Ursachen sind vielfältig

Akutes Nierenversagen: Welche Symptome treten auf?

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Die Nieren dienen als Filter- und Ausscheidungsorgan. Bei einem akuten Nierenversagen kann sich ihre Funktion innerhalb weniger Stunden rapide verschlechtern. Welche Symptome darauf hindeuten und welche Ursachen dahinterstecken können.

Ultraschalluntersuchung bei Nierenversagen
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Kurzübersicht: Akutes Nierenversagen (ANV)

Definition: Die akute Niereninsuffizienz bezeichnet eine vorübergehende, plötzlich auftretende unzureichende oder völlig ausgefallene Nierenfunktion.

Symptome: Meist geht zunächst die ausgeschiedene Harnmenge zurück. Später folgen Allgemeinsymptome wie Übelkeit, Schwäche, Krampfanfälle oder Nierenschmerzen.

Diagnose: Wichtig sind die Blut- und Urinuntersuchung sowie ein Ultraschall der Nieren. Weitere diagnostische Schritte wie Röntgen oder CT können notwendig sein.

Behandlung: Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Flüssigkeits- und Elektrolytmangel müssen schnell ausgeglichen werde. In schweren Fällen kann eine vorübergehende Nierenersatztherapie in Form der Dialyse erforderlich sein.

Verlauf: Das akute Nierenversagen kann das Leben bedrohen. Rechtzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose jedoch häufig gut. Erholen sich die Nieren vollständig, kann es sogar ohne Folgen ausheilen.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist ein akutes Nierenversagen?

Das akute Nierenversagen (ANV, akute Niereninsuffizienz, AKI) ist eine innerhalb von Stunden bis Tagen eintretende, prinzipiell umkehrbare Verschlechterung der Nierenfunktion, die mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko einhergeht. Eine umgehende Behandlung ist unerlässlich.

Infolge der nachlassenden Nierenfunktion sinkt die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) und es sammeln sich Giftstoffe im Körper an. Die Harnproduktion kann normal, vermindert sein oder sogar komplett ausfallen. Bei fehlender Harnausscheidung (Diurese) sind erhebliche Wassereinlagerungen im Körper möglich. Ein akutes Nierenversagen kann in ein chronisches Nierenversagen übergehen.

Symptome: Anzeichen für ein akutes Nierenversagen

Ein sehr frühes Symptom beim akuten Nierenversagen ist, dass sich die Harnausscheidung verringert (Oligurie). Die ausgeschiedene Urinmenge beträgt dann weniger als 500 Milliliter pro Tag. Sinkt die Urinproduktion noch weiter oder versiegt ganz, spricht man von Anurie.

Folgende Symptome sind bei einer akuten Nierenschwäche möglich: 

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Ursachen: Warum kommt es zum akuten Nierenversagen?

Die Gründe für die akute Niereninsuffizienz sind meist, dass die Nieren schlechter durchblutet oder direkt geschädigt werden. Seltener ist ein gestörter Harnabfluss der Auslöser für das akute Nierenversagen. Je nach Ort der Ursache unterscheiden Fachleute verschiedene Formen: 

  1. prärenales Nierenversagen (die Ursache liegt vor den Nieren): Sie ist die häufigste Form und betrifft meist ältere Menschen. Die Nieren werden schlechter durchblutet und bilden keinen Harn mehr. Gründe dafür sind oft Entzündungen, Verbrennungen, Herzkrankheiten (Herzschwäche), Blutvergiftung (Sepsis) oder Unfälle und Operationen, die mit erheblichem Flüssigkeits- und Blutverlust einhergehen.

  2. intrarenales Nierenversagen (Ursache liegt in den Nieren selbst): Bei dieser Form ist das Nierengewebe geschädigt. Das akute Nierenversagen kann die Folge einer Nierenerkrankung wie einer Nierenentzündung (Nephritis) oder Entzündung der Nierenkörperchen (Glomeruli) sein. Zudem können Infektionen mit Viren oder Bakterien die Nieren schädigen.

  3. postrenales Nierenversagen (Ursache liegt in den ableitenden Harnwegen): Sind die ableitenden Harnwege verengt oder blockiert, staut sich der Urin und fließt schließlich in die Nieren zurück. Dann nehmen die Nieren Schaden. Als Ursachen für Verengungen kommen Nierensteine, Blasensteine, Harnsteine, Tumoren, eine gutartige Prostatavergrößerung oder eine verengte Harnröhre infrage. 

Zudem sind manche Medikamente nierenschädigend, etwa bestimmte Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac, Zytostatika (Arzneimittel bei einer Chemotherapie) oder Röntgenkontrastmittel. Entsprechende Hinweise finden sich in der Regel im Beipackzettel und werden im ärztlichen Gespräch erläutert. Auch Schwermetalle und Alkohol können eine Nierenschädigung verursachen.

Diagnosestellung: Daran erkennt man, dass die Nieren versagen

Es gibt verschiedene Parameter, die zur Diagnose eines akuten Nierenversagens herangezogen werden. Zunächst wird im Rahmen der Anamnese geklärt, inwieweit chronische Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus vorliegen. Auch die Einnahme von nierentoxischen Medikamenten ist relevant. Bei der körperlichen Untersuchung der Patient*innen werden beispielsweise der Blutdruck, die Blasenfüllung oder ein Nierenklopfschmerz erforscht.

Anschließend können weitere diagnostische Schritte unternommen werden:

  • Blutuntersuchung: Es werden zum Beispiel die Werte für Harnsäure und Elektrolyte wie Natrium und Kalium untersucht.

