Professionelle Zahnreinigung: Kosten, Nutzen und Ablauf

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Mit guter häuslicher Mundhygiene und gesunder Ernährung können Zähne bis ins hohe Alter erhalten bleiben. Nicht alle Ablagerungen und bakteriellen Beläge (Plaque) lassen sich jedoch mit der Zahnbürste entfernen: An schwer zugänglichen Stellen ist hierzu eine professionelle Zahnreinigung, abgekürzt PZR, in der Praxis eines Zahnarztes erforderlich. Wie sinnvoll eine professionelle Zahnreinigung ist und ob Kosten und Schmerzen auf Sie zukommen, lesen Sie hier.

Professionelle Zahnreinigung
Eine regelmäßig durchgeführte professionelle Zahnreinigung kann Karies und Parodontitis vorbeugen.
©iStock.com/AleksandarGeorgiev

Eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt ist sinnvoll, zusätzlich zur normalen Zahnpflege. Sie erfolgt mithilfe spezieller Instrumente und löst Zahnbelag und Zahnstein von der Zahnoberfläche vollständig ab. Die Reinigung fördert nicht nur die Zahngesundheit, sondern dient auch der Vorbeugung und unterstützenden Behandlung anderer Krankheiten wie Herzkreislauf- oder Magen-Darmerkrankungen.

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Was kostet eine professionelle Zahnreinigung?

Grundsätzlich ist die professionelle Zahnreinigung eine Selbstzahler- oder individuelle Gesundheitsleistung (IGeL): Der Patient muss sie aus eigener Tasche finanzieren. Je nach Abrechnungssatz stellt der Zahnarzt für eine PZR um die 50-150 Euro in Rechnung. Setzt er den 1,0-fachen Satz an, kostet die Reinigung für 28 Zähne zum Beispiel nur 43,96 Euro. Beim 2,3-fachen Satz sind es 101,36 Euro. Wendet der Zahnarzt mit dem Faktor 3,5 einen noch höheren Satz an, muss er das verständlich und nachvollziehbar schriftlich begründen – etwa damit, dass die Reinigung wegen des Zahnzustands seines Patienten außergewöhnlich aufwändig war.

Am besten erkundigt man sich vor der Behandlung, welche Leistungen das Angebot des Zahnarztes genau umfasst und wie hoch die Kosten sind. Viele Krankenkassen erstatten ihren Versicherten sogar die Beträge im Rahmen von Bonusprogrammen teilweise oder ganz. Verbraucherschützer raten Versicherten, bei ihrer Krankenkasse oder ihrem privaten Zahnzusatzversicherer nach einer Übernahme der Kosten zu fragen.

Ist eine  professionelle Zahnreinigung sinnvoll?

Zahnbelag, von Zahnmedizinern als Plaque bezeichnet, bildet sich in dem Moment, in dem Speichel die gereinigte Zahnoberfläche überspült. In Minutenschnelle lagern sich Speicheleiweiße – sogenannte Muzine – an den  Zahnschmelz an und bilden ein Schmelzoberhäutchen. Es hat eine Dicke von etwa 1/1000 Millimeter und enthält zunächst noch wenige Bakterien. Das Schmelzoberhäutchen schützt die Zähne vor dem Einfluss von Säuren.

Doch schon innerhalb weniger Stunden kommt es zur Besiedelung der Zahnoberfläche mit Bakterien, die sich massiv vermehren und ausbreiten. Mineralien werden eingelagert, sodass nach und nach ein harter Zahnbelag entsteht, der sogenannte Zahnstein. Dieser begünstigt die Ausbreitung des bakteriellen Zahnbelags und fördert damit die Entzündung des Zahnhalteapparates, die sogenannten Parodontitis.

Gesunder Zahn und Parodontitis
© iStock.com/ttsz, Lifeline

Bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder einem geschwächten Immunsystem (beispielsweise nach einer Organtransplantation, bei Autoimmunerkrankungen oder bei AIDS) spielt eine gute Mundhygiene eine besonders wichtige Rolle. Die Betroffenen sind in der Regel besonders anfällig für die Entstehung von Karies und Zahnfleischentzündungen, sodass ihnen eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung empfohlen wird. Dies gilt ebenso für Träger von Zahnimplantaten.

Nur mit der konsequenten Entfernung von Plaque und Zahnstein lassen Karies und Parodontose sich langfristig verhindern. Unter Experten ist nach wie vor umstritten, ob dafür eine PZR erforderlich ist: Der Medizinische Dienst des Krankenkassenbunds (MDS) bewertet in seinem IGeL-Monitor die Zahnreinigung deshalb als "unklar", was ihren gesundheitlichen Effekt betrifft. Der MDS begründet das damit, dass sich keine aussagekräftige Studie finden lässt, die den Nutzen der Zahnreinigung beim Zahnarzt eindeutig belegt. Gleichzeitig schade eine professionelle Zahnreinigung aber auch nicht, so der Verband.

Wann sollte keine Zahnreinigung gemacht werden?

Bei Personen mit einem erhöhten Risiko für eine Endokarditis (Herzinnenhautentzündung, zum Beispiel infolge einer künstlichen Herzklappe) darf eine professionelle Zahnreinigung nur dann durchgeführt werden, wenn im Vorfeld Antibiotika eingesetzt werden, um der Ausbreitung von Bakterien im Blut (Septikämie) entgegenzuwirken. Dies kann auch bei  Personen mit geschwächtem Immunsystem, beispielsweise nach Organtransplantation oder bei AIDS, erforderlich sein.

