Blutungszeit
Die Blutungszeit bestimmt die Zeit von der Verletzung bis zur Stillung der Blutung. Mithilfe dieses Laborwerts kann eine Aussage über die Fähigkeit zur Blutgerinnung getroffen werden.
Wie lange blutet eine Wunde? Mit der Messung der Blutungszeit können Störungen der Blutgerinnung beim Patienten erkannt und die Funktion der Blutplättchen (Thrombozyten) und Blutgefäße untersucht werden.
Wie die Blutgerinnung funktioniert
Wenn eine Verletzung einer Gefäßwand vorliegt, verschließen zunächst Blutplättchen innerhalb weniger Minuten den Defekt. Ein Thrombozytenpfropf entsteht, man spricht von der primären Blutstillung. Damit diese Plättchen weiterhin zusammenhalten können, wird eine Kette von Prozessen in Gang gesetzt, die sekundäre Blutstillung, an deren Ende die Thrombozytenansammlung von Einweißfäden (Fibrin) durchwebt, stabilisiert und am Gefäßleck befestigt ist. Ein Gerinnsel aus Blutplättchen, Fibrin und einigen mit eingeschlossenen roten Blutkörperchen ist entstanden.
Diese Kette von Umwandlungsprozessen nennt man auch Gerinnungskaskade. Sie funktioniert vereinfacht dargestellt nach dem Prinzip des Dominoeffekts: ein Gerinnungsfaktor aktiviert den nächsten, dieser wiederum den übernächsten und immer so weiter, bis letztendlich der gewünschte Effekt erzielt ist. Wenn nun einer dieser Faktoren fehlt oder nicht in der Lage ist, andere Faktoren zu aktivieren, kommt es zu einer Störung des gesamten Prozesses und die Blutstillung bleibt unvollständig. Typisch ist dabei, dass zunächst ein Stillstand der Blutung eintritt (die Blutplättchen lagern sich aneinander und verschließen den Defekt), es jedoch in der Folge zu schweren Nachblutungen kommt (der Plättchenthrombus ist nicht gefestigt und reicht zur dauerhaften Blutstillung nicht aus.)
Messung der Blutungszeit bei Verdacht auf Gerinnungsstörungen
Um die Blutungszeit zu messen, gibt es verschiedene Methoden:
Bei der Methode nach Ivy wird zunächst eine Blutdruckmanschette am Oberarm angelegt und ein leichter, gleichmäßiger Druck eingestellt. Danach wird ein winziger Schnitt weiter unten am Arm gesetzt. Das austretende Blut wird in regelmäßigen Abständen abgetupft.
Bei einer anderen Methode wird die Blutungszeit nach einem Stich ins Ohrläppchen oder in den Finger gemessen. Mit einem Stück Papier wird das Blut dann aufgesogen.
Blutungszeit: Wie sind die Normalwerte definiert?
Entscheidend ist immer die Zeit, bis die absichtlich hervorgerufene Blutung zum Stillstand kommt. Je nach Messmethode stoppt die Blutung im unbedenklichen, normalen Bereich zwischen zwei und sieben Minuten.
Ursachen für eine zu lange Blutungszeit
Blutet der Schnitt länger als sieben Minuten, ist die Blutgerinnung gestört. Als Ursachen kommen nicht ausreichend funktionierende Blutplättchen oder eine verminderte Anzahl von Blutplättchen infrage. Ist die Blutungszeit zu lange, so sind weitere Blutuntersuchungen (unter anderem Thrombozyten, Gerinnungsfaktoren wie Fibrinogen, Thromboplastinzeit TPZ, partielle Thromboplastinzeit PTT ) notwendig, um die genaue Ursache der verzögerten Blutgerinnung zu diagnostizieren.
Eine Verminderung der Zahl der Blutplättchen-Zahl tritt zum Beispiel bei Leukämie auf, dem HELLP-Syndrom, Leberzirrhose, Milzabbau und einigen Infektionskrankheiten (Malaria, Ringelröteln, Epstein-Barr-Virus oder Besiedelung mit Helicobacter-pylori-Bakterien).
Auch Störungen des Eiweißhaushalts im Blut (Dysproteinämie), Urämie (Harnvergiftung) und schweren Hypo- bis Afibrinogenämien (Mangel oder Fehlen von Fibrinogen im Blut) können die Ursachen einer langen Blutungszeit sein.
Daneben verlängert die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS), nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und Medikamenten zur Gerinnungshemmung und Auflösung von Gerinnseln (zum Beispiel bei Thrombosen oder Thrombosegefahr) logischerweise die Blutungszeit.
Was könnten mögliche Ursachen für eine zu kurze Blutungszeit sein?
Eine zu kurze Blutungsdauer hat keine medizinische Bedeutung.
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