Kann unbemerkt zum Kindstod führen

Schwangerschaftsdiabetes: Häufig ohne Symptome und deshalb gefährlich

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Schwangerschaftsdiabetes trifft rund fünf Prozent der Schwangeren. Viele Frauen bemerken keinerlei Symptome, daher sollte bei jeder ein Routinetest auf Diabetes in der Schwangerschaft erfolgen. Mit einer rechtzeitigen Diagnose lassen sich schwere Komplikationen verhindern.

Schwangerschaftsdiabetes
© iStock.com/AleksandarNakic

Als Schwangerschaftsdiabetes wird eine im Laufe der Schwangerschaft auftretende Entgleisung des Zuckerstoffwechsels bei Frauen bezeichnet, die bis dahin normale Blutzuckerwerte hatten. Etwa fünf Prozent aller Schwangeren sind von einem Gestationsdiabetes betroffen.

Im Überblick:

Diabetes: Diese Lebensmittel sorgen für stabile Blutzuckerwerte

Diagnose bei Schwangerschaftsdiabetes

Um dem Gestationsdiabetes auf die Spur zu kommen, führt der Arzt führt einen Test (Zuckerbelastungstest, oraler Glukosetoleranztest, oGTT) durch. Dazu wird der schwangeren Frau morgens auf nüchternen Magen zunächst Blut abgenommen, um die Blutzuckerkonzentration im Nüchternzustand zu messen.

Anschließend muss die Schwangere zügig 250 bis 300 ml Wasser mit 75 g gelöster Glukose trinken. Eine und zwei Stunden später wird erneut eine Blutprobe genommen und der Blutzuckerspiegel bestimmt. Bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes wird Glukose langsamer abgebaut. Daher sind die Blutzuckerwerte nach einer und zwei Stunden höher als bei Gesunden. Wenn mindestens einer der drei Grenzwerten erreicht oder überschritten ist, spricht man vom Schwangerschaftsdiabetes.

Schwangerschaftsdiabetes: Werte für den Blutzucker

Viele Frauen fragen sich: Welche Werte sind normal? Diese Tabelle gibt Aufschluss über die Grenzwerte (nach IADPSG und WHO) der Blutzuckerwerte bei Schwangerschaftsdiabetes:

Messzeitpunkt Werte in mg/dl Werte in mmol/l
nüchtern ≥ 92 ≥ 5,1
nach einer Stunde ≥ 180 ≥ 10
nach zwei Stunden ≥ 153 ≥  8,5

Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes

Was essen bei Schwangerschaftsdiabetes? Mit einer ausgewogenen, ballaststoffreichen Ernährung lässt sich der Blutzuckerspiegel bei den meisten Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes gut in den Griff bekommen.

Diese Lebensmittel(gruppen) helfen:

  • Gemüse jeder Art

  • Hülsenfrüchte

  • Produkte aus Vollkorngetreide

  • Produkte aus Pseudogetreide: Quinoa, Amaranth, Buchweizen

  • zuckerarmes Obst in kleinen Mengen wie Beeren, Wassermelone, Zitrusfrüchte oder Äpfel

  • Wasser, ungesüßter Früchte- oder Kräutertee: etwa 2,5 Liter pro Tag

Lebensmittel(gruppen), die sich negativ auf Schwangerschaftsdiabetes auswirken:

  • Zucker in jeglicher Form: Kristall-, Rohr-, brauner Zucker, Honig, Fruchtzucker, Ahornsirup oder Sorbit

  • Produkte aus Weißmehl wie Weißbrot, Toastbrot, weißer Reis oder Nudeln

  • Süßigkeiten

  • stark zuckerhaltige Fertigmüslimischungen

  • Cornflakes

  • stark zuckerhaltige Obstsorten, zum Beispiel Weintrauben, Birnen, Ananas oder Bananen

  • gezuckerte Getränke wie Limonade und Eistee

  • Fruchtsäfte

  • zuckerhaltige Brotaufstriche: Marmelade, Nuss-Nougat-Creme

  • zuckerhaltige Fertigsaucen, zum Beispiel Ketchup und Salatdressing

  • Gebäck, Kuchen, Torten

Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes

Um ernsthafte gesundheitliche Probleme von Mutter und Kind zu verhindern, muss Schwangerschaftsdiabetes schnell behandelt werden. Andernfalls drohen der Mutter ein schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck (Präeklampsie), Krampfanfälle und vermehrt (Harnwegs)-Infekte. Das ungeborene Kind kann Entwicklungsstörungen davontragen oder sogar aufgrund einer Unterversorgung der Plazenta sterben. Zudem führt das übermäßige Wachstum des Kindes womöglich zu Schwierigkeiten bei der Geburt.

In der Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes ist primär Eigeninitiative der Mutter gefragt. Denn der Blutzucker sollte möglichst schonend für das Kind normalisiert werden. Eine Therapie mit Tabletten ist oft nicht möglich, da diese über die Plazenta das ungeborene Kind schädigen können. Daher wird zunächst versucht, durch eine Umstellung der Ernährung und Steigerung der körperlichen Aktivität den Blutzucker zu normalisieren. Mit dieser Basistherapie lässt sich das Problem bei 80 Prozent der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes gut in den Griff bekommen.

