Coronavirus: Risikofaktoren für schwere und tödliche Verlaufe
Eine Infektion mit dem Coronavirus zeigt sich in den meisten Fällen ohne oder lediglich in milden Symptomen. COVID-19 kann aber auch einen tödlichen Verlauf nehmen, was durch bestimmte Risikofaktoren begünstigt wird. Für wen ist Corona besonders gefährlich?
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Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Coronavirus-Infektion zu ernsten Komplikationen führt, ist umso höher, je älter der Erkrankte ist. Daneben gibt es weitere Faktoren, die das Risiko für einen schweren Verlauf der Lungenkrankheit COVID-19 erhöhen.
Artikelinhalte im Überblick:
- Alter
- Vorerkrankungen
- Immunschwäche
- Geschlecht
- Blutgruppe
- Hormone
- Lebensstilfaktoren
- Risikogruppen schützen
Sterblichkeitsrate bei COVID-19 steigt mit Alter dramatisch
Das Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 ist umso höher, je älter der Erkrankte ist. Auch die Sterblichkeit nimmt mit steigendem Alter rasant zu. In Deutschland verteilen sich die bisherigen Todefälle auf verschiedene Altersgruppen wie folgt (Stand: 17.11.2020)1:
30-39 Jahre: 16 verstorbene Personen
40-49 Jahre: 113 verstorbene COVID-Infizierte
50-59 Jahre: 444 Todesfälle
60-69 Jahre: 1.151 Verstorbene
70-79 Jahre: 2.779 Tote durch Corona-Infektion
80-89 Jahre: 5.730 Verstorbene
90-99 Jahre: 2.451 Totesfälle mit Corona-Infektion
Die Zahlen machen deutlich, dass steigendes Alter das Risiko für tödliche Krankheitsverläufe von COVID-19 dramatisch erhöht.
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Vorerrkankungen erhöhen Risiko durch Corona
Neben dem Alter spielen auch Vorerkrankungen eine entscheidende Rolle, wie schwer eine Coronavirus-Infektion verläuft. Denn Vorerkrankungen können das Immunsystem schwächen, gleiches gilt beim Alter.
Am meisten gefährdet scheinen nach derzeitigem Kenntnisstand Menschen mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sowie bestehenden Lungenkrankheiten zu sein. Je nach Vorerkrankung haben Wissenschaftler im Sommer 2020 folgende Sterberaten für COVID-19-Infizierte errechnet:
Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems: 10,5 Prozent
Diabetes mellitus: 7,3 Prozent
chronische Atemwegserkrankungen, zum Beispiel Asthma: 6,3 Prozent
Bluthochdruck: 6 Prozent
Krebs: 5,6 Prozent
Auch gleichzeitige bakterielle oder virale Infektionen wie die Grippe erhöhen die Sterblichkeit bei COVID-19. Daher ist eine Grippe-Impfschutz sinnvoll. Insbesondere Menschen über 60 Jahren sollten sich zusätzlich gegen Pneumokokken impfen lassen, sofern kein ausreichender Impfschutz besteht oder der Impfstatus unklar ist.
Geschwächtes Immunsystem begünstigt schweren Verlauf von COVID-19
Auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem gehören zur Risikogruppe für einen schweren Verlauf der Lungenkrankheit COVID-19. Die körpereigene Immunabwehr kann neben erhöhtem Lebensalter durch verschiedene Gründe reduziert sein. Oft sind Grunderkrankungen für ein schwaches Immunsystem ursächlich, zum Beispiel:
- Stoffwechselstörungen
- Chronische Erkrankungen der Atemwege
- Krebs
- AIDS
- Leukämie
- bestimmte Autoimmunerkrankungen
Aber auch die Einnahme von Medikamenten, etwa von Kortison, kann für ein geschwächtes Immunsystem verantwortlich sein und einen schweren oder tödlichen Verlauf von COVID-19 begünstigen.
Männer durch Coronavirus besonders gefährdet
Auch das Geschlecht hat einen Einfluss. Männer und Frauen erkranken zwar etwa gleich häufig an COVID-19, Unterschiede bestehen allerdings in Bezug auf die Schwere des Verlaufs sowie hinsichtlich der Sterblichkeit.
Die bisherigen Todesopfer von Corona zeigen, dass das "starke Geschlecht" für tödliche Verläufe stärker gefährdet ist: Studien zeigen, dass Männer viel häufiger von schweren COVID-19-Verläufen betroffen sind und doppelt so häufig wie Frauen an der Viruserkrankung sterben. 2, 3
Weshalb Männer ein höheres Risiko für einen tödlichen Verlauf einer COVID-19-Erkrankung haben, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Mediziner nehmen aber an, dass hier zwei Faktoren eine Rolle spielen:
Immunsystem: Das weibliche Immunsystem scheint generell stärker zu sein als das von Männern. Den Hauptgrund sehen Wissenschaftler im Testosteron, dem eine immunsuppressive Wirkung zugeschrieben wird.
Lebensstilfaktoren: Frauen achten tendenziell stärker auf ihre Gesundheit als Männer. Damit haben sie ein geringeres Risiko für Vorerkrankungen (etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen), die einen schweren Verlauf von COVID-19 begünstigen.
