Studie zur Wirksamkeit der Arthroskopie

Kniespiegelung gegen Arthrose ist nutzlos

Qualitätssiegel Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüft

Schlagen Ärzte zur Arthrose-Therapie vor, eine Arthroskopie durchzuführen und das Kniegelenk zu spülen, ist von Seiten des Patienten gesundes Misstrauen angebracht. Denn die Spiegelung bringt nach neuen Studiendaten keinerlei Nutzen.

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Die Wirksamkeit der Arthroskopie des Kniegelenks gegen Arthrose konnten Studien bisher nicht belegen.
©iStock.com/Mustang_79

Ein therapeutischer Ansatz gegen Gonarthrose ist es, das Kniegelenk zu spiegeln (Knie-Arthroskopie) und mit Kochsalzlösung zu spülen. In manchen Fällen werden außerdem krankhaft veränderte Meniskus- oder Knorpelanteile abgetragen. Mediziner nennen dieses Verfahren Debridement. Angeblicher Nutzen von Debridement und Arthroskopie des Kniegelenks: Arthrose-Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern. Die Kniespiegelung erfolgt unter örtlicher oder regionaler Betäubung, also direkt im Knie beziehungsweise im Rückenmark.

Gonarthrose: Knieschmerzen bei Belastung

Experten des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben die oft durchgeführte Kniespiegelung gegen Arthrose allerdings als unwirksam entlarvt. Bereits in einem Vorbericht vom September 2013 hatte das Institut den therapeutischen Nutzen der Arthroskopie angezweifelt, in ihrem Abschlussurteil bekräftigen die IQWiG-Prüfer ihr vernichtendes Urteil.

"Der Nutzen einer Arthroskopie des Kniegelenks zur Behandlung von Gonarthrose ist nicht belegt", schreiben die Experten in dem Bericht.

Scheinbehandlung ebenso wirksam wie Kniespiegelung

Die Prüfer zogen dafür elf Studien mit insgesamt gut tausend Teilnehmern heran und verglichen die Arthroskopie des Kniegelenks einerseits mit der Scheinbehandlung durch Placebos, andererseits mit alternativen Therapien, etwa Physiotherapie oder der Injektion von Glukokortikoiden ins Knie.

Dabei legten die Autoren ihr Augenmerk darauf, wie sich die jeweilige Behandlung auf die täglichen Aktivitäten und die Lebensqualität der Betroffenen auswirkte. Daneben analysierten sie Veränderungen der Symptome und mögliche Nebenwirkungen der Therapien.

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Die Arthroskopie des Kniegelenks ist ein invasiver Eingriff. Ihr Nutzen geht allerdings nicht über einen Placeboeffekt hinaus.
©iStock.com/edwardolive

Wie sich zeigte, schnitten Placebo-Therapien im Vergleich mit der Kniespiegelung gleich gut ab. Auch dem Vergleich mit einer Trainingstherapie unter physiotherapeutischer Aufsicht hielt die Knie-Arthroskopie nicht stand: " Zu keinem Studienzeitpunkt ergab sich bei den beiden Endpunkten Schmerz und globale Bewertung der Symptomatik ein signifikanter Effekt", schreiben die IQWiG-Experten.

Therapeutische Arthroskopie punktet nur minimal

Nur gegenüber der Injektion von Glukokortikoiden ins Kniegelenk hatte die Arthroskopie demnach einen leichten Vorteil, die Beschwerden fielen nach der Spiegelung etwas schwächer aus. Ob sich auch die Lebensqualität der Patienten besser entwickelte als bei der Injektion, ging aus der betreffenden Studie aber nicht hervor.

Komplikationen der Kniespiegelung

Schon seit Längerem ist bekannt, dass eine Kniespiegelung eine Zahl von Risiken birgt: Neben Wundheilungsstörungen und Gelenkergüssen gelangen in seltenen Fällen Infektionen ins Kniegelenk. Eine Arthroskopie kann außerdem zu weiteren Knorpelverletzungen führen. Immer wieder kommt es vor, dass das während der Spiegelung verabreichte Lokalanästhetikum oder nach dem Eingriff injizierte Schmerzmittel den Gelenkknorpel angreifen. Diese Knorpelzersetzung oder Chrondrolyse beschleunigt die Entstehung einer Arthrose zusätzlich.

Bei der Arthroskopie der Knie besteht zudem ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Blutgerinnseln wie der Beinvenenthrombose (eine Thrombose je 400 Arthroskopien) oder einer Lungenembolie (eine Thrombose pro 588 Untersuchungen). Eine US-Studie aus dem Jahr 2012 wertete mehrere Zehntausend OP-Berichte aus und folgerte aus den Zahlen, dass gerade für Frauen eine erhöhte Thrombosegefahr ausgeht, wenn diese die Anti-Babypille nehmen. Daneben sind Patienten über 50 Jahre besonders gefährdet für eine Thrombose als Komplikation der Knie-Arthroskopie.

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