Mythen rund um den Darmkrebs
Wird Darmkrebs früh erkannt, ist er fast immer heilbar. Trotzdem gehen viele nicht zur Vorsorge – auch weil falsche Vorstellungen und Peinlichkeiten die Runde machen. Verbreitete Mythen zum Darmkrebs – und was davon wirklich stimmt.
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Darmkrebs ist in Deutschland aktuell die dritthäufigste Krebserkrankung. Jedes Jahr wird in Deutschland bei mehr als 60.000 Menschen ein bösartiger Tumor am Darm festgestellt. Rund 26.000 Menschen starben 2011 daran – damit ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache. Sehr früh erkannt ist er fast hundertprozentig heilbar.
Trotzdem ist die Darmspiegelung eine Vorsorgeuntersuchung, vor der sich viele lieber drücken. Auch weil falsche Vorstellungen, Peinlichkeiten und Halbwissen rund um die ersten Anzeichen, die Untersuchung beim Arzt und die Heilungschancen existieren. Wir klären acht Mythen rund um den Darmkrebs: Was stimmt wirklich?
1. Keine Beschwerden, kein Darmkrebs
Das kann ein fataler Irrtum sein. Die Vorstufen des Darmkrebses, die Darmpolypen, verursachen keinerlei oder kaum Symptome. Diese Polypen sind Ausstülpungen der Darmwand und benötigen rund zehn Jahre, um sich zu einem bösartigen Tumor zu entwickeln. Darmpolypen werden meist während einer Vorsorge-Untersuchung entdeckt und entfernt. So kann ein bösartiger Tumor gar nicht erst entstehen. Deshalb ist die Darmspiegelung so wichtig. Sie wird in Deutschland Menschen ab 55 Jahren empfohlen und gewöhnlich im Zehn-Jahres-Abstand von den Krankenkassen bezahlt.
2. In meiner Familie hatte keiner Darmkrebs, also bin ich nicht gefährdet
Leider falsch. Zwar ist das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, recht hoch, wenn ein direktes Familienmitglied bereits an Darmkrebs erkrankt ist. Neben der familiären Veranlagung gibt es weitere Faktoren, die das Darmkrebsrisiko stark erhöhen. So haben Menschen mit Diabetes Typ 2 ein um rund 30 Prozent erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Insulinpflichtige Diabetiker sind dabei besonders gefährdet. Zudem erhöhen eine ballaststoffarme Ernährung mit viel Fleisch, Rauchen und Übergewicht das Risiko für Darmkrebs teils erheblich.
3. Darmpolyp ist gleich Darmkrebs
Nein, Darmpolypen sind zunächst gutartig. Jedoch entwickelt sich ein Tumor im Darm in 90 Prozent der Fälle aus solchen Polypen. Diese Entartung zum Krebs (Karzinom) kann rund zehn Jahre dauern. Mit der konventionellen Darmspiegelung lassen sich die Darmpolypen früh entdecken und sofort entfernen.
4. Eine Darmspiegelung tut weh und ist gefährlich
Das ist nicht richtig. Eine Koloskopie, wie der Fachausdruck heißt, tut nicht weh und ist nicht riskant. Die Darmspiegelung ist heute eine Routine-Untersuchung, dauert rund 20 Minuten und wird fast ausschließlich ambulant, zum Beispiel beim Gastroenterologen, durchgeführt. Der Patient liegt dabei entspannt und zugedeckt auf einer Liege. Der Arzt führt ein Endoskop in den After ein und begutachtet mit einer Kamera die Darmwände von innen. Wer möchte, bekommt eine Kurzschlafspritze. Sie versetzt den Patienten in einen kurzen und leichten Schlaf. Danach darf der Untersuchte aber den restlichen Tag nicht mehr Auto fahren.
5. Bei der Darmspiegelung bekomme ich einen Einlauf
Nein, der Einlauf ist heute meist überholt. Für ein unverfälschtes Untersuchungsergebnis muss der Darm jedoch leer und sauber sein. Moderne Präparate helfen bei dieser Prozedur. Je nach Produkt trinkt man am Tag vor der Untersuchung 250 Milliliter bis zu zwei Liter einer speziellen Lösung mit Fruchtgeschmack und ausreichend klare Flüssigkeit. Das setzt die Darmentleerung in Gang. Zur Darmspiegelung muss der Patient nüchtern kommen.
6. Die Darmspiegelung ist jedes Jahr fällig
Auch das ist falsch. Die Vorsorge-Koloskopie ist nur alle zehn Jahre ab dem Alter von 55 vorgesehen. Vorstufen zu Darmkrebs, die Polypen, entwickeln sich meist in einem langen Zeitraum von sieben bis zehn Jahren. Werden bei der Spiegelung solche Polypen gefunden, so folgen die nächsten Darmspiegelungen in kürzeren Abständen. Auch bei Menschen mit einem höheren familiären Risiko oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sind kürzere Abstände (zwei bis sechs Jahre) zwischen zwei Koloskopien vorgesehen. Daneben empfehlen Experten Typ-2-Diabetikern altersunabhängig und vor allem im Vorfeld einer Insulintherapie, zur Darmkrebsvorsorge zu gehen.
6. Nur alte Menschen bekommen Darmkrebs
Das ist ein Irrtum: Darmkrebs ist (auch) erblich und deshalb sind zunehmend junge Leute betroffen. Über 20.000 Menschen erkranken jedes Jahr, weil sie eine familiäre Veranlagung haben. Ist jemand in der direkten Familie an Darmkrebs erkrankt, sollte man schon viel früher als mit 50 Jahren das Thema Vorsorge mit einem Arzt besprechen.
7. Darmkrebs ist eine Männerkrankheit
Jein. Männer erkranken etwa doppelt so häufig an Darmkrebs als Frauen. Die Diagnose bekommen sie im Durchschnitt sechs Jahre eher. Doch auch Frauen erkranken an Darmkrebs – bei ihnen ist es die zweithäufigste Krebstodesursache. Dennoch gehen Männer seltener zur Darmspiegelung und meist erst, wenn Symptome auftreten. Dies hat erhebliche negative Auswirkungen auf die Heilungschancen von Männern mit Darmkrebs. Männer haben außerdem ein höheres Darmkrebs-Risiko, weil sie häufiger rauchen, mehr Alkohol trinken und stärker Bauchfett ansetzen.
8. Wenn ich Darmkrebs habe, muss ich sterben
Das ist falsch. Darmkrebs ist kein Todesurteil. Die Heilungschancen liegen für die meisten Menschen bei hundert Prozent. Das gilt jedoch nur, wenn der Krebs im Frühstadium entdeckt wird. Deshalb wird die Darmspiegelung (Koloskopie) ab 55 Jahren als Vorsorgeuntersuchung empfohlen. Alternativ kann ab einem Alter von 50 jährlich beziehungsweise ab 55 alle zwei Jahre ein Stuhlbluttest durchgeführt werden, der okkultes Blut im Darm und damit ein Anzeichen für Darmkrebs erkennt.
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