Auch bei Menschen mit erhöhter Blutungsneigung ist besondere Vorsicht geboten. Dies betrifft erblich bedingte Gerinnungsstörungen (Hämophilie, "Bluterkrankheit") ebenso wie die Einnahme blutverdünnender Mittel.

Ablauf einer professionellen Zahnreinigung

Bevor mit der Reinigung der Zähne begonnen werden kann, untersucht der Zahnarzt oder der zahnmedizinische Prophylaxeassistent den Zustand der Zähne. Er stellt dabei fest, welche Zahnbeläge vorhanden sind, ob es Zahnfleischblutungen, Zahnfleischentzündungen oder beginnende Zahnfleischtaschen gibt und ob die Bildung von Zahnbelag durch bestimmte Zahnkonstellationen (Zahnfehlstellungen, Zahnersatz) begünstigt wird. Anhand der Befunde legt wird der Umfang der Behandlung festgelegt. Im Regelfall dauert die professionelle Zahnreinigung beim Erwachsenen etwa eine Stunde.

Zahnreinigung in vier Schritten

Bei der PZR entfernt ein speziell geschultes Praxismitglied weiche und harte Beläge von den Zähnen und reinigt die Zahnzwischenräume sowie Zahnfleischtaschen. Danach werden meist noch alle Zahnflächen poliert und ein fluoridhaltiger Lack aufgetragen, der Karies vorbeugt. Dafür setzt die zahnmedizinische Assistentin unterschiedliche Werkzeuge ein. Die Zahnreinigung erfolgt in vier Schritten:

  1. Grobreinigung: Hierbei wird der Zahnstein mit speziellen Handinstrumenten oder mit Ultraschall großflächig abgelöst.

  2. Feinreinigung: Bei der Feinreinigung werden feine Zahnsteinreste, die noch auf der Zahnoberfläche verblieben sind, abgelöst. Solche feinen Reste bilden leicht den Ausgangspunkt für neue Zahnbeläge und Zahnstein, weshalb sie sorgsam entfernt werden müssen. Hilfsmittel für die Feinreinigung sind Ultraschallgeräte, feine Scaler, Küretten und Feilen.

  3. Politur: Hierbei werden mit Gummikelchen und fluoridhaltigen Polierpasten weiche Zahnbeläge entfernt. Die Zahnoberflächen werden dadurch glänzend und glatt, was die Neubildung von Belägen erschwert.

  4. Pulverstrahlreinigung: Verfärbungen der Zähne, zum Beispiel durch Kaffee, Tee oder Tabak, können mit Pulverstrahlgeräten entfernt werden. Zum Abschluss können fluoridhaltige Gele oder Lacke aufgetragen werden, die als Schutzfilm für den Zahn dienen.

Beratung zur richtigen Mund- und Zahnhygiene

Im Rahmen der professionellen Zahnreinigung erfolgt meist auch eine Beratung zur richtigen Mund- und Zahnhygiene. Dabei wird der optimale Einsatz der Zahnbürste und die Anwendung von Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten erklärt. Bei manchen Menschen bietet sich auch die Benutzung eines Zungenreinigers an.

Nebenwirkungen: Schmerzen bei der Zahnreinigung?

Die gesamte Behandlung ist zwar unangenehm, jedoch erträglich. Eine Betäubung ist nicht nötig. Die PZR tut in der Regel nicht weh. Bei einer akuten Zahnfleischreizung oder Zahnfleischentzündung kann es während der Behandlung beim Zahnarzt jedoch zu leichten Schmerzen kommen. Diese klingen in der Regel kurz nach der Zahnreinigung wieder ab.

Manchmal kommt es auch zu leichtem Zahnfleischbluten, welches durch kleine Verletzungen am Zahnfleisch entsteht und nicht mit dem Bluten bei entzündetem Zahnfleisch zu vergleichen ist. Problematisch sind solche Blutungen jedoch in der Regel nur für Personen mit erhöhter Blutungsneigung, zum Beispiel infolge einer erblich bedingten Gerinnungsstörung oder durch die Einnahme blutverdünnender Mittel.

Wie bei jeder sonstigen zahnmedizinischen Behandlung besteht auch bei der professionellen Zahnreinigung das Risiko, dass Krankheitserreger, speziell Bakterien aus der Mundschleimhaut in die Blutbahn dringen und sich im Körper ausbreiten (Septikämie).

Bei Trägern einer künstlichen Herzklappe kann es dazu kommen, dass sich die ins Blut geschwemmten Bakterien auf der Herzklappe ansammeln und eine Entzündung der Herzinnenhaut, eine sogenannte Endokarditis, hervorrufen. Bei stark geschwächtem Immunsystem kann eine Septikämie zur Blutvergiftung (Sepsis) mit schweren Infektionssymptomen führen.

Wie oft sollte eine PZR erfolgen?

Bei Personen mit guter Zahngesundheit und geringem Risiko werden jährliche oder halbjährliche Termine zur professionellen Zahnreinigung empfohlen. Besteht hingegen ein erhöhtes Risiko für Karies oder Parodontitis – etwa bei Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus – können unter Umständen häufigere Reinigungen sinnvoll sein. Dies gilt auch für Menschen mit Zahnimplantaten sowie für Personen, bei denen ungünstige Mundhygienebedingungen herrschen, Zahnfleischtaschen oder eine Neigung zu vermehrter Zahnsteinbildung oder Verfärbungen besteht.

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