Formen und Stadien des Mammakarzinoms
Wenn sich der Verdacht auf Brustkrebs bei der Diagnostik bestätigt, muss eine genaue Bestimmung des Mammakarzinoms erfolgen, um eine geeignete Behandlung zu bestimmen. Es gibt viele verschiedene Arten von Brustkrebstumoren, die nach unterschiedlichen Klassifizierungen eingeteilt werden.
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Die Gewebeveränderungen und das Tumorstadium müssen bestimmt werden, um die richtigen Entscheidungen für die Therapieplanung treffen zu können.
Bei der technisch hochwertigen Diagnostik, wie dem Mammographie-Screening, fallen heute bereits kleinste Gewebeveränderungen auf, die sich oft durch Kalkablagerungen (Mikrokalk) zeigen. Manche Zellveränderungen können sich im Laufe der Zeit zu Brustkrebs entwickeln. Man spricht bei diesen von Brustkrebsvorstufen.
Zu den Brustkrebsvorstufen zählen:
Intraduktale atypische Hyperplasie (ADH): veränderte Zellen in den Milchgängen
Lobuläre intraepitheliale Neoplasie (LIN): veränderte Zellen in den Drüsenläppchen
Flache epitheliale Atypie (FEA): veränderte Zellen im Deckgewebe von Milchgängen und/oder Drüsenläppchen
Ductales Carcinoma in Situ (DCIS): veränderte Zellen in den Milchgängen
Wird eine Brustkrebsvorstufe diagnostiziert, betragen die Heilungschancen nahezu 100 Prozent. Es erfolgt eine engmaschige Kontrolle der Gewebeveränderung.
Einteilung der Tumoren
Tumoren werden eingeteilt je nachdem, wo sie auftreten und ob sie bereits in umliegendes Gewebe eingewachsen sind:
lobuläre Neoplasie (Neubildung): verändertes Gewebe in den Drüsenläppchen, noch kein Karzinom, also noch nicht bösartig
duktales in-situ-Karzinom: Tumor in den Milchgängen, der diese jedoch nicht durchbrochen hat
invasiv duktales Karzinom: häufigste Form des Brustkrebses; Tumor in den Milchgängen, der bereits über diese hinauswächst
lobuläres Karzinom: seltener; invasiver Tumor von den Drüsenläppchen ausgehend
tubuläre, medulläre und andere Karzinome: sehr selten; invasiv, das heißt, er ist bereits in angrenzendes Gewebe gewachsen
Anhand der Biopsie kann der Pathologe auch den Ausreifungsgrad der Tumorzellen bestimmen (Grading). Je höher der Ausreifungsgrad, desto weniger schnell wachsen die Tumoren in der Regel:
- G1: gut ausgereift
- G2: mäßig ausgereift
- G3: schlecht ausgereift
Um das Erkrankungsstadium weiter zu bestimmen, dient das Staging. Dabei werden die Untersuchungsergebnisse von Mammographie, Ultraschall (Sonographie), MRT und Biopsie zusammengeführt und ausgewertet. Man erfasst die Ausdehnung des Tumors und gegebenenfalls den Befall von Lymphknoten sowie das Vorhandensein von Tochtergeschwülsten (Metastasen).
Das Ergebnis des Stagings wird mithilfe der TNM-Klassifikation zusammengefasst.
TNM-Klassifikation für Mammakarzinome
Die TNM-Klassifikation bei Brustkrebs trifft Aussagen über die Größe des Tumors (T), mögliche befallene Lymphknoten (N, von englisch "nodes" für Knoten) und ob Metastasen (M) vorhanden sind.
T0: kein Tumor in der Brust nachweisbar
Tis: Carcinoma in situ, also nicht invasiver Tumor
T1: Der Tumor misst weniger als zwei Zentimeter.
T2: Der Tumor ist in der größten Ausdehnung größer als zwei Zentimeter, aber kleiner als fünf Zentimeter.
T3: Die größte Ausdehnung des Tumor beträgt mehr als fünf Zentimeter, aber weniger als zehn Zentimeter.
T4: Der Tumor ist unabhängig von seiner Größe bereits über das Brustgewebe hinaus in Brustwand oder Haut eingewachsen.
