Kurzzeitiger Sauerstoffmangel im Gehirn

Synkope: Wie gefährlich ist die plötzliche Ohnmacht?

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Erhält das Gehirn vorübergehend zu wenig Sauerstoff, kommt es zu einer Synkope, auch Ohnmacht genannt. Schwindel oder Übelkeit können Vorzeichen sein, oft treten Synkopen auch plötzlich auf. Was bei einer Synkope zu tun ist, welche Formen es gibt und mögliche Ursachen, lesen Sie hier.

Synkope: Welche Ursachen gibt es?
© Getty Images/Tunatura

Kurzübersicht

Was ist eine Synkope? Bei einer Synkope kommt es durch eine Mangeldurchblutung des Gehirns zu einer kurzen Bewusstlosigkeit. Sie wird auch als Ohnmacht oder Kreislaufkollaps bezeichnet.

Erste Hilfe: Bei längerer Bewusstlosigkeit den Notruf 112 wählen, wenn Betroffene sofort wieder bei Bewusstsein sind: Füße hochlagern, kalte Tücher an den Armen und Beinen, viel Trinken

Ursachen: Oft harmlos, manchmal Herz- oder Lungenkrankheiten sowie Gehirnerkrankungen als Auslöser

Artikelinhalte im Überblick

Schwindel: Erste-Hilfe-Tipps

Definition: Was ist eine Synkope?

Unter einer Synkope wird in der Medizin ein plötzlicher Bewusstseinsverlust verstanden, andere Bezeichnungen sind etwa:

  • Ohnmacht
  • Kreislaufkollaps
  • Blackout

Dabei kippen Betroffene bewusstlos um und sind dabei unter Umständen für mehrere Sekunden nicht ansprechbar. Die Ohnmacht dauert in der Regel bis zu 20 Sekunden und endet im Normalfall von selbst. Ist die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigt und es erhält somit zu wenig Sauerstoff, tritt schon nach einigen Sekunden eine Bewusstlosigkeit ein.

Oftmals kommt es bei Ohnmachtsanfällen zu Stürzen, Verkehrsunfällen und Verletzungen. Laut Studien erleiden zirka 40 bis 50 Prozent aller Menschen in ihrem Leben mindestens eine Synkope. Für die meisten Menschen bleibt es nicht bei einer einzelnen Bewusstlosigkeit, weshalb auch psychische Beeinträchtigungen folgen können, etwa aus der ständigen Angst vor einer erneuten Synkope.

Wie kündigt sich eine Ohnmacht an?

Eine Ohnmacht kann von Vorzeichen angekündigt werden oder auch ganz schlagartig erfolgen. Mögliche Warnzeichen sind:

Treten solche Vorzeichen der Synkope auf, aber es kommt nicht zu einem vollständigen Bewusstseinsverlust, sprechen Fachleute auch von einer Präsynkope. Dabei ist die Gehirndurchblutung nur etwas vermindert, zum Beispiel nach einem zu schnellen Aufrichten aus einer liegenden Körperposition.

In diesem Fall sollten sich Betroffene schnell hinsetzen oder hinlegen; oft hilft es, die Beine erhöht auf etwas aufzulegen. Frische Luft ist förderlich. In manchen Fällen hilft es, etwas Wasser zu trinken und eine Prise Salz zu sich zu nehmen.

Erste Hilfe: Was tun bei Ohnmacht?

Bei Verdacht auf eine Bewusstlosigkeit, ist zunächst zu prüfen, ob die Person ansprechbar ist. Atmet die Person nicht, ist sofort unter der 112 ein Notruf abzusetzen. Daneben muss geprüft werden, ob die Atemwege frei sind. Ersthelfende müssen zügigst mit einer Atemspende und Herzdruckmassage beginnen. Auch bei Verdacht auf Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall als Auslöser gilt es, sofort den Rettungsdienst zu alarmieren.

Grafik Erste-Hilfe-Ohnmacht
© Lifeline

Ist die Person länger nicht ansprechbar, atmet jedoch, sind folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen zu ergreifen:

  • stabile Seitenlage 
  • Notruf wählen
  • Atmung regelmäßig überprüfen
  • Bei Aussetzen der Atmung Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten
  • bei Bedarf vor Kälte schützen (mit einer Decke)

Fällt die Person plötzlich in Ohnmacht, kommt aber innerhalb von Sekunden auch wieder zu Bewusstsein, können einige Tipps helfen, den Kreislauf zu stabilisieren:

  • Füße hochlagern
  • Handgelenke und Knöchel mit kalten Tüchern umwickeln
  • Flüssigkeit aufnehmen, etwa Wasser, Saft oder Tee

Umstehende sollten sich zudem nach dem Befinden erkundigen. Fühlen sich Betroffene weiterhin schwach oder fallen wieder in Ohnmacht, ist ebenfalls der Notdienst zu verständigen. Auch wenn es Betroffenen schnell besser geht und sich der Kreislauf stabilisiert, sollten die genauen Ursachen der Synkope schnellstmöglich abgeklärt werden.

