Fettabsaugen am Bauch oder Oberschenkel: Kosten und Risiken
Im Kampf gegen Übergewicht gibt es verschiedene Maßnahmen. Statt Diäten und Sport scheint Fettabsaugen eine verführerisch einfache Methode zu sein? Doch die Liposuktion ist eine OP und sollte nicht als Maßnahme zum Abnehmen verstanden werden. Wann die Fettabsaugung sinnvoll ist und mit welchen Kosten man rechnen muss.
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Wenn sich verstärkt Pölsterchen oder Speckrollen bilden, fragen sich viele Menschen: Was kann man effektiv gegen die Problemzonen tun? Die besten und gesündesten Methoden sind eine Umstellung auf gesunde Ernährung und regelmäßig Sport treiben. Einen schnelleren Erfolg versprechen sich manche mit einer Liposuktion, also Fettabsaugen statt langsam abnehmen. Doch der Eingriff ist mit Kosten und Risiken verbunden.
Artikelinhalte im Überblick:
- Wann kommt Fettabsaugen infrage
- Kosten Fettabsaugen
- Richtige Arztpraxis finden
- Risiken Fettabsaugen
- Ablauf der OP
- Nach der OP
Wann Fettabsaugen infrage kommt
Grundsätzlich ist Fettabsaugen keine Maßnahme, um abzunehmen und sämtliche Fettzellen zu entfernen. Vielmehr ist das Ziel einer Liposuktion klar begrenzte, diätresistente Fettpolster zu reduzieren und eine neue Kontur zu schaffen. Meistens sitzt das Unterhautfett am Bauch, Oberschenkel, an der Hüfte, an Armen oder am Hals. Bei Frauen sind die sogenannten Reiterhosen typisch, bei Männern sitzen die Polster oft am Bauch.
Mögliche Ursachen für hartnäckige Fettpolster:
ungesunde Ernährung
wenig Bewegung und Sport
genetische Veranlagung
veränderter Stoffwechsel
Störungen im Hormonhaushalt
Fettverteilungsstörungen
Nicht zu verwechseln sind bei der Liposuktion jedoch ästhetische und medizinische Überlegungen. Bei starkem Übergewicht und Adipositas handelt es sich nicht um ein rein ästhetisches Problem. Zwar ist der Leidensdruck der Betroffenen wegen ihres Aussehens enorm, hinzu kommen aber medizinische Probleme, die das Abnehmen zwingend erforderlich machen. Außerdem kann durch die Fettpolster die Hautdurchblutung eingeschränkt sein. In solchen Fällen kann die Liposuktion jedoch nur unterstützen, weitere Maßnahmen müssen individuell entschieden werden.
Auch ein Lipödem gilt als medizinisch notwendige Indikation zur Fettabsaugung. Zunächst sollten jedoch konservative Therapiemethoden versucht werden. Dazu zählt regelmäßige Bewegung, eine Gewichtsreduktion und das konsequente Tragen von flachgestrickten medizinischen Kompressionsstrümpfen (Kompressionstherapie). Diese gibt es auf Rezept und sind Maßanfertigungen für einen möglichst hohen Behandlungserfolg.
Fettabsaugen für Brazilian Butt Lift
Bei dieser Schönheitsoperation wird der Po chirurgisch durch Eigenfett vergrößert. Das zuvor an anderen Körperstellen wie Bauch, Hüfte oder Oberschenkel abgesaugte Fett wird aufbereitet und ins Pogewebe injiziert. Die OP findet unter Vollnarkose statt und ist nicht ungefährlich – immer wieder gibt es Todesfälle im Zusammenhang mit einem Brazilian Butt Lift.
Hilft Fettabsaugung gegen Cellulite oder Schwangerschaftsstreifen?
Am einfachsten kann eine Liposuktion an Bauch, Oberschenkeln, Hüfte, Innenseiten der Knie und am Kinn durchgeführt werden. An anderen Stellen ist der Eingriff komplizierter, etwa an Oberarmen, am Knöchel oder an Rückenfalten. Mit der Kryolipolyse gibt es inzwischen eine schmerzfreie und nicht-invasive Alternative, bei der die Fettzellen durch Kälte zerstört und vom Körper abgebaut werden.
