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retrobulbärneuritis

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Neurologie | Expertenfrage

15.09.1999 | 01:09 Uhr

Wer kann mir bitte genauere Informationen zu dieser Erkrankung geben? Mir wurde Vor ca. 2 Wochen diese Diagnose gestellt, leider sieht sich bislang kein Arzt in der Lage, mir eine verständliche Erklärung über die Ursache,Spätfolgen, Heilungserfolge etc. zu erteilen.
Eine Rückenmarkspunktion wurde durchgeführt, ohne Befund.
Als weitere Maßnahme wurde eine 5-Tägige Cortison-Therapie in einer Dosis von 1000mg /Tg. angeordnet.
Diese habe ich abgelehnt.
Wer kann mir Alternativ-Behandlungen angeben?

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15.09.1999, 09:09 Uhr
Antwort

Eine der häufigsten Ursachen eines plötzlichen Sehverlustes bei jüngeren Menschen auf einem Auge ist die umschriebene Entzündung des Sehnervens also eine Neuritis, die retrobulbär eben -hinter dem Auge- auftritt. Ärzte in früherer Zeit schrieben über diese Erkrankung: ..daß der Patient nichts sieht und der Arzt nichts sieht Damit ist gemeint, daß der Arzt bei der Untersuchung des Auges nichts Absonderliches feststellen kann. Somit ist die Diagnose erst zu stellen, wenn andere Ursachen eines Sehverlustes ausgeschlossen sind. Die eigentliche Ursache ist nicht ganz geklärt; da aber allergisch entzündliche Phänomene nachgewiesen sind, hat man mit gutem Erfolg versucht, entzündungshemmende Mittel einzusetzen, um den Verlauf abzukürzen. Hier hat sich das Cortison in der von Ihnen angesprochenen hohen Dosis bewährt. Da das Medikament nur 5 Tage gegeben werden muß, sind die Nebenwirkungen doch recht gering; insbesondere, wenn man die Magenschleimhaut mit zusätzlichen Präparaten schützt. Da alternative Behandlungen wirkungslos sind, würde ich Ihnen zu einer solchen Therapie raten. Glauben Sie mir , ich habe schon sehr viele solcher Behandlungen durchgeführt, wonei es noch nie zu ernsthaften Problemen gekommen ist.
Auf der anderen Seite ist jedoch nur erwiesen, daß Patienten unter Cortison schneller ihre Sehfähigkeit wiedererlangen, es ist nicht nachgewiesen, daß Cortison ein Wiederauftreten in der Zukunft verhindern kann. In den allermeisten Fällen können Sie also mit einer erheblichen Besserung Ihrer Sehfähigkeit rechnen.
Da die Retrobulbärneuritis in einigen Fällen ein Frühsymptom einer Multiplen Sklerose sein kann, war es sicher richtig, bei Ihnen eine Lumbalpunktion durchzuführen und der unauffällige Befund ist , was den weiteren Verlauf der Erkrankung betrifft sehr beruhigend. Da ich annehme, daß ein Arzt für Neurologie Sie untersucht hat, ist gewährleistet, daß durch weitere Untersuchungen (wie speziellen EEG Ableitungen oder der Kernspintomographie) wetere Entzündungsherde im Nervensystem ausgeschlossen wurden.
Ich wünsche Ihnen baldige Genesung und hoffe, daß sie bald Ihr volles Sehvermögen wiedererlangt haben werden, auch wenn ich Sie, was alternative Behandlungsmöglichkeiten angeht, enttäuschen muss.
Dr.H.-A. Haller

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16.09.1999, 11:09 Uhr
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Vielen Dank, auch wenn die Antwort wirklich nicht unbedingt positiv ausgefallen ist!!!! Allerdings sind bei der Kernspintomographie sehr wohl weitere Entzündungsherde sichtbar geworden! Neben dem verminderten Sehvermögen sind weiterhin vermehrt Kopfschmerzen sowie Schwindel aufgetreten.(Grund zur Besorgnis???)
Können diese Entzündungsherde Spätfolgen nach sich ziehen?
Das Sie so schnell unsere und meine Fragen beantworten finde ich einfach suuuupeeeeeer!!!! Vielen,vielen Dank
-Gibsy-

