"Vergessen Sie alles, was Sie bisher über Schlaf wussten", rät Professor Zulley dem Publikum. In seinem Vortrag entkräftet der Schlafforscher und Buchautor verbreitete Irrtümer rund um die Nachtruhe. Doch manche Schlaftipps, die schon Oma kannte, stimmen!
Die 18 größten Schlafmythen

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Der Schlaf vor Mitternacht ist der gesündeste
Hier lautet die Antwort "Ja" mit einem großen "Aber". Denn tatsächlich, erklärt Professor Zulley, fallen wir nur vor "Mitternacht" in den erholsamen Tiefschlaf. Allerdings ist mit dem Begriff nicht die Uhrzeit Mitternacht, also null Uhr, gemeint: "Sie ist völlig bedeutungslos", sagt Zulley. Die biologische Mitternacht dagegen falle in etwa auf drei Uhr nachts.
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Nachts wiegen Probleme schwerer
Sie sind mitten in der Nacht aufgewacht – und plötzlich gehen Ihnen Dinge wie die längst überfällige Steuererklärung oder Probleme in der Beziehung nicht mehr aus dem Kopf? "Es stimmt: Im Schlaf entwickeln wir alle eine Art kleine Depression", sagt Zulley. Wer das weiß, kann das Gedankenkarussell rechtzeitig stoppen und vermeintliche Riesenprobleme auf den Morgen vertagen – dann sieht die Welt meist schon wieder viel besser aus.
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Schweres und spätes Essen fördert Schlafprobleme
Richtig, bestätigt Schlafexperte Professor Zulley auch diesen Mythos. Mindestens vier Stunden sollten zwischen Essen und Schlafengehen liegen. Außerdem empfiehlt es sich, nicht abends die größte Mahlzeit des Tages zu sich zu nehmen. Das sei mit der heutigen Arbeitswelt aber schwer zu vereinbaren, räumt Zulley ein.
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Mindestens sechs/sieben/acht Stunden Schlaf müssen es schon sein
Hier ist es ähnlich wie bei der Empfehlung, vor 17, 18 oder 20 Uhr keine Kohlenhydrate mehr zu essen – das muss jeder für sich entscheiden. Zwar schlafen die Deutschen im Schnitt etwas mehr als sieben Stunden. Manche brauchen aber auch nur fünf, andere wiederum neun Stunden, um sich ausgeschlafen zu fühlen. "Sieben Stunden plus/minus zwei Stunden sind insofern völlig in Ordnung", sagt Zulley.
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Vorschlafen und Schlaf nachholen funktioniert
In sehr engen Grenzen geht das tatsächlich, sagt Schlaf-Experte Zulley. Voraussetzung aber ist, dass das Vor- oder Nachschlafen innerhalb eines Tages stattfindet. So solle etwa jemand, der abends lange auf einer Party durchhalten will, nachmittags ein Nickerchen einbauen. Einem Patienten mit Einschlafstörungen dagegen würde der Chronobiologe eher dazu raten, sich bloß nicht tagsüber aufs Ohr zu hauen, um sich die Müdigkeit für die Nacht "aufzusparen".
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Die Nacht ist zum Schlafen da
Stimmt. In der Tat sind wir stark von unserem Biorhythmus abhängig, dessen Kurve sowohl nachts als auch frühmorgens und nachtmittags Tiefs aufweist. Ärzte etwa machen nachts über 400 Prozent mehr Fehler und stellen mangelhafte Diagnosen. "Echte Nachttypen sind sehr selten", sagt Zulley. Diese werden etwa in der Nacht erst richtig kreativ.
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Alkohol ist ein Schlummertrunk
Die Dosis macht das Gift: Das gilt besonders für den berühmten Schlummertrunk. Während die meisten Schlafforscher gegen ein Gläschen Wein oder Bier nichts einzuwenden haben, schlafen wir nach einer durchzechten Nacht besonders unruhig.
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Elektrosmog stört den Schlaf
Nicht unbedingt. Nachgewiesen ist, dass Elektrogeräte die Frequenz der Hirnwellen im Schlaf verändern. Ob sie deshalb für schlechteren Schlaf sorgen, kann man nicht sicher sagen. Professor Zulley rät aber vorsichtshalber dazu, Handy, Fernseher und Co. aus dem Schlafzimmer zu verbannen. Nicht, weil man ob des Elektrosmogs in Panik verfallen sollte, sondern weil Geräte ohne Blaulichtfilter ohnehin Schlafräuber sind.
