Das erste Gespräch mit dem Arzt

Anamnese: Der Grundstein für Diagnose und Therapie

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Die Anamnese ist das erste persönliche Gespräch mit dem behandelnden Arzt, wenn wir krank sind. Dabei werden Beschwerden und Vorerkrankungen angesprochen. Die Anamnese ist die Basis für Diagnoseschritte und für einen Therapieplan. Wer gut vorbereitet in die Praxis kommt, hilft sich und dem Arzt!

patientin und ärztin
© iStock.com/Wavebreak

Jede Krankheit hat ihre eigene Geschichte, und dieser geht ein Arzt mit gezielten Fragen auf den Grund. Das ist das A und O der Diagnostik. Dafür werden alle wichtigen Informationen erstmal erfasst und dokumentiert. Dazu gehört nicht nur ein Gespräch mit dem Arzt und sein erster Eindruck vom Erkrankten mit der Blickdiagnostik (unter anderem Beurteilung des Ganges, Erscheinungsbild, Beurteilung von Haut und Augen), sondern auch die Eigenamnamese des Patienten und oft ein Fragebogen zur Anamnese. Je genauer ein Patient seinen Zustand und seine Geschichte erklärt und je gezielter der Arzt Fragen stellt, umso besser können die nächsten Schritte eingeleitet werden. Muss Blut abgenommen werden? Oder hilft ein Röntgenbild oder CT zur Diagnosestellung weiter? Manchmal reicht schon nur die Anamnese, um eine Diagnose zu stellen. Sie hilft aber auch dem Arzt, Risikofaktoren zu erkennen und die richtigen Medikamente zu finden.

Die Eigenanamnese ist der erste Schritt

Bei der Eigenamnamese beschreibt der Patient seine Krankheitsgeschichte mit seinen eigenen Worten. Das Wort Anamnese leitet sich aus dem Griechischen ab und heißt übersetzt "Erinnerung". Der Patient erinnert sich sozusagen an den Verlauf der jetzigen Krankheit, beschreibt, welche Symptome wann und wie aufgetreten sind. Die Aufgabe des Arztes ist es dann, zwischen den wichtigen und unwichtigen Informationen zu unterscheiden. Denn wir kennen es ja von uns selbst: Wenn wir krank sind, sehen wir manche Dinge für viel wichtiger an, wir sind aufgeregt und schildern natürlich subjektiv das Erlebte und die Schmerzen. In bestimmten Fällen kann eine Fremdanamnese auch hilfreich sein, damit der Arzt ein besseres Bild bekommt. Dazu wird ein Angehöriger des Patienten befragt, der Symptome aus seiner Außenbeobachtung heraus schildert. Dies kann zum Beispiel bei psychischen Erkrankungen sinnvoll sein oder wenn der Patient selbst kaum in der Lage ist, sich klar zu äußern.

Individueller Fragebogen für die Anamnese

Die Anamnese ist letztendlich auch die Grundlage für ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis. Je nach Erkrankung und Situation sieht dieses Erstgespräch anders aus. In einer Notaufnahme im Krankenhaus konzentrieren sich die Ärzte nur auf die allerwichtigsten Informationen, denn in diesem Fall kann jede Minute ausschlaggebend sein. Bei einem Hausarzt, der oft seine Patienten über Jahre begleitet und ihre Krankengeschichte betreut, spielt auch der persönliche Draht eine Rolle. Bei Fachärzten wie Orthopäden, Gynäkologen oder Zahnärzten ist die Anamnese sehr spezifisch, es gibt für jede Fachrichtung und jedes Krankheitsbild wieder eigene Fragenkataloge und Empfehlungen für ein Anamnesegespräch.