Gelingt dies nicht, muss beim Schwangerschaftsdiabetes eine Insulintherapie begonnen werden. Je nach Blutzuckerprofil kann es reichen, vor der Hauptmahlzeit ein schnell wirksames Insulin zu spritzen oder es muss zusätzlich vor dem Schlafengehen ein langwirksames, sogenanntes Basalinsulin gespritzt werden. In manchen Fällen ist eine Insulinpumpe erforderlich. In jedem Fall muss die Schwangere ihren Blutzucker selbst mit Teststreifen regelmäßig messen, um die Werte zu kontrollieren.


Symptome des Schwangerschaftsdiabetes

Die Symptome bei Schwangerschaftsdiabetes sind oft nur gering ausgeprägt oder bleiben unbemerkt: Die Mehrzahl der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes ist beschwerdefrei. Daher wird standardmäßig zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein Blutzuckertest durchgeführt, bei Frauen mit Risikofaktoren auch früher.

Anzeichen und Symptome für einen Schwangerschaftsdiabetes:

  • gesteigertes Durstgefühl (Polydipsie)

  • häufiges Wasserlassen (Polyurie)

  • Harnwegs- und Nierenentzündungen

  • Scheidenentzündungen

  • Zucker im Urin (Glukosurie)

  • erhöhter Blutdruck (Hypertonie)

  • ungewöhnlich starkes Wachstum des ungeborenen Kindes (fetale Makrosomie)

  • erhöhte Fruchtwassermenge

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit

Ursachen und Risikofaktoren des Schwangerschaftsdiabetes

Es gibt drei wichtige Risikofaktoren für die Entstehung eines Schwangerschaftsdiabetes. Ohne mindestens einen dieser Risikofaktoren ist es eher unwahrscheinlich, dass der Glukosestoffwechsel während der Schwangerschaft entgleist.

  • Lebensalter über 30 Jahre zum Zeitpunkt der Geburt

  • familiäre Veranlagung

  • Übergewicht

Während der Schwangerschaft werden vermehrt Hormone gebildet – einige wirken als Gegenspieler des Hormons Insulin, welches für die Absenkung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist. Insbesondere im letzten Drittel der Schwangerschaft bildet der Mutterkuchen (Plazenta) verstärkt Progesteron, Prolaktin und Östrogen, die den Blutzucker erhöhen. Die Bauchspeicheldrüse muss daher die Insulinproduktion intensivieren, um die Blutzuckerwerte im Sollbereich zu halten. Gelingt dies nicht, entsteht Schwangerschaftsdiabetes.

Verlauf bei Schwangerschaftsdiabetes

Bei etwa 80 Prozent der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes lassen sich die Blutzuckerwerte mit der Änderung des Speiseplans und einer erhöhten körperlichen Aktivität in den Griff bekommen. Nach der Entbindung normalisiert sich der Zuckerstoffwechsel in der Mehrzahl der Fälle wieder. Dennoch bestehen Folgerisiken: Frauen, die in einer Schwangerschaft mit diesem Gesundheitsproblem zu tun hatten, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in der nächsten Schwangerschaft wieder betroffen sein. Zudem entwickelt fast jede Zehnte dieser Frauen im weiteren Leben einen Typ-2-Diabetes.

Auch für das Kind ist das Risiko erhöht, mit einem höheren Gewicht zur Welt zu kommen, später an Übergewicht zu leiden und an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen

Frauen sollten insbesondere vor und während der Schwangerschaft darauf achten, sich regelmäßig zu bewegen und ausgewogen zu ernähren und Normalgewicht anzustreben. Kommt Diabetes mellitus in der Familie gehäuft vor, ist das Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes erhöht. Um diesem vorzubeugen, ist eine gesunde Lebensweise noch wichtiger.

Blutzucker-Check nach der Geburt

Selbst, wenn der Blutzuckerwert kurz nach der Entbindung wieder im Normbereich ist, sollten Frauen, die bereits einmal an Schwangerschaftsdiabetes gelitten haben, den Wert regelmäßig kontrollieren. Denn das Risiko, nach der Geburt ihres Kindes Diabetes mellitus Typ-2 zu entwickeln, ist bei ihnen deutlich erhöht.

Sinnvoll ist ein erster Blutzucker-Test sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt. Findet sich dabei nichts Auffälliges, lassen Frauen ihren Blutzuckerspiegel am besten trotzdem jedes zweite oder dritte Jahr kontrollieren, um eine drohende Zuckerkrankheit möglichst früh erkennen und behandeln zu können.

Damit sich aus dem Schwangerschaftsdiabetes nach der Entbindung keine dauerhafte und ernste Erkrankung entwickelt, empfehlen Fachleute Müttern, ihr Baby mindestens drei Monate zu stillen. Außerdem gilt auch nach der Geburt: Wer auf eine gesunde Lebensweise mit ausreichend körperlicher Aktivität und einem frischen, ausgewogenen Speiseplan achtet, senkt sein Risiko für Diabetes.

Die richtige Ernährung in der Schwangerschaft

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