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Vor dem Schlafen nichts Grünes essen
Das war schon zu Großmutters Zeiten ein populärer Ernährungsrat für eine bessere Nachtruhe. Und er stimmt: Ballaststoffreiche Gemüsesorten führen vermehrt zu Blähungen, die den Schlaf stören können. Wer sie kurz vor dem Zubettgehen noch isst, dem werden die Speisen einfach zu schwer im Magen liegen.
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Gegen Schlafstörungen helfen nur Schlaftabletten
Ein ganz klares Nein. Etwa 80 Prozent aller behandlungsbedürftigen Schlafstörungen seien mit Selbsthilfe zur besseren "Schlafhygiene" in den Griff zu bekommen. Dann kämen pflanzliche Präparate – "chemische Schlaftabletten sind bei der Behandlung das Mittel der letzten Wahl", sagt Zulley.
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Wer nachts aufwacht, hat eine Schlafstörung
Ganz klar nein, sagt Schlaf-Experte Zulley. Nächtliche Wachphasen sind sogar ganz normal und überaus häufig: Im Schnitt wachen wir rund vier Mal in der Stunde auf, also pro Nacht im Schnitt stolze 28 Mal. Dass wir uns daran nicht erinnern, hänge mit einer zeitlichen Grenze zusammen, erklärt Zulley: Schätzungsweise bis zu drei Minuten können wir nachts wach sein, ohne am nächsten Morgen etwas davon zu wissen.
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Es gibt den Schönheitsschlaf
Tatsächlich empfänden Probanden in Studien ausgeschlafene Gesichter als schöner, berichtet Professor Zulley. Doch erholsamer Schlaf als "Beauty-Doc" leistet noch viel mehr: Er hilft uns, unser Wohlfühlgewicht zu halten oder zu erreichen. Auch die Hautregeneration läuft nachts im Schlaf auf Hochtouren und sorgt unter anderem für weniger Falten und eine bessere Wundheilung.
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Man kann sich "gesundschlafen"
Es stimmt – gesunder Schlaf stärkt das Immunsystem. So infizierten sich etwa mit Erkältungsviren besprühte Probanden dreimal seltener mit Schnupfen, wenn sie nach der Virenattacke schlafen durften, erläutert Professor Zulley. Wer regelmäßig weniger als sieben Stunden schläft, erhöht sein Risiko für grippale Infekte.
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Mittagsschlaf ist gesund
Im Grunde ja, denn nachmittags durchläuft unser Körper ein natürliches Tief im Biorhythmus – ein Nickerchen hilft ihm, neue Energie zu tanken. Übrigens war es vor der Industrialisierung auch in unserem Kulturkreis normal und keineswegs verpönt, Siesta zu halten. Wer allerdings von seinem Körper zum Mittagsschlaf gezwungen wird – und nicht –, sollte hellhörig werden: Das kann Signal für ernsthafte Erkrankungen sein.
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Schlafstörungen führen in die Depression
Nicht unbedingt. Zwar sind Schlafstörungen mit Leidensdruck immer ernst zu nehmen – denn sie können in die Depression führen. Aber nicht jede Schlafstörung ist Symptom der seelischen Erkrankung. Der umgekehrte Fall trifft dagegen zu: Depressionen lassen Betroffene fast immer kaum noch schlafen.
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Wir erinnern uns nur an schlechte Träume
Ob wir uns an einen Traum erinnern, hängt ebenfalls mit der Zeitspanne von drei Minuten zusammen, sagt Zulley.
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Beim Schlafen kommt es vor allem auf die Dauer an
Nein, widerspricht Professor Zulley diesem populären Irrglauben. Was zählt, sei dagegen die Qualität der Nachtruhe. Und dafür sei eine gute Schlafhygiene gefragt – also Störfaktoren aus dem Schlafzimmer verbannen, abends nicht mehr schwer essen und einen regelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus pflegen. Zulley sagt: "Ich bevorzuge in diesem Zusammenhang den Begriff der 'Schlafkultur'".
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Schlafstörungen sind eine Lappalie
Wie bei vielen Krankheiten und Störungen kommt es auf den Leidensdruck an, ob Behandlungsbedarf besteht oder nicht. Experte Zulley rät allerdings, das Schlafen nicht zu sehr zu thematisieren, um Schlafstörungen nicht noch Vorschub zu leisten. Wer aber dauerhaft nicht zur Ruhe kommt und morgens schon müde ist, sollte einen Arzt um Rat fragen. In vielen Fällen hilft dann schon eine bessere Schlafhygiene, nachts wieder Erholung zu finden.
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