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16.09.1999, 21:09 Uhr
Antwort

Nun möchte ich Ihnen doch noch einige Ergänzungen anfügen, nachdem ich erfahren habe, daß doch weitere Entzündungsherde im Gehirn in der Kernspintomographie zu sehen waren. Dies könnte dafür sprechen , daß bei Ihnen eine Encephalomyelitis disseminata vorliegen könnte. Ein vertrauensvolles ausführliches Gespräch mit Ihrem behandelnden Neurologen, wird sicher Ihre zahlreichen Fragen beantworten können. Hier ist ein persönliches Gespräch fällig.
Zunächst nur soviel: auch eine solche Nervenentzündung kann völlig gutartig verlaufen und nur in einigen Fällen können immer wieder Krankheitszeichen aufflammen. Falls dies bei Ihnen unglücklicherweise so sein sollte, stünden heute wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Allerdings ist es nicht nötig bei einmaligen Krankheitszeichen - wie bei Ihnen - eine solche Behandlung zu beginnen. Also wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Neurologen, da es in diesem Falle leider keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt, ja es ist sogar so, daß abwehrsteigernde Maßnahmen - wie Echinaccin zum B. - die Krankheit sogar verschlechtern können.
Nun zunächst soviel; falls nach Ihrem Arztgespräch noch Fragen offen sind und Sie eine zweite Meinung wünschen, werden wir gerne antorten.
Dr. Hans-A. Haller

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18.09.1999, 09:09 Uhr
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Liebe Anne, <p>als Neurologe danke ich Ihnen, der Gipsy eine so Mut machende und vor allem richtige Antwort gegeben zu haben. Bei sehr vielen MS Patienten ist die Angst vor dem so schlechten Ruf der Erkrankung oft das Schlimmste und hilft kaum mit der Diagnose richtig umzugehen.

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19.09.1999, 12:09 Uhr
Antwort

Liebe Anne, Hallo Dr. Haller,
Vielen Dank für die mutmachenden Antworten,weder die Ärzte der Klinik noch mein Neurologe haben so sich so viel Mühe gemacht mir zu meinem Gesundheitszustand so viel zu sagen.Im Gegenteil, meine immer wieder aufkommenden Fragen wurden nur mit der Cortison-Therapie beantwortet.Es wurde mir lediglich mitgeteilt, daß es wohl kein MS wäre, aber eine genaue Diagnose wurde mir trotzdem nie mitgeteilt!Bedeuten denn nun die anderen Entzündungsherde defenetiv Encephalomyelitis disseminata, eine Vorstufe der MS? Ich hoffe Ihnen mit meiner Fragerei nicht den letzten Nerv zu rauben, ich habe leider keinen Kontakt mehr zu meinem Neurologen!
Gibsy

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19.09.1999, 18:09 Uhr
Antwort

Nochmals mein Rat: Sie brauchen einen kompetenten Neurologen, den es sicher in Ihrer Nähe gibt. Falls es schwierig sein sollte, fragen Sie bei der örtlichen Ärztekammer an, evtl empfiehlt Ihnen die Klinik einen niedergelassenen Kollegen oder falls nix recht klappen sollte, helfen auch wir Ihnen gern.
Mit freundlichem Gruß
Dr.Hans-A Haller

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19.09.1999, 23:09 Uhr
Antwort

Liebe Gibsy,
encephalomyelitis dissemenata ist keine Vorstufe von MS, sondern der lateinische Ausdruck dafür und eine hochdosierte Cortison-Therapie im akuten Schub(intra-venös), ist die momentan beste Antwort darauf. Die Nebenwirkungen sind in der Relation zur Wirkung, wirklich zu vertreten. Es geht ums Augenlicht, also keine Bange vor einer 3-5 tägigen Cortison-Therapie! Wenn Dein Dich behandelnder Arzt nicht in der Lage ist, mit Dir ordentlich zu kommunizieren, dann mußt Du ihn eben wechseln. Ein gutes Arzt-Patientenverhältnis, ist bei einer schwerwiegenden Erkrankung von enormer Wichtigkeit! Für den Notfall hast du ja schon ein nettes Angebot von Dr. Haller stehen.
Nochmals alles Gute,
Anne

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