Komplikationen möglich

Schwangerschaftsdiabetes: Symptome der Stoffwechselerkrankung

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Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) trifft rund acht Prozent der Schwangeren. Viele Frauen bemerken keinerlei Symptome, daher ist es wichtig, die Werte im Blut während einer Schwangerschaft regelmäßig zu messen. Mit einer rechtzeitigen Diagnose lassen sich schwere Komplikationen verhindern.

Schwangerschaftsdiabetes: Die richtige Ernährung ist wichtig
© Getty Images/Nastasic

Kurzübersicht: Schwangerschaftsdiabetes

Definition: Bei Schwangerschaftsdiabetes handelt es sich um erhöhte Blutzuckerwerte während der Schwangerschaft. In den meisten Fällen geht die Stoffwechselstörung nach der Entbindung zurück.

Symptome: Symptome sind eher untypisch, möglich sind jedoch Müdigkeit, vermehrter Durst und eine erhöhte Urinausscheidung

Therapie: Behandelt wird Diabetes in der Schwangerschaft mit einer Umstellung der Ernährung. In manchen Fällen reicht dies nicht aus und Betroffene müssen Insulin spritzen.

Folgen: Eine Folge kann Präeklampsie sein, eine Schwangerschaftskomplikation, die mit Bluthochdruck und Ödemen einhergeht. Daneben steigt das Risiko für Früh- und Fehlgeburten. Außerdem kann es zu einem erhöhten Gewicht des Kindes bei der Geburt kommen.

Im Überblick:

Diabetes: Diese Lebensmittel sorgen für stabile Blutzuckerwerte

Was ist Schwangerschaftsdiabetes?

Bei Schwangerschaftsdiabetes handelt es sich um erhöhte Blutzuckerwerte während der Schwangerschaft. Fachsprachlich wird die schwangerschaftsbedingte Stoffwechselstörung auch als Gestationsdiabetes bezeichnet.

In den meisten Fällen bildet sie sich nach der Geburt zurück, allerdings erhöht die Krankheit das Risiko für Geburtskomplikationen.

Viele Betroffene sorgen sich, wenn sie die Diagnose erhalten. Rechtzeitig erkannt lässt er sich oft gut behandeln und die meisten Frauen bringen ein gesundes Kind zur Welt.

Häufige Komplikation einer Schwangerschaft

Gestationsdiabetes kommt relativ häufig vor. Statistiken zeigen zudem, dass es einen Anstieg der Krankheit gibt. 2018 waren in Deutschland beispielsweise 6,8 Prozent der schwangeren Frauen betroffen, im Jahr 2021 8,5 Prozent. Dabei zeigt sich, dass das Risiko mit zunehmendem Alter der Frau steigt.

Schwangerschaftsdiabetes: Symptome und Komplikationen

Die Symptome bei Gestationsdiabetes sind oft nur gering ausgeprägt: Die Mehrzahl der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes ist sogar beschwerdefrei. Deshalb wird standardmäßig zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein Zuckertest durchgeführt, bei Frauen mit Risikofaktoren auch früher.

Mögliche Anzeichen und Symptome für einen Schwangerschaftsdiabetes:

  • gesteigertes Durstgefühl (Polydipsie)

  • häufiges Wasserlassen (Polyurie)

  • Scheidenentzündungen

  • Zucker im Urin (Glukosurie)

  • erhöhter Blutdruck (Hypertonie)

  • erhöhte Fruchtwassermenge

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit

Beim Fötus kann es durch die Erkrankung zu einem ungewöhnlich starken Wachstum kommen und infolge zu einem erhöhten Geburtsgewicht. Fachleute sprechen auch von einer fetalen Makrosomie, welche eine natürliche Geburt erschweren kann.

Folgen und Komplikationen von Gestationsdiabetes

Um schwerwiegende gesundheitliche Probleme von Mutter und Kind zu verhindern, muss Schwangerschaftsdiabetes schnell behandelt werden. Andernfalls drohen der Mutter ein schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck, die vermehrte Ausscheidung von Proteinen über den Urin (Proteinurie) und infolge Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme). Fachleute sprechen dann auch von der sogenannten Präeklampsie. Verschlimmert sich diese und geht in eine Eklampsie über, kann dies lebensbedrohlich werden.