  • Urinuntersuchungen: Von Interesse sind etwa Proteinurie (erhöhter Eiweißverlust über den Urin), Harnstoff und Kreatinin. Ein Kreatininanstieg deutet auf eine nachlassende Nierenleistung hin.

  • Urinvolumen und Urinsediment: Die ausgeschiedene Urinmenge lässt Aussagen zu Schweregrad und Verlauf des akuten Nierenversagens zu.

  • Elektrokardiographie (EKG): Es wird zum Beispiel abgeklärt, ob Herzrhythmusstörungen als Zeichen einer Hyperkaliämie (erhöhte Kaliumwerte im Serum) vorliegen. Denn eine verminderte Kaliumausscheidung über die Nieren ist charakteristisch für eine Niereninsuffizienz.

  • bildgebende Untersuchungen: In der Regel erfolgt eine Ultraschalluntersuchung der Nieren. Möglich sind auch eine Röntgenaufnahme des Brustraums, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Unterbauchs. Bei Verdacht auf einen Nierenarterienverschluss kann zudem eine Szintigrafie mit schwach radioaktiv markierten Substanzen verwendet werden.

  • Nierenbiopsie: Die Entnahme von Gewebe kann Aufschluss über verändertes Nierengewebe geben.

Behandlung bei akutem Nierenversagen

Eine spezifische medikamentöse Therapie gegen Nierenversagen gibt es bislang noch nicht. Die Behandlung besteht vielmehr darin, die auslösenden Ursachen zu beseitigen und gleichzeitig die Symptome oder Komplikationen der Nierenfunktionsstörung zu lindern. Einige Beispiele:

  • Eine Harnabflussstörung beheben Ärzt*innen, indem sie die Hindernisse wie Nierensteine entfernen.

  • Bakterielle Infektionen lassen sich mit Antibiotika behandeln.

  • Sind nierenschädigende Arzneien der Grund für die Niereninsuffizienz, sollte in ärztlicher Rücksprache die Dosis angepasst, das Medikament abgesetzt oder auf ein anderes Präparat umgestiegen werden.

  • Große Blut- und Flüssigkeitsverluste nach Unfällen oder Operationen lassen sich mithilfe von Infusionen oder Bluttransfusionen ausgleichen.

  • Bei verminderter Urinausscheidung helfen harntreibende Medikamente (Diuretika), damit es zum Anstieg der Harnproduktion kommt.

  • Blutwäsche (Dialyse) reinigt und entgiftet das Blut außerhalb des Körpers. Die Nierenersatztherapie ist solange nötig, bis sich die Nierenfunktion wieder verbessert hat.

Komplikationen des Nierenversagens sollte möglichst vorgebeugt werden. Solange eine Niereninsuffizienz vorliegt, ist es deshalb notwendig, den Flüssigkeits- und Elektrolyt-Haushalt auszugleichen sowie eine Anreicherung von harnpflichtigen Substanzen wie Harnstoff, Harnsäure oder Kreatinin zu verhindern.

Trotz rascher Behandlung ist das akute Nierenversagen eine schwerwiegende Erkrankung. Tritt es zum Beispiel im Rahmen eines Multiorganversagens auf, ist die Niereninsuffizienz auch heute noch mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden.

Verlauf und Prognose des akuten Nierenversagens

Bei einem akuten Nierenversagen gibt die Menge des ausgeschiedenen Urins wichtigen Aufschluss über den Fortschritt der Krankheit. Bei der häufigsten Verlaufsform des akuten Nierenversagens kann die Harnmenge je nach Stadium deutlich von der normalen Menge von 1 bis 1,5 Liter pro Tag abweichen.

Verlaufsformen der akuten Niereninsuffizienz, die nicht mit dem Symptom einer verminderten Harnmenge einhergehen, treten seltener auf und haben oft eine günstigere Prognose.

Bei prä- und postrenaler akuter Niereninsuffizienz ist die Nierenfunktion meist vollständig wiederherstellbar, wenn die Ursachen für die Beschwerden rechtzeitig beseitigt werden. Bei einem intrarenalen akutem Nierenversagen ist die Prognose vor allem dann schlechter, wenn vor Behandlungsbeginn das Nierengewebe bereits deutlich geschädigt wurde. Ist dies der Fall, droht ein Übergang der akuten Symptomatik in ein chronisches Nierenversagen.

Unterscheidung akute und chronische Niereninsuffizienz

Die akute Niereninsuffizienz bezeichnet einen schnellen Verlust der Nierenfunktion, der innerhalb von Tagen bis Wochen auftritt. Dem gegenüber entwickelt sich die chronische Form über einen längeren Zeitraum, typischerweise über mehr als drei Monate. Auch die Symptome entwickeln sich schleichend und sind anhaltend, während sie bei der akuten Insuffizienz plötzlich auftreten.

Häufig sind diabetische und vaskuläre Nierenschädigungen die Ursache für eine chronische Niereninsuffizienz. Im Gegensatz dazu kann die Ursache des akuten Nierenversagens vielfältiger sein, wie beispielsweise eine akute Schädigung durch Medikamente oder eine plötzliche Unterbrechung des Blutflusses zu den Nieren.

Die Behandlung der chronische Niereninsuffizienz konzentriert sich auf die Kontrolle der Grunderkrankung und Therapie von Komplikationen, die mit fortschreitender Nierenerkrankung zunehmen. Während ein akutes Nierenversagen in der Regel umkehrbar (reversibel) ist, gilt die chronische Form als fortschreitend und irreversibel.
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