Der Anamnesebogen spart Zeit

Neben dem Anamnesegespräch spielt aber auch die Dokumentation der wichtigsten Fakten eine Rolle. So können sich gerade im Krankenhaus oder in einer größeren Praxis die anderen Behandelnden im Team ein klares Bild machen. Oft bekommen Patienten auch in einer Praxis vor dem Gespräch mit dem Arzt einen Anamnesebogen mit ersten Fragen zur Person und Krankengeschichte. Das spart nicht nur Zeit, sondern so kann der Arzt sich bereits vorab ein Bild machen, hat schon erste Infos in der Hand und kann schneller mit seinen Fragen in die Tiefe gehen. Hinweis: Bei der Amnamese geben Sie viele vertrauliche Informationen von sich preis. Wichtig ist, dass in dem Anamnesebogen auch ein Hinweis auf die Vertraulichkeit der Daten zu finden ist.

Leitsymptome, Vorgeschichte und Lebenstil kommen zur Sprache

Bei der Anamnese selbst kommen erstmal die Leitsymptome zur Sprache wie Schmerzen, Beschwerden und Begleitsymptome wie Fieber, Hautausschläge oder der allgemeine körperliche Zustand:

  • genaue Beschreibung aller Symptome und Beschwerden
  • Lokalisation von Beschwerden oder Schmerzen
  • möglicher Auslöser der Beschwerden z.B. Sportunfall, verdorbenenes Essen
  • Krankheitsverlauf und Dauer der Beschwerden
  • Art und Stärke der Symptome
  • Was erleichtert oder verschlimmert die Symptome?

Für eine Diagnose ist die Vorgeschichte und auch der Lebensstil des Patienten maßgeblich. Sie können weitere Hinweise geben auf beispielsweise auftretende Begleitsymptome einer chronischen Grunderkrankung oder einer Folgeerscheinungen von einer Verletzung. Auch bekannte Allergien oder allergisches Asthma sollte man nicht unerwähnt lassen.

  • Geschichte der Vorerkrankungen, Geburtsfehler, Operationen
  • Impfungen oder Impfausweis
  • Unverträglichkeiten oder Allergien
  • Medikamenteneinnahme
  • Einnahme von Homöopathika, Naturheilmittel oder Nahrungergänzungsmittel
  • Alkohol- und Nikotingenuss, Suchterkrankungen, Drogenkonsum

Bei der Vegetativen Anamnese wird der allgemeine Zustand des Patienten genauer abgefragt, angeschaut und eventuell kurz untersucht. In manchen Praxen sind die Fragen auch Teil des Anamnesebogens. Dazu zählen Fragen zu unterschiedlichen Bereichen:

  • Appetit und Durst
  • Ernährung, ausgewogene oder einseitige Ernährung
  • Gewicht, ungewollte Zunahme oder Abnahme des Gewichtes in kurzer Zeit
  • Verdauung, Stuhlgang, Stuhlgewohnheiten, Veränderungen des Stuhlgangs wie Verstopfung oder Durchfall
  • Probleme beim Wasser lassen wie
  • Atmung, Kurzatmigkeit, Husten, Geräusche beim Atmen, Atemnot
  • köperliche Symptome wie , Müdigkeit,Abgeschlagenheit, Fieber, Nachtschweiß
  • Schlafgewohnheiten, Schlafstörungen beim Einschlafen oder Durchschlafen
  • bei Frauen: Schwangerschaften, Geburten, Menstruationsstörungen
  • eventuell Fragen zur Sexualität (notwendig z.B. bei Geschlechtserkrankungen, psychischen Erkrankungen wie Depressionen usw.)

