Needling: Nadeln gegen Narben
Das Needling ist eine noch vergleichsweise junge Methode zur Faltenbehandlung. Mit einem nadelbesetzten Roller verursacht der Facharzt dabei tausende winzige Wunden. Das regt die Neubildung von Kollagen an und verbessert so die Hautstruktur.
Eine verbesserte Hautqualität durch Kollagenneubildung: Dieses Prinzip steckt hinter Medical Needling und anderen Verfahren zur Falten- und Narbenbehandlung. Dazu wird die Haut leicht verletzt. Im Rahmen des einsetzenden Wundheilungsprozesses wird Kollagen gebildet, das zur Straffung und Festigung der Haut beiträgt.
Gängige Anwendungsmöglichkeiten dieses Prinzips sind chemische Peelings und Laserbehandlungen. Noch vergleichsweise neu ist ein als Needling, Medical Needling oder Micro Needling bezeichnetes Verfahren, das Ende der 1990er Jahre zur Narben- und Faltenbehandlung eingeführt wurde.
Needling setzt Wundheilungsprozesse in Gang
Dazu fährt der Arzt mit einem mit Nadeln besetzten Roller, einem sogenannten Dermaroller, über die Hautpartie, die behandelt wird. Dabei übt er einen gewissen Druck aus, sodass die Nadeln in die Haut dringen und tausende winzige Wunden auslösen. Diese Mikroverletzungen setzen einen Wundheilungsprozess in Gang, in dessen Verlauf Kollagen gebildet wird, das die Haut strafft und festigt.
Auf diese Weise lassen sich nicht nur Falten glätten. Beim Needling zur Narbenbehandlung etwa brechen die vielen feinen Nadelstiche das Narbengewebe auf und sorgen mittels Kollagenbildung für eine gesunde Hauterneuerung. Entsprechend wird das Verfahren auch perkutane Kollagen-Induktionstherapie genannt.
Anwendungen des Medical Needling
Als Indikationen für das Medical Needling nennt Dermatologe Gerd Gauglitz vom hautärztlichen Klinikum der Universität München neben Falten und Akne-, Brand- sowie anderen Narben auch sonnengeschädigte Haut, Schwangerschaftsstreifen und Hyperpigmentierungen (dunkle Hautflecken).
Weitere medizinische Einsatzgebiete des Needling sind denkbar. So bietet die Nürnberger Klinik für Ästhetisch-Plastische Chirurgie beispielsweise das Medical Needling der Kopfhaut bei dünner werdendem Haar an. Das Verfahren rege die Durchblutung und die Bildung von Wachstumsfaktoren an, die laut der Klinik die Haarstruktur verbessern und für dichteres Haar sorgen.
Vorbereitung auf das "Nadeln": Lokale Therapie mit Vitamin A und C
Für das Needling zur Behandlung größerer Narben, beispielsweise von Brandnarben, oder tiefer Falten werden Dermaroller mit drei Millimeter langen Nadeln eigesetzt. Der Eingriff selbst kann ambulant vorgenommen werden. Needling ist prinzipiell für alle Körperregionen und jeden Hauttyp geeignet.
Empfohlen wird, die betroffene Hautstelle mindestens einen Monat, besser sogar zwölf Wochen vor dem Medical Needling mit der lokalen Anwendung von Vitamin A und C auf den Eingriff vorzubereiten. Dies geschieht durch eine entsprechende Creme, die zweimal täglich auf die Hautstelle aufgetragen wird. Dadurch wird die Kollagenproduktion maximiert.
Needling erfolgt unter Kurznarkose
Vor dem Medical Needling erhält der Patient eine Kurznarkose. Dann beginnt die eigentliche Behandlung: Mit dem Dermaroller fährt der behandelnde Arzt unter kontrolliertem Druck vertikal, horizontal und diagonal über die zu behandelnde Hautregion. Eine Needling-Therapiesitzung dauert etwa 30 Minuten.
Schwellungen und Verfärbung nach Medical Needling
Nach dem Needling ist die behandelte Hautregion zunächst geschwollen und durch die kleinen Blutungen, die von den Nadelstichen ausgelöst werden, blau verfärbt wie von einem Bluterguss. In den ersten Stunden nach der Behandlung wird über die Stichkanäle Wundflüssigkeit abgesondert. Feuchte Kompressen sorgen dafür, dass sich keine Krusten bilden.
Zur Reinigung, die erstmals eine Stunde nach dem Needling erfolgt, ist eine antiseptische Waschlotion geeignet. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) empfiehlt antibakterielles Teebaumöl-Waschgel. Außerdem ist die Nachbehandlung mit Vitamin-A-und-C-Creme empfehlenswert, um die Kollagenneubildung weiter zu unterstützen.
Kurze Heilungsphase und geringes Infektionsrisiko
Die Schwellung nach dem Needling klingt innerhalb einer Woche nahezu vollständig ab. Etwa sieben Tage nach der Behandlung sind Patienten bereits wieder arbeitsfähig. Die Mikrowunden schließen sich wenige Stunden nach dem Eingriff – ein Vorteil dieser Form der Narben- und Faltenbehandlung. Denn durch den schnellen Wundverschluss besteht nur ein geringes Infektionsrisiko und die Heilungsphase ist vergleichsweise kurz.
Meist mehrere Needling-Sitzungen nötig
Der Behandlungseffekt stellt sich in den Wochen nach der Behandlung allmählich ein, da die Hautzellen Zeit brauchen zur Neubildung von Kollagen. Je nach Ausprägung des Hautproblems können mehrere Anwendungen von Medical Needling nötig sein, um den gewünschten Effekt zu erzielen, wobei sich bei den meisten Patienten auch nach der ersten Sitzung schon Hautverbesserungen feststellen lassen.
Kürzere Nadeln für die Hautverjüngung
Sollen nur oberflächliche Falten oder leichte Narben mit Needling behandelt werden, reichen kürzere Nadeln mit nur einem bis 1,5 Millimeter Länge aus. Gleiches gilt, wenn eine allgemeine Hautverjüngung Ziel der Behandlung ist. Die weniger tiefen Einstiche lassen die Haut nicht so stark anschwellen, es stellt sich nur eine Rötung wie nach einem Sonnenbrand ein. In der Regel genügt eine Lokalanästhesie mit einer Betäubungscreme, um die Behandlung erträglich zu machen.
Needling macht die Haut nicht dünner
Abtragende oder abschleifende Verfahren zur Anregung der Kollagenbildung – wie oder chemische Peelings – haben den Nachteil, dass die Haut hinterher dünner und damit empfindlicher gegenüber Umwelteinflüssen wie UV-Strahlen ist. Beim Needling dagegen bleibt die Oberhaut nach der Behandlung abgesehen von den Einstichen intakt, die Hautdicke wird erhalten. Es entstehen keine offenen Wunden, auch Pigmentstörungen oder eine (erneute) Narbenbildung durch Medical Needling sind nicht zu befürchten.
Nur bei Brandnarben Kostenübernahme durch die Kasse möglich
Das Needling gehört nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen. Wenn Sie sich für diese Form der Faltenbehandlung entscheiden, müssen Sie die Kosten also in der Regel aus eigener Tasche bezahlen. Mit mindestens 350 Euro pro Sitzung ist zu rechnen. Nur bei Brandnarben ist eine Übernahme durch die Krankenkassen für die Needling-Behandlung möglich.