Heilpflanzen aus Afrika stoppen Tumore
Im Kampf gegen Krebs gibt es einen neuen Hoffnungsschimmer: Mainzer und Kameruner Forscher haben zeigen können, dass Inhaltsstoffe aus afrikanischen Heilpflanzen das Wachstum von Tumoren eindämmen und sogar die gefürchteten multiresistenten Krebszellen abtöten, die nicht mehr auf eine Chemotherapie ansprechen.
Heilpflanzen aus Afrika enthalten chemische Substanzen, die das Wachstum von Krebszellen stoppen können. Das haben Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) herausgefunden. „Die identifizierten Wirkstoffe aus afrikanischen Heilpflanzen sind in der Lage, Krebszellen, die gegen mehrere Medikamente resistent sind, abzutöten“, sagt Studienleiter Thomas Efferth vom Institut für Pharmazie und Biochemie der JGU.
Die biologischen Wirkstoffe böten damit eine hervorragende Grundlage, neue Therapieverfahren gegen Tumore zu entwickeln, gegen die herkömmliche Chemotherapie nichts mehr ausrichte, erklärt Efferth. Der Mainzer Professor forscht seit vier Jahren zusammen mit dem Biochemiker Victor Kuete von der Universität Dschang in Kamerun an Wirkstoffen aus afrikanischen Pflanzen wie Riesenkugeldistel, Kap-Pfeffer, Silberhaargras und Mohrenpfeffer. Ihre Inhaltsstoffe sollen nun weiter untersucht werden, um den therapeutischen Nutzen abzuschätzen.
Viele Pflanzen enthalten giftige Substanzen, mit denen sie sich gegen Tierfraß und mikrobielle Erkrankungen sowie Parasiten schützen. Diese Moleküle kristallisierten sich im Laufe der Jahrmillionen dauernden Evolution heraus. Mit ihnen können Pflanzen ihre Hauptnachteile gegenüber Feinden ausgleichen: Unbeweglichkeit sowie ein fehlendes Immunsystem. Aufgabe der Pharmakologen ist es, pflanzliche Substanzen mit einer heilenden Wirkung von jenen zu unterscheiden, die nur giftig und damit gefährlich sind.
Pflanzliche Substanzen helfen, wo die Chemotherapie versagt
Die Resistenz eines Tumors gegen eine Vielzahl von Medikamenten (Multidrug-Resistenz) ist eine gefürchtete Hürde in der Krebstherapie. In solchen Fällen verlieren die meisten etablierten Krebsmedikamente ihre Wirkung, die Heilungschancen des Patienten sinken dramatisch. „Durch eine Erhöhung der Dosis ist dieses Problem meist nicht zu lösen, weil auch die Nebenwirkungen entsprechend ansteigen ", erklärt Efferth. „Jetzt suchen wir nach neuen Substanzen, um Tumorresistenzen einerseits und Nebenwirkungen andererseits zu umgehen", erläutert der Pharmakologe, der auch mit Heilpflanzen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) arbeitet.
Der kamerunische Wissenschaftler Victor Kuete hat im Rahmen der Kooperation mit Mainz seit dem Jahr 2009 über hundert Gewürze und Pflanzen aus seinem Heimatland auf ihre giftige Wirkung gegenüber Krebszellen untersucht. „Wir haben bereits eine ganze Reihe von Benzophenonen und andere Phytochemikalien gefunden, die die Resistenzmechanismen umgehen können und entsprechend viele neue Ansätze zur weiteren Erforschung bieten", sagt Efferth.
Allzweckwaffen der Pflanzen könnten in Zukunft Krebs heilen
Die Wissenschaftler konzentrieren sich dabei insbesondere auf drei unterschiedliche Resistenzmechanismen. In der jüngsten von bisher acht gemeinsamen Veröffentlichungen zeigten die Forscherkollegen, dass vier natürlich vorkommende Benzophenone die Ausbreitung der untersuchten Krebszelllinien – darunter auch multidrug-resistente – verhindern konnten. „Die Benzophenone könnten in Zukunft noch genauer erforscht werden, um neuartige Krebsmedikamente gegen sensitive und resistente Tumore zu entwickeln", heißt es in dem wissenschaftlichen Beitrag. Die Studie erschien kürzlich im Fachmagazin „Phytomedicine“.
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