Bei einer ersten Anamnese werden ebenfalls private und berufliche Fragen gestellt, um ein genaues Bild vom Patienten zu bekommen. Auch Fragen zur Familiengeschichte könnten wichtig sein (Familienanamnese), wenn es um eine Erkrankung mit einer genetischen Dispositionen geht. Denn bestimmte chronische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, auch bestimmte Krebsformen oder Stoffwechselstörungen treten öfters in einer Familie gehäuft auf. Auch die seelische Verfassung, die Lebenssituation und der Lebensstil werden gern mit in die Anamnese einbezogen, um ein noch klareres Bild zu bekommen. Denn manchmal sind sie der Schlüssel für eine Diagnose z.B. mitgebrachte Tropenkrankheiten von einer Auslandsreise wie oder andere Infektionen, die eine lange Inkubationszeit haben. Manchmal kann selbst die Wohnumgebung ein Hinweis sein z.B. Hausstauballergie durch Teppiche und Gardinen.

  • berufliche und familiäre Situation
  • seelische Verfassung, Belastungssituation (wichtig bei Verdacht auf psychische Erkrankungen wie eine Depression oder Burnout)
  • Krankheiten in der Familie
  • Reiseaktivitäten in letzter Zeit
  • Bewegung, Sport und Lebenssstil

Gute Vorbereitung ist die halbe Anamnese

Kennen Sie auch das Gefühl nach einem Arztbesuch, dass Sie vergessen haben, ihm noch etwas Wichtiges zu sagen? Oder dass Sie auf bestimmte Fragen des Arztes keine Antwort geben konnten, weil Sie sich nicht mehr erinnern konnten oder es Ihnen in dem Moment nicht eingefallen ist? Oder Sie haben Unterlagen schlicht vergessen? Eine gute Vorbereitung auf den Arztbesuch kann viel Zeit sparen und verhilft im besten Fall zu einer klareren Diagnose und Therapie.

  • Schreiben Sie sich die Namen der Medikamente auf, die Sie regelmäßig einnehmen!

  • Notieren Sie sich in Ruhe ihre Operationen mit Jahreszahl sowie überstandene schwerwiegende Erkrankungen, Infektionen sowie Schwangerschaften oder Fehlgeburten. So haben Sie alle Daten im Fall eines Arztbesuches gleich griffbereit.

  • Ebenso ist es hilfreich, wichtige chronische Krankheiten oder Stoffwechselerkrankungen, die in Ihrer Familie gehäuft vorkommen, aufzuschreiben. Fragen Sie notfalls bei Verwandten nach.

  • Checken Sie, ob Sie alle wichtigen Unterlagen dabei haben: eventuell Berichte von anderen Ärzten, Röntgenaufnahmen, Krankenhausunterlagen usw.

  • Nicht nur bei einer Impfung ist ein Impfpass von Vorteil. Manchmal kann ein Blick genügen, um Erkrankungen wie Windpocken und Co. auszuschließen oder in Erwägung zu ziehen.

  • Wenn Sie einen Facharzt oder das Krankenhaus aufsuchen, ist es sinnvoll die Daten Ihres Hausarztes mitzubringen. Ebenso anders herum: Gehen Sie zu Ihrem Hausarzt zur Weiterbehandlung zum Beispiel nach Operationen, notieren Sie die Kontaktdaten ihres Facharztes.

Der Amnamesebogen hat juristische Relevanz

Man darf nicht vergessen, dass neben dem organisatorischen und  medizinischen Nutzen die Dokumentation der Anamnese zusammen mit dem Anamnesebogen auch eine juristische Komponente hat. Die Anamnese unterliegt der umfassenden Sorgfaltspflicht eines Arztes. Rechtlich gesehen muss er genau die Vorgeschichte Ihrer Erkrankung und Vorerkrankungen erfragen und sich für die Amnamese entsprechend Zeit nehmen. Im Falle einer Klage zum Beispiel wegen eines wird der Anamnesebogen zusammen mit der ausführlichen Dokumentation der Behandlung zur Beweisführung herangezogen. Beides muss Ihr Arzt zehn Jahre lang aufbewahren. Andersrum: Wenn Sie falsche oder fehlerhafte Angaben machen, die erfasst werden, kann das auch juristisch im Falle des Falles problematisch werden. Eine ehrliche Beziehung zu seinem Arzt ist sicher von Vorteil.

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