Lesetipp: Warum Männer bei Viruserkrankungen schlechtere Chancen haben als Frauen
Blutgruppe als Risikofaktor bei Corona
Norwegische und deutsche Wissenschaftler analysierten im Juni 2020 die Daten von über 1.600 Patienten aus Spanien und Italien, die besonders schwere Verläufe von COVID-19 durchmachten und künstlich beatmet werden mussten. Sie bestimmten deren Blutgruppe und verglichen sie mit denen von gesunden Menschen aus den gleichen Regionen. Das Ergebnis: Überraschend viele der schwer an Corona erkrankten Menschen besitzen Blutgruppe A mit positivem Rhesusfaktor. Demgegenüber war die Blutgruppe 0 bei den gesunden Personen übermäßig häufig vertreten.
Zuvor hatten bereits chinesische und US-amerikanische Forscher darauf hingewiesen, dass bei der Immunabwehr gegen SARS-CoV-2 möglicherweise genetische Faktoren wie die Blutgruppe eine Rolle spielen könnten. Weitere Studien stehen aus, um den Zusammenhang zwischen der Blutgruppe und schweren Verläufen von Coronavirus-Infektionen zu verstehen.
Hormonell bedingter Haarausfall als Corona-Risiko
Auch Menschen mit Haarausfall haben möglicherweise ein höheres Risiko, infolge einer Coronavirus-Infektion besonders schwere Symptome zu entwickeln. Seit Beginn der Epidemie wurde bereits immer wieder darauf hingewiesen, dass Männer deutlich häufiger von schweren COVID-19-Verläufen betroffen sind. Einen Anhaltspunkt, weshalb das männliche Geschlecht schlechter mit dem Coronavirus fertig wird, liefern nun Studienergebnisse, die im Mai 2020 in der Fachzeitschrift Journal of the American Academy of Dermatology (JAAD) veröffentlicht wurden.
Die Forscher ermittelten mithilfe von zwei verschiedenen Datenerhebungen in Spanien, dass überproportional viele Männer, die sich im Zuge einer COVID-19-Erkrankung in stationärer Behandlung befanden, eine Glatze hatten. In einem Fall waren es 79 Prozent, im anderen immerhin 71 Prozent. Zum Vergleich: In derselben Altersgruppe leiden etwa 31 bis 35 Prozent der Männer durchschnittlich an Haarausfall.
Die Wissenschaftler schließen daraus, dass Androgene, die Haarausfall bedingen, eine entscheidende Rolle spielen könnten. Sie vermuten, dass die männlichen Sexualhormone das Coronavirus dabei unterstützen, in menschliche Zellen einzudringen. Dieser Verdacht wird dadurch gestützt, dass anscheinend auch Frauen, die hormonell bedingt an Haarausfall leiden, anfälliger für schwere Corona-Verläufe sind.
Um von einer echten Evidenz sprechen zu können, stehen weitere Untersuchungen aus. Falls sich ein hormoneller Zusammenhang tatsächlich bestätigen sollte, könnte das möglicherweise neue Chancen in der Behandlung von COVID-19-Erkrankungen bieten.
Lebensstilfaktoren beeinflussen Risiko von Corona-Infektion
Auch beeinflussbare Lebensstilfaktoren erhöhen das Risiko für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion. Dazu gehört unter anderem Rauchen. Der Grund hierfür ist leicht nachvollziehbar: Der Konsum von Tabak erhöht das Risiko für (chronische) Atemwegs- und Lungenerkrankungen, darunter COPD.
Außerdem hat Rauchen einen negativen Einfluss auf das Immunsystem. Da Corona vor allem durch den möglichen Ausbruch einer tödlichen Lungenentzündung gefährlich werden kann, ist bei Rauchern generell von einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf der Atemwegserkrankung COVID-19 auszugehen. Das Robert Koch-Institut (RKI) zählt Raucher deshalb offiziell zur Risikogruppe.
Wie können Gesunde Risikogruppen vor Corona schützen?
Da ältere und kranke Menschen für einen schweren Verlauf der Lungenkrankheit COVID-19 besonders gefährdet sind, verdienen sie einen besonderen Schutz. Für Risikogruppen kann übrigens auch ein persönlicher Kontakt zu Personen gefährlich sein, die keine Symptome zeigen.
Denn häufig verläuft eine Coronavirus-Infektion gerade bei jungen Menschen symptomlos und heilt in diesem Fall meist unerkannt aus. Infizierte sind aber auch ohne merkliche Symptome ansteckend. Bei unvermeidlichem persönlichen Kontakt mit Risikogruppen sollten gesunde Menschen deshalb die gängigen Hygienemaßnahmen besonders beachten.
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- Lifeline
Kennen Sie Menschen in Ihrem nahen Umfeld, die zu einer der Risikogruppen des Coronavirus gehören, können Sie diesen Ihre Hilfe anbieten, etwa durch das Erledigen von Besorgungen. Vermeiden Sie durch Ihre Hilfe aber unnötig engen körperlichen Kontakt, um besonders risikobehaftete Personengruppen nicht unnötig zu gefährden.
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