Vorhofflimmern (AF, AFib)
Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern. Es tritt oft bei der Koronaren Herzerkrankung sowie beim Bluthochdruck auf und bedingt ein erhöhtes Schlaganfallrisiko. Wichtig ist deshalb eine effektive Behandlung der Grunderkrankung. Ferner muss versucht werden, den normalen Herzrhythmus wieder herzustellen. Gleichzeitig muss gezielt einem Schlaganfall vorgebeugt werden.
Die häufigste und wohl auch medizinisch bedeutsamste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern, auch als "AF" oder "AFib" aus dem Englischen abgekürzt und für "atrial fibrillation" steht . Die Störung geht von den Herzvorhöfen aus, wobei im rechten Herzvorhof der sogenannte Sinusknoten lokalisiert ist, eine Region, die maßgeblich den Herzrhythmus steuert. Beim Vorhofflimmern ist die Herzschlagkontrolle durch den Sinusknoten aufgehoben. Es entstehen unregelmäßige Erregungswellen, die den normalen Sinusrhythmus des Herzschlags stören und zu unkoordinierten Bewegungen der Herzvorhöfe führen, dem Vorhofflimmern. Dabei sind die elektrischen Impulse so häufig, dass sie 300 bis 600 Schläge der Vorhöfe pro Minute auslösen können. Dank der Filterfunktion einer zweiten "Steuerzentrale" für den Herzrhythmus, des sogenannten AV-Knotens, wird meist jedoch nur ein kleiner Teil der Vorhoferregungen auf die Herzkammern übergeleitet.
Derzeit sind in Deutschland den Schätzungen zufolge rund eine Million Menschen betroffen. Allerdings steigt diese Zahl stetig und die Experten gehen davon aus, dass in rund 40 Jahren rund 2,5 Millionen Menschen hierzulande an einem Vorhofflimmern leiden werden. Denn das Risiko, ein Vorhofflimmern zu erleiden, steigt mit dem Alter. Die steigende Lebenserwartung und die dadurch begründete Zunahme der Zahl älterer Menschen hat damit zwangsläufig eine weiter steigende Zahl an Menschen mit Vorhofflimmern zur Folge.
Dr. Heart / Expertenteam
Oft massive Beeinträchtigung der Lebensqualität
Das Vorhofflimmern ist eine tückische Erkrankung: Eine Studie zeigt, dass 70 Prozent aller Vorhofflimmer-Episoden keine Beschwerden verursachen. "Untersuchungsprogramme zur Früherkennung gefährdeter Bevölkerungsgruppen, also von Menschen über 50 Jahren, insbesondere mit Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit oder Herzmuskelschwäche, sind daher eine wichtige Aufgabe für die Zukunft", erklärt Professor Günter Breithardt, Sprecher des Kompetenznetzes Vorhofflimmern.
Während ein Teil der Patienten praktisch nichts von der Herzrhythmusstörung spürt, leiden andere unter wiederholt auftretenden starken Beschwerden wie Herzklopfen, Herzrasen, Brustschmerzen, Atemnot, Angstgefühlen, Schweißausbrüchen, Schwindel, Müdigkeit oder Benommenheit. Die Lebensqualität der Betroffenen ist durch die Beschwerden, aber auch durch die notwendige Behandlung und die zum Teil wiederholten Klinikeinweisungen erheblich beeinträchtigt. Vor allem Herzstolpern und Herzrasen verursachen Ängste und das Gefühl einer gesundheitlichen Bedrohung. Hinzu kommen Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit und es entsteht seelische Anspannung, die ihrerseits das Vorhofflimmern noch verschlechtern kann. Zahlreiche Erkrankte entwickeln eine Art Vermeidungsverhalten und versuchen, körperlichen Anstrengungen aus dem Weg zu gehen und ziehen sich mehr und mehr vom sozialen Leben zurück.