Wie gefährlich ist eine Synkope?

Eine kurze, meist nur wenige Sekunden dauernde Bewusstlosigkeit ist in den meisten Fällen harmlos. Unkontrollierte Stürze können jedoch zu mehr oder weniger schweren Verletzungen führen. Bei einer längeren Bewusstlosigkeit allerdings wird das Gehirn über diesen Zeitraum schlecht durchblutet, so kann es zu dauerhaften Schäden kommen, darunter:

  • neurologischen Störungen wie Sprachstörungen
  • Beeinträchtigung der Sinne oder der Muskelkraft in den Armen oder Beinen

Synkope: Ursachen für die kurze Ohnmacht

Synkopen werden je nach zugrunde liegendem Auslöser in verschiedene Gruppen eingeteilt. Fachleute unterscheiden zwischen:

  • Reflexsynkope oder vasovagale Synkope: Bei der vasovagalen Synkope kommt es zu einer Ohnmacht infolge einer Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems. Dabei reagiert das vegetative Nervensystem auf einen bestimmten Reiz mit Reflexen. Dies führt dazu, dass sich die Blutgefäße erweitern, der Blutdruck stark abfällt (Hypotonie), das Herz langsamer schlägt und das Blut aus dem Kopf in die Beine "sackt". Mögliche Auslöser einer vasovagalen Reflexsynkope sind Sauerstoffmangel oder stickige Luft in Räumen, Kälte, Angst oder Stress, langes Stehen, Schmerzen oder auch Pressen beim Stuhlgang oder Urinieren können auslösende Reize sein.

  • Orthostatisch oder vaskulär bedingte Synkope: Bei dieser Form kommt zu einem Blutdruckabfall durch Änderung der Körperlage, zum Beispiel beim schnellen Aufstehen. Dem autonomen Nervensystem gelingt es nicht, die Gefäße schnell genug zu verengen, um den Blutdruck anzupassen. Das Blut fließt vorwiegend in die Beine, dem Gehirn fehlt es kurzzeitig an Sauerstoff. Sehr schlanke oder auch große Menschen mit niedrigem Puls sind häufiger betroffen. Auslöser können außerdem eine niedrige Spannung in den Beingefäßen oder ein niedriges Blutvolumen sein – durch zu wenig Trinken, Medikamente oder eine Blutspende. Auch Krampfadern oder Nervenschädigungen durch Diabetes mellitus können orthostatische Synkopen verursachen.

  • Herzbedingte oder kardiale Synkope: Herzrhythmusstörungen (Arrhythmie) können die Sauerstoffversorgung des Gehirns beeinträchtigen und zur Bewusstlosigkeit führen. Bei einer Bradykardie schlägt das Herz zu langsam, bei einer Tachykardie schlägt es zu schnell. Die Folge ist, dass nicht mehr genügend Blut in den Kreislauf gepumpt wird und so kurzzeitig zu wenig Sauerstoff ins Gehirn gelangt. Auch andere Erkrankungen des Herzens können zu einem Kreislaufkollaps führen: eine Verengung der Aortenklappe, Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Kardiomyopathie, Herzinfarkt oder Herzfehler. Eine vom Herzen verursachte Ohnmacht kann lebensgefährlich sein.

Weitere Auslöser und Risikofaktoren für eine Synkope

Auch kommt es häufig zu Synkopen während der Schwangerschaft. Durch hormonelle Schwankungen haben Schwangere häufig mit Kreislaufbeschwerden zu kämpfen. Die Blutmenge nimmt zu, die Gefäße weiten sich. Das Herz muss also mehr Arbeit leisten. Gerade in der ersten Hälfte der Schwangerschaft sinkt meist der Blutdruck. Schwankungen des Blutzuckerspiegels können ebenfalls zu Schwindel oder Bewusstseinsstörungen führen.

Im letzten Drittel der Schwangerschaft zeigt sich immer wieder das sogenannte Vena-cava-Kompressionssyndrom: Das ungeborene Kind hat bereits entsprechend an Größe und Gewicht zugenommen und drückt so auf die Vena cava, die untere Hohlvene der Mutter. Dies beeinträchtigt den Blutfluss zum Herzen. Wird ihr Herz nicht mehr ausreichend mit Blut gefüllt, kann dies bei der Schwangeren eine Ohnmacht auslösen. Da die Vena cava hinter der Gebärmutter liegt, ist die Gefahr für eine Bewusstlosigkeit durch längeres Liegen in Rückenlage größer. Deshalb sollten Schwangere beim Liegen die Seitenlage bevorzugen.