Auch eine Reduktion von Cellulite kann durch Fettabsaugen erreicht werden: Die Verminderung des Fettgewebes hat eine straffende Wirkung. Die Narbenbildung im Rahmen des Eingriffs festigt das Bindegewebe zusätzlich.
Eine Fettabsaugung kann zudem das Erscheinungsbild von Schwangerschafts- oder Dehnungsstreifen, Einrisse der Hautstruktur und dadurch bedingte Narbenbildung bessern. Einen größeren Effekt haben jedoch stärkere Eingriffe wie die Bauchdeckenstraffung, bei der chirurgisch überschüssiges Fett und Hautgewebe entfernt werden.
Was kostet Fettabsaugen?
Je nach Körperregion, Dauer und Aufwand des Eingriffs variieren die Kosten für Fettabsaugen von rund 1.000 bis zu 6.000 Euro. Während eine Liposuktion am Kinn ein eher leichter Eingriff ist, wird Fettabsaugen an Reiterhosen (Oberschenkelaußenseite, Po-Umschlagfalte und Hüfte) oder am Bauch (Unterbauch, Oberbauch und Seiten) als aufwendigere OP gewertet. Entsprechend höher sind die Kosten in solchen Fällen. Neben der Fettabsaugung kommt noch Kosten für Vollnarkose, Vor- und Nachbehandlung in Höhe von etwa 500 bis 800 Euro dazu.
Günstigeren Angeboten sollte man laut Experten besser skeptisch gegenüberstehen. Wenn eine Fettabsaugung für 1.500 Euro angeboten wird, sollte man vorsichtig sein. Schließlich sollte eine Liposuktion nur von qualifizierten Ärzt*innen und nach verbindlichen Qualitätskriterien durchgeführt werden. Die Sicherheit und die Zufriedenheit mit dem Ergebnis sollte im Vordergrund stehen, nicht die Kosten für das Fettabsaugen.
Krankenkasse übernimmt Kosten meistens nicht
Die Kosten für das Fettabsaugen müssen oft selbst getragen werden. Viele Menschen leiden zwar sehr unter ihrem körperlichen Erscheinungsbild – oft ist es sogar Auslöser psychischer Probleme. Doch selbst wenn eine genetische Veranlagung für die Fettablagerung verantwortlich ist, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für den Eingriff nicht. Diese Entscheidung basiert auf einem Gutachten des medizinischen Dienstes der Krankenversicherung. Wen der eigene Körper psychisch schwer belastet, kann eine unterstützende Psychotherapie erwägen.
Nur wenn eine krankhafte Störung für das vermehrte Fettgewebe vorliegt, übernehmen die gesetzlichen Kassen in der Regel die Kosten. So können die finanziellen Aufwände für das Fettabsaugen bei einem Lipödem ab Stadium 3 von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Voraussetzung ist, dass der BMI unter 35 liegt, andernfalls soll zusätzlich eine Behandlung der Adipositas erfolgen, um den BMI zu senken. Betroffene sollten vorab mit ihrer Krankenversicherung klären, ob die Kosten übernommen werden.
Richtige Arztpraxis für eine Liposuktion finden
Im besten Fall wendet man sich für eine Fettabsaugung an eine*n Hautarzt*Hautärztin mit Spezialisierung auf Liposuktion. Infrage kommen außerdem Fachärzte*Fachärztinnen für Chirurgie, Plastische Chirurgie sowie Gynäkologie mit gleichem Schwerpunkt. Der Begriff "Schönheitschirurgie" ist dagegen nicht gesetzlich geschützt. Deshalb kann in Deutschland jede*r Mediziner mit Approbation eine Liposuktion anbieten, sobald er*sie einen entsprechenden Wochenendkurs absolviert hat.
Checkliste für die Wahl der Arztpraxis
Nach Ausbildung und Erfahrung fragen. Bei einer Mitgliedschaft im Fachverband, dessen Qualitätsrichtlinien prüfen.
