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Blut an Geldscheinen / Hepatitis B + C

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

12.01.2018 | 11:50 Uhr

Guten Tag,

immer wieder im Alltag begegnet man getrocknetem Blut. Beispielsweise am Geldautomat wenn man Geld holt und bemerkt, dass getrocknetes Blut dran ist.
Ich bin etwas ängstlich seit ich Mutter geworden bin, früher habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Aber ist es möglich sich auf diesem Wege Hepatitis B oder C zu holen, wenn man aufgrund häufigen Windeln wechseln trockene Hände hat, die manchmal auch bluten?

Eine weitere Frage, wenn ich das getrocknete Blut berühre und dann auch andere Sachen wie Babyschale, Kleidung, Lenkrad. Muss ich dann alles desinfizieren?
Bisher habe ich dies nicht gemacht. Sorge mich aber, dass ich falsch reagiert habe. 

Kann man auch direkt Lebensmittel danach einkaufen gehen, nach Kontakt mit dem getrockneten Blut auf dem Geldschein. Oder muss man zwingend die Hände desinfizieren oder waschen?

Ich bitte um Ihre fachkundige Einschätzung. Damit ich das Thema beruhigt abhaken kann.

Vielen Dank.

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12.01.2018, 13:41 Uhr
Antwort

Nachtrag:

Wie das Leben so spielt, habe ich heute beim Auto fahren bemerkt, dass ich mich gerissen hatte, oder womöglich an einem neu aussehenden Geldschein geschnitten habe, als ich auf der Bank war. Habe es nicht genau bemerkt wo es passiert ist.

Der Finger blutete noch nach, als ich Zuhause Hände wusch und desinfizierte.

Besteht die Gefahr durch Hepatitis Viren am Lenkrad vom Tag zuvor von dem Geldschein mit getrockneten Blut, was definitiv nicht von mir stammt?
Oder vom möglicherweise noch neu aussehnden Geldschein? Flecken darauf hab ich nicht wahrgenommen.

Danke für Ihre Entschätzung bereits im Vorfeld.

Experte-Leidel
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12.01.2018, 21:15 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Verunsichert,

Sie machen sich grundlos schwere Sorgen, was für Sie und Ihr Kind nicht wirklich gut ist. Es gehört ein sehr enger, unmittelbarer und direkter Kontakt dazu, um sich mit Blut-übertragenen Viren anzustecken. Die von Ihnen genannten alltäglichen Kontakte mit angetrocknetem Blut übertragen diese Infektionen nicht. Wäre es anders, wäre die Bevölkerung nahezu vollständig infiziert.

Die Übertragung erfolgt durch sexuelle Kontakte (bei Hepatitis C äußerst selten), durch gemeinsame Benutzung von Fixerbestecken und evtl. durch sehr enge, anhaltende Kontakte und im medizinischen Bereich durch die Verletzung mit Nadeln oder ähnlichem, die zuvor bei infektiösen Patienten benutzt worden waren. Eine Übertragung durch angetrocknetes Blut z. B. auf Geldscheinen ist nicht möglich.

Wahrscheinlich sollten Sie wegen Ihrer Ängste professionelle Hilfe suchen. Jedenfalls wünsche ich Ihnen weniger Angst, mehr Rationalität und natürlich alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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13.01.2018, 12:05 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für Ihre Antwort. Eine kurze Nachfrage habe ich noch. Wie sieht die Gefährung bei einem Schnitt mit einem Geldschein aus, der trockene Blutspuren aufweist. Da man immer wieder liest, man solle keine Nagelscheren oder Zahnbürsten benutze.

Experte-Leidel
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13.01.2018, 18:25 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Verunsichert,

eine Infektion mit Hepatitis B oder C-Viren auf die von Ihnen beschriebene Weise ist (wenn ich den Vorgang richtig verstanden habe) zumindest sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich, wenn nicht unmöglich.

Mann kann sich an Papier schneiden, das habe ich selbst schon erlebt. Meistens sind die Verletzungen zwar schmerzhaft, aber im Allgemeinen doch recht klein und weitgehend geschlossen. Bei Geldscheinen scheint es mir tatsächlich nur möglich zu sein, wenn der Schein noch weitgehend neu ist und daher meist noch wenig Gelegenheit hatte, mit Blut in Berührung zu kommen. Getrocknetes Blut ist geronnen, das bedeutet auch, dass etwaige Viren nicht mehr frei herumschwimmen. Außerdem verlieren diese Viren in der natürlichen Umgebung in Abhängigkeit von Temperatur, Sonneneinstrahlung, Luftfeuchte usw. relatv schnell ihre Infektiosität.

Im Labor kann man unter für die Viren optimalen Bedingungen eine längere Dauer der Infektiosität erreichen. das spielt aber unter normalen Umweltbedingungen nicht wirklich eine Rolle.

Nehmen wir an, es war tatsächlich Blut an dem Schein (eher unwahrscheinlich) und das Blut stammte von jemandem, der tatsächlich infektiös für Hepatitis B oder C war (das sind etwa 0,3% der Bevölkerung) und nehmen wir weiter an, dass das geronnene Blut doch ziemlich frisch und die Viren noch infektiös waren. Dann müssten Sie versuchen, die Viren z. B. mit physiologischer Kochsalzlösung aus dem Gerinnsel zu lösen und sich irgendwie in Ihre Wunde massieren. Aber das kommt doch nicht wirklich vor.

Menschen, die zu Ängsten neigen, wünschen sich 100%ige Sicherheit, die es meistens nicht gibt. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich auf diese Weise infizieren ist ganz außerordentlich gering, nahe Null. Nur am Rande: auch die Hepatitis C, die häufiger als B chronisch verläuft, ist heute recht gut behandelbar.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

 

 

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13.01.2018, 21:53 Uhr
Kommentar

Nochmals vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Dann lege ich das Thema beruhigt beiseite. Dafür nochmals vielen Dank.

Es ging mir nur darum, dass mein Blut die Viren des alten Blut rauslösen könnte und damit eine Infektion auslösen könnte.

Dank Ihnen weis ich das es sehr unwahrscheinlich ist und deshalb von mir zu verwerfen ist.

 

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