GIST (Gastrointestinale Stromatumoren): Symptome und Therapie
GIST (kurz für: Gastrointestinale Stromatumoren) haben ihren Ausgangspunkt im sogenannten Mesenchym, einem während der Embryonalzeit ausgebildeten Füll- und Stützgewebe, aus dem sich verschiedene Gewebe entwickeln, etwa Muskel-, Knochen-, Knorpel- und Bindegewebe.
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Mehr als zwei Drittel der GIST entstehen im Magen, knapp ein Drittel im Dünndarm. Sehr selten treten sie im Enddarm oder in der Speiseröhre auf. Wie andere Krebsarten auch neigen GIST dazu, sich in andere Organe auszubreiten und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) zu bilden. Besonders oft betroffen sind die Leber und der Bauchraum (Peritoneum), seltener die Lunge und die Knochen.
Häufigkeit der GIST
GIST sind sehr seltene Tumoren. In Europa wird ihre Häufigkeit auf 15 Neuerkrankungen pro eine Million Einwohner und Jahr geschätzt, in Deutschland sind es etwa 1.200 Menschen pro Jahr. Allerdings fallen hierunter nur die Fälle klinisch sichtbarer Tumoren. Experten gehen von einer höheren Dunkelziffer von Tumoren aus, bei denen winzigste, keine Symptome verursachende Genveränderungen in den Zellen vorliegen. Unterschiede zwischen den Geschlechtern hinsichtlich der Tumorhäufigkeit sind nicht bekannt. Bei Kindern kommen GIST äußerst selten vor.
Tumorstadien
Wichtige Kriterien für die Einteilung des Tumorstadiums bei gastrointestinale Stromatumoren (GIST) sind die Größe des Tumors und seine Vermehrungsaktivität. Letztere ist als Mitosezahl pro 50 Gesichtsfelder, sogenannten HPF (high power fields), definiert und wird nach der Entnahme einer Gewebeprobe aus dem Tumor von einem Pathologen mikroskopisch ausgezählt. Sowohl die Tumorgröße als auch seine Vermehrungsaktivität beeinflussen entscheidend das Risiko für ein aggressives Verhalten des Tumors und einen Krankheitsrückfall nach der Therapie.
Lifeline/Wochit
GIST-Klassifikation von Fletcher
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Maximaler Tumordurchmesser |
Mitosezahl |
Sehr niedrig |
<2 cm |
<5/50 HPF |
Niedrig |
2-5 cm |
<5/50 HPF |
Mittel |
<5 cm |
6-10/50 HPF |
Hoch |
>5 cm |
>5/50 HPF |
Daneben hat auch der Ort des Tumors Einfluss auf den Krankheitsverlauf. So haben beispielsweise GIST, die den Magen betreffen, oft eine bessere Prognose als GIST im Dünn- oder Enddarm.
Mögliche GIST-Symptome
Oftmals verursachen GIST erst sehr spät Symptome, sodass sie zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung bereits groß sind. Die Art der Beschwerden hängt bei gastrointestinalen Stromatumoren vom Ort des Tumors und seiner Größe ab.
Anzeichen je nach Ort des Tumors
GIST im Magen oder Zwölffingerdarm verursachen am häufigsten Schmerzen, Übelkeit und Blutarmut (Anämie) infolge kleiner, nicht selten unbemerkt verlaufender Blutungen.
Bei größeren Tumoren im Dünn- oder Dickdarm können neben Blutungen, Verstopfung oder komplette Darmverschlüsse auftreten. Das ist aber selten.
Tumoren in der Speiseröhre führen mitunter zu Schluckbeschwerden. Auch unspezifische Symptome wie verstärkte Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder wiederkehrendes Fieber sind möglich.
Ursachen: So entsteht ein gastrointestinaler Stromatumor
Die GIST zugrunde liegende Ursache ist eine Veränderung in den Erbanlagen von Zellen des Magen-Darmtrakts, die bei der natürlichen Teilung dieser Zellen vorkommen kann.
Die Genveränderung führt zu einem veränderten Verhalten der Bindungsstellen (Rezeptoren) von Wachstumsfaktoren an der Zelloberfläche und auf lange Sicht möglicherweise zu einem gastrointestinalen Stromatumor.