Weitere mögliche Komplikationen sind:

  • vermehrte Harnwegsinfekte der Mutter

  • Unterzuckerung des Kindes bei der Geburt

  • erhöhtes Risiko für Fehl- oder Frühgeburt

  • unreife Organe des Kindes bei der Entbindung

  • Herzfehler

  • hohe Bilirubinwerte (Neugeborenengelbsucht)

  • Atemnotsyndrom beim Baby

Schwangerschaftsdiabetes: Ursachen und Risikofaktoren

Während der Schwangerschaft werden vermehrt Hormone gebildet – einige wirken als Gegenspieler des Hormons Insulin, welches für die Absenkung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist. Insbesondere im letzten Drittel der Schwangerschaft bildet der Mutterkuchen (Plazenta) verstärkt Progesteron, Prolaktin und Östrogen, die den Blutzucker erhöhen. Die Bauchspeicheldrüse muss daher die Insulinproduktion intensivieren, um die Blutzuckerwerte im Sollbereich zu halten. Gelingt dies nicht, entsteht Schwangerschaftsdiabetes.

Daneben gibt es Risikofaktoren, die die Entstehung der Zuckerkrankheit während der Schwangerschaft begünstigen. Ohne mindestens einen dieser Risikofaktoren ist es eher unwahrscheinlich, dass der Glukosestoffwechsel während der Schwangerschaft entgleist.

Risikofaktoren für Gestationsdiabetes sind:

  • Lebensalter der Mutter über 30 Jahre zum Zeitpunkt der Geburt

  • familiäre Veranlagung

  • Übergewicht

Wie wird die Diagnose gestellt?

Um dem Gestationsdiabetes auf die Spur zu kommen, führen Ärzt*innen einen Test (Zuckerbelastungstest, oraler Glukosetoleranztest, oGTT) durch. Dazu wird morgens auf nüchternen Magen zunächst Blut abgenommen, um die Blutzuckerkonzentration im Nüchternzustand zu messen.

Anschließend muss die Schwangere zügig 250 bis 300 ml Wasser mit 75 g gelöster Glukose trinken. Eine und zwei Stunden später wird erneut eine Blutprobe genommen und der Blutzuckerspiegel bestimmt. Bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes wird Glukose langsamer abgebaut. Daher sind die Blutzuckerwerte nach einer und zwei Stunden höher als bei Nichtschwangeren.

Wenn bei mindestens einer der drei Messungen der jeweilige Grenzwert erreicht oder überschritten ist, sprechen Fachleute von Schwangerschaftsdiabetes. Liegt die Stoffwechselerkrankung vor, wird dies im Mutterpass dokumentiert.

Schwangerschaftsdiabetes: Werte für den Blutzucker

Die Tabelle gibt Aufschluss über die Grenzwerte (nach IADPSG und WHO) der Blutzuckerwerte bei Diabetes in der Schwangerschaft:

Messzeitpunkt Werte in mg/dl Werte in mmol/l
nüchtern ≥ 92 ≥ 5,1
nach einer Stunde ≥ 180 ≥ 10
nach zwei Stunden ≥ 153 ≥  8,5

Ernährungsplan bei Schwangerschaftsdiabetes

Mit einer Ernährungsumstellung lässt sich der Blutzuckerspiegel meist gut einstellen. Idealerweise sollte die Ernährung mit einer Diabetologin oder einem Diabetologen abgesprochen sein. Auch eine Ernährungsberatung kann gegebenenfalls sinnvoll sein.

Von Diäten zur Senkung des Blutzuckerspiegels ist abzuraten: Regelmäßige Mahlzeiten sind wichtig, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten und die Gesundheit von Mutter und Kind zu gewährleisten. Empfohlen werden drei nicht zu große Mahlzeiten und zwei bis drei kleinere Zwischenmahlzeiten beziehungsweise Snacks pro Tag.