Besprechen, warum man die Fettabsaugung vornehmen lassen möchte.
Vorher über Erkrankungen, frühere Operationen und mögliche Unverträglichkeiten gegenüber Medikamenten informieren, sodass unvorhergesehene Komplikationen eingeschränkt werden.
Vorher-Nachher-Fotos von anderen Fällen können helfen, die Qualität der Arztpraxis einzuschätzen.
Sollen mehr als vier Liter Fett abgesaugt werden, sollte man skeptisch sein. Vier Liter reines Fett gelten als gefahrloses Maximum. Ärzte, die sich nicht an diese Grenze halten, ziehen den Eingriff in die Länge und erhöhen das Risiko für Betroffene.
Welche Risiken birgt eine Fettabsaugung?
Bei gesunden Patienten ist Fettabsaugen recht sicher. Dennoch handelt es sich bei der Liposuktion um eine aufwändige mehrstündige Operation mit entsprechenden Risiken. Mögliche Komplikationen sind:
- Blutungen
- Blutergüsse
- Dellen und Unebenheiten
- Infektionen
- Narbenbildung
- Nervenverletzungen
- schlaffe Haut
- Wundheilungsstörungen
- Thrombosen
- Lungenembolien
Im seltenen Extremfall kann der Eingriff mit der Kanüle sogar tödlich enden. Die Ursachen können mangelnde Hygiene und Infektionen, zu viel abgesaugtes Fett sein oder keine gute Nachsorge im Anschluss an die OP.
Nicht für jeden Menschen ist Fettabsaugen geeignet: Wer sich einer Liposuktion unterziehen will, sollte generell gesund sein. Personen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden, hohem Blutdruck, Neigung zu Thrombosen oder Allergien auf einen der Inhaltsstoffe der lokalen Betäubung kann eine Liposuktion aufgrund der damit verbundenen Risiken nicht empfohlen werden. Menschen mit diagnostizierter Körperwahrnehmungsstörung (Dysmorphophobie) werden ebenfalls vom Fettabsaugen ausgeschlossen.
Lokale Betäubung statt Vollnarkose bei Liposuktion
Für die Sicherheit von Betroffenen spielt nicht nur die Wahl der Arztpraxis eine entscheidende Rolle, sondern auch die Form der Narkose. In den meisten Fällen wird die Fettabsaugung unter lokaler Betäubung, der sogenannten Tumeszenzlokalanästhesie, durchgeführt. Beim Vorgang des Fettabsaugens besteht grundsätzlich das Risiko, dass innere Organe durch die Absaugkanüle verletzt werden. Dieses Risiko ist bei der lokalen Betäubung gering, weil man bei Bewusstsein ist und sofort Rückmeldung geben kann. Denn Verletzungen durch die Kanüle sind trotz Betäubung schmerzhaft und in der Regel spürbar. Der eigentliche Eingriff dagegen ist schmerzfrei. Um Komplikationen zu verhindern, sollte immer eine*r Anästhesist*in anwesend sein.
So läuft das Fettabsaugen ab
Zunächst erfolgt das Vorgespräch mit Anamnese, außerdem werden die Wünsche und Erwartungen der zu behandelnden Person besprochen. Auch eine Aufklärung über die Operationsmethode sowie möglich Risiken und Komplikationen erfolgt. Anschließend erfolgt eine gründliche körperliche Untersuchung.
In Vorbereitung auf die Liposuktion sollten keine Präparate mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure eingenommen werden, weil sie die Blutgerinnung beeinflussen. Bei einem akuten Krankheitsgefühl sollte man die Fettabsaugung verschieben. Auch wenn über das geplante Vorgehen Unklarheit herrscht oder man noch mit sich ringt, wird auf den Eingriff besser verzichtet.
