Laborwerte A - Z

Blutungszeit

Die Blutungszeit bestimmt die Zeit von der Verletzung bis zur Stillung der Blutung. Mithilfe dieses Laborwerts kann eine Aussage über die Fähigkeit zur Blutgerinnung getroffen werden.

Blutungszeit.jpg
Die einfache Messung der Blutungszeit gibt Aufschluss über die Funktion der Blutgerinnung.
© iStock.com/Anetta_R

Wie lange blutet eine Wunde? Mit der Messung der Blutungszeit können Störungen der Blutgerinnung beim Patienten erkannt und die Funktion der Blutplättchen (Thrombozyten) und Blutgefäße untersucht werden.

Wie die Blutgerinnung funktioniert

Wenn eine Verletzung einer Gefäßwand vorliegt, verschließen zunächst Blutplättchen innerhalb weniger Minuten den Defekt. Ein Thrombozytenpfropf entsteht, man spricht von der primären Blutstillung. Damit diese Plättchen weiterhin zusammenhalten können, wird eine Kette von Prozessen in Gang gesetzt, die sekundäre Blutstillung, an deren Ende die Thrombozytenansammlung von Einweißfäden (Fibrin) durchwebt, stabilisiert und am Gefäßleck befestigt ist. Ein Gerinnsel aus Blutplättchen, Fibrin und einigen mit eingeschlossenen roten Blutkörperchen ist entstanden.

Diese Kette von Umwandlungsprozessen nennt man auch Gerinnungskaskade. Sie funktioniert vereinfacht dargestellt nach dem Prinzip des Dominoeffekts: ein Gerinnungsfaktor aktiviert den nächsten, dieser wiederum den übernächsten und immer so weiter, bis letztendlich der gewünschte Effekt erzielt ist. Wenn nun einer dieser Faktoren fehlt oder nicht in der Lage ist, andere Faktoren zu aktivieren, kommt es zu einer Störung des gesamten Prozesses und die Blutstillung bleibt unvollständig. Typisch ist dabei, dass zunächst ein Stillstand der Blutung eintritt (die Blutplättchen lagern sich aneinander und verschließen den Defekt), es jedoch in der Folge zu schweren Nachblutungen kommt (der Plättchenthrombus ist nicht gefestigt und reicht zur dauerhaften Blutstillung nicht aus.)

Messung der Blutungszeit bei Verdacht auf Gerinnungsstörungen

Um die Blutungszeit zu messen, gibt es verschiedene Methoden:

Bei der Methode nach Ivy wird zunächst eine Blutdruckmanschette am Oberarm angelegt und ein leichter, gleichmäßiger Druck eingestellt. Danach wird ein winziger Schnitt weiter unten am Arm gesetzt. Das austretende Blut wird in regelmäßigen Abständen abgetupft.

Bei einer anderen Methode wird die Blutungszeit nach einem Stich ins Ohrläppchen oder in den Finger gemessen. Mit einem Stück Papier wird das Blut dann aufgesogen.

Blutungszeit: Wie sind die Normalwerte definiert?

Entscheidend ist immer die Zeit, bis die absichtlich hervorgerufene Blutung zum Stillstand kommt. Je nach Messmethode stoppt die Blutung im unbedenklichen, normalen Bereich zwischen zwei und sieben Minuten.


Ursachen für eine zu lange Blutungszeit

Blutet der Schnitt länger als sieben Minuten, ist die Blutgerinnung gestört. Als Ursachen kommen nicht ausreichend funktionierende Blutplättchen oder eine verminderte Anzahl von Blutplättchen infrage. Ist die Blutungszeit zu lange, so sind weitere Blutuntersuchungen (unter anderem Thrombozyten, Gerinnungsfaktoren wie Fibrinogen, Thromboplastinzeit TPZ, partielle Thromboplastinzeit PTT ) notwendig, um die genaue Ursache der verzögerten Blutgerinnung zu diagnostizieren.

Eine Verminderung der Zahl der Blutplättchen-Zahl tritt zum Beispiel bei Leukämie auf, dem HELLP-Syndrom, Leberzirrhose, Milzabbau und einigen Infektionskrankheiten (Malaria, Ringelröteln, Epstein-Barr-Virus oder Besiedelung mit Helicobacter-pylori-Bakterien).

Auch Störungen des Eiweißhaushalts im Blut (Dysproteinämie), Urämie (Harnvergiftung) und schweren Hypo- bis Afibrinogenämien (Mangel oder Fehlen von Fibrinogen im Blut) können die Ursachen einer langen Blutungszeit sein.

Daneben verlängert die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS), nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und Medikamenten zur Gerinnungshemmung und Auflösung von Gerinnseln (zum Beispiel bei Thrombosen oder Thrombosegefahr) logischerweise die Blutungszeit.

Was könnten mögliche Ursachen für eine zu kurze Blutungszeit sein?

Eine zu kurze Blutungsdauer hat keine medizinische Bedeutung.

Blutbild: Wichtige Werte und was sie bedeuten
Meistgeklickt zum Thema
HbA1c-Wert: Langzeitzucker im Blut – mit Tabelle
Laborwerte A – Z

Wenn der Langzeitzucker im Blut gefährlich erhöht oder erniedrigt ist, sind schwere Folgen möglich! → Weiterlesen

GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase) oder ALAT
Laborwerte A - Z

Der GPT-Wert zeigt, ob die Leber gesund ist. Erhöhte Werte sind ein Alarmzeichen! → Weiterlesen

Ferritin: Ursachen für erhöhten Wert und wie er sich senken lässt
Laborwerte

Der Körper benötigt Ferritin als Eisenspeicher. Sind Sie ausreichend mit Eisen versorgt? → Weiterlesen

Haben Sie eine Frage?

Sie möchten Informationen zu bestimmten Krankheitssymptomen oder wollen medizinischen Rat? Hier können Sie Ihre Fragen an unsere Experten oder andere Lifeline-Nutzer stellen!

Artikel zum Thema
Laborwerte-Checker: Ergebnisse aus Blutbild und Urinprobe verstehen

Was bedeutet Ihr Laborbefund? Jetzt mit kostenlosem Tool einfach online checken!

mehr...
Experten-Foren

Mit Medizinern und anderen Experten online diskutieren.

Forum wählen
Stichwortsuche in den Fragen und Antworten unserer Community

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.

Newsletter-Leser wissen mehr über Gesundheit

Aktuelle Themen rund um Ihre Gesundheit kostenlos per Mail.

Abonnieren

Zum Seitenanfang

afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2023/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über Funke Digital GmbH und sein/ihr Internet-Angebot: https://www.lifeline.de/

Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.