Im Normalfall dienen diese Bindungsstellen als eine Art Schalter: Der Wachstumsfaktor dockt an den passenden Rezeptor an und löst dadurch mithilfe des Enzyms Tyrosinkinase eine Signalkette für das Zellwachstum aus. Wird die Bindung gelöst, ist die Signalkette und damit das Zellwachstum unterbrochen.
Infolge der Genveränderung ist die Tyrosinkinase dauerhaft aktiv, sodass die Signalkette nicht mehr unterbrochen werden kann. Dadurch findet die Zellteilung fortwährend statt, es kommt zum unkontrollierten Wachstum, der Grundlage für GIST.
Therapie von GIST: Medikamente oder Operation
Für eine Therapie der gastrointestinalen Stromatumoren bieten sich sowohl Medikamente als auch eine Operation an. Die Behandlung ist abhängig vom Stadium der Krankheit.
Frühes Krankheitsstadium
Standardbehandlung bei GIST, die sich noch nicht in andere Organe ausgebreitet haben, ist die vollständige Entfernung des Tumorgewebes durch die Operation. Bei kleinen Tumoren kann der Eingriff auch minimal-invasiv mithilfe der sogenannten Knopfloch-Chirurgie erfolgen. Liegt kein Befall der Lymphknoten vor, müssen diese nicht entfernt werden.
Bei größeren Tumoren, die noch keine Ausbreitung in andere Organe zeigen, kann mithilfe einer der Operation vorausgehenden Therapie mit dem Tyrosinkinasehemmer Imatinib das Tumorgewebe verkleinert werden, sodass die Erfolgsaussichten der Operation steigen. Zudem wird bei Tumoren mit mittlerem und hohem Risiko für schnelles Wachstum und einen Krankheitsrückfall im Anschluss an die Operation eine unterstützende (adjuvante) Therapie mit dem Wirkstoff Imatinib empfohlen. Dadurch kann die Rückfallwahrscheinlichkeit gesenkt werden.
Imatinib hemmt die bei GIST anhaltend aktive Tyrosinkinase und unterbricht dadurch die Signalkette für ungehemmtes Zellwachstum. Eine Voraussetzung dafür, dass der Tyrosinkinasehemmer Imatinib überhaupt wirken und entsprechend eingesetzt werden kann, ist allerdings, dass der Tumor über ein besonderes Merkmal in seinen Genen verfügt: Er muss c-KIT-(CD117)-positiv sein. Ob der Tumor bei einem Patienten dieses Merkmal trägt oder nicht, lässt sich durch molekularbiologische Untersuchungen des Tumorgewebes feststellen.
Fortgeschrittene Tumoren
Bei lokal fortgeschrittenen gastrointestinalen Stromatumoren, die etwa aufgrund ihrer Größe nicht mehr operiert werden können, und bei Tumoren, die bereits Metastasen in anderen Organen gebildet haben, ist die Therapie mit Imatinib heute Standard. Spricht ein Tumor nicht ausreichend auf Imatinib an oder wird das Medikament nicht vertragen, kann ein Wechsel auf den Wirkstoff Sunitinib erfolgen, der ebenfalls zur Gruppe der Tyrosinkinasehemmer gehört.
GIST kann man kaum vorbeugen
Es gibt keinen Weg, um GIST vorzubeugen. Maßnahmen, die der Entstehung eines gastrointestinalen Stromatumors vorbeugen könnten, sind nicht bekannt. Lediglich das Risiko für das Wiederauftreten der Krankheit lässt sich verkleinern.
Wie oft zur Nachsorge?
Um nach erfolgter Therapie einen Rückfall der Erkrankung rechtzeitig bemerken und behandeln zu können, werden regelmäßige Nachsorgekontrollen mit CT-Untersuchung empfohlen: Für Patienten mit niedrigem Risiko alle sechs Monate über einen Zeitraum von fünf Jahren, für Patienten mit mittlerem bis hohem Risiko zunächst drei Jahre lang alle drei bis vier Monate, in den zwei Folgejahren alle sechs Monate sowie anschließend jährlich.
Patienten mit sehr niedrigem Risiko benötigen den Leitlinien-Empfehlungen zufolge keine routinemäßigen Nachsorgekontrollen. Sie sollten sich dennoch bewusst sein, dass auch bei ihnen ein gewisses Rückfallrisiko besteht.
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