Diese Lebensmittel helfen:

  • Gemüse jeder Art

  • Hülsenfrüchte

  • Vollkornprodukte

  • Produkte aus Pseudogetreide wie Quinoa, Amaranth oder Buchweizen

  • zuckerarmes Obst in kleinen Mengen wie Beeren, Wassermelone, Zitrusfrüchte oder Äpfel

  • Wasser, ungesüßter Früchte- oder Kräutertee: etwa 2,5 Liter pro Tag

Lebensmittel, die sich negativ auswirken:

  • Zucker in jeglicher Form: Kristall-, Rohr-, brauner Zucker, Honig, Fruchtzucker oder Ahornsirup

  • Produkte aus Weißmehl wie Weißbrot, Toastbrot, weißer Reis oder Nudeln

  • Süßigkeiten

  • stark zuckerhaltige Müslimischungen

  • Cornflakes

  • stark zuckerhaltige Obstsorten, zum Beispiel Weintrauben, Birnen, Ananas oder Bananen

  • gezuckerte Getränke wie Limonade und Eistee

  • Fruchtsäfte

  • zuckerhaltige Brotaufstriche: Marmelade, Nuss-Nougat-Creme

  • zuckerhaltige Fertigsaucen, zum Beispiel Ketchup und Salatdressing

  • Gebäck, Kuchen, Torten

Behandlung: Was hilft, den Zuckerspiegel niedrig zu halten?

Bei der Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes ist primär die Eigeninitiative der Mutter gefragt. Denn der Blutzucker sollte möglichst schonend für das Kind normalisiert werden. Eine Therapie mit Tabletten ist oft nicht möglich, da diese über die Plazenta das ungeborene Kind schädigen können. Daher wird zunächst versucht, den Blutzucker durch eine Umstellung der Ernährung und eine Steigerung der körperlichen Aktivität zu normalisieren. Mit dieser Basistherapie lässt sich das Problem bei 80 Prozent der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes gut in den Griff bekommen.

Gelingt dies nicht, muss beim Schwangerschaftsdiabetes eine Insulintherapie begonnen werden. Je nach Blutzuckerprofil kann es reichen, vor der Hauptmahlzeit ein schnell wirksames Insulin zu spritzen oder es muss zusätzlich vor dem Schlafengehen ein langwirksames, sogenanntes Basalinsulin verabreicht werden. In manchen Fällen ist eine Insulinpumpe erforderlich. Schwangere müssen ihren Blutzucker jedoch regelmäßg selbst mit Teststreifen messen, um die Werte zu kontrollieren.

Verlauf: Bildet sich der Diabetes nach der Schwangerschaft zurück?

Im Großteil der Fälle lassen sich die Blutzuckerwerte mit der Änderung des Speiseplans und mehr Bewegung in den Griff bekommen. Nach der Entbindung normalisiert sich der Zuckerstoffwechsel ebenfalls bei den meisten Frauen wieder.

Dennoch bestehen Folgerisiken: Frauen, die in einer Schwangerschaft mit diesem Gesundheitsproblem zu tun hatten, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in der nächsten Schwangerschaft wieder betroffen sein. Zudem entwickelt fast jede Zehnte dieser Frauen im weiteren Leben einen Typ-2-Diabetes.

Auch für das Kind steigt das Risiko, mit einem höheren Gewicht zur Welt zu kommen, später übergewichtig zu werden und an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

Nachsorge: Blutzucker-Check nach der Geburt

Selbst, wenn der Blutzuckerwert kurz nach der Entbindung wieder im Normbereich ist, sollten Frauen, die bereits einmal an Schwangerschaftsdiabetes gelitten haben, den Wert regelmäßig von ihrem*ihrer Arzt*Ärztin kontrollieren lassen. Denn das Risiko, nach der Geburt ihres Kindes Diabetes mellitus Typ-2 zu entwickeln, ist bei ihnen deutlich erhöht.

Sinnvoll ist ein erster Blutzucker-Test sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt. Findet sich dabei nichts Auffälliges, lassen Frauen ihren Blutzuckerspiegel am besten trotzdem jedes zweite oder dritte Jahr kontrollieren, um eine drohende Zuckerkrankheit möglichst früh erkennen und behandeln zu können.

Damit sich aus dem Gestationsdiabetes nach der Entbindung keine dauerhafte und ernste Erkrankung entwickelt, empfehlen Fachleute Müttern, ihr Baby mindestens drei Monate zu stillen. Außerdem gilt auch nach der Geburt: Wer auf eine gesunde Lebensweise mit ausreichend körperlicher Aktivität und einem frischen, ausgewogenen Speiseplan achtet, senkt sein Risiko für Diabetes.

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