Hyperprolaktinämie: Ursachen und Therapie bei Mann und Frau

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Die Hyperprolaktinämie bezeichnet einen Zustand, bei dem der Anteil des Hormons Prolaktin im Blut stark erhöht ist. Sie ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Hinweis auf eine mögliche andere Erkrankung.

Mutter stillt ihr Baby
© iStock.com/Artranq

Das Hormon Prolaktin wird umgangssprachlich auch als „Fruchtbarkeitshormon“ bezeichnet. Es wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet und steuert bei Frauen den Zyklus und die Milchproduktion beim Stillen. Außerdem regt es in der Schwangerschaft das Wachstum der Brustdrüsen an. Auch auf die Fruchtbarkeit von Männern hat Prolaktin einen Einfluss. Worin genau diese Wirkung besteht, ist bislang nicht eindeutig geklärt.

Frauen leiden wesentlich häufiger unter Hyperprolaktinämie als Männer.

Symptome der Hyperprolaktinämie bei Frauen und Männern

Bei einer Hyperprolaktinämie nimmt die Libido sowohl bei Frauen als auch bei Männern ab. Bei beiden Geschlechtern führt ein dauerhaft erhöhter Prolaktinspiegel zu Unfruchtbarkeit.

Hyperprolaktinämie bei Frauen

Das wohl auffälligste Symptom eines erhöhten Prolaktinspiegels ist das Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhö). Gelegentlich kommt es zum Milchaustritt aus der Brust, obwohl die Frau weder stillt noch schwanger ist (Galaktorrhö). Langfristig führt die Hyperprolaktinämie zur Anovulation (fehlender Eisprung im weiblichen Zyklus). Weil auch vermehrt männliche Geschlechtshormone gebildet werden, kommt es zu einer verstärkten Talgproduktion, deren Folge Akne ist. Auch die Körperbehaarung nimmt zu. Es kommt zu Beschwerden, die eigentlich typisch für die Wechseljahre sind, etwa Knochenschwund (Osteoporose).

Hyperprolaktinämie bei Männern

Männer leiden zusätzlich unter Potenzstörungen. Schambehaarung und Bartwuchs bilden sich zurück. Selten entwickeln sich die Brustdrüsen, aus denen Milch austritt. Ist ein Tumor (Prolaktinom) die Ursache für die Hyperprolaktinämie, kommt es im fortgeschrittenen Stadium zu Einschränkungen des Gesichtsfelds. Langfristig führt ein stark erhöhter Prolaktinwert zu einer Verminderung der Spermienqualität und zu Sterilität.

Ursachen: Was kann hinter einer Hyperprolaktinämie stecken?

Bei Frauen ist in der Schwangerschaft und während der Stillzeit der Prolaktinspiegel im Blut normalerweise erhöht. Die häufigsten Ursachen für eine krankhafte Hyperprolaktinämie ist das Prolaktinom. Das Prolaktinom ist ein gutartiger Tumor, der in der Hirnanhangsdrüse lokalisiert ist. Wodurch das Prolaktinom entsteht, ist bislang nicht eindeutig geklärt.

Eine weitere Ursache für Hyperprolaktinämie ist die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Die Schilddrüsenunterfunktion kann angeboren oder erworben sein. Häufig ist Jodmangel der Grund für die Entwicklung einer Schilddrüsenunterfunktion. Auch durch die Einnahme von Medikamenten kann eine Hyperprolaktinämie entstehen. Vor allem Metoclopramid, ein Dopamin-Antanogist (Dopamin-Hemmer) kann nach längerer Anwendung die Ausschüttung von Prolaktin anregen.

Untersuchungen und Tests zur Diagnose der Hyperprolaktinämie

Nach einem Gespräch mit dem Arzt über die Krankheitsgeschichte (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, um eine Hyperprolaktinämie zu diagnostizieren. Der Prolaktinspiegel lässt sich im Labor genau bestimmen. Da er jedoch häufig schwankt – so kann zum Beispiel Stress die Ursache für einen kurzfristig erhöhten Prolaktinwert sein – sind mehrere Blutuntersuchungen in verschiedenen Abständen nötig.

Auch eine Schilddrüsenunterfunktion als Ursache für die Hyperprolaktinämie lässt sich über eine Blutuntersuchung nachweisen. Hierbei ist der Anteil des Thyreoidea-Stimulierenden Hormons (TSH) entscheidend. Ein erhöhter Wert deutet auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin.

Ein Prolaktinom wird mithilfe der Magnetresonanz-Tomographie (MRT, auch Kernspintomographie genannt) festgestellt. Dabei können auch Größe und genaue Lage des Tumors an der Hirnanhangsdrüse bestimmt werden.

Therapie: So wird Hyperprolaktinämie behandelt

Die Behandlung einer Hyperprolaktinämie richtet sich nach den Ursachen. Grundsätzlich ist eine medikamentöse Therapie, aber auch eine Operation möglich.

Medikamente gegen Hyperprolaktinämie

Der Botenstoff Dopamin verringert die Produktion von Prolaktin in der Hirnanhangsdrüse. Deshalb können Dopamin-Hemmer auch ursächlich für einen erhöhten Prolaktinspiegel sein. Den gegenteiligen Effekt haben Dopamin-Agonisten. Sie bestehen aus einem synthetisch hergestellten Wirkstoff, der dem Dopamin ähnlich ist. Darum können sie getarnt als Dopamin an andere Zellen andocken und so beispielsweise auch den Prolaktinspiegel senken. Häufig bilden sich dadurch auch Prolaktinome zurück. Mögliche Nebenwirkungen der Dopamin-Agonisten sind Unwohlsein, Magen-Darm-Beschwerden und sehr niedriger Blutdruck.

Operation des Prolaktoms

Zeigen Dopamin-Agonisten keine Wirkung, empfiehlt sich beim Prolaktom als Ursache für die Hyperprolaktinämie die chirurgische Entfernung. Diese seltene Operation am Gehirn birgt jedoch auch einige Risiken. So können andere Funktionen der Hirnanhangsdrüse beeinträchtigt werden. Zudem reguliert sich die Prolaktinproduktion nicht sofort, sondern sinkt erst einige Zeit nach der Operation.

Ist in sehr seltenen Fällen eine operative Entfernung des Prolaktoms nicht möglich, wird eine Strahlentherapie durchgeführt. Manchmal ist sie auch nach einer Operation noch nötig. Aufgrund der starken Nebenwirkungen wird die Strahlentherapie heute jedoch nur noch selten zur Therapie einer Hyperprolaktinämie angewendet.

Verlauf: Unfruchtbarkeit durch Hyperprolaktinämie ist umkehrbar

Die Hyperprolaktinämie lässt sich normalerweise gut behandeln. Häufig wird sie jedoch über einen längeren Zeitraum nicht erkannt und kann so etwa die Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch sein. Nach erfolgreicher Therapie kehrt die Fruchtbarkeit jedoch zurück.

Kann man der Hyperprolaktinämie vorbeugen?

Einer Hyperprolaktinämie lässt sich nicht direkt vorbeugen. Gegen eine Reihe der Ursachen kann man jedoch Vorbeugemaßnahmen ergreifen.

So entsteht eine Schilddrüsenunterfunktion häufig aufgrund von Jodmangel. Nach einer ärztlichen Untersuchung und positivem Befund kann dieser Erkrankung gezielt vorgebeugt werden.

Es ist außerdem empfehlenswert, die Dosierung bei längerer Einnahme von Dopamin-Hemmern regelmäßig überprüfen zu lassen.

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