N0: keine tastbaren (das heißt wahrscheinlich befallene) Lymphknoten in der Achselhöhle auf der Seite des Tumors
N1: tastbare, aber noch verschiebbare Lymphknoten in der Achselhöhle
N2: axilläre Lymphknoten, die untereinander oder an anderen Strukturen festgewachsen und daher nicht mehr verschiebbar sind
N3: Die Lymphknoten entlang der inneren Brustarterie sind befallen oder eine Schwellung des Arms deutet auf eine Abflussstörung im Lymphsystem hin.
M0: Keine Fernmetastasen nachweisbar. Im Gegensatz zu regionalen Metastasen befinden sich Fernmetastasen nicht mehr in der Nähe des Primärtumors oder des benachbarten Lymphknotens, sondern haben sich über Blutbahnen oder das Lymphsystem in andere Organe abgesiedelt.
M1: Fernmetastasen vorhanden (dazu zählt auch ein Hautbefall außerhalb des Brustdrüsenbereichs)
Folgende weitere Kürzel vor dem T geben zusätzliche Details an:
c (von englisch "clinical"): Die Klassifikation des Tumors basiert auf deinem bildgebenden Verfahren.
p (von "postoperativ"): Der Befund basiert auf dem Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung des Tumorgewebes (pathohistologischer Befund).
m (von englisch "multiple"): Es wurden mehrere, voneinander unabhängige Tumoren gleichzeitig gefunden.
r (von "Rezidiv"): Es handelt sich um ein Rezidiv, ein Wiederauftreten des Tumors.
y: Es wurde bereits eine Therapie wegen des Tumors durchgeführt.
Ein x nach einem N oder M steht für eine unklare Klassifikation des Lymphknotenbefalls oder der Metastasierung.
Zusammenfassung in Stadien des Brustkrebs
Neben der TNM-Klassifikation wird gelegentlich auch die Stadieneinteilung der Internationalen Union gegen Krebs (Union Internationale contre le Cancer, UICC) angewendet, in der mehrere TNM-Klassen zusammengefasst werden.
Vereinfacht lassen sich diese so definieren:
Stadium 0: TisN0M0; duktales in-situ-Karzinom ohne Lymphknotenbefall und ohne Fernmetastasen
Stadium I: T1N0M0; kleiner Tumor ohne Befall der Lymphknoten, ohne Fernmetastasen
Stadium IIA: T2N0M0 oder T0-1, N1M0; größere Tumoren ohne Lymphknotenbefall und ohne Fernmetastasen oder kleinere Tumoren mit wenigen befallenen Lymphknoten oder befallene Lymphknoten ohne nachweisbaren Tumor in der Brust
Stadium IIB: T2N1M0 oder T3N0M0; größere Tumoren mit oder ohne Lymphknotenbefall
Stadium IIIA: T0-2,N2M0, T3N1M0, T4-Tumoren, M0; größere Tumoren mit befallenen Lymphknoten nicht nur in der unmittelbaren Umgebung der Brustdrüse
Stadium IIIB: T4N0-2, M0; großer Tumor mit möglichem Lymphknotenbefall ohne Fernmetastasen
Stadium IIIC: jedes T, N3M0; ausgedehnter Lymphknotenbefall unabhängig von der Tumorgröße, keine Fernmetastasen
Stadium IV: jedes T, jedes N, M1; Fernmetastasen liegen vor.
Rezeptor-Status
Manche Brustkrebszellen werden von den Hormonen Östrogen und Progesteron beeinflusst. Die Hormone senden über Bindungsstellen (Hormonrezeptoren) Wachstumssignale an die Zelle. Bei der Untersuchung der Zellen wird dies getestet. Sprechen mehr als ein Prozent der Tumorzellen auf Hormone an, wird dies als hormonrezeptorpositiv beziehungsweise genauer als ER+ (Östrogenrezeptor-positiv) und/oder PgR+ (Progesteronrezeptor-positiv) bezeichnet. Tumorzellen, die durch Hormone wachsen, können entsprechend mit einer (Anti-)Hormontherapie behandelt werden, die die Hormonrepetoren blockiert und so das Wachstum unterbindet. Manchmal kann dies sogar eine Chemotherapie überflüssig machen.
HER2-Rezeptor-Status
Bei HER2-Proteinen handelt es sich um Faktoren, die das Wachstum der Tumorzellen fördern. Je mehr dieser Rezeptoren vorhanden sind, desto aggressiver ist meist der Tumor und desto ungünstiger die Prognose. Gezielte, gegen HER2 gerichtete Therapien blockieren diese Rezeptoren und hemmen so das Zellwachstum.
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