Erhöhtes Risiko für Herzschwäche und Schlaganfall
Das Vorhofflimmern hat davon abgesehen erhebliche weitere gesundheitliche Konsequenzen und tritt oft zusammen mit anderen Herzerkrankungen auf. Sie können die Ursache für die Rhythmusstörung sein oder auch deren Folge. So kann eine bestehende Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) das Vorhofflimmern fördern. Dieses kann andererseits die Herzinsuffizienz verstärken. Ähnliche Zusammenhänge gibt es auch bei anderen Erkrankungen wie dem Bluthochdruck, Herzklappenfehlern und einer Koronaren Herzerkrankung.
Die größte Gefährdung der Patienten besteht allerdings in einem deutlich erhöhten Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, zumal Schlaganfall bei Patienten mit Vorhofflimmern oft besonders schwer verlaufen. Bleibende Behinderungen wie Lähmungen auf einer Körperseite, Gehstörungen, Empfindungsstörungen, Koordinationsschwierigkeiten, Sprech- und Sprachstörungen, Sehstörungen, Störungen des Schluckvermögens sowie Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit und auch der Tod des Patienten können die Folge sein.
Vorhofflimmern: Verschiedene Krankheitsformen
Die Mediziner unterscheiden drei Formen des Vorhofflimmerns:
- Paroxysmales Vorhofflimmern: Hierbei kommt es wiederholt zu Episoden von Vorhofflimmern, die innerhalb von sieben Tagen von allein wieder aufhören.
- Persistierendes Vorhofflimmern: Das Vorhofflimmern hält länger als sieben Tage an, kann aber durch eine Behandlung (Kardioversion oder Frequenzkontrolle) gestoppt werden.
- Permanentes Vorhofflimmern: Das Vorhofflimmern bleibt trotz Kardioversion bestehen.
Die einzelnen Formen von Vorhofflimmern schließen sich nicht gegenseitig aus. So können bei einem Patienten wiederholt paroxysmales und gelegentlich persistierendes Vorhofflimmern auftreten.
Appell für eine konsequente Behandlung bei Vorhofflimmern
Die erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und das hohe Schlaganfallrisiko erklären die Appelle der Experten, das Vorhofflimmern keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern ernst zu nehmen als gravierende Erkrankung, die einer adäquaten Behandlung bedarf.
Die Therapie erfolgt dabei auf zwei Ebenen: Auf der einen Ebene kann versucht werden, durch Medikamente oder durch eine elektrische Stimulation den Herzrhythmus zu normalisieren (Kardioversion), also dafür zu sorgen, dass sich der normale Herzrhythmus wieder einstellt und erhalten bleibt (Rhythmuskontrolle). Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Herzfrequenz zu senken und entsprechend niedrig zu halten (Frequenzkontrolle). Die Behandlung führt vor allem dazu, dass der betreffende Patient weniger Beschwerden hat und seine Lebensqualität wieder verbessert wird.
Hohes Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern
Die zweite Behandlungsebene betrifft das vom Vorhofflimmern ausgehende Komplikationsrisiko, in erster Linie die Schlaganfallgefahr. Sie geht von kleinen Blutgerinnseln (Thromben) aus, die sich infolge der Rhythmusstörung im Vorhof des Herzens bilden können. Sie können von dort ins Gehirn gelangen, dort ein Blutgefäß verschließen und somit einen Schlaganfall auslösen. Bei der Mehrzahl der Patienten ist deshalb eine vorbeugende Behandlung notwendig. Ob hierzu am besten Medikamente genutzt werden, die die Verklumpung der Blutplättchen hemmen (Thrombozytenaggregationshemmer) oder Wirkstoffe, die die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabsetzen und damit der Thrombusbildung entgegenwirken (Antikoagulantien), ist jeweils von der individuellen Situation abhängig und kann nur durch den behandelnden Arzt entschieden werden.
Dr. Heart / Expertenteam
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