"CrossFit kann man auch mit 60 anfangen"
Experte Ingo Froböse rät, vorher Ausdauer und Kraft zu trainieren
An sein Limit zu gehen, gehört zum CrossFit-Prinzip dazu. Doch ist das noch gesund? Wir haben bei Ingo Froböse nachgefragt. Im Interview erklärt der Professor für Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule in Köln, wieso sich das Extremtraining nicht für jeden eignet.
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Das Training in einer sogenannten CrossFit-Box ist hart, aber effektiv. Und es liegt im Trend, denn genau wie bei Freeletics braucht man für CrossFit kaum Geräte und Ausrüstung. Trainiert wird mit dem eigenen Körpergewicht. Das klingt harmlos, ist aber äußerst anstrengend – und nicht immer ungefährlich, wie Sportwissenschaftler Ingo Froböse im Lifeline-Interview erklärt.
Lifeline: Ist CrossFit für jeden geeignet oder gibt es Einschränkungen?
Professor Ingo Froböse: Für Untrainierte sind solche stark fordernden Workouts eher ungeeignet, sie sollten erst einmal Ausdauer und Muskelkraft mit einem Training aufbauen, das nicht so sehr auf Leistung abzielt. Ansonsten besteht die Gefahr einer Überforderung. Durch den Druck der Gruppe neigen Anfänger dazu, sich zu viel zuzumuten. Und der Trainer sieht nicht immer gleich, wenn im Training Leistungsgrenzen überschritten werden. Es kommt natürlich immer auch auf den Trainer an.
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- Monika Sandel
Woran kann ein Laie erkennen, ob er einen guten Trainer vor sich hat?
I.F.: Ein guter Trainer fragt bei Trainingsbeginn nach Vorkenntnissen, reagiert während des Trainings individuell auf die Teilnehmer, ist immer ansprechbar und macht differenzierte Ansagen zu den Übungen und der Intensität, mit der sie ausgeführt werden.
Warum ist es so wichtig, sich beim CrossFit und anderen Sportarten nicht zu überfordern?
I.F.: Bei einer Überforderung bleibt zum einen der Trainingseffekt aus, es kommt nur zu einem starken Muskelkater. Zum anderen besteht Verletzungsgefahr. So kann es beispielsweise zu Sehnenansatzreizungen und Gelenkentzündungen kommen. Außerdem wird das Immunsystem geschwächt.
Können auch bleibende Schäden entstehen?
I.F.: Die damit verbundenen Schmerzen werden wohl die meisten Betroffenen veranlassen, eine Pause einzulegen. Wird aber trotzdem unvermindert weitertrainiert, kann es beispielsweise zu arthrotischen Veränderungen der Gelenke oder Rückenbeschwerden kommen.
Gibt es Altersgrenzen für anspruchsvolle Workouts wie CrossFit?
I.F.: Nein, das Alter hat keine Bedeutung. Es kommt immer auf die persönliche körperliche Leistungsfähigkeit an, und die kann beispielsweise bei einem 60-Jährigen höher sein als bei einem 30-Jährigen.
Wie sieht es mit CrossFit für Kinder aus?
I.F.: Für Kinder ist eine große Kraftbelastung nicht ratsam. Bei ihnen stehen Gelenkigkeit, Geschicklichkeit und Koordinationsvermögen im Vordergrund. Eine empfehlenswerte Sportart ist hier Turnen, denn damit werden diese Fähigkeiten gefördert.