Daneben gibt es noch seltenere Ursachen für die Ohnmachtsanfälle:

  • Synkope durch strukturelle Gefäß-/Lungenerkrankungen: Eine Verengung der großen Hauptschlagader (Aortenstenose) oder Lungenerkrankungen wie die Lungenembolie können die Durchblutung und Sauerstoffversorgung stark einschränken und so zu Ohnmachtsanfällen führen.

  • Vom Gehirn ausgehende oder zerebrovaskuläre Synkope: In seltenen Fällen können Probleme des Gehirns – zum Beispiel bei einer Epilepsie – oder der Gefäße, die das Gehirn betreffen, seine schlechte Durchblutung verursachen.

  • Synkopen durch Medikamente: Bestimmte Medikamente und Wirkstoffe können Ohnmachtsanfälle begünstigen oder sogar auslösen. Dazu zählen zum Beispiel Arzneimittel gegen Herzrhythmusstörungen, hohen Blutdruck oder Depressionen sowie Betäubungsmittel wie Alkohol oder K.o.-Tropfen (Gamma-Hydroxybuttersäure).

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Diagnose: Wie findet man die Ursache einer Synkope?

Für die Identifikation der Ursache einer Synkope sind die genauen Umstände sowie mögliche Vorboten des Ohnmachtsanfalls von zentraler Bedeutung, deshalb ist eine gründliche Anamnese unabdingbar für die Diagnose. Wichtig sind dabei etwa Vorerkrankungen, wie häufig es bislang zu einer Synkope gekommen ist sowie der Ort und die Tageszeit des Ereignisses.

Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der etwa mithilfe eines Stethoskops das Herz abgehört wird. Daneben erfolgen weitere diagnostische Maßnahmen, darunter:

  • Puls- und Blutdruckmessung nach dosierter Belastung, etwa nach Ruhe aufstehen oder Treppen steigen (Schellong-Test)
  • EKG
  • Blutgasanalyse
  • Blutzuckermessung
  • Blutuntersuchung auf Nierenfunktionsparameter (etwa Kreatinin, Harnstoff)

Aufschluss kann auch die sogenannte Kipptischuntersuchung geben. Dabei kann man testen, inwiefern sich Blutdruck und Herzfrequenz mit dem Wechsel der Körperhaltung verändern.

Um Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen abzuklären, werden ein Langzeit-EKG sowie ein Ultraschall des Herzens erfolgen. Besonders Patient*innen mit zugrunde liegender Herzerkrankung können schnell zum Notfall werden.

Synkope: Behandlung von Ohnmachtsanfällen

Die Therapie von Synkopen richtet sich nach den jeweiligen Ursachen. Bei orthostatisch bedingter Bewusstlosigkeit ohne sonstige Krankheiten legen Ärzt*innen meist den Fokus auf eine ausreichende Trinkmenge und Salzzufuhr, Stützstrümpfe sowie das Schlafen mit erhöhtem Kopf. Herzbedingte Synkopen müssen kardiologisch behandelt werden. Je nach Erkrankung stehen hier Medikamente bis hin zum Herzschrittmacher zur Verfügung.

Wie kann man Synkopen vorbeugen?

Gibt es bekannte und vermeidbare Auslöser für die Anfälle, wie langes Stehen, heiße Bäder oder stickige Räume, sind diese zu meiden. Kommt es vor einer Synkope zu Vorzeichen, die diese ankündigen, kann es helfen, durch ein Kreuzen und Anspannen der Beine sowie ein Anspannen der Arm- und Bauchmuskulatur Blutdruck und Herzzeitvolumen zu steigern und somit das Ohnmächtigwerden zu verhindern.

Auch Alkohol und Stress sind Faktoren, die es möglichst zu vermeiden gilt. Generell, aber besonders bei einem eher niedrigen Blutdruck, ist es wichtig, das Kreislaufsystem zu trainieren. Regelmäßig Sport treiben sowie Wechselduschen mit kaltem und warmem Wasser regen den Kreislauf an. Wem es beim Aufstehen schwindelig wird, dem hilft Morgengymnastik im Bett und anschließend ein nicht zu überstürztes Aufstehen. Betroffene sollten zudem auf die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit, je nach Temperatur und Tätigkeiten täglich 2 bis 2,5 Liter Wasser, achten.

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