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Frage zu Tollwutgefahr an Hr. Dr. Leidel

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

02.01.2019 | 14:39 Uhr

Sehr geehrter Hr. Dr. Leidel,

mir geht diese Sache einfach nicht aus dem Kopf.

Ich fang jetzt einfach mal an zu erzählen:

Im Sommer vor ca. 6 Monaten war ich mit meinem Hund ( gegen Tollwut geipmft) in Süddeutschland am Waldrand spazieren und plötzlich ist ein paar Meter den Weg voraus ein Fuchs "aufgesprungen" und ist mit lahmenden Hinterbeinen unter einen großen Haufen an Baumstämmen drunter, der sich ca. einen Meter weg vom Weg befand.
Dann bin ich den gleichen Weg wie der Fuchs vom Weg zu dem Stapel gegangen und hab unter den Stapel geschaut, ob der Fuchs da liegt wegen Kontaktieren von Polizei/im Endeffekt Jäger. Zwischen dem Weg und dem Stapel war hohes Gras und ich hatte eine kurze Hose an.
Weder ich noch mein Hund hatten den Fuchs direkt berührt. Hab mich dann zu Hause auf jeden Fall an den Beinen gewaschen. Eine auffallende Wunde hab ich an den Beinen nicht bemerkt, jedoch etwas Schorf ein paar Tage später.. 

(Der Jäger war angeblich dort und hat den Fuchs angeblich nicht gefunden...) jedenfalls war der Fuchs am nächsten Tag noch am selben Ort undzwar tot, was man schon aus mehreren Metern Entfernung riechen konnte. Das, was von dem Tier noch übrig ist, liegt da wohl immernoch.
Daran, dass der Fuchs angefahren wurde, zweifle ich ein wenig weil die nächste Straße locker 500m weg ist.

Ich hatte damals panische Angst, dass der Fuchs Tollwut hatte und ich mich infiziert haben könnte, weil ich ja eine kurze Hose anhatte und evtl. der Fuchs den Speichel an das Gras und somit an mich, weil ich direkt nach ihm da durch gegangen bin, weitergegeben hatte.
Ich habe damals viel im Internet gelesen und als nach der durchschnittlichen Inkubationszeit nix passiert ist, hab ich mich wieder beruhigt. Ich war damals nicht beim Arzt, weil ich in der Vergangenheit schon mehrfach Krebs, ALS, Herzprobleme usw hatte was sich dann als nichts rausstellte.. bin also auf jeden Fall hypochondrisch veranlagt und werde daran arbeiten.

Ich hatte bis letzte Woche noch die Klamotten und Schuhe seitdem ungetragen im Schrank, die ich an diesem Tag anhatte, da ich dieses Thema einfach ignoriert hab, wollte jetzt ein für alle Mal mit dem Thema abschließen und bin grad dabei alles auszumisten und vieles zu waschen. Dadurch ist mir leider wieder was in den Sinn gekommen, was mich wieder ganz verrückt macht.
Manchmal kann die Inkubatioszeit bis zu 2 Jahren betragen (abhängig von dem Ort und Art der Wunde, der Menge an aufgenommen Viren usw.) jetzt entwickelt sich bei mir gerade die Theorie, dass ich nur durch eine unbemerkte kleine Wunde am Bein nur wenig Viren aufgenommen hab und es deswegen durchaus solange dauern könnte? Hab nirgends was gefunden, wie die Inkubationszeit wirklich mit allem zusammenhängt und es erklärt wird, warum es solange bis zum Ausbruch dauern kann.

Darum meine Fragen:
1. Wie schätzen sie die Situation ein? (mir ist bewusst, dass es lange keinen nachgewiesenen Fall der Tollwut bei Füchsen gegeben hat, man weiß ja nie..) Besteht ihrer Meinung nach Gefahr?


2. Ist es irgendwie möglich, dass von Gegenständen wie Tshirt oder Schuhe, die ich ich seitdem noch ungewaschen habe, noch Gefahr ausgeht?

Danke, dass sie sich die Zeit nehmen!

 

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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03.01.2019, 12:42 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

die Situation, die Sie schildern, stellt nach meiner Überzeugung keine Infektionsgefahr dar. Wie Sie selbst schreiben, ist Deutschland seit 2008 frei von Tollwut bei landlebenden Tieren. Und es ist sehr unwahrscheinlich, dass plötzlich wieder isoliert ein tollwütiger Fuchs auftaucht. Der müsste seine Infektion auch irgendwoher erworben haben, d. h. es müsste in der Region bereits mehrere erkrankte Tiere geben, was kaum unbemerkt geblieben wäre.

Aber gehen wir ruhig einmal davon aus, dass der Fuch infiziert gewesen ist. Dann hätte der sehr indirekte Kontakt mit etwaigem Speichel am Gras und schließlich an der Kleidung nach menschlichem Ermessen kein Risiko bedeutet. Eine Infektion setzt einen Biss (>95%) oder (selten) einen unmittelbaren Kontakt (z. B. durch belecken) mit einer Schleimhaut oder einer offenen Wunde voraus.

Inkubationszeiten von einem Jahr oder länger sind zwar ganz vereinzelt beschrieben, es sind aber Raritäten.

Also: ich schätze die geschilderte Situation nicht als Risikokontakt ein. Und von den Kleidungsstücken geht sicher keine Gefahr aus.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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03.01.2019, 13:49 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

danke für ihre Antwort.

Ich hatte jedoch an dem Tag eine kurze Hose an, dh der Speichel wäre theoretisch an meinem Bein gewesen. Meine Angst ist einfach nur dass ich eine kleine Wunde übersehen habe. Sehen sie auch dann kein Risiko? Tut mir leid, dass ich sie nochmal frage, bin auch bald wieder in Behandlung wegen übertriebenen Ängsten. 

Noch einen schönen Tag!

Experte-Leidel
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03.01.2019, 14:50 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag nochmal,

es tut mir leid, aber ich verstehe Sie nicht. Wollen sie sich lieber gruseln?

Ich habe versucht, Ihnen zu erklären, dass meiner Ansicht nach von dieser Situation keine Gefahr ausging.  Ich hatte Ihnen erklärt, wie unwahrscheinlich es gewesen ist, dass dieser Fuchs mit Tollwut infiziert gewesen ist. Wäre es anders, wären in den letzten 6 Monaten zahlreiche Tollwutfälle in Ihrer Gegend aufgetaucht. Der Bereich wäre Sperrbezirk usw.

Da der Fuch nicht infektiös war, ist es egal, welche Kleidung Sie trugen. Nur als suzusagen 2. Sicherheit habe ich versucht, Ihnen zu erklären, dass auf diese indirekte Weise eine Übertragung praktisch ausgeschlossen ist. Oder habe ich etwas übershen? Hat der Fuchs Sie vielleicht richtig beleckt, vielleicht an einer offenen Wunde? Dann wäre es ja gut, dass er nach menschlichem Ermessen nicht infektiös gewesen sein kann.

Ich denke, wir sollten diesen Austausch damit beenden. Meine rationalen Antworten erhühen nur Ihre irrationale Angst. Sie sollten sich zügig um eine entsprechende Therapie bemühen.

Alles Gute

Dr. Jan Leidel

 

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03.01.2019, 14:53 Uhr
Kommentar

Danke Herr Dr. Leidel, ich weiß ihre Zeit sehr zu schätzen. Ein frohes neues Jahr!

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