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Kann ein Hund trotz Impfung Tollwut-Viren im Speichel haben?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

20.09.2018 | 13:56 Uhr

Sehr geehrte Experten,

am 09.09.2018 um etwa 15.00 Uhr bin ich von einem geimpften Tierheimhund gebissen worden. Mein Hausarzt bat mich abzuklären, ob Tollwut auszuschließen ist. Das Tierheim teilte mir mit, der Hund sei geimpft. Das teilte ich meinem Hausarzt mit und dieser rief zur Sicherheit noch beim Veterinäramt an. Die Aussage war, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund Tollwut hat, praktisch bei Null läge: das Tier kommt zwar aus dem Ausland ist aber seit November 2017 in Deutschland. Eine postexpositionsprophylaxe (PEP)sei deshalb nicht notwendig.

Nun war ich zwar erstmal beruhigt, dachte mir aber, ich sollte vielleicht doch eine PEP durchführen lassen (und die Kosten im Zweifelsfall selbst tragen) um ganz sicher zu sein. Also bin ich in die Klinik gefahren, wo mir der Arzt sagte, bei einem bekannten, geimpften Hund sind keine Indikatoren gegeben, daher wird keine PEP durchgeführt. Es handele sich um eine aktive Immunisierung, d.h. man bekäme Fieber usw. und daher macht man das nicht regelmäßig. Das war für mich wieder zunächst beruhigend und ich dachte mir: einfach mal der Medizin vetrauen!

Was mir mitlerweile wieder in den Sinn gekommen ist, und was ich den Ärzten nicht mitgeteilt habe ist, dass der Hund am morgen des Tages, an dem er mich gebissen hat, von einem anderen Hund in den Maulkorb gebissen wurde, wie mir erzählt wurde. Dabei wurde er scheinbar nicht verletzt, und selbst wenn: er ist ja geimpft. Meine Sorge ist aber, dass falls der andere Hund Tollwut hatte, die Viren aus dessen Speichel in den Mundraum des Tierheimhundes gelangt sein könnten, der mich gebissen hat, und daher, obwohl dieser Hund gesund ist, das Risiko einer Infektion gegeben sein könnte.

Der andere Hund ist soweit ich weiß ein Privathund, aber sonst weiß ich nichts über ihn, und glaube auch, dass sich der Halter jetzt nicht mehr ausfindig machen lassen würde. Vernunftsmäßig vermute ich, dass das Risiko einer Infektion dennoch verschwindend gering ist. Ich weiß aber nicht, ob ein Arzt die Lage vor einem solchen Hintergrund anders bewerten würde, und zu einer PEP raten würde, oder ob die Einschätzung wieder die selbe wäre wie in der Klinik. 

Ich neige zu übertriebener Besorgtheit und habe das Gefühl den Bezug zum normalen vernüftigen Denken zu verlieren. Daher würde ich gerne wissen:

Kann man zum wirklichen Risiko in diesem Fall etwas sagen?

Es sind ja schon mehr als 10 Tage vergangen. Müsste, wenn sich bei dem Privathund Tollwutsymptome gezeigt hätten, normalerweise das hiesige Veterinär- oder Gesundheitsamt informiert worden sein?

Ich bin für jede Hilfe und Information dankbar!

Beste Grüße

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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20.09.2018, 22:32 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Ben_ru,

Sie machen sich tatsächlich unnötige Sorgen. Die Auskunft, dass eine PEP in Ihrem Fall nicht notwendig sei, ist völlig korrekt.

Der Hund kam ganz sicher nicht mit einer Tollwutinfektion nach Deitschland. Hier wurde er geimpft. In Deutschland, das frei von Tollwut bei landlebenden Tieren ist, gibt es für den Hund keine reale Möglichkeit, sich zu infizieren.

Also: Entwarnung. Tun Sie sich etwas Gutes (ich würde wahrscheinlich aus Erleichterung ein Glas Wein trinken, will Sie aber nicht zum Alkohol verführen) und vergessen Sie diese Angelegenheit.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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21.09.2018, 10:00 Uhr
Kommentar

Vielen Dank Herr Dr. Leidel! 

Die Anwort hat mir sehr dabei geholfen, mich zu beruhigen.

Was Sie sagen trifft ja auf den anderen Hund auch zu: er kann sich hier nicht realistisch mit Tollwut infiziert haben, und dass es sich um ein illegal eingeschmuggeltes Tier handelt, das zufällig Tollwut hat, ist denke ich wirklich höchst unwahrscheinlich. 

Also vielen Dank und beste Grüße, 

Ben_ru

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24.09.2018, 17:26 Uhr
Kommentar

Guten Tag Herr Dr. Leidel, 

trotz Ihrer eigentlich klaren und erfreulichen Antwort schleichen sich bei mir immernoch Zeifel und Angst ein. 

Sie würden mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie mir sagen könnten, ob sie den Teil meiner Frage, bei der es um den Maulkorbbiss am Morgen ging, mit berücksichtig haben und ob dieser Umstand für Ihre Einschätzung einen Unterschied macht. 

Natürlich will ich nicht andeuten, Sie würden die Fragen nicht genau lesen, aber ich habe relativ viel geschrieben. Und vielleicht ist nicht klar geworden, dass ich mir um diesen Punkt speziell Sorgen mache. 

Vielen Dank für Ihre Hilfe! 

Ben_ru

 

 

 

 

Experte-Leidel
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25.09.2018, 11:23 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Morgen Ben_ru,

ja, das hatte ich mitberücksichtigt, wobei mir nicht ganz klar ist, was "Biss in den Maulkorb" bedeutet. Aber egal, es gibt in Deutschland derzeit keinen einzigen Hinweis darauf, dass irgendwo ein tollwütiger Hund unbemerkz sein Unwesen treibt.

Außerdem: Wenn in einem Land mit Tollwut ein Hund einen anderen beißt und dabei mit Tollwut ibfiziert, kann der gebissene Hund die Krankheit erst weitergeben, wenn diese Infektion dazu geführt hat, dass sich die Viren im Gehirn vermehrt haben und von dort in die Speicheldrüsen gewandert sind.

Ich halte es für müßig, dass Sie grübeln und grübeln.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel 

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26.09.2018, 08:53 Uhr
Kommentar

Guten Morgen Herr Dr. Leidel, 

ich danke Ihnen für Ihre nochmalige Anwort. 

Ich werde versuchen, die Sache zu vergessen. Das Problem scheint eher in meinem Kopf zu sein.  

Ihre Arbeit hier ist sehr wertvoll, und es ist bewundernswert wie Sie alle User ernst nehmen und sehr hilfreiche Einschätzungen liefern! 

Herzliche Grüße, 

Ben_ru

Experte-Leidel
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26.09.2018, 11:32 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Ben_ru,

danke für Ihr freundliches Feedback. Ja, Angst ist zunächst ja eigentlich etwas Gutes, was uns Menschen warnt. Aber zuviel Angst lähmt und beeinträchtigt das normale Leben.

Ich wünsche Ihnen alles Gute!

Herzliche Grüße

Jan Leidel

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