werdenden Kindes in 30 bis 50 Prozent aller Fälle zu rechnen.

Drohende Folgen sind dann neben einem erhöhten Risiko von Spontanarborten (spontanen, oftmals unbemerkten Fehlgeburten) vor allem das sogenannte Retinoidsyndrom. Unter diesem Begriff versteht man ein unterschiedlich stark ausgeprägtes, aber in der Art der Störungen durchaus typisches Bild mit:

  • Störungen der Gesichts- und Gaumenbildung
  • Fehlanlage der Ohren einschließlich des Gehörganges
  • Defekten im Herz-Kreislaufsystem
  • Entwicklungsstörungen im Bereich des Thymus und des zentralen Nervensystems

Darüber hinaus wurden Intelligenzdefizite auch bei Kindern ohne erkennbare Fehlbildungen beobachtet.

Außerdem ist es erforderlich, nach dem Absetzen der im ganzen Körper wirkenden (systemischen) Medikamente einen zeitlichen Sicherheitsabstand bis zum Eintritt der Schwangerschaft einzuhalten, um keine Schäden für das ungeborene Kind zu riskieren. Für einige Medikamente liegen noch keine abschließenden Ergebnisse hinsichtlich ihrer Wirkung auf eine Schwangerschaft vor (zum Beispiel Biologics, Fumarsäure).

Lokale Arzneimittel wie Lotionen und Salben sollten systemischen Medikamenten (Tabletten) vorgezogen werden. Dabei gelten Steroide und Dithranol als weitestgehend unbedenklich für eine Schwangerschaft. Auch der Einsatz von UV-B-Strahlung und Ciclosporin ist möglich. Nach neusten Erkenntnissen können auch Biologika in der Schwangerschaft angewendet werden.  Nicht angewendet werden dürfen hingegen PUVA, Retinoide und Methotrexat.

Richtige Pflege der Haut während der Schwangerschaft

Auch im Bereich der täglichen Hautpflege ist Vorsicht geboten. So können Präparate zur Behandlung der Schuppenflechte, die Salizylsäure enthalten, im letzten Drittel der Schwangerschaft eventuell eine Frühgeburt auslösen.

Darüber hinaus reagiert die Haut während der Schwangerschaft (wie auch unter Einnahme der Antibabypille) unter Umständen stärker auf UV-Licht, sodass vermehrt fleckige Pigmentierungen (Chloasma uterinum) auftreten können. Diese sind zwar kein Anlass für ein Verbot der UV-Bestrahlung, werden jedoch kosmetisch oft als störend empfunden.

Was ist nach der Schwangerschaft zu beachten?

Innerhalb der ersten sechs Wochen nach der Geburt kommt es bei mehr als der Hälfte der Frauen leider zu einer akuten Verschlechterung der Schuppenflechte. Oftmals sind die Symptome der Psoriasis allerdings nicht schlimmer als vor der Schwangerschaft. Um das Neugeborene nicht durch die Muttermilch zu gefährden, sind auch während der Stillzeit die Behandlungsmöglichkeiten der Schuppenflechte eingeschränkt.

Dabei gilt UV-B-Strahlung am unbedenklichsten. Bei Einsatz von topischen Wirkstoffen, wie niedrig-potente Steroide und Dithranol, sollten diese erst nach dem Stillen aufgetragen und vor jedem Stillen gründlich abgewaschen werden. Wie auch schon während der Schwangerschaft dürfen einige systemische Wirkstoffe (unter anderem Retinoide, Methotrexat) überhaupt nicht eingesetzt werden.

Werden die Symptome der Hautkrankheit zu stark, sodass ein Einsatz dieser Medikamente unumgänglich wird, muss ein vorzeitiges Abstillen in Erwägung gezogen werden, um die Psoriasis nach der Schwangerschaft ausreichend zu behandeln.

Kann Schuppenflechte vererbt werden?

Eine weitere Frage, die viele unter Schuppenflechte leidende Eltern beschäftigt, ist diejenige, ob ihr Kind selbst an Schuppenflechte erkranken wird. Zwar haben 30 bis 50 Prozent der Psoriasispatienten Verwandte ersten oder zweiten Grades, die selbst an der Krankheit leiden. Aber vererbt wird nicht die Krankheit, sondern die Bereitschaft, auf äußere oder innere Belastungsfaktoren mit der Ausbildung einer Schuppenflechte zu reagieren. Ob und wann Symptome auftreten, ist deshalb nicht vorhersagbar und hängt mit einer Reihe weiterer wichtiger Faktoren ab, zum Beispiel

  • dem Auftreten von Infektionen
  • der Einnahme von bestimmten Arzneimitteln
  • dem Fett- und Hormonstoffwechsel
  • dem Ausmaß von Nikotin und Alkoholkonsum
  • seelischen und lebensgeschichtlichen Einflussfaktoren
  • klimatischen Bedingungen

Im Einzelfall lässt sich deshalb also schwer vorhersagen, ob ein Mensch überhaupt, wann und wie schwer an einer Schuppenflechte erkranken wird. Die kann vor, während oder nach einer Schwangerschaft bisher nicht in Erfahrung gebracht werden.

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