Das Fettgewebe wird bei der Vibrationslipolyse, dem Standardverfahren bei der Fettabsaugung, zuerst aufgeweicht und betäubt. Dazu wird die Tumeszenzflüssigkeit, eine Mischung aus Kochsalzlösung und einem örtlich wirkenden Betäubungsmittel, in das Unterhautfettgewebe injiziert. Das Gewebe schwillt an, gleichtzeit verengen sich die Gefäße und das Gewebe wird taub, sodass das Fettabsaugen ohne große Schmerzen durchgeführt werden. Anschließend wird eine Absaugkanüle durch kleine Hautschnitte unter die Hautoberfläche eingeführt und durch ein druckluftgetriebenes Handstück in Schwingung versetzt. Das Fettgewebe wird dadurch aus dem Bindegewebsnetz gelöst. Die Hautschnitte werden am Ende der OP mit Klammerpflastern verschlossen.
Die Menge des abgesaugten Fetts sollte maximal vier Liter pro Eingriff betragen. Bei größeren Volumina steigt das Risiko für Komplikationen. Unter besten Voraussetzungen können 70 Prozent des Fettgewebes und der Fettzellen abgesaugt werden. Falls mehr erforderlich ist, sind zwei oder drei Sitzungen sinnvoll.
Kann man die Fettabsaugung wiederholen?
Bei normalem Wundheilungsverlauf ist eine mehrfache Fettabsaugung im gleichen Körperareal möglich. In der Regel ist sie jedoch nicht nötig. Da der Schrumpfungsprozess nach einer Fettabsaugung bis zu sechs Monate dauern kann, sollte mit einer Folge-OP mindestens so lange gewartet werden, besser jedoch bis zu einem Jahr.
Sollte das Ergebnis sechs Monate nach der Fettabsaugung unbefriedigend sein, besprechen Betroffene dies am besten mit der*m behandelnden Ärztin*Arzt. Wenn die Kritik am Ergebnis berechtigt ist, kann eine weitere Behandlung erfolgen, für die man nicht zahlen muss. Wenn keine Einigung mit dem*r Operateur*in erzielt wird, sollten Betroffene eine Zweitmeinung einholen. Dazu werden alle OP-Berichte und alle vor den jeweiligen Operationen angefertigten Bilder benötigt – auf diese Unterlagen haben behandelte Personen Anspruch. Außerdem kann man sich an die Gutachterkommission der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie e.V. (GÄCD) wenden.
Nach der Fettabsaugung: Wie schnell ist das Ergebnis sichtbar?
Eine Kontrolle in der behandelnden Arztpraxis findet üblicherweise ein bis zwei Wochen nach dem Fettabsaugen statt. Doch die ersten Ergebnisse sieht man schon zwei Tage nach dem Eingriff. Nach circa drei bis vier Tagen beginnt das behandelte Areal dann anzuschwellen. Das Maximum der Schwellung ist nach vier Wochen verschwunden, aber das Endergebnis liegt erst nach zwölf bis 18 Monaten vor. Bis dahin schrumpft das Gewebe weiter und die Haut legt sich an.
In der frühen Phase nach einer Fettabsaugung können durchaus noch kleine Hämatome und Unregelmäßigkeiten vorhanden sein. Diese Veränderungen gehören zum Heilungsverlauf, sollten jedoch nach wenigen Wochen verschwunden sein. Fördern lässt sich dies durch Massage oder Lymphdrainage. Ob es nach dem Eingriff zu Unregelmäßigkeiten und Dellen kommt, hängt im Wesentlichen vom Gewebezustand und der Straffheit der Hautoberfläche ab. Bei dünnerer Haut sind feine Unregelmäßigkeiten üblich, die jedoch nach längerer Abheilungszeit auch verschwinden können.
Die Schwellungen nach einer großen Fettabsaugung halten etwa drei bis vier Wochen an. In seltenen Fällen können Schwellungen infolge einer Lymphabflussstörung auch länger bestehen bleiben. Die Rückbildung der Schwellungen nach dem Fettabsaugen am Bauch wird durch das konsequente Tragen eines Mieders für 6 Wochen beschleunigt.
Nach ein bis zwei Tagen kann man wieder arbeiten, sofern es sich um eine sitzende Tätigkeit handelt. Sobald keine Beschwerden mehr auftreten, darf man auch